Viel zu wenig Maiden hier... der IRON MAIDEN-Thread

Maiden hatten ja immer hohe Merchpreise aber jetzt spinnen sie total 75$!!! für ein hässliches Longsleeve:hmmja:

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die Shirts sind so unfassbar hässlich im Allgemeinen, dass die LOTB-Dinger überhaupt jemand kauft... aber diese Mondpreise sind einfach nur asozial, um es mal im Wutbürger-Sprech auszudrücken. Eine absolute Unverschämtheit! Leider besteht ein großer Teil heutiger Maiden-Shows aus Festival- und Event-Hoppern, die diese Teile natürlich dennoch kaufen wie geschnitten Brot. Man muss den Kolleg*innen auf Maloche ja zeigen, wo man Samstag war.. ach, sollen doch alle machen wiese wollen.
 
Zuletzt bearbeitet:
das seit langem stylischste Maiden-Shirt kam vor einigen Jahren beim FC an die Members raus:
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Jau vermutlich auch mein Lieblings FC Shirt. Habe dieses Jahr meine Mitgliedschaft auch nicht verlängert.
Hauptgrund war das hässliche Resub Shir für dieses Jahr und ich Maiden nicht mehr nachreisen werde.

Bin schon gespannt was sie für Preise die Tour nächstes Jahr aufrufen werden.:hmmja:
 
Jau vermutlich auch mein Lieblings FC Shirt. Habe dieses Jahr meine Mitgliedschaft auch nicht verlängert.
Hauptgrund war das hässliche Resub Shir für dieses Jahr und ich Maiden nicht mehr nachreisen werde.

Bin schon gespannt was sie für Preise die Tour nächstes Jahr aufrufen werden.:hmmja:
ich hab im November auch nicht mehr verlängert... das Mag und X-Mas-Karten kriegste auch so. Und FTTB hatte ich schon. Ist auch ne recht teure Fanclub-Mitgliedschaft.
Nachreisen muss ich mal sehen, ich sager immer nö, wenn dann ne Tour ansteht bricht das Fieber wieder aus;)
 
die Shirts sind so unfassbar hässlich im Allgemeinen, dass die LOTB-Dinger überhaupt jemand kauft... aber diese Mondpreise sind einfach nur asozial, um es mal im Wutbürger-Sprech auszudrücken. Eine absolute Unverschämtheit! Leider besteht ein großer Teil heutiger Maiden-Shows aus Festival- und Event-Hoppern, die diese Teile natürlich dennoch kaufen wir geschnitten Brot. Man muss den Kolleg*innen auf Maloche ja zeigen, wo man Samstag war.. ach, sollen doch alle machen wiese wollen.

Ja, letztes Jahr Waldbühne. Ganze Familie, alle im neuen 70€-Zipper, der extrem scheußlich und billig aussah. Gut, soll jeder machen wie er mag. Aber da bin ich sofort raus.
 
BRAVE NEW WORLD


Erschienen: 29.05. 2000
Produzent: Kevin Shirley
Studios: Le Guillaume / Paris

Als ich 1999 im Metal Hammer in den News vernommen habe, dass Bruce und Adrian wieder in die Band zurückkehren würden, wollte ich dies kaum glauben. Ich habe grade meinen Frieden mit Blaze Bayley gemacht und damals Virtual XI wirklich vergöttert – wie wir wissen, sehe ich das heute sehr viel differenzierter. Ich fragte mich, wie Maiden mit Bruce anno 1999 / 2000 klingen würden.

Mein Bruder schenkte mir zum 16. Geburtstag im September 1999 Karten für den Maiden-Gig mit Megadeth in Essen. Es war mein erstes Maidenkonzert und es war für mich eine Offenbarung, Bruce und Adrian wieder spielen zu sehen mit ihren alten Bandkollegen. Ich war hin und weg, auch als Bruce sehr souverän die Blaze Songs The Clansman, Man On The Edge und Futureal gesungen hat. Die Gitarren bildeten eine dichte Soundwand und ich konnte kaum abwarten, endlich wieder ein Studioalbum von Maiden zu hören in der klassischen Smith Dickinson McBrain Murray Harris + Gers Besetzung. In den 80ern litt ich unter der Ungnade der späten Geburt und daher war es mir nie vergönnt, Maiden in ihrer Hochphase live zu erleben. Dass mit der Rückkehr von Bruce und Adrian für Maiden der zweite Frühling eingeleitet werden würde und das folgende Reunion Album Brave New World 14 Jahre später schon als ähnlicher Klassiker in der Banddiscographie gelten würde, wie damals Powerslave oder Piece Of Mind, war noch gar nicht absehbar.

