Viel zu wenig Maiden hier... der IRON MAIDEN-Thread

Eigentlich habe ich mir ja vorgenommen, zu Fear Of The Dark nix zu schreiben... aber bei so viel haarsträubenden Unsinn, den ich hier zu einigen Songs lesen musste, ist es an der Zeit, hier mäßigend einzuschreiten:

FEAR OF THE DARK

Datum: 11.05. 1992
Produzent: Martin "The Juggler" Birch & Steve Harris
Studios: Barnyard Studios, Essex
Tontechniker: Mick McKenna
Mixing: Martin Birch & Steve Harris
Cover: Melvyn Grant

Bisher habe ich, soweit ich weiss, in keiner meiner Rezensionen für einen Song weniger als 7 Punkte vergeben. Denn 7/10 ist ja bekanntlich kurz vor Dreck. Ab nun folgen die Alben von Maiden, bei denen ich wesentlich gnadenloser bewerten werde.

Lange Zeit ging es dem Album Fear Of The Dark bei mir ähnlich, wie Piece Of Mind oder dem Debutalbum. Ich kannte lediglich den Titelsong als beeindruckend magische Liveversion von der Best Of The Beast und Be Quick Or Be Dead. Das Album selbst habe ich mir erst ein oder zwei Jahre später gekauft, da ich irgendwie ahnte, dass Fear Of The Dark als Titelsong alle anderen Songs überragen müsse und kein anderes Lied dieses Albums an diesen heranreichen könne. Teilweise behielt ich auch Recht, aber eben nur teilweise.

Als ich mir Fear Of The Dark gekauft habe, wurde bereits die Reunion von Iron Maiden mit Bruce und Adrian angekündigt. Ich glaube, es war zur selben Zeit, als ich auch Piece Of Mind zum ersten Mal zu Hören bekam, nachdem die Schallplatte bei mir im Regal thronte und ich spekulierte, wie dieser und jener Song wohl klingen mag. Diese Vorfreude, gemischt mit Neugierde, obskuren Vermutungen und einer gewissen Hibbeligkeit, das Album endlich kennen zu lernen, war aber bei Fear Of The Dark nicht ganz so groß, wie bei Piece Of Mind. Einige Dinge faszinierten mich aber an dem Album. Das Bandlogo, der charakteristische Schriftzug war vertikal auf dem Cover platziert und nicht horizontal. Eddie als lebender Baum, so eine Art Ent oder Huorn, wie der gemeine Geek sie aus Herr Der Ringe kennt, hatte dann doch eine gewisse Faszination auf mich ausgeübt und die Tatsache, dass es das letzte und aktuellste Maidenalbum mit Bruce war. Den Titelsong bekam ich ja, wie eben erwähnt, auf der Best Of The Beast 1996 zu hören und hat mich in seiner nervenzerreissenden Intensität und Urgewalt ziemlich platt gewalzt. Das war natürlich, bevor ich nach der Jahrtausendwende fast jedes Wochenende in Metalkneipen verbracht habe und den Song bis zur Unerträglichkeit mit besoffenen Wochenendmetallern teilen und erdulden musste, von denen ich überzeugt bin, dass sie ausser Run To The Hills und eben Fear Of The Dark von Maiden nichts kennen würden. Lief dann von Maiden tatsächlich mal ein anderer Song als einer von den beiden genannten, etwa Where Eagles Dare, Sea Of Madness oder The Prisoner, war ich dann wie befürchtet der einzige Geek, der auf der Tanzfläche dazu abging und dann sogar noch von einzelnen Ahnungslosen gefragt wurde, welche Band und welcher Song das denn sein. An die Wand. Man muss sich als Metaller im Ruhrgebiet ja heute beinahe schon schämen, zuzugeben, dass man die Freitage ab 21 Uhr im Bottroper Cage Club vergeudet hat. Damals um 2004 herum war der Cage eine angesagte und seltene Adresse für Metaller aus ganz NRW, die teilweise aus Aachen oder Bielefeld angereist sind, um DJ Rocky, der übrigens eine frappierende Ähnlichkeit mit Rock Hard Götz hat beim CD-Wechseln zuzuhören. Heute ist der Cage eine abgewrackte Kellerbar mit kleinen Gören, die dort für wenig Geld viel saufen wollen: In der Happy Hour zwischen 21 und 24 kostet ein Bier oder ein Longdrink nur einen Euro und bei 5 Euro Mindestverzehr hat man für wenig Geld einen großen Effekt auf seinen Gleichgewichtssinn und seine Leberwerte erzielt. Heute haben Läden wie das Turock oder das Helvete dem Cage in Sachen Professionalität den Rang abgelaufen, aber diese Freizeit-Gelegenheitsmetaller findet man inzwischen auch dort. Viele Erinnerungen verbinde ich mit dem Laden, untrennbar assoziiert eben mit Fear Of The Dark in seiner Liveversion von der Best of The Beast. Mein erstes Maidenshirt war ein Fear Of The Dark Shirt, das inzwischen so verwaschen ist, dass man rudimentär noch das Bandlogo entziffern kann und der Baum gewordene Eddie nur noch als diffuse, amorphe Farbmasse auszumachen ist.

Als ich das Album zum ersten Mal gehört habe, war ich absolut geplättet vor der brachialen Härte des Albums, das so vollkommen unpeinlich wirkte. Ende der 90er wurde man als Fan von Maiden in der Schule noch gemobbt. Für Fear Of The Dark als Schlag in die Fresse des Popmainstreams aber musste man sich als Maidenfan nicht schämen. Daher schätzte ich das Album in dieser Zeit wesentlich höher ein, als heute. Eine kurze Anekdote fällt mir noch ein. Das Album wurde am 11. Mai 1992 veröffentlicht. Das war ein Tag nach dem 18 Geburtstag meines Bruders. Die Feier fand am Tag des Releas im Partykeller statt und draussen war es sehr stürmisch. Um Mitternacht knallte dann ein sieben Meter langer und einen halben Meter langer Ast der Kastanie, die vor unserem Haus steht, auf die Strasse und begrub das Auto eines der Gäste meines Bruders unter sich... Das war schon gruselig damals und in Anbetracht des Albumcovers wirkt das jetzt ganz Anders auf mich *g*

1. Be Quick Or Be Dead ist ein nackenbrechender Schädelspalter, der härter ist, als Alles was Maiden vorher oder danach aufgenommen haben. Schnell und Kompromisslos gibt es einen auf die Fresse, als würde man sogar noch Anlauf nehmen, wenn jemand mit dem Baseballschläger ausholt, um einem das Gesicht etwas umzumodellieren. Aber ich habe hier an anderer Stelle ja mal betont, dass im Metal Härte nicht Alles ist und die härtesten Songs nicht notwendigerweise die besten sein müssen. Dieser Song ist ein trauriges Beispiel. Die Gitarrenläufe sind ausserordentlich schnell und flink, das Drumming von McBrain sehr wuchtig, aber irgendwie auch stumpf. Was mir hier am schlimmsten sauer aufstösst, ist der Gesang von Bruce Dickinson, wenn man es denn Gesang nennen kann. Er klingt, als hätte er zu scharf gegessen und gleichzeitig auch noch eine Mandelentzündung. Das ist eine ziemliche Frechheit, was er hier abliefert, ein eher atonales Fauchen und Keifen. Im Kontext dieses sehr bissigen, politischen und elitekritischen Textes macht das aber noch halbwegs Sinn. Die Soli von Janick Gers und Dave Murray sowie der eben gelobte Text sind die Höhepunkte dieses Songs, der mit dem Kopf durch die Wand will. Leider für mich nur 7 / 10 Punkten. Von diesen bissigen sozialkritischen Songs gefällt mir Man On The Edge oder auch Public Enema sehr viel besser.

2. From Here To Eternity zeigt Maiden dann von ihrer abgehangenen, coolen und AC/DC-lastigen Strassenköter-Seite. Damals fand ich dieses Lied saugeil, es war groovy, eingängig, und hart. Objektiv gesehen kann ich ob dieser damaligen Meinung heute nur den Kopf schütteln, denn dieses Lied ist sowas von unfassbar plump, stumpf und hochnotpeinlich, dass es fast schon eine Tragödie ist, dass er textlich den Abschluss und das Finale der Charlotte The Harlotte Tetralogie darstellt. Ein siffiges Monstrum, der klassische Harley Davidson Proletensong für angehende Bandidos, denen alle anderen Songs von Maiden vielleicht zu intelligent sind. Hervorzuheben ist hier nur das zugegeben ziemlich furiose Solo, der Refrain ist eine Frechheit von AC/DC Plagiat, der unwürdig ist für eine Band vom Formate Maidens. Tut mir leid, aber 5,5 / 10 ist hier noch geschönt. Für mich einer der absoluten Tiefpunkte im Schaffen von Maiden.

