Viel zu wenig Maiden hier... der IRON MAIDEN-Thread

Sooo, wie einige andere hier hatte ich erwartungsgemäß ein wenig zu knabbern. Nach vier Wochen regelmäßigen und aufmerksamen Hörens kann ich wohl sagen, dass ich weiß, was ich vom Album halte.
Damit das nicht nur ein strukturloser Monolog wird, habe ich die Songs nach bestimmten Kriterien beschrieben, damit Positives wie Negatives etwas nachvollziehbar wird. Eigentlich find ich Punkte zu vergeben doof, aber in diesem Fall setzt es die Songs und die teilweise wenig repräsentativen Schlaglichter auf einzelne Aspekte etwas in Relation.
Um es vorwegzunehmen: Ich bin mehr als zufrieden, aber in der gesamten Diskographie landet das Album bei mir erstmal irgendwo in der oberen Mitte. Das ist gemessen an den vielen genialen Alben keine Schande, es kann nicht jedes in den Top-5 landen. Nachdem die Stimmung hier zunächst extrem euphorisch war, haben mich die weniger übereugten Kritiken dann etwas getröstet.

1. Senjutsu
Positiv: Ein mutiger Opener, die bedrohliche Stimmung packt einen, zumindest mich, spätestens beim zweiten Durchlauf.
Negativ: Das Keyboard. Ich dachte, irgendwann gewöhne ich mich an diesen glänzenden hardrockigen Klang, aber selbst nach dutzenden Durchläufen kommt er mir latent unpassend vor. In Kombination mit den Texten könnte man den natürlich als “Licht im Dunkeln“ auffassen. Für mich ist diese Fackel leider viel zu hell. Würde den Song gerne mal mit etwas dumpferem Keyboard (wie in "Lost In A Lost World") hören.
Stärkster Moment: 4:15 - der Song scheint sich fast schon im leicht wehleidigen Mittelteil zu verlieren, da setzt Bruces tiefer Gesang zusammen mit den satten Chords vom Beginn wieder ein, aus Verzweiflung wird Mut, “wir können es schaffen“
Einprägsamster Text: “They need everyone at the wall“ während Kriegsthemen im Heavy Metal nicht ungewöhnlich, ja geradezu ausgelutscht sind, hat mich diese Ziele kalt erwischt. Shit is getting real.
Extralob für: Nicos hypnotisches Schlagzeugspiel macht den Song erst zu dem, was er ist. Kein Heldenpathos, sondern angespanntes Erwarten.
Fazit: Starker Start, herausfordernd und eigenwillig, aber wie jemand hier schon treffend schrieb, die alte Liebe erkennt man unter den vielen Emotionen, die man beim ersten Hören durchlebt, sofort. Und es fühlt sich vertraut und richtig an.
Punkte: 9/10

2. Stratego
Positiv: Jaaa, Steves Bass natürlich Nach dem angespannten Opener regiert jetzt die Tatkraft. Ein unwiderstehlicher Rhythmus in den Strophen.
Negativ: Es tut mir leid, das Keyboard kommt mir auch hier wie ein Fremdkörper vor. Warum so pfeifend hell? Passt zu Axxis und Co, aber in meinen Ohren harmoniert es klanglich nicht mit dem Rest.
Stärkster Moment: 3:02 - anstatt den hohen Gesang der Bridge zu wiederholen, geht Bruce ein Stockwerk tiefer, “Lord hear me now“ - Wahnsinn! Diese Überraschungen und Kleinigkeiten hatte ich in der Book Of Souls schmerzlich vermisst (oder sträflich überhört)
Einprägsamster Text: “How do you read a madman's mind?“
Extralob für: Das Zusammenspiel von Gesang und Lead-Gitarre in den Strophen. Ähnlich, aber nie identisch.
Fazit: Macht Spaß! Mitreißend und fast schon von jugendlichem Charme.
Punkte: 8/10

3. The Writing On The Wall
Positiv: Ein Grower. Beim ersten Hören des Vorabsongs war ich wenig angetan, es plätscherte so vor sich hin. Mit der Zeit kommt aber mehr an Stimmung durch.
Negativ: Der Refrain beginnt super, die Wiederholung "can you see the writing?" hätte in meinen Ohren nach besser gestaltet werden können, da war (für mich) mehr drin.
Stärkster Moment: 4:05 / 4:27 - der Übergang zwischen den verschiedenen Solo-Teilen, lässt mich immer wieder aufhorchen.
Einprägsamster Text: "From Hollywood to Babylon, holy war to kingdom come" - aus Bruces Mund klingt das einfach verdammt cool.
Extralob für: Mit den Intros der vergangenen Alben war ich nicht immer glücklich. Das hier ist kurz und effektiv. Danke dafür!
Fazit: Es fällt schwer, hier nicht mitzunicken, eine neue Seite an Iron Maiden - und sie gefällt mir.
Punkte: 7/10