Im Metalhammer wurde damals viel spekuliert und Andreas Schöwe schrieb sich da stellenweise ziemlichen Senf zusammen. Das neue Maidenalbum würde The Return Of The Wicker Man heissen und wie Piece Of Mind klingen, sogar vom Deep Purple Cover Highway Star als Singleauskopplung war die Rede, wohingegen in der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung, kurz WAZ bereits der richtige Albumtitel angekündigt wurde. Ich glaube, die Schlagzeile hiess „Flaggschiff des Heavy Metals wieder auf Kurs“ oder so – sogar mit Foto von Bruce, Steve und Janick und einem ausführlichen Interview über das in wenigen Monaten bevorstehende Konzert im Georg Melches Stadion unter dem Motto Metal 2000 mit Motörhead und Slayer. Daraus wurde aber nichts, da Janick einen Tag vor dem Gig in Mannheim beim Posen von der Bühne geplumpst ist. Insgesamt ist diese sportlich unglückliche Primaballerina neben Steve Harris musikalisch als treibende Kraft auf dem neuen Album anzusehen, da erstaunlich viele und sogar ausserordentlich herausragende Songs aus Janicks Feder stammen, während Adrian sich im Songwriting noch deutlich zurückgehalten hat.

Im Metalhammer wurden fünf Songs nach einer privaten Listeningsession im Sportwagen von Bruce Dickinson von Herrn Schöwe ausführlich besprochen. Songs wie The Mercenary wurden als mörderisch brutale Nackenbrecher angepriesen, Blood Brothers als das neue Fear Of The Dark und The Wicker Man als das neue 2 Minutes To Midnight. Spätestens da wurde ich hellhörig und konnte wochenlang Nachts nicht mehr schlafen, fieberte dem Erscheinen des Albums entgegen, mir hing schon der Sabber aus dem Mundwinkel wie Homer Simpson beim Donutessen. Rückblickend erscheint Schöwes kritikloses Geschreibsel natürlich ziemlich peinlich und unreflektiert. Ich habe die Scheibe am Tag des Erscheinens morgens VOR der Schule bereits bei Karstadt gekauft und habe den ganzen Tag im Unterricht nicht aufgepasst, weil ich so hibbelig war auf das Album. Das Cover hat mich neugierig gemacht, aber mich hat gestört, dass das Iron Maiden Logo unten abgeschnitten war, wie auch bei Virtual XI. Die spitzen Verlängerungen unten beim R, beim N und beim M waren weg. Den Song „The Wicker Man“ durfte ich bereits einige Tage vor Erscheinen des Albums auf RTL bei Top Of The Pops im Playback geniessen, damals moderiert von Oliver Geissen. Das waren aufregende Zeiten für mich. Nach Jahren der Diskriminierung wegen meines Musikgeschmackes wurden Maiden in der Presse wieder hoffähig, wenige Wochen vorher wurde das neue AC/DC Album Stiff Upper Lip von Stefan Raab auf TV Total beworben, wo er Highway To Hell auf der Ukulele gespielt hat, nachdem er Angus Young in einem Hotel interviewt hat, in einer stinknormalen Tageszeitung im Ruhrgebiet, die von Millionen Menschen gelesen wurden, durfte ich Maiden im Kulturteil bewundern und nun endlich öffentlich stolz sein, Maiden zu mögen.

1. The Wicker Man (Smith / Harris / Dickinson) leitet das Album mit einem knackigen und erdigen, aber sehr sehr simplen Riff aus Adrians Feder ein. Dem Riff fehlt die raffinierte Komplexität, wie etwa bei 2 Minutes To Midnight, Back In The Village oder Sea Of Madness. Insgesamt wirkt das Riff wie eine schnelle Version von Prowler oder 22 Acacia Avenue. Dazu wuchtige Toms und eine ziemlich blechern klingende Snaredrum. So klingen Maiden also nach der Jahrtausendwende. Ich finde die flinken Strophen und auch den poppigen Refrain ziemlich geil, Bruce hat die mehrjährige Soloexkursion stimmlich merklich gut getan, aber beim Gitarrensolo in der Mitte hätte Adrian ein wenig mehr aus sich herausgehen können und spielt ziemlich verhalten. 9/10 sind aber drin. Damals habe ich das Lied abgefeiert und kann es auch heute noch tun. Der Videoclip übrigens ist auch ziemlich großartig. Den namensgebenden Film von 1974 mit Christopher Lee kann ich übrigens nur sehr empfehlen. Für den amerikanischen Markt wurde eine Single ausgekoppelt, die beim Refrain etwas von der Albumversion abweicht und interessante Backgroundchöre eingesetzt. Ich finde das sehr gelungen und schade, dass es nicht genau so auch auf dem Album Verwendung fand.