3. Afraid To Shoot Strangers ist dann endlich nach diesen beiden verhältnismässigen Rohrkrepierern der Befreiungsschlag und der musikalische Beweis, dass man es hier trotz aller Abwendung von 80er Monumentalepik immer noch mit Maiden zu tun hat. Ein ruhiges und sehr atmosphärisches Gitarrenintro mit leicht keltisch angehauchter Grundstimmung, welches eine Art von Suspense aufbaut: Eine schwebende Spannung, eine Art unheilvolles Flirren. Der akustische Bass von Steve knarzt hier so herrlich erdig, die Keyboards klingen wundervoll und Bruce nach wie vor raue, aber immerhin gefühlvolle Stimme, der Schunkelrhythmus der Drums, die mit sehr viel Hall auf der Snare unterlegt wurden und in ihrer Simplizität an das Drumming von Clive auf der Number Of The Beast erinnern, machen das Lied zu einem aus diesem Album herrausragenden Glanzlicht. Maiden haben es also noch drauf, faszinierende Songs zu komponieren mit ihrem unnachahmlichen Gespür für Dramatik und Hochspannung. Sobald Bruce den ganzen Text mit seiner rauchigen Bar Stimme dem Hörer so erotisch lechzend ins Ohr gehaucht hat, gewinnt das Lied an Schubkraft mit erhabenen Melodiebögen, die allesamt sehr mittealterlich und keltisch klingen, wie das Intro auch. Dazu röhrt noch herrlich plärrend laut eine Hammondorgel, allerdings nicht so peinlich, wie bei Angel And The Gambler. Wonne! Die Achterbahn-Soli, der ganze instrumentelle Parforceritt in der Mitte, machen All das wieder wett, was man bei den beiden miesen Songs davor vermisst hat. Maiden sind also trotz erster Anzeichen kompositorischer Schwäche nach wie vor im Geschäft. 10/10 für diesen malerisch schönen Ohrenschmaus. Meine Begeisterung, dieses Lied letztes Jahr live erleben zu können, kann ich kaum in Worte fassen. Der erste der moralinsauren Antikriegssongs von Maiden mit dem erhobenen Zeigefinger, kein deskriptiv wertfreies oder kryptisch verschlüsseltes Schlachtengetümmel wie The Trooper, 2 Minutes To Midnight oder Aces High, sondern die Introspektive in den Akteur der Kriegshandlung hinein. Brillant!

4. Fear Of The.... ach nee, Is The Key! Janick Gers Faible für Led Zeppelin und leicht orientalisch angehauchter Jimmi Page Ästhetik kommt hier voll zum Tragen in diesem ungewöhnlichen, dennoch treibenden, stellenweise humpelnden Midtempo-Schleicher, der wohl das darstellen soll, was Kashmir für Led Zeppelin damals war. Zumindest ist es Janick Gers Versuch, einer Neuinterpretation dieses Motivs. Oftmals wird dieses Lied als Schwachpunkt von Fear Of The Dark dargestellt. Ich sehe das nicht so. Im Gegenteil wildern Maiden hier mal wieder in unbekannten Gewässern, ohne im Trüben zu fischen. Einen solchen Song hat es von Maiden noch nicht gegeben bis dahin. An einzelnen Stellen wirkt das Lied etwas zerfahren, vor Allem im akustischen, aber sehr zappeligen Mittelteil, wo Bruce nur Lies And Lies And Lies And Lies singt. Das darauffolgende Solo wirkt sehr befreiend und unglaublich erhaben, ebenfalls orientalisch und wehklagend. Janick Gers ist trotz aller Kritik ein hervorragender Gitarrist. Der Refrain ist ebenfalls überdurchschnittlich und macht die etwas rumpeligen Strophen wieder wett. Sicherlich kein absoluter Höhepunkt im Schaffen von Maiden, aber eine sehr interessante, starke und sperrige Nummer, die man von Maiden so nicht erwartet hätte. Ein starker Song, ich vergebe 8,5 /10 mit leichter Tendenz zur 9/10.

5. Childhoods End – wieder diese wonnigen, herrlichen, üppigen keltisch angehauchten Melodien, die Maiden auf der Fear Of The Dark zum ersten Mal so genüsslich durchexerzieren, dazu hektische Kriegstrommeln auf den Toms. Die Melodiebögen, die sich durch den Song ziehen, haben für mich sehr starke Ähnlichkeit mit Jethro Tull. Zum ersten Mal seit Piece Of Mind lässt Steve Harris hier wieder seine Helden der Kindheit durchschimmern und übernimmt Versatzstücke aus der folkigen Spätsiebzigerphase von Tull, vornehmlich erkenne ich deutliche Remineszenzen an Stormwatch von 1979. Der Rhythmus dieses Songs ist sehr ungewöhnlich, das Drumming während der Strophen ist recht proggy und erinnert an den Rhythmus von The Clairvoyant. Die Kriegstrommeln schimmern während des Refrains wieder durch. Zum ersten Mal klingt Bruce Stimme nicht mehr ganz so furchtbar rauchig, sondern lässt die alte operettenhafte Genialität während des traurigen Refrains aufkommen, die man seit Anfang der 90er bei ihm so vermisst hat. Das Lied verbreitet wie auch Afraid To Shoot Strangers eine sehr melancholische und nachdenkliche Atmosphäre, was von den keltischen Melodien deutlich unterstrichen und betont wird. Für mich ist dieses Lied das heimliche Highlight dieses Albums. Leider nie live gespielt, unfassbar kraftvoll, treibend, melodisch und schwelgend. 10/10. Ich bekomme jedesmal eine Gänsehaut. Vielleicht der beste Song mit Bruce aus den 90ern.

... to be continued...
 
6. Wasting Love ist dann der in meinen Augen nicht ganz so gut gelungene Versuch einer Liebesballade im Guns N Roses Stil. Während der Strophen scheint sich Bruce stellenweise gesanglich auch ein wenig an Axl Rose zu orientieren. Das Lied beginnt mit einer recht unbekümmerten Melodie auf den E-Gitarren, während die Strophen rein akustisch untermalt sind. Allerdings muss ich sagen, dass in diesem Lied nicht sehr viel passiert. Der Refrain ist schon irgendwie sehr großartig und die Strophen sind auch nicht wirklich schlecht. Aber mehr passiert in diesem Lied dann doch nicht. Für einen Song, der an der sechs Minuten Grenze knabbert, ist das schon sehr wenig. Da hätte man ruhig etwas strafferes schaffen können. Mich lässt dieses Lied kalt und erzeugt nicht die gleiche Gänsehaut, wie Afraid To Shoot Strangers, Childhoods End oder Stranger In A Strange Land seinerzeit. Gemächlich plätschert dieses Lied so vor sich hin, wie Kerzenwachs, das den Tisch heruntertropft. 7/10 mit leichter Tendenz nach unten bei mir.

7. The Fugitive ist dann nach dieser kleinen Atempause wieder ein weiterer Höhepunkt. Dramatisch, spannend, abwechslungsreich, melodisch und zugleich hart. Das Lied beginnt mit Kriegstrommeln und einem düsteren Riff, welches dann von ruhigeren Gitarrenparts abgelöst wird. Mir fällt auf, dass Nicko auf dem Album generell die Toms sehr viel häufiger einsetzt, als auf allen anderen Songs davor. Auch dieses Lied hat stellenweise eine leicht mittelalterlich angehauchte Grundstimmung, allerdings wirken die Melodien nicht sehr keltisch auf mich. Die ruhigen Gitarrenparts während der ersten Strophe nehmen ein wenig das vorweg, was Maiden drei Jahre auf The X Factor gemacht haben: Das Aufbauen einer bedrückenden und beklemmenden Stimmung. Hier aber entlädt sich diese schwebende Spannung schnell in einem eindrucksvollen, von intelligenten rhythmischen und melodischen Winkelzügen durchsetzten Song, der textlich den Film und die Serie „Auf der Flucht“ behandelt. Der instrumentale Mittelteil ist dann wieder Maiden-Finesse galore. Absolut großartig, wie die Keyboards im Hintergrund schweben, während das Riff weiter gespielt wird nach dem Solo. Dann wieder diese düsteren, mittelalterlichen Melodien, ehe dann vor dem zweiten Solo ein mörderischer Groove einsetzt. Ich finde dieses Lied absolut mitreissend und fesselnd wie kaum einen Maidensong aus den 90er. Toller Refrain, toll gesungene Strophen, überragende Spannung, Spiel und Schokolade. Das Lied ist ein Überraschungsei, eine geheime und sträflichst unterbewertete Perle im Fundus der Band. Auch hier sind 10/10 Punkten absolut angemessen, allerdings mit hauchdünner Tendenz nach unten.
Bämm!