4. Lost In A Lost World
Positiv: Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen - die tiefen Lagen stehen Bruce hervorragend, mehr davon!
Negativ: Der Refrain packt mich nicht. Für mich ne weniger gelungene Version von "Brave New World". Man möchte es Bruce nicht vorwerfen, aber die hohen Stellen klingen dann doch etwas mühsam.
Stärkster Moment: 3:38 - eine tolle Abwechslung zu den energischen Strophen, die Musik scheint geradeso zu fließen. Dass es nicht wiederholt wird, macht diese Stelle noch kostbarer.
Einprägsamster Text: Eben jene Stelle: "Feel the spirits of the old ones standing proud upon their race…"
Extralob für: Die Rhythmusarbeit, das Maiden-Feeling kommt durch die Gitarren auf jeden Fall rüber.
Fazit: Der Song wirkt zunächst simpel, aber es gibt viel zu hören und am Ende ist auch für jeden was dabei. Für mich in der Gesamtlänge leider nicht durchgehend überzeugend, dennoch natürlich überhaupt kein schlechtes Stück.
Punkte: 7/10

5. Days Of The Future Past
Positiv: Nach dem doch recht langgezogenen Vorgänger ist der Song für mich eine willkommene Erfrischung. Er ist kurz und geradlinig.
Negativ: Nichts Nennenswertes.
Stärkster Moment: 0:32 - nach einem recht pompösen Intro regiert der Rhythmus, toller Offbeat (?), lässt mich direkt aufhören.
Einprägsamster Text: "A king without a queen to die for evermore"
Extralob für: Wieder ist es das Schlagzeug, das an vielen Stellen für kleine Funken sorgt, das macht den ganzen Song leicht und beschwingt, gleichzeitig ist er heavy.
Fazit: Kompakt und stimmungsvoll. Wäre sicherlich ein schöner live-Song.
Punkte: 7/10

6. The Time Machine
Positiv: Kino-Stimmung. Der Song baut sich effektiv auf und erzählt musikalisch eine Geschichte, der man gut folgen kann.
Negativ: Ebenfalls nichts.
Stärkster Moment: 3:07 - gerade als der Song ins Langatmige zu kippen droht, kommt dieser unwiderstehliche Rhythmuswechsel, da kommt direkt "Brave New World"-Feeling auf.
Einprägsamster Text: "I am not a preacher, I am but a man"
Extralob für: Die Gitarrensolos. Von allen auf der Platte gefallen sie mir hier am besten.
Fazit: Für mich ein durch und durch runder Song, die Länge ist dem Gebotenen angemessen und man hat das Gefühl, alle Bandmitglieder können ihre Stärken aufbieten.
Punkte: 8/10

7. Darkest Hour
Positiv: Satter Sound, kraftvolle Riffs, getragenes Tempo. Erinnert mich in Teilen an "Tears Of The Dragon" von der "Balls To Picasso".
Negativ: Auf die Gefahr hin, mich unbeliebt zu machen: Der Refrain ist mir zu cheesy. Mit fast schon Stadion-Charakter passt er für mich überhaupt nicht zum Rest des Lieds. Gerade der hochgezogene Gesang bei "glory" - gegen sowas bin ich (unabhängig vom Interpreten) total allergisch. Muss unweigerlich an "Wind Of Change" denken, das ist für mich leider keine positive Assoziation. Und für meinen Geschmack auch viel zu viel Echo auf den Vocals.
Stärkster Moment: Die Leads über dem letzten Refrain stimmen mich dann doch immer etwas versöhnlich.
Einprägsamster Text: "We buried our sons" Direkt zu Beginn wird klar, in welche Richtung es geht. Ein Song voller Schmerz, aber auch Kraft.
Extralob für: Die ersten 60 Sekunden - tolles Zusammenspiel der Gitarren.
Fazit: Für mich leider kein Highlight, kann die Euphorie nicht teilen, mich berührt der Song nur in Teilen.
Punkte: 6/10