2. Ghost Of The Navigator (Gers / Harris / Dickinson) wurde damals im Metal Hammer als würdiger Nachfolger von Rime Of The Ancient Mariner angekündigt, mit einer Prise Alexander The Great... ich frage mich, ob Schreiberling Schöwe damals bei der Pre-Listening Session die gleichen Songs gehört hat, wie ich auf dem vorliegenden Album. Die textliche Thematik ist sicherlich maritim und nautisch, allerdings sehe ich musikalisch kaum Parallelen zu ROTAM oder ATG. Eher sieht man hier sehr deutlich den Einfluss von Bruce Dickinson solo durchschimmern. Rückblickend sind durchaus Ähnlichkeiten mit Accident Of Birth oder Darkside Of Aquarius auszumachen. Das „ich mache jetzt wieder Metal und mein alter Freund Adrian ist wieder mit dabei“ - Comebackalbum von Bruce war mir damals nur vom Hörensagen bekannt. The Chemical Wedding hingegen habe ich mir ein Jahr vor Brave New World bereits gekauft und ich konnte durchaus erkennen, dass einige der schrägen Gesangslinien in der Bridge zwischen der Strophe und dem Refrain durchaus die experimentellen und verwegenen Vibes atmen, die Bruce zusammen mit dem Tribe Of Gypsies Gitarrero Roy Z ausgearbeitet hat. Zwar stammt Ghost Of The Navigator aus der Feder von Janick, aber Bruce hatte hier kompositorisch sehr deutlich die Finger im Spiel. Das Lied beginnt recht ruhig und verhalten, das kurze und verträumte Dudel-Intro geht aber sehr schnell in ein treibendes, nach vorne peitschendes Riffgewitter über und die sehr ausladende Kadenz Bridge-1 / Bridge-2 / Refrain nimmt mehr Raum ein, als die Strophen. Was genau dort der Refrain ist, weiss ich nicht. „I See The Ghost Of Navigators, but they are lost“ oder das großartige „Take My Heart And Set Me Free“? Ich tendiere zu letzterem, würde ersteres als Pre-Refrain einordnen und die schrägen Melodien vorher als Bridge. Das Gitarrensolo von Janick ist abgefahren, wild und dennoch strukturierter als seine Soli aus den 90ern. Großartiger, sehr energiegeladener Song. Chapeau. 9,5/10

3. Brave New World (Murray / Harris / Dickinson) beginnt mit einem ausladenden, sehr balladesken und verträumten Intro aus sich überlappenden, clean gespielten Gitarrengespinsten, die erst sehr spät in den schnelleren Teil des Songs überleiten. Den Refrain finde ich ziemlich einfallslos und flach, die Strophen aber absolut überragend. Bei Maiden sind die Strophen oft spannender, als der Refrain. Hier ist wieder ein herrausragendes Beispiel dafür. Die Soli tragen eindeutig die Handschrift von Dave Murray, die Gitarrenmelodien im Intro ebenso. Insgesamt kann man dieses Lied hinsichtlich seines Aufbaus und sich ähnelnder Melodien durchaus mit Still Life von der Piece Of Mind – wie aufmerksame Leser meines Threads wissen, ebenso eine Murray Komposition – vergleichen. Bis auf den schwachen Refrain ist das Lied durchweg bockstark und spannend arrangiert, könnte aber eine Idee straffer sein. 9,5/10