8. Chains Of Misery – auch Dave Murray darf sich mal wieder austoben mit seinem Faible für bluesige Stimmungen. Das Lied beginnt mit einem Drum-Stakkato, das ein wenig an das Intro von Long Live Rock N Roll erinnert, nur irgendwie wilder. Es gibt ja nicht sehr viele Songs von Maiden, die eine gewisse Blues-Stimmung verbreiten und dieses gehört dazu. Allerdings auf sehr subtile Weise, denn ruhig und getragen ist das Lied nicht. Es ist ziemlich brachial runtergebolzt und schleift den Hörer im höheren Midtempobereich mit sich über den rauen Asphalt. Auf No Prayer For The Dying hätte dieses Lied mit seiner urbanen Attitüde sehr gut hingepasst. Tolle und gefühlvolle Soli von Murray in der etwas ruhigeren Mitte, die an gute alte Drifter / 22 Acacia Avenue / Prodigal Son Zeiten erinnern. Insgesamt lässt mich das Lied aber etwas ratlos zurück. Ich würde es aber noch im oberen Mittelfeld des Albums zuordnen. 7,5/10 mit dezenter Tendenz nach oben. Oder nach unten. Das wechselt bei mir mit der Stimmung.

9. The Apparition ist ein würdiger Kandidat für den Titel des schlechtesten Maidensongs. Das Lied beginnt unvermittelt direkt mit dem sofort einsetzenden Gesang Bruce Dickinsons, der sich hier irgendwie durch diesen Song zu rappen versucht. Das Lied humpelt irgendwie vor sich hin, ohne dass irgendwas passiert. Einen Refrain gibt es nicht, obwohl ich das nicht unbedingt als Schwäche bezeichnen würde: Wir wissen ja, wie viele großartige Songs von Maiden ohne Refrain ausgekommen sind: Infinite Dreams, To Tame A Land, Phantom Of The Opera, Hallowed Be Thy Name... dieses Lied besteht aber nur aus dem gleichen, sich ewig wiederholenden Motivs der gesungenen Strophen und wird nur dort aufgewertet, wo Bruce endlich die Klappe hält. Der instrumentelle Mittelteil des Liedes ist in der Tat sehr ansehnlich und tönt überraschend gut nach diesem Totalausfall. Das Lied klingt irgendwie zwischen lässig und lustlos, überschreitet die Grenze zu letzterem aber sehr oft. Ohne den instrumentalen Mittelteil mit den ziemlich raffinierten Soli würde ich keine 3 /10 Punkten vergeben. So aber rettet sich das Lied auf knappe 5/10 Punkten mit dezenter Tendenz nach oben. Bis hierhin auf jedenfalls der schlechteste Maidensong nach Invasion. Was habt Ihr Euch dabei gedacht, Steve & Janick? Frechheit!

10. Judas Be My Guide – dieses Lied geht ziemlich komromisslos nach vorne. Es ist neben Futureal und Wrathchild das kürzeste Maidenlied mit Gesang. Aber in den knappen drei Minuten passiert hier mehr, als man sich vorstellen kann. Es beginnt knackig mit einem sehr dramatischen Intro, dass sehr kurz gehalten ist und begleitet von einem sehr freigiebigen Solo Murrays in den eigentlichen Song überleitet. Das Tempo ist recht flott, aber bei weitem nicht so schnell wie Be Quick Or Be Dead. Das hier wäre der sehr viel bessere Opener gewesen für das Album. Herrlich oldschool soliert Murray wie damals bei Another Life durch den ganzen Song. Me gusta! Die Strophen sind ebenfalls sehr knapp ausgefallen, der Refrain ist jedoch eine ausserordentlich eingängige Hirnfräse. Tolle Melodien, dramatischer Gesang in den Strophen, konstant geile Soli... Herz, was willst Du mehr? 9,5/10

11. Weekend Warrior beginnt mit einem sehr zurückhaltenden und unbekümmerten akustischen Intro, das aber von Bassdrum begleitet wird und dadurch recht flott wirkt. Dann, ZACK geht das Lied über in einem sehr simplen Rockstampfer, der vom unterirdischen Gesang Bruce Dickinson her schon stark an From Here To Eternity erinnert. Ein sehr räudiger Strassenkötersong ohne Schnörkel, möchte man meinen. Den Gesang während der Strophen möchte ich schon fast als Rap bezeichnen, als eine Art Schimpftirade Dickinsons. Doch ganz so mies wie From Here To Eternity ist das Lied dann doch nicht, denn im Übergang zum sehr gelungenen Refrain wurde eine recht ruhige und raffiniert melodische Bridge eingebaut, die das ganze gemeinsam mit dem Refrain aufwertet. Riff und Rhythmik während der Strophen wirken auf mich intermettierend und abgehackt, ähnlich wie ein Morsecode oder ein New Metal Song, nur sechs Jahre bevor das Genre in seiner Blütezeit stand. Wie erwähnt reissen Bridge und Refrain auf überraschend großartige Weise die doch leider unterirdische Strophen mehr als heraus. Knappe 7,5 /10 mit leichter Tendenz nach unten kann man schon noch geben. Das Lied handelt von Fussballhooligans, die am Wochenende zu einem ganz anderen Mensch werden, als sie werktags sind. Dazu passt vielleicht auch diese läusebefallene Siff-Attitüde des Songs. Die Bridge und der Refrain wirken sehr ironisch und sarkastisch auf mich, vielleicht sind sie deswegen so ruhig und getragen, bzw. so hymnisch, um den Inhalt der Strophen durch Spott zu kontrastieren. Irgendwie clever.

12. Fear Of The Dark ist dann das Ausrufezeichen dieses sehr durchwachsenen Albums, wo sich viel Licht neben viel Schatten tummelt. Ohne dieses Lied würde trotz einzelner überragender Songs das Album einen ähnlichen Stand haben, wie No Prayer For The Dying. Die düstere Atmosphäre und die kompromisslose Härte des Albums, auf jeden Fall das Härteste, was Maiden seit Number Of The Beast gemacht haben, wird hier auf dramatische Weise kulminiert in einem Song, der als Klassiker in die Bandgeschichte eingegangen ist, aus keinem Livekonzert wegzudenken ist, den ich aber trotzdem noch sehr mag, ist er doch wirklich großartig und clever komponiert. Der Abnutzungseffekt durch mitgröhlende Wochenend-Metalfans im Cage Club oder durch ahnungsloses Eventpublikum bei Open Air Konzerten kann die Qualität dieses Stücks nicht schmälern. Es ist ein sehr düsteres, beinahe gruseliges Lied, aber nicht traurig oder melancholisch. Langsame und getragene, beinahe balladeske Passagen tummeln sich hier neben rasanten und düsteren Riffgewittern, treibenden Midtempogrooves und gänsehauterregenden Melodien. Klar kann ich dieses Lied live nicht mehr hören, weil man das Gefühl hat, die gesamte Discographie von Maiden wäre bedeutungslos, denn es gibt ja dieses eine Lied, was Alle hören wollen. Dadurch werden objektiv gesehen bessere Songs degradiert. Aber als Studioversion höre ich es sehr gerne, es ist stimmungsvoll, atmosphärisch, ausladend, theatralisch, hart und brachial und zugleich sanft, schnell und langsam... Es ist das Hallowed By Thy Name der 90er, nur eben nicht ganz so gut. Im Studiokontext 10/10 wegen der wirklich überragenden, spannenden Melodien und Stimmungen, die hier aufgebaut und suggeriert werden. Der treibende, etwas langsamere Soloteil in der Mitte ist für mich der schaurig-schöne Höhepunkt, da bekomme ich jedesmal eine Gänsehaut. Live wird der durch gröhlende Besoffskis leider immer kaputtgeschrien, aber diese Melodien betteln regelrecht nach einer derartigen Ausschlachtung von den Fans. Wegen des Abnutzungseffektes leider 0,5 Punkte Abzug. Summa sumarum aber immer noch dicke 9,5 Punkte.

So hätte No Prayer For The Dying klingen können. Der Sound klingt direkt, brutal, wuchtig und erinnert an Number Of The Beast oder Killers zehn Jahre zuvor. Es ist Martin Birchs Vermächtnis, denn nach Fear Of The Dark hat er sich komplett vom Mischpult zurückgezogen. 11 Jahre hat er Maiden klanglich verfeinert und hielt den Punkt für gekommen, sich aufs Altenteil auszuruhen. Legionen an Bands hat er im Studio begleitet. Deep Purple, Black Sabbath mit Dio, Rainbow mit Dio, Blue Öyster Cult... mit diesem Album beginnt sein wohlverdienter Ruhestand. Die filigranen Nuancen im Klang der Band gehen natürlich bei einem solch direkten Sound eher unter. Rhythmisch spielt Nicko McBrain eher zurückhaltend und simpel, wie es auch zum Sound passt. Der Bass ist leider stellenweise nur ein Klackern, die Gitarren aber sehr gut nach vorne gemischt und gut in Szene gesetzt. Für No Prayer gab ich acht Punkte. Hier sind durchaus 8,0 / 10 Punkten drin. Theoretisch könnten es neun Punkte sein, aber peinliche Abschmierer wie FHTE oder The Apparition verhindern das leider. Wie aus einem Guss wirkt das Album daher nicht. 12 Songs sind eindeutig zu viel und die zwei Stinker hätte auch keiner vermisst.