8. Death Of The Celts
Positiv: Dieser schwingende, fast tänzelnde Rhythmus, die Gitarren sind mitunter schwer, aber dennoch ist der Gesamtklang leichtfüßig und in meinen Ohren angenehm warm. Für viele scheint der Song zu simpel zu sein, aber ich höre gerade in diesem Stück von jeder Maiden-Phase etwas heraus.
Negativ: Man könnte jetzt bemängeln, dass es auch 7-8 Minuten getan hätten, aber das stört mich hier überhaupt nicht. Es ist wie ein Buch, von dem man den Ausgang kennt, aber es trotzdem gerne weiterliest.
Stärkster Moment: 4:43 - Wie auch auf den anderen - der Song scheint gerade ins Selbstgefällige abzudriften, da kommt schon der (sicherlich genau so geplante) Wechsel in den Instrumentalteil - der ist übrigens genauso toll. Steves Bass versprüht hier für mich viel Nostalgie.
Einprägsamster Text: "Dreaming of days of our youth again, strangely, no wonder memories remain" - autsch.
Extralob für: Den Keyboard-Sound - matt und dennoch klar. Warum nicht auf dem ganzen Album so? Und danke an Bruce, dass er im letzten Satz in kein Ritardando verfällt.
Fazit: Beim Lesen der Meinungen vorab kristallisierte sich der Song bei einigen ja als "Schwachstelle" des Albums heraus. Auf mich trifft das nicht zu, ich schätze seine klaren Strukturen und die klassische Ausrichtung. Ein schöner Querschnitt durch das Schaffen der Band.
Punkte: 9/10

9. The Parchment
Positiv: Der Song ist eine perfekte Mischung aus vielen bekannten Maiden-Elementen und der "neuen" Ausrichtung des Albums. Gelingt in meinen Ohren wunderbar.
Negativ: Ich möchte mich eigentlich nicht schon wieder am Keyboard stören, daher lasse ich es einfach.
Stärkster Moment: 6:44 - man folgt auf dem Album einem recht berechenbaren aber dennoch wirkungsvollen Schema: Ein Thema wird aufgebaut, teilweise fast hypnotisch (für Maiden-Verhältnisse) wiederholt und bricht mit diesem Schema kurz bevor es sich abgenutzt hätte. So einen Stimmungs und Tonartwechsel kriegen nur wenige derart gelungen hin.
Einprägsamster Text: "Sweet revenge will be ours, vengeance of a shaken world, Just remember that patience is no sin"
Extralob für: Auf den Instrumentalteil hätte ich ja live große Lust, der bringt nochmal richtig Schwung und Energie rein. Kann es mir gut vorstellen, wie die drei Gitarristen für die Show sorgen, während Bruce auf und abrennt und die Leute anheizt.
Fazit: Anfangs fand ich die Länge nicht ganz gerechtfertigt, mittlerweile sehe ich das ganz anders. Hier wird extrem viel geboten und der Song reißt mich mit.
Punkte: 8/10

10. Hell On Earth
Positiv: Insbesondere der erste Teil imponiert mir, das klingt lebendig, emotional und zu 100% nach Iron Maiden. Das heißt aber nicht, dass der Rest nicht gut wäre. Richtig gutes Songwriting.
Negativ: Der Schlussteil ("Love in anger, life in danger") ist mir wieder zu stadionmäßig - die Hände hoch und jetzt alle… Passt in meinen Ohren nicht zum lyrischen und musikalischen Konzept des restlichen Songs. Kann ich aber verschmerzen, da er nicht so oft wiederholt wird.
Stärkster Moment: 2:15 - die Riffs setzen ein. Egal, wie man zu den letzten Alben steht, da müsste doch jedem Maiden-Fan das Herz aufgehen.
Einprägsamster Text: "Propaganda of the battles that are lost or won" - gewissermaßen ein Shakespeare-Zitat
Extralob für: Die Enscheidung, einen (zumindest in Teilen) schnelleren Song ans Ende zu packen. Ebenso die Entscheidung, den Song nicht durch ein Fade-Out zu beenden, sondern einen "echten" Schluss.
Fazit: Ein wilder Ritt, für mich ein sehr versönliches Ende.
Punkte: 9/10