4. Blood Brothers (Harris) ist dann der legitime Nachfolger von Fear Of The Dark- so MH Pudelfrisur Schöwe damals euphorisch.. ich finde, das Lied ist zu unbekümmert und fröhlich, um auch nur im Entferntesten an FOTD zu erinnern. Insgesamt erkenne ich hier deutliche Parallelen zu Black Rose von Thin Lizzy. Die keltisch angehauchten Melodiebögen, der beschwingte Schunkelrhythmus, die gesamte melodramatische, süßliche Grundstimmung des Originals schimmern hier ziemlich offensichtlich durch. Der Refrain ist ähnlich simpel und flach, wie beim Titelsong des Albums. Die Strophen sind jedoch ziemlich ergreifend. Am schönsten finde ich jedoch den sehr melancholischen Mittelpart nach dem ersten Solo und dem sehr nachdenklichen Gesangseinschub Dickinsons. Das ist einer dieser großartigen Maidenmomente, die ziemlich prägnant die Handschrift Steve Harris tragen, der hier seine einzige ausschliesslich aus seiner Feder stammenden kompositorischen Beitrag leistet, während bei jedem anderen Song mindestens ein weiteres Bandmitglied mit am Ball war, meistens Janick, Bruce oder Dave. Das Lied ist für Maiden bis dato in der Tat sehr ungewöhnlich gewesen, deutet aber an, in welche Richtung sich Maiden entwickeln würden. Im Rückblick wirkt das Lied nicht mehr so aussergewöhnlich, wie damals. Textlich hat sich Steve Harris fast übertroffen und sieht man vom nervigen Refrain ab, so kann man mit Fug und Recht knappe 9/10 vergeben. Das Intro vom akustischen Bass kann ich inzwischen auswendig auf selbigen nachspielen. Ich bin stolz auf mich.

5. The Mercenary (Gers / Harris) erinnert mich an eine härtere und kraftvollere Version von Futureal. Es geht direkt mit einem Faustschlag in den Nacken los, kein Intro, sondern das Riff und das sehr prädominante Schlagzeug mit der penetranten Snare setzen unvermittelt ein. Die Strophen singt Bruce ähnlich heiser und aggressiv, wie damals zu Fear Of The Dark Zeiten, aber bei der Bridge und beim Refrain zeigt er, dass es nur ein kurzer Ausflug in die unrühmliche „ich hab keine Lust und will viel lieber was Alleine machen“-Vergangenheit war. Die aggressiven Strophen sind in meinen Augen so lala, der Refrain aber ziemlich überragend, auch wenn er zu oft wiederholt wird. Das Solo in der Mitte und die recht fröhlichen Melodiebögen stehen etwas im Kontrast zu dem Song, der insgesamt recht düster daherkommt. Neben The Wioker Man und dem noch folgenden The Fallen Angel der schnellste Song des Albums und auch der Härteste. 8,5/10 mit leichter Tendenz nach oben.
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tbc...
 
6. Dream Of Mirrors (Gers / Harris) ist dann einer der epischen Höhepunkte des Albums und beweisst, dass Janick Gers mehr kann, als nur gut tanzen und hüpfen. So gut er seine Beine orthogonal zueinander stellen kann, sind auch seine Kompositionen geworden. Dream Of Mirrors ist jedenfalls einer der besten Songs, die Janick geschrieben hat, auch wenn der Einfluss von Co-Autor hier mit herauszuhören ist. Das brachiale Paukenschlag-Intro ist recht schräg und kurios, der Rest des Songs über weite Teile akustisch und balladesk und verbreitet ein dezent mittelalterliches Flair. Das Tempo wird ganz langsam, aber sicher immer mehr angezogen und trotz der akustischen Instrumentierung baut sich eine Spannung auf, die sich zwischendurch in sehr griffigen und rifflastigen Grooves entlädt. Thematisch schlägt man den Bogen zwischen Deja-Vu und Infinite Dreams. Die Melodien sind großartig und erhaben, sowohl beim hymnischen Refrain als auch in den ruhigeren und dennoch bemerkenswerten Strophen. Mit „I Only Dream In Black And White“ frisst sich dieser wie ein Brainbug tief in den celebralen Cortex und will dort nicht mehr fort. Für einen fast zehnminütigen Epos fast schon poppige Eingängigkeit. Auch ganz leichte Alternative-Anleihen wie bei den Bruce Soloalben sind hier zu erkennen. Insgesamt leidet das Lied an einem ZU modernen Sound, was wohl der Verdienst des Produzenten Kevin Shirley ist. Ich glaube, Bruce hat zur Bedingung gemacht, dass Steve Harris das Album nicht mehr in Eigenregie in seinem Hinterhoff Kabuff in Essex zusammenstümpert, sondern einen vernünftigen Regisseur an die Regler setzt, der Ahnung hat. Shirley vermag es, der Band ein neues klangliches Kostüm zu verpassen. Weg vom „Mief“ der 80er hinein in die Zukunft. Mit nun drei Gitarristen kann man sich auch einzelne Experimente erlauben, wie etwa Dropped D Tuning. Ein Gitarrist stimmt seine Klampfe um einen Halbton herunter und bildet damit einen interessanten Kontrast zu den anderen beiden, traditioneller spielenden Gitarristen. Ich vermochte jedoch nicht auszumachen, welche Gitarre hier von wem ist, ausser bei den Soli. Die Instrumentalpassagen sind hier sehr kurz, für einen so langen Song ist das Lied sehr gesangslastig. Rhythmisch wird hier jedes Tempo geboten. Rasend schnelle Doublebassattacken während des Solos, stampfende Midtempogrooves oder langsames Dahintreiben. Insgesamt eine ziemliche Achterbahnfahrt, die allerdings eine Wiederholung zu oft aufweist. 9,5/10