1. Be Quick Or Be Dead
2. Judas Be My Guide
3. Afraid To Shoot Strangers
4. Fear Is The Key
5. Childhoods End
6. The Fugitive
7. Chains Of Misery
8. Wasting Love
9. Weekend Warrior
10. Fear Of The Dark

So sehe für mich die ideale Songreihenfolge aus. Das Album hätte dadurch sehr viel mehr wie aus einem Guss gewirkt. Schade, dass man wirklich Alles, was man aufgenommen hat, mit aufs Album packen musste.

Derek Riggs zeichnete zum allerersten Mal in der Geschichte von Maiden nicht verantwortlich für das Cover. Sein nicht ganz so gelungener Entwurf für das Album wurde leider verworfen und durch die düstere Illustration von Melvyn Grant ersetzt. Dieser illustrierte auch die Cover von Virtual XI und Final Frontier. Fear Of The Dark markierte dann in dreierlei Hinsicht das Ende einer Ära bei Maiden: Bruce, Derek Riggs, Martin Birch haben das Handtuch geworfen....
 
12. Fear Of The Dark ist dann das Ausrufezeichen dieses sehr durchwachsenen Albums, wo sich viel Licht neben viel Schatten tummelt. Ohne dieses Lied würde trotz einzelner überragender Songs das Album einen ähnlichen Stand haben, wie No Prayer For The Dying. Die düstere Atmosphäre und die kompromisslose Härte des Albums, auf jeden Fall das Härteste, was Maiden seit Number Of The Beast gemacht haben, wird hier auf dramatische Weise kulminiert in einem Song, der als Klassiker in die Bandgeschichte eingegangen ist, aus keinem Livekonzert wegzudenken ist, den ich aber trotzdem noch sehr mag, ist er doch wirklich großartig und clever komponiert. Der Abnutzungseffekt durch mitgröhlende Wochenend-Metalfans im Cage Club oder durch ahnungsloses Eventpublikum bei Open Air Konzerten kann die Qualität dieses Stücks nicht schmälern. Es ist ein sehr düsteres, beinahe gruseliges Lied, aber nicht traurig oder melancholisch. Langsame und getragene, beinahe balladeske Passagen tummeln sich hier neben rasanten und düsteren Riffgewittern, treibenden Midtempogrooves und gänsehauterregenden Melodien. Klar kann ich dieses Lied live nicht mehr hören, weil man das Gefühl hat, die gesamte Discographie von Maiden wäre bedeutungslos, denn es gibt ja dieses eine Lied, was Alle hören wollen. Dadurch werden objektiv gesehen bessere Songs degradiert. Aber als Studioversion höre ich es sehr gerne, es ist stimmungsvoll, atmosphärisch, ausladend, theatralisch, hart und brachial und zugleich sanft, schnell und langsam... Es ist das Hallowed By Thy Name der 90er, nur eben nicht ganz so gut. Im Studiokontext 10/10 wegen der wirklich überragenden, spannenden Melodien und Stimmungen, die hier aufgebaut und suggeriert werden. Der treibende, etwas langsamere Soloteil in der Mitte ist für mich der schaurig-schöne Höhepunkt, da bekomme ich jedesmal eine Gänsehaut. Live wird der durch gröhlende Besoffskis leider immer kaputtgeschrien, aber diese Melodien betteln regelrecht nach einer derartigen Ausschlachtung von den Fans. Wegen des Abnutzungseffektes leider 0,5 Punkte Abzug. Summa sumarum aber immer noch dicke 9,5 Punkte.

Mir gefällt die Live-Version z.B, auf der "Rock in Rio" deutlich besser als die Studioversion des Songs. Und zwar weil die Performence von Dickinson einfach viel besser ist. Auf der Studioversion sing er vor allem den ruhigen Teil lustlos und eindimensional, während auf den Liverversionen ab 2000 Dickinson diesen Teil wesentlich lebendiger singt.

Das gleiche Problem gibt es bei "Afraid To Shoot Strangers". Ab dem Zeitpunkt, wenn die Lead-Gittarren einsetzen, ist das ein Übersong. Doch im ruhigen Teil, der immerhin fast 3 Minuten dauert, singt Dickinson dermaßen schwach, dass das den Song schon stark abwertet. Ich habe deswegen immer gehofft, dass von der "Maiden England"-Tour 2012/2013 eine offizielle Liveveröffentlichung gibt mit einer wesentlich besser gesungen Version von "Afraid To Shoot Strangers".
 
6. Wasting Love ist dann der in meinen Augen nicht ganz so gut gelungene Versuch einer Liebesballade im Guns N Roses Stil. Während der Strophen scheint sich Bruce stellenweise gesanglich auch ein wenig an Axl Rose zu orientieren. Das Lied beginnt mit einer recht unbekümmerten Melodie auf den E-Gitarren, während die Strophen rein akustisch untermalt sind. Allerdings muss ich sagen, dass in diesem Lied nicht sehr viel passiert. Der Refrain ist schon irgendwie sehr großartig und die Strophen sind auch nicht wirklich schlecht. Aber mehr passiert in diesem Lied dann doch nicht. Für einen Song, der an der sechs Minuten Grenze knabbert, ist das schon sehr wenig. Da hätte man ruhig etwas strafferes schaffen können. Mich lässt dieses Lied kalt und erzeugt nicht die gleiche Gänsehaut, wie Afraid To Shoot Strangers, Childhoods End oder Stranger In A Strange Land seinerzeit. Gemächlich plätschert dieses Lied so vor sich hin, wie Kerzenwachs, das den Tisch heruntertropft. 7/10 mit leichter Tendenz nach unten bei mir.

7. The Fugitive ist dann nach dieser kleinen Atempause wieder ein weiterer Höhepunkt. Dramatisch, spannend, abwechslungsreich, melodisch und zugleich hart. Das Lied beginnt mit Kriegstrommeln und einem düsteren Riff, welches dann von ruhigeren Gitarrenparts abgelöst wird. Mir fällt auf, dass Nicko auf dem Album generell die Toms sehr viel häufiger einsetzt, als auf allen anderen Songs davor. Auch dieses Lied hat stellenweise eine leicht mittelalterlich angehauchte Grundstimmung, allerdings wirken die Melodien nicht sehr keltisch auf mich. Die ruhigen Gitarrenparts während der ersten Strophe nehmen ein wenig das vorweg, was Maiden drei Jahre auf The X Factor gemacht haben: Das Aufbauen einer bedrückenden und beklemmenden Stimmung. Hier aber entlädt sich diese schwebende Spannung schnell in einem eindrucksvollen, von intelligenten rhythmischen und melodischen Winkelzügen durchsetzten Song, der textlich den Film und die Serie „Auf der Flucht“ behandelt. Der instrumentale Mittelteil ist dann wieder Maiden-Finesse galore. Absolut großartig, wie die Keyboards im Hintergrund schweben, während das Riff weiter gespielt wird nach dem Solo. Dann wieder diese düsteren, mittelalterlichen Melodien, ehe dann vor dem zweiten Solo ein mörderischer Groove einsetzt. Ich finde dieses Lied absolut mitreissend und fesselnd wie kaum einen Maidensong aus den 90er. Toller Refrain, toll gesungene Strophen, überragende Spannung, Spiel und Schokolade. Das Lied ist ein Überraschungsei, eine geheime und sträflichst unterbewertete Perle im Fundus der Band. Auch hier sind 10/10 Punkten absolut angemessen, allerdings mit hauchdünner Tendenz nach unten.
Bämm!

8. Chains Of Misery – auch Dave Murray darf sich mal wieder austoben mit seinem Faible für bluesige Stimmungen. Das Lied beginnt mit einem Drum-Stakkato, das ein wenig an das Intro von Long Live Rock N Roll erinnert, nur irgendwie wilder. Es gibt ja nicht sehr viele Songs von Maiden, die eine gewisse Blues-Stimmung verbreiten und dieses gehört dazu. Allerdings auf sehr subtile Weise, denn ruhig und getragen ist das Lied nicht. Es ist ziemlich brachial runtergebolzt und schleift den Hörer im höheren Midtempobereich mit sich über den rauen Asphalt. Auf No Prayer For The Dying hätte dieses Lied mit seiner urbanen Attitüde sehr gut hingepasst. Tolle und gefühlvolle Soli von Murray in der etwas ruhigeren Mitte, die an gute alte Drifter / 22 Acacia Avenue / Prodigal Son Zeiten erinnern. Insgesamt lässt mich das Lied aber etwas ratlos zurück. Ich würde es aber noch im oberen Mittelfeld des Albums zuordnen. 7,5/10 mit dezenter Tendenz nach oben. Oder nach unten. Das wechselt bei mir mit der Stimmung.

9. The Apparition ist ein würdiger Kandidat für den Titel des schlechtesten Maidensongs. Das Lied beginnt unvermittelt direkt mit dem sofort einsetzenden Gesang Bruce Dickinsons, der sich hier irgendwie durch diesen Song zu rappen versucht. Das Lied humpelt irgendwie vor sich hin, ohne dass irgendwas passiert. Einen Refrain gibt es nicht, obwohl ich das nicht unbedingt als Schwäche bezeichnen würde: Wir wissen ja, wie viele großartige Songs von Maiden ohne Refrain ausgekommen sind: Infinite Dreams, To Tame A Land, Phantom Of The Opera, Hallowed Be Thy Name... dieses Lied besteht aber nur aus dem gleichen, sich ewig wiederholenden Motivs der gesungenen Strophen und wird nur dort aufgewertet, wo Bruce endlich die Klappe hält. Der instrumentelle Mittelteil des Liedes ist in der Tat sehr ansehnlich und tönt überraschend gut nach diesem Totalausfall. Das Lied klingt irgendwie zwischen lässig und lustlos, überschreitet die Grenze zu letzterem aber sehr oft. Ohne den instrumentalen Mittelteil mit den ziemlich raffinierten Soli würde ich keine 3 /10 Punkten vergeben. So aber rettet sich das Lied auf knappe 5/10 Punkten mit dezenter Tendenz nach oben. Bis hierhin auf jedenfalls der schlechteste Maidensong nach Invasion. Was habt Ihr Euch dabei gedacht, Steve & Janick? Frechheit!

10. Judas Be My Guide – dieses Lied geht ziemlich komromisslos nach vorne. Es ist neben Futureal und Wrathchild das kürzeste Maidenlied mit Gesang. Aber in den knappen drei Minuten passiert hier mehr, als man sich vorstellen kann. Es beginnt knackig mit einem sehr dramatischen Intro, dass sehr kurz gehalten ist und begleitet von einem sehr freigiebigen Solo Murrays in den eigentlichen Song überleitet. Das Tempo ist recht flott, aber bei weitem nicht so schnell wie Be Quick Or Be Dead. Das hier wäre der sehr viel bessere Opener gewesen für das Album. Herrlich oldschool soliert Murray wie damals bei Another Life durch den ganzen Song. Me gusta! Die Strophen sind ebenfalls sehr knapp ausgefallen, der Refrain ist jedoch eine ausserordentlich eingängige Hirnfräse. Tolle Melodien, dramatischer Gesang in den Strophen, konstant geile Soli... Herz, was willst Du mehr? 9,5/10

11. Weekend Warrior beginnt mit einem sehr zurückhaltenden und unbekümmerten akustischen Intro, das aber von Bassdrum begleitet wird und dadurch recht flott wirkt. Dann, ZACK geht das Lied über in einem sehr simplen Rockstampfer, der vom unterirdischen Gesang Bruce Dickinson her schon stark an From Here To Eternity erinnert. Ein sehr räudiger Strassenkötersong ohne Schnörkel, möchte man meinen. Den Gesang während der Strophen möchte ich schon fast als Rap bezeichnen, als eine Art Schimpftirade Dickinsons. Doch ganz so mies wie From Here To Eternity ist das Lied dann doch nicht, denn im Übergang zum sehr gelungenen Refrain wurde eine recht ruhige und raffiniert melodische Bridge eingebaut, die das ganze gemeinsam mit dem Refrain aufwertet. Riff und Rhythmik während der Strophen wirken auf mich intermettierend und abgehackt, ähnlich wie ein Morsecode oder ein New Metal Song, nur sechs Jahre bevor das Genre in seiner Blütezeit stand. Wie erwähnt reissen Bridge und Refrain auf überraschend großartige Weise die doch leider unterirdische Strophen mehr als heraus. Knappe 7,5 /10 mit leichter Tendenz nach unten kann man schon noch geben. Das Lied handelt von Fussballhooligans, die am Wochenende zu einem ganz anderen Mensch werden, als sie werktags sind. Dazu passt vielleicht auch diese läusebefallene Siff-Attitüde des Songs. Die Bridge und der Refrain wirken sehr ironisch und sarkastisch auf mich, vielleicht sind sie deswegen so ruhig und getragen, bzw. so hymnisch, um den Inhalt der Strophen durch Spott zu kontrastieren. Irgendwie clever.

12. Fear Of The Dark ist dann das Ausrufezeichen dieses sehr durchwachsenen Albums, wo sich viel Licht neben viel Schatten tummelt. Ohne dieses Lied würde trotz einzelner überragender Songs das Album einen ähnlichen Stand haben, wie No Prayer For The Dying. Die düstere Atmosphäre und die kompromisslose Härte des Albums, auf jeden Fall das Härteste, was Maiden seit Number Of The Beast gemacht haben, wird hier auf dramatische Weise kulminiert in einem Song, der als Klassiker in die Bandgeschichte eingegangen ist, aus keinem Livekonzert wegzudenken ist, den ich aber trotzdem noch sehr mag, ist er doch wirklich großartig und clever komponiert. Der Abnutzungseffekt durch mitgröhlende Wochenend-Metalfans im Cage Club oder durch ahnungsloses Eventpublikum bei Open Air Konzerten kann die Qualität dieses Stücks nicht schmälern. Es ist ein sehr düsteres, beinahe gruseliges Lied, aber nicht traurig oder melancholisch. Langsame und getragene, beinahe balladeske Passagen tummeln sich hier neben rasanten und düsteren Riffgewittern, treibenden Midtempogrooves und gänsehauterregenden Melodien. Klar kann ich dieses Lied live nicht mehr hören, weil man das Gefühl hat, die gesamte Discographie von Maiden wäre bedeutungslos, denn es gibt ja dieses eine Lied, was Alle hören wollen. Dadurch werden objektiv gesehen bessere Songs degradiert. Aber als Studioversion höre ich es sehr gerne, es ist stimmungsvoll, atmosphärisch, ausladend, theatralisch, hart und brachial und zugleich sanft, schnell und langsam... Es ist das Hallowed By Thy Name der 90er, nur eben nicht ganz so gut. Im Studiokontext 10/10 wegen der wirklich überragenden, spannenden Melodien und Stimmungen, die hier aufgebaut und suggeriert werden. Der treibende, etwas langsamere Soloteil in der Mitte ist für mich der schaurig-schöne Höhepunkt, da bekomme ich jedesmal eine Gänsehaut. Live wird der durch gröhlende Besoffskis leider immer kaputtgeschrien, aber diese Melodien betteln regelrecht nach einer derartigen Ausschlachtung von den Fans. Wegen des Abnutzungseffektes leider 0,5 Punkte Abzug. Summa sumarum aber immer noch dicke 9,5 Punkte.

So hätte No Prayer For The Dying klingen können. Der Sound klingt direkt, brutal, wuchtig und erinnert an Number Of The Beast oder Killers zehn Jahre zuvor. Es ist Martin Birchs Vermächtnis, denn nach Fear Of The Dark hat er sich komplett vom Mischpult zurückgezogen. 11 Jahre hat er Maiden klanglich verfeinert und hielt den Punkt für gekommen, sich aufs Altenteil auszuruhen. Legionen an Bands hat er im Studio begleitet. Deep Purple, Black Sabbath mit Dio, Rainbow mit Dio, Blue Öyster Cult... mit diesem Album beginnt sein wohlverdienter Ruhestand. Die filigranen Nuancen im Klang der Band gehen natürlich bei einem solch direkten Sound eher unter. Rhythmisch spielt Nicko McBrain eher zurückhaltend und simpel, wie es auch zum Sound passt. Der Bass ist leider stellenweise nur ein Klackern, die Gitarren aber sehr gut nach vorne gemischt und gut in Szene gesetzt. Für No Prayer gab ich acht Punkte. Hier sind durchaus 8,0 / 10 Punkten drin. Theoretisch könnten es neun Punkte sein, aber peinliche Abschmierer wie FHTE oder The Apparition verhindern das leider. Wie aus einem Guss wirkt das Album daher nicht. 12 Songs sind eindeutig zu viel und die zwei Stinker hätte auch keiner vermisst.

1. Be Quick Or Be Dead
2. Judas Be My Guide
3. Afraid To Shoot Strangers
4. Fear Is The Key
5. Childhoods End
6. The Fugitive
7. Chains Of Misery
8. Wasting Love
9. Weekend Warrior
10. Fear Of The Dark

So sehe für mich die ideale Songreihenfolge aus. Das Album hätte dadurch sehr viel mehr wie aus einem Guss gewirkt. Schade, dass man wirklich Alles, was man aufgenommen hat, mit aufs Album packen musste.

Derek Riggs zeichnete zum allerersten Mal in der Geschichte von Maiden nicht verantwortlich für das Cover. Sein nicht ganz so gelungener Entwurf für das Album wurde leider verworfen und durch die düstere Illustration von Melvyn Grant ersetzt. Dieser illustrierte auch die Cover von Virtual XI und Final Frontier. Fear Of The Dark markierte dann in dreierlei Hinsicht das Ende einer Ära bei Maiden: Bruce, Derek Riggs, Martin Birch haben das Handtuch geworfen....
Auch wenn ich den Opener deutlich besser finde als du, sind wir uns hier in der Tendenz doch meist ziemlich einig. Die Songs hast du auch wieder toll und treffend beschrieben, das sagt auch viel mehr aus als ein einfaches "großartig" oder "langweilig"!
 