7. Fallen Angel (Smith / Harris) ist dann wieder eine schnellere und härtere Nummer, die in eine ähnliche Kerbe schlägt, wie The Mercenary. Hier ist Härte und Heavyness wieder Trumpf. Es dominieren wieder herrliche unisono-Riffs aus der Feder von Adrian. Die Gesangsmelodien während der Strophen halte ich für recht unscheinbar und einfallslos, die Bridge und der Refrain sind jedoch sehr raffiniert und eingängig, ohne allerdings zu simpel zu sein. Von allen Songs dieses Albums versprüht dieses Lied am ehesten 80er Vibes. Auf Powerslave hätte Fallen Angel neben The Duellists und Back In The Village eine ziemlich gute Figur gemacht. Ein Highlight ist das Lied im Gesamtkontext des Albums allerdings nicht, da ZU mutlos und traditionell arrangiert. 8,5/10

8. The Nomad (Murray / Harris) ist für mich dann der absolute Höhepunkt des Albums. Für mich Alexander The Great meets To Tame A Land 2.0. Orientalisch angehauchte Melodien, ungewöhnliche krumme Takte, ein schleifender Midtempogroove, eine ruhige und verträumte, herrlich hypnotische und sinfonische Mittelpassage zum Dahinschmelzen, tolle Riffs, großartige Melodien und Stimmungen und ein wahrlich epischer, hymnischer Refrain. Auf Somewhere In Time oder Piece Of Mind wäre dieses Lied ebenfalls ein Highlight geworden. Wie auch beim Titelsong hat wieder Dave Murray seine Hände im Spiel. Für mich wirkt dieses Lied wie ein langer, gemächlicher Marsch durch die Wüste in der Dämmerung, wo eine leicht kühlende Brise auffrischt und die mörderisch glühende Hitze des Tages vertreibt und das funkelnde Sternenzelt sich ausbreitet. Maiden schaffen es, eine klimatische oder auch landschaftliche Stimmung durch Musik plastisch werden zu lassen, auch ohne Texte. So wie Childhoods End wirkt, wie eine saftig grüne Wiese im Dauerregen Irlands, Powerslave wie ein Sonnenaufgang zwischen Dattelpalmen und Pyramiden oder Caught Somewhere In Time wie ein Raumflug durch einen Asteroidenfeld im Gamma-Quadranten, so wirkt dieses Lied wie eine Sternennacht im Orient bei einer Tasse heissen Mokka am Lagerfeuer. Maiden erschaffen auch ohne Text musikalische Landschaften und gesanglich gehört dieses Lied noch nicht einmal zu den Höhepunkten des Albums, wenn man vom monumentalen und üppigen Refrain absieht, sind es doch die Gitarren, die hier Großartiges Vollbringen. To Tame A Land oder ATG sind durchaus würdige Referenzen. Für einen Epos dieser Größe beginnt das Lied überraschend unvermittelt und hereinplatzend. 10/10