7. The Fugitive ist dann nach dieser kleinen Atempause wieder ein weiterer Höhepunkt. Dramatisch, spannend, abwechslungsreich, melodisch und zugleich hart. Das Lied beginnt mit Kriegstrommeln und einem düsteren Riff, welches dann von ruhigeren Gitarrenparts abgelöst wird. Mir fällt auf, dass Nicko auf dem Album generell die Toms sehr viel häufiger einsetzt, als auf allen anderen Songs davor. Auch dieses Lied hat stellenweise eine leicht mittelalterlich angehauchte Grundstimmung, allerdings wirken die Melodien nicht sehr keltisch auf mich. Die ruhigen Gitarrenparts während der ersten Strophe nehmen ein wenig das vorweg, was Maiden drei Jahre auf The X Factor gemacht haben: Das Aufbauen einer bedrückenden und beklemmenden Stimmung. Hier aber entlädt sich diese schwebende Spannung schnell in einem eindrucksvollen, von intelligenten rhythmischen und melodischen Winkelzügen durchsetzten Song, der textlich den Film und die Serie „Auf der Flucht“ behandelt. Der instrumentale Mittelteil ist dann wieder Maiden-Finesse galore. Absolut großartig, wie die Keyboards im Hintergrund schweben, während das Riff weiter gespielt wird nach dem Solo. Dann wieder diese düsteren, mittelalterlichen Melodien, ehe dann vor dem zweiten Solo ein mörderischer Groove einsetzt. Ich finde dieses Lied absolut mitreissend und fesselnd wie kaum einen Maidensong aus den 90er. Toller Refrain, toll gesungene Strophen, überragende Spannung, Spiel und Schokolade. Das Lied ist ein Überraschungsei, eine geheime und sträflichst unterbewertete Perle im Fundus der Band. Auch hier sind 10/10 Punkten absolut angemessen, allerdings mit hauchdünner Tendenz nach unten.
Bämm!
<3
Der verkannteste Maiden-Song. In meiner kleinen Welt zumindest.
 
Album Nummer neun in diesem Marathon und noch kein Kommentar meinerseits zu einer von zwei meiner Leib- und Magenbands? Irgendwie waren andere halt immer schneller, besser und richtiger. Daher nur ein paar stichpunktartige Ergänzungen, verbunden mit dem Dank an eure großartigen Beiträge der letzten Wochen!

1. Das Album enthält weiterhin für mich nur drei absolute Volltreffer, nämlich den kratzbürstigen Opener, das beklemmende und großartig musikalisch wie textlich durchkomponierte "Afraid to Shoot Strangers" und den dramatischen Titelsong.

2. Andere Songs kratzen am 80er-Maiden-Qualitätslevel, aber ein kleines Quäntchen fehlt mir dazu einfach. Vielleicht sind mir die Riffs bei den Strophen von "The Fugitive" ein wenig zu simpel, um die gewohnte Maiden-Epik zu erzeugen, auch bei "Childhood's End" fehlt mir der letzte Punch. "Fear is the Key" hätte eine Straffung vertragen, vor allem den "Lies and lies and lies..." umgebenden Mittelteil finde ich enervierend.

3. Die Numnmern acht bis elf hätte man gerne auch weglassen können. "The Apparition" plätschert orientierungslos vor sich dahin, "Chains of Misery" hat zumindest einen ganz coolen Instrumentalteil, während "Judas Be My Guide" vor allem durch einen sehr bemühten Refrain nach unten gezogen wird. Glückwunsch an "Weekend Warrior", du bleibst der schwächste Maiden-Albumtrack überhaupt, der erste Skip-Kandidat der Bandgeschichte, vor allem den mit den cleanen Gitarren unterlegten Pre-Chorus finde ich für Bandverhältnisse unglaublich lahm.

4. Der Titelsong ist ein Paradebeispiel für gelungenen Spannungsaufbau einer Komposition. Ein unkaputtbarer Volltreffer, bei dem es mir völlig wurscht ist, wer ihn wo mit welchem Promillepegel mitgröhlt. Wobei mir nach den vielen Live-Alben der letzten Jahre bei der Studioversion glatt die mitgesungenen Gitarrensoli fehlen.

5. Bis gestern war FOTD für mich der Träger der roten Laterne in meinem Maiden-Ranking, jetzt bin ich mir gar nicht mehr so sicher, da die alte Klasse auch bei den schwächeren Songs immer wieder mal zumindest phasenweise durchblitzt und auch die kraftvolle Produktion Pluspunkte einbringt. Mal schauen, wie sich die beiden Nachfolger im Direktvergleich behaupten werden. Von den ersten sieben(dreiviertel) Scheiben sieht das Album aber weiterhin nur die Rücklichter.
 
Nur mal so, weil desöfteren die Produktion der "400 Mark" (Lautsprache) erwähnt wurde:

Nicko hatte für diese Scheibe seine Snare gelockert, das erklärt den etwas glatteren, (für mich) druckloseren Klang.
 
6. Wasting Love ist dann der in meinen Augen nicht ganz so gut gelungene Versuch einer Liebesballade im Guns N Roses Stil. Während der Strophen scheint sich Bruce stellenweise gesanglich auch ein wenig an Axl Rose zu orientieren. Das Lied beginnt mit einer recht unbekümmerten Melodie auf den E-Gitarren, während die Strophen rein akustisch untermalt sind. Allerdings muss ich sagen, dass in diesem Lied nicht sehr viel passiert. Der Refrain ist schon irgendwie sehr großartig und die Strophen sind auch nicht wirklich schlecht. Aber mehr passiert in diesem Lied dann doch nicht. Für einen Song, der an der sechs Minuten Grenze knabbert, ist das schon sehr wenig. Da hätte man ruhig etwas strafferes schaffen können. Mich lässt dieses Lied kalt und erzeugt nicht die gleiche Gänsehaut, wie Afraid To Shoot Strangers, Childhoods End oder Stranger In A Strange Land seinerzeit. Gemächlich plätschert dieses Lied so vor sich hin, wie Kerzenwachs, das den Tisch heruntertropft. 7/10 mit leichter Tendenz nach unten bei mir.

7. The Fugitive ist dann nach dieser kleinen Atempause wieder ein weiterer Höhepunkt. Dramatisch, spannend, abwechslungsreich, melodisch und zugleich hart. Das Lied beginnt mit Kriegstrommeln und einem düsteren Riff, welches dann von ruhigeren Gitarrenparts abgelöst wird. Mir fällt auf, dass Nicko auf dem Album generell die Toms sehr viel häufiger einsetzt, als auf allen anderen Songs davor. Auch dieses Lied hat stellenweise eine leicht mittelalterlich angehauchte Grundstimmung, allerdings wirken die Melodien nicht sehr keltisch auf mich. Die ruhigen Gitarrenparts während der ersten Strophe nehmen ein wenig das vorweg, was Maiden drei Jahre auf The X Factor gemacht haben: Das Aufbauen einer bedrückenden und beklemmenden Stimmung. Hier aber entlädt sich diese schwebende Spannung schnell in einem eindrucksvollen, von intelligenten rhythmischen und melodischen Winkelzügen durchsetzten Song, der textlich den Film und die Serie „Auf der Flucht“ behandelt. Der instrumentale Mittelteil ist dann wieder Maiden-Finesse galore. Absolut großartig, wie die Keyboards im Hintergrund schweben, während das Riff weiter gespielt wird nach dem Solo. Dann wieder diese düsteren, mittelalterlichen Melodien, ehe dann vor dem zweiten Solo ein mörderischer Groove einsetzt. Ich finde dieses Lied absolut mitreissend und fesselnd wie kaum einen Maidensong aus den 90er. Toller Refrain, toll gesungene Strophen, überragende Spannung, Spiel und Schokolade. Das Lied ist ein Überraschungsei, eine geheime und sträflichst unterbewertete Perle im Fundus der Band. Auch hier sind 10/10 Punkten absolut angemessen, allerdings mit hauchdünner Tendenz nach unten.
Bämm!

8. Chains Of Misery – auch Dave Murray darf sich mal wieder austoben mit seinem Faible für bluesige Stimmungen. Das Lied beginnt mit einem Drum-Stakkato, das ein wenig an das Intro von Long Live Rock N Roll erinnert, nur irgendwie wilder. Es gibt ja nicht sehr viele Songs von Maiden, die eine gewisse Blues-Stimmung verbreiten und dieses gehört dazu. Allerdings auf sehr subtile Weise, denn ruhig und getragen ist das Lied nicht. Es ist ziemlich brachial runtergebolzt und schleift den Hörer im höheren Midtempobereich mit sich über den rauen Asphalt. Auf No Prayer For The Dying hätte dieses Lied mit seiner urbanen Attitüde sehr gut hingepasst. Tolle und gefühlvolle Soli von Murray in der etwas ruhigeren Mitte, die an gute alte Drifter / 22 Acacia Avenue / Prodigal Son Zeiten erinnern. Insgesamt lässt mich das Lied aber etwas ratlos zurück. Ich würde es aber noch im oberen Mittelfeld des Albums zuordnen. 7,5/10 mit dezenter Tendenz nach oben. Oder nach unten. Das wechselt bei mir mit der Stimmung.

9. The Apparition ist ein würdiger Kandidat für den Titel des schlechtesten Maidensongs. Das Lied beginnt unvermittelt direkt mit dem sofort einsetzenden Gesang Bruce Dickinsons, der sich hier irgendwie durch diesen Song zu rappen versucht. Das Lied humpelt irgendwie vor sich hin, ohne dass irgendwas passiert. Einen Refrain gibt es nicht, obwohl ich das nicht unbedingt als Schwäche bezeichnen würde: Wir wissen ja, wie viele großartige Songs von Maiden ohne Refrain ausgekommen sind: Infinite Dreams, To Tame A Land, Phantom Of The Opera, Hallowed Be Thy Name... dieses Lied besteht aber nur aus dem gleichen, sich ewig wiederholenden Motivs der gesungenen Strophen und wird nur dort aufgewertet, wo Bruce endlich die Klappe hält. Der instrumentelle Mittelteil des Liedes ist in der Tat sehr ansehnlich und tönt überraschend gut nach diesem Totalausfall. Das Lied klingt irgendwie zwischen lässig und lustlos, überschreitet die Grenze zu letzterem aber sehr oft. Ohne den instrumentalen Mittelteil mit den ziemlich raffinierten Soli würde ich keine 3 /10 Punkten vergeben. So aber rettet sich das Lied auf knappe 5/10 Punkten mit dezenter Tendenz nach oben. Bis hierhin auf jedenfalls der schlechteste Maidensong nach Invasion. Was habt Ihr Euch dabei gedacht, Steve & Janick? Frechheit!

10. Judas Be My Guide – dieses Lied geht ziemlich komromisslos nach vorne. Es ist neben Futureal und Wrathchild das kürzeste Maidenlied mit Gesang. Aber in den knappen drei Minuten passiert hier mehr, als man sich vorstellen kann. Es beginnt knackig mit einem sehr dramatischen Intro, dass sehr kurz gehalten ist und begleitet von einem sehr freigiebigen Solo Murrays in den eigentlichen Song überleitet. Das Tempo ist recht flott, aber bei weitem nicht so schnell wie Be Quick Or Be Dead. Das hier wäre der sehr viel bessere Opener gewesen für das Album. Herrlich oldschool soliert Murray wie damals bei Another Life durch den ganzen Song. Me gusta! Die Strophen sind ebenfalls sehr knapp ausgefallen, der Refrain ist jedoch eine ausserordentlich eingängige Hirnfräse. Tolle Melodien, dramatischer Gesang in den Strophen, konstant geile Soli... Herz, was willst Du mehr? 9,5/10

11. Weekend Warrior beginnt mit einem sehr zurückhaltenden und unbekümmerten akustischen Intro, das aber von Bassdrum begleitet wird und dadurch recht flott wirkt. Dann, ZACK geht das Lied über in einem sehr simplen Rockstampfer, der vom unterirdischen Gesang Bruce Dickinson her schon stark an From Here To Eternity erinnert. Ein sehr räudiger Strassenkötersong ohne Schnörkel, möchte man meinen. Den Gesang während der Strophen möchte ich schon fast als Rap bezeichnen, als eine Art Schimpftirade Dickinsons. Doch ganz so mies wie From Here To Eternity ist das Lied dann doch nicht, denn im Übergang zum sehr gelungenen Refrain wurde eine recht ruhige und raffiniert melodische Bridge eingebaut, die das ganze gemeinsam mit dem Refrain aufwertet. Riff und Rhythmik während der Strophen wirken auf mich intermettierend und abgehackt, ähnlich wie ein Morsecode oder ein New Metal Song, nur sechs Jahre bevor das Genre in seiner Blütezeit stand. Wie erwähnt reissen Bridge und Refrain auf überraschend großartige Weise die doch leider unterirdische Strophen mehr als heraus. Knappe 7,5 /10 mit leichter Tendenz nach unten kann man schon noch geben. Das Lied handelt von Fussballhooligans, die am Wochenende zu einem ganz anderen Mensch werden, als sie werktags sind. Dazu passt vielleicht auch diese läusebefallene Siff-Attitüde des Songs. Die Bridge und der Refrain wirken sehr ironisch und sarkastisch auf mich, vielleicht sind sie deswegen so ruhig und getragen, bzw. so hymnisch, um den Inhalt der Strophen durch Spott zu kontrastieren. Irgendwie clever.

12. Fear Of The Dark ist dann das Ausrufezeichen dieses sehr durchwachsenen Albums, wo sich viel Licht neben viel Schatten tummelt. Ohne dieses Lied würde trotz einzelner überragender Songs das Album einen ähnlichen Stand haben, wie No Prayer For The Dying. Die düstere Atmosphäre und die kompromisslose Härte des Albums, auf jeden Fall das Härteste, was Maiden seit Number Of The Beast gemacht haben, wird hier auf dramatische Weise kulminiert in einem Song, der als Klassiker in die Bandgeschichte eingegangen ist, aus keinem Livekonzert wegzudenken ist, den ich aber trotzdem noch sehr mag, ist er doch wirklich großartig und clever komponiert. Der Abnutzungseffekt durch mitgröhlende Wochenend-Metalfans im Cage Club oder durch ahnungsloses Eventpublikum bei Open Air Konzerten kann die Qualität dieses Stücks nicht schmälern. Es ist ein sehr düsteres, beinahe gruseliges Lied, aber nicht traurig oder melancholisch. Langsame und getragene, beinahe balladeske Passagen tummeln sich hier neben rasanten und düsteren Riffgewittern, treibenden Midtempogrooves und gänsehauterregenden Melodien. Klar kann ich dieses Lied live nicht mehr hören, weil man das Gefühl hat, die gesamte Discographie von Maiden wäre bedeutungslos, denn es gibt ja dieses eine Lied, was Alle hören wollen. Dadurch werden objektiv gesehen bessere Songs degradiert. Aber als Studioversion höre ich es sehr gerne, es ist stimmungsvoll, atmosphärisch, ausladend, theatralisch, hart und brachial und zugleich sanft, schnell und langsam... Es ist das Hallowed By Thy Name der 90er, nur eben nicht ganz so gut. Im Studiokontext 10/10 wegen der wirklich überragenden, spannenden Melodien und Stimmungen, die hier aufgebaut und suggeriert werden. Der treibende, etwas langsamere Soloteil in der Mitte ist für mich der schaurig-schöne Höhepunkt, da bekomme ich jedesmal eine Gänsehaut. Live wird der durch gröhlende Besoffskis leider immer kaputtgeschrien, aber diese Melodien betteln regelrecht nach einer derartigen Ausschlachtung von den Fans. Wegen des Abnutzungseffektes leider 0,5 Punkte Abzug. Summa sumarum aber immer noch dicke 9,5 Punkte.

So hätte No Prayer For The Dying klingen können. Der Sound klingt direkt, brutal, wuchtig und erinnert an Number Of The Beast oder Killers zehn Jahre zuvor. Es ist Martin Birchs Vermächtnis, denn nach Fear Of The Dark hat er sich komplett vom Mischpult zurückgezogen. 11 Jahre hat er Maiden klanglich verfeinert und hielt den Punkt für gekommen, sich aufs Altenteil auszuruhen. Legionen an Bands hat er im Studio begleitet. Deep Purple, Black Sabbath mit Dio, Rainbow mit Dio, Blue Öyster Cult... mit diesem Album beginnt sein wohlverdienter Ruhestand. Die filigranen Nuancen im Klang der Band gehen natürlich bei einem solch direkten Sound eher unter. Rhythmisch spielt Nicko McBrain eher zurückhaltend und simpel, wie es auch zum Sound passt. Der Bass ist leider stellenweise nur ein Klackern, die Gitarren aber sehr gut nach vorne gemischt und gut in Szene gesetzt. Für No Prayer gab ich acht Punkte. Hier sind durchaus 8,0 / 10 Punkten drin. Theoretisch könnten es neun Punkte sein, aber peinliche Abschmierer wie FHTE oder The Apparition verhindern das leider. Wie aus einem Guss wirkt das Album daher nicht. 12 Songs sind eindeutig zu viel und die zwei Stinker hätte auch keiner vermisst.