9. Out Of The Silent Planet (Gers / Harris / Dickinson) ist neben The Nomad ein weiterer Höhepunkt des Albums und beginnt mit einer sehr flotten, folkigen und keltischen Dudelorgie auf den sechs Saiten. Viele finden dieses Intro nervig und wenn dieser Song Live gespielt wurde, dann fehlte die akustische Dudelspirale leider. Für dieses Lied ist sie in meinen Ohren unabdingbar, da sie recht dramatisch klingt und dieses großartige und sträflichst unterbewertete Lied mehr als würdig einleitet. Vollkommen zurecht wurde das Lied als Single ausgekoppelt, aber ich meine, auch hier wurde das üppige Intro weggelassen. Thematisch geht es hier, wie bei Total Eclipsen und Childhoods End um den Zusammenbruch der Menschlichen Zivilisation durch Überstrapazierung natürlicher Ressourcen. Hunger, Elend, Armut, daraus resultierende Konflikte und die Unfähigkeit der Politik, dem Einhalt zu gebieten. Nach dem schönen Intro ein zackiges Drum-Stakkato unterlegt von hektischen Gitarren, ehe das Lied dann endlich Fahrt aufnimmt. Winziges Manko ist hier, dass der Refrain, wie auch bei Dream Of Mirrors eine Spur zu oft wiederholt wird. Der Mittelpart ist dann ein progressiver Drum-Rhythmus, der ähnlich lässig und abgehangen ist, wie auch der Mittelteil von „The Aftermath“ vom The X Factor Album und oh Wunder, auch hier hatte Janick Gers wieder kompositorisch seine zarten Ballerina Finger im Spiel. Die sehr düsteren Strophen strotzen nur so vor Wut, Power und Energie, der Refrain bildet einen leicht aufheiternden Kontrast dazu, als sein die Hoffnung noch nicht ganz verloren und Licht am Ende des Tunnels zu erahnen. Dickinson singt hier sehr gefühlvoll, theatralisch und vollkommen unangestrengt. 10/10 für mich.

10. The Thin Line Between Love And Hate (Murray / Harris) ist im Kontrast zu den beiden überragenden Songs zuvor ein eher unscheinbares und belanglos wirkendes Lied, welches seine Magie erst nach dem dritten oder vierten Hören entfaltet. Das schleppende Riff erinnert ein wenig an Dont Look To The Eyes Of A Stranger vom Vorgängeralbum, die Strophen wirken absolut einfallslos und langweilig, doch wenn man das Lied bereits abgeschrieben hat, beginnt ein recht interessanter Instrumentalteil mit teilweise ergreifenden Melodien und schönen Tempiwechseln. Insgesamt lässt mich dieses Lied recht zwiespältig zurück. 7,5 bis 8/10

Das Coverartwork des Albums ist eine Symbiose aus einer futuristischen und CGI-veränderten Londoner Skyline und einer Wolke mit dem Gesicht Eddies von Derek Riggs. Sein ursprünglicher und interessanter Coverentwurf sah SO aus und wurde leider von der Band verworfen und lediglich das Wolkengesicht in veränderter Form verwendet. Das überragende Cover der Single The Wicker Man von Mark Wilkinson (u.a. Painkiller, diverse Marillion Alben) sieht sehr viel genialer aus und für eine Single beinahe schon Perlen vor die Säue.

Rhythmisch bietet das Album nicht ganz so viel Abwechslung, wie in den glorreichen 80ern, obwohl durchaus an einigen Stellen ungewöhnliche Taktarten verwendet werden, wie etwa bei The Nomad oder Blood Brothers. Innerhalb der Song wird allerdings der Rhythmus viel zu selten variiert, mit Ausnahme von Dream Of Mirrors oder Ghost Of The Navigator. Vom einarmigen Nicko aus den 90ern sind wir hier aber zum Glück sehr weit entfernt. Mich stört der sehr höhenlastige Sound der Snare und die Tatsache, dass Nicko seine Toms nicht so variable einsetzt, wie in den 80ern, als bestünde sein Drumkit nur aus Snare, Bassdrum und Hi-Hat. Da konnte Nicko in der Vergangenheit sehr viel interessanter rhythmische Nuancen setzen.

Dass hier drei Gitarristen am Werke sind, ist nur an wenigen Stellen wirklich deutlich herauszuhören. Manchmal wird das gleiche Riff mit drei Gitarren gespielt, ohne dass man das wirklich müsste. Am kontrastreichsten werden die Gitarren bei The Nomad und Ghost Of The Navigator eingesetzt.

Für dieses gelungene Comeback vergebe ich 9,5/10 Punkten mit leichter Tendenz nach unten. Seit der Reunion gleichauf stehend mit A Matter Of Life And Death ihre beste Platte, knapp vor Book Of Souls und weit vor Dance Of Death und Final Frontier.
 
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