1. Be Quick Or Be Dead
2. Judas Be My Guide
3. Afraid To Shoot Strangers
4. Fear Is The Key
5. Childhoods End
6. The Fugitive
7. Chains Of Misery
8. Wasting Love
9. Weekend Warrior
10. Fear Of The Dark

So sehe für mich die ideale Songreihenfolge aus. Das Album hätte dadurch sehr viel mehr wie aus einem Guss gewirkt. Schade, dass man wirklich Alles, was man aufgenommen hat, mit aufs Album packen musste.

Derek Riggs zeichnete zum allerersten Mal in der Geschichte von Maiden nicht verantwortlich für das Cover. Sein nicht ganz so gelungener Entwurf für das Album wurde leider verworfen und durch die düstere Illustration von Melvyn Grant ersetzt. Dieser illustrierte auch die Cover von Virtual XI und Final Frontier. Fear Of The Dark markierte dann in dreierlei Hinsicht das Ende einer Ära bei Maiden: Bruce, Derek Riggs, Martin Birch haben das Handtuch geworfen....

Alter, ein "Like" ist nicht genug für deinen Text. Du sprichst mir nicht nur aus der Seele, du hast mir auch wieder abartigsten Bock auf das Album gemacht. Danke :)
 
Puh...! Das erste Maiden-Album, was ich mir beim Erscheinen gekauft habe. Damals sehr geliebt - mit Ausnahmen der üblichen Verdächtigen, The Apparition usw - obwohl uns schon klar war, dass es nicht mit den älteren Sachen mithalten konnte.
Das Original-Tape ist im Laufen der Jahren verloren gegangen und als ich heute hier reingelesen habe, wollte zugreifen... ja, aber zu was? Mir ist plötzlich aufgefallen, ich besitze kein Tonträger davon.
Und weißt ihr was? Hab es auch nicht sonderlich vermisst.
Wie viele schon gesagt haben: 3 Top-Songs, ein paar soliden Tracks (Fugitive, Childhood‘s End), der Rest kann man getrost der Besenkammer (wenn nicht gleich der Müllhalde) der Geschichte überlassen. Heutzutage hab ich mehr Bock auf NPFTD als FOTD, wenn es sein muss. Aber ich bin eh selten im Laune für irgendwas nach Seventh Son.
Vielleicht kauf ich mir eines Tages das Ding auf CD zusammen mit den Blaze-Ära Alben, nur der Vollständigkeit halber.

Edit: Wasting Love ist viel besser als sein Ruf. Für Judas Be My Guide gilt das Gegenteil, 0815 Nummer.
 
Hätten Maiden die klassische "vier Songs pro Albumseite" Variante beibehalten, wäre folgendes Monster enstanden:

A-Seite:
01. Be Quick Or Be Dead
02. From Here To Eternity
03. Afraid To Shoot Strangers
04. Childhood's End

B-Seite:
05. The Fugitive
06. Wasting Love
07. Judas Be My Guide
08. Fear Of The Dark

Mit dieser Version würde ich Fear Of The Dark zu den besten Outputs der Band zählen.
 
Hätten Maiden die klassische "vier Songs pro Albumseite" Variante beibehalten, wäre folgendes Monster enstanden:

A-Seite:
01. Be Quick Or Be Dead
02. From Here To Eternity
03. Afraid To Shoot Strangers
04. Childhood's End

B-Seite:
05. The Fugitive
06. Wasting Love
07. Judas Be My Guide
08. Fear Of The Dark

Mit dieser Version würde ich Fear Of The Dark zu den besten Outputs der Band zählen.
Ja, genau so:top:
 
Album Nummer neun in diesem Marathon und noch kein Kommentar meinerseits zu einer von zwei meiner Leib- und Magenbands? Irgendwie waren andere halt immer schneller, besser und richtiger. Daher nur ein paar stichpunktartige Ergänzungen, verbunden mit dem Dank an eure großartigen Beiträge der letzten Wochen!

1. Das Album enthält weiterhin für mich nur drei absolute Volltreffer, nämlich den kratzbürstigen Opener, das beklemmende und großartig musikalisch wie textlich durchkomponierte "Afraid to Shoot Strangers" und den dramatischen Titelsong.

2. Andere Songs kratzen am 80er-Maiden-Qualitätslevel, aber ein kleines Quäntchen fehlt mir dazu einfach. Vielleicht sind mir die Riffs bei den Strophen von "The Fugitive" ein wenig zu simpel, um die gewohnte Maiden-Epik zu erzeugen, auch bei "Childhood's End" fehlt mir der letzte Punch. "Fear is the Key" hätte eine Straffung vertragen, vor allem den "Lies and lies and lies..." umgebenden Mittelteil finde ich enervierend.

3. Die Numnmern acht bis elf hätte man gerne auch weglassen können. "The Apparition" plätschert orientierungslos vor sich dahin, "Chains of Misery" hat zumindest einen ganz coolen Instrumentalteil, während "Judas Be My Guide" vor allem durch einen sehr bemühten Refrain nach unten gezogen wird. Glückwunsch an "Weekend Warrior", du bleibst der schwächste Maiden-Albumtrack überhaupt, der erste Skip-Kandidat der Bandgeschichte, vor allem den mit den cleanen Gitarren unterlegten Pre-Chorus finde ich für Bandverhältnisse unglaublich lahm.

4. Der Titelsong ist ein Paradebeispiel für gelungenen Spannungsaufbau einer Komposition. Ein unkaputtbarer Volltreffer, bei dem es mir völlig wurscht ist, wer ihn wo mit welchem Promillepegel mitgröhlt. Wobei mir nach den vielen Live-Alben der letzten Jahre bei der Studioversion glatt die mitgesungenen Gitarrensoli fehlen.

5. Bis gestern war FOTD für mich der Träger der roten Laterne in meinem Maiden-Ranking, jetzt bin ich mir gar nicht mehr so sicher, da die alte Klasse auch bei den schwächeren Songs immer wieder mal zumindest phasenweise durchblitzt und auch die kraftvolle Produktion Pluspunkte einbringt. Mal schauen, wie sich die beiden Nachfolger im Direktvergleich behaupten werden. Von den ersten sieben(dreiviertel) Scheiben sieht das Album aber weiterhin nur die Rücklichter.
morgen Nacht geht es dann weiter!
 
Habe No Prayer und FOTD in den letzten Tagen mal wieder rotieren lassen und finde beide nach wie vor weitgehend toll. Klar sind da auch ein paar nicht ganz so gute Songs drauf, aber ich höre wirklich beide Alben mittlerweile viel lieber als SSOASS, als AMOLAD sowieso. Aber ich finde ja auch Final Frontier super, also bin ich da wohl kein Maßstab ;)
 
Auch wenn ich den Opener deutlich besser finde als du, sind wir uns hier in der Tendenz doch meist ziemlich einig. Die Songs hast du auch wieder toll und treffend beschrieben, das sagt auch viel mehr aus als ein einfaches "großartig" oder "langweilig"!
falls du meine Klammerbemerkungen hinter den Songs gemeint hast: ich sehe meinen selbstverschriebenen "Auftrag" ja eher hier darin, nur den Gedankenanstoß mittels eines zutiesfst ehrlich empfundenen Kurz-Reviews abzuliefern - die Diskussion kommt dann durch euch in die Gänge! Das war zumindest meine Grundidee. Ich ergänze im Anschluß halt da wo ich denke, noch unbedingt was meinen zu müssen, aber sonst steht alles Kompakt im Review.
 
Dennoch, ich habe schon seit dem jeweilgen auf "senden" drücken das Gefühl und letzlich die Gewisseit, v.a. dem Debut und "Killers" nicht vollauf gerecht geworden zu sein, da ich die auf besondere Weise liebe. Nunja, muss ja nicht immer alles in Stein gemeißelt sein:)
 
falls du meine Klammerbemerkungen hinter den Songs gemeint hast: ich sehe meinen selbstverschriebenen "Auftrag" ja eher hier darin, nur den Gedankenanstoß mittels eines zutiesfst ehrlich empfundenen Kurz-Reviews abzuliefern - die Diskussion kommt dann durch euch in die Gänge! Das war zumindest meine Grundidee. Ich ergänze im Anschluß halt da wo ich denke, noch unbedingt was meinen zu müssen, aber sonst steht alles Kompakt im Review.
Meine Aussage war eher allgemein gedacht, hatte da keinen konkreten Beitrag im Kopf.
 
Hätten Maiden die klassische "vier Songs pro Albumseite" Variante beibehalten, wäre folgendes Monster enstanden:

A-Seite:
01. Be Quick Or Be Dead
02. From Here To Eternity
03. Afraid To Shoot Strangers
04. Childhood's End

B-Seite:
05. The Fugitive
06. Wasting Love
07. Judas Be My Guide
08. Fear Of The Dark

Mit dieser Version würde ich Fear Of The Dark zu den besten Outputs der Band zählen.
Vom Prinzip her richtig, aber "From Here To Eternity" ist einfach lahmer, einfallsloser Mist und zählt wirklich zu den schwächsten Songs der Bandgeschichte! Stattdessen "Fear Is The Key" wieder rein, dann passt's!
 
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