Fazit
Was soll ich sagen. Ich hab meine Zeit mit dem Album gebraucht, das war aber bereits früh absehbar. Jetzt kann ich es ja zugeben, mit der "A Matter Of Life And Death" sowie der "Book Of Souls" konnte ich trotz viel investierter Aufmerksamkeit und sorgfältigem Hören nicht viel anfangen. Im Vergleich zu denen spricht mich"Senjutsu" deutlich direkter an. Irgendjemand hat es hier drin mal ganz treffend beschrieben, es ist wie eine Ex-Freundin, die man nach langer Zeit wiedertrifft. Man hat ne gewisse Schutzhaltung, aber es ist noch viel an positiven Gefühlen da. Und die überwiegen hier bei mir absolut. Zumal Iron Maiden für mich nie "weg" waren, ich hab mich nur mit manchen Platten nach der "Brave New World" wirklich schwer getan. Und an die erinnert mich die neue Platte mehr als alle anderen.
Wie viele hier nehme ich das Schlagzeug auch sehr intensiv wahr, das war nicht auf allen Platten so und es ist defintiv eine Bereicherung. Mit dem Sound bin ich nicht durchgehend glücklich, das Keyboard hab ich ja schon angesprochen, aber da das sonst niemandem bisher negativ auffiel, scheint da wohl irgendwas tief drin in mir zu sitzen, das hier Widerstand auslöst. Wie schon gesagt hätte ich mir da einen einheitlichen, matten Klang durch alle Songs hindurch gewünscht. Auch Bruce's Gesang wurde hier mal "wie durch ein Handtuch" beschrieben, das empfand ich stellenweise genauso.
Nach einem Monat hören kann ich sagen, dass ich froh bin, dass das Album so geworden ist, wie es ist. Sie haben sich was getraut, das find ich toll, die neuen Aspekte (auch das asiatische Artwork) fühlen sich nicht falsch an, auch wenn mir nicht alle zusagen - was solls. Ich freu mich über die Euphorie einiger hier. Wie ich schonmal sagte, ist die nicht nur ansteckend, sondern es ist schön, dass ihr sie hier drin teilt.
Auch wenn das Album bei mir nicht im oberen Drittel der Diskographie landen wird, hab ich trotzdem wieder richtig Bock auf Iron Maiden. Auf die alten, auf die neuen und auf die hoffentlich zukünftigen. Die Welt wäre ohne sie ganz schön arm dran.

Auch von mir beide Daumen hoch! Das ist wirklich ein großartiger Bericht! Gerne gelesen, und vollste Zustimmung!

Passend zum aktuellen Maiden Fieber hatte ich gestern bei der 11. Staffel von Walking Dead einen "Epic as fuck!" Moment. Den aufmerksamen Serienguckern hier wird diese geile Szene schon bekannt sein, ich sah sie gestern zum ersten Mal.

Wirkt natürlich nur richtig stark, wenn man die Serie und die Vorgeschichte kennt. Aber saucool, dass ausgerechnet Eugene diesen Song anstimmt:

 
So nach mindestens 70 Durchläufen und immer noch völliger Begeisterung hier noch mal eine aktuelle Einschätzung der einzelnen Songs:

Senjutsu 9,5/10
Stratego 8,5/10
The writing on the wall 10/10
Lost in a lost world 10/10
Days of future past 9,5/10
The time machine 10/10
Darkest hour 9,5/10
Death of the celts 10/10
The parchment 10/10
Hell on earth 12/10

Mit Brave new World die beste Maiden seit 7th son of a 7th son.
 
Sooo, wie einige andere hier hatte ich erwartungsgemäß ein wenig zu knabbern. Nach vier Wochen regelmäßigen und aufmerksamen Hörens kann ich wohl sagen, dass ich weiß, was ich vom Album halte.
Damit das nicht nur ein strukturloser Monolog wird, habe ich die Songs nach bestimmten Kriterien beschrieben, damit Positives wie Negatives etwas nachvollziehbar wird. Eigentlich find ich Punkte zu vergeben doof, aber in diesem Fall setzt es die Songs und die teilweise wenig repräsentativen Schlaglichter auf einzelne Aspekte etwas in Relation.
Um es vorwegzunehmen: Ich bin mehr als zufrieden, aber in der gesamten Diskographie landet das Album bei mir erstmal irgendwo in der oberen Mitte. Das ist gemessen an den vielen genialen Alben keine Schande, es kann nicht jedes in den Top-5 landen. Nachdem die Stimmung hier zunächst extrem euphorisch war, haben mich die weniger übereugten Kritiken dann etwas getröstet.

1. Senjutsu
Positiv: Ein mutiger Opener, die bedrohliche Stimmung packt einen, zumindest mich, spätestens beim zweiten Durchlauf.
Negativ: Das Keyboard. Ich dachte, irgendwann gewöhne ich mich an diesen glänzenden hardrockigen Klang, aber selbst nach dutzenden Durchläufen kommt er mir latent unpassend vor. In Kombination mit den Texten könnte man den natürlich als “Licht im Dunkeln“ auffassen. Für mich ist diese Fackel leider viel zu hell. Würde den Song gerne mal mit etwas dumpferem Keyboard (wie in "Lost In A Lost World") hören.
Stärkster Moment: 4:15 - der Song scheint sich fast schon im leicht wehleidigen Mittelteil zu verlieren, da setzt Bruces tiefer Gesang zusammen mit den satten Chords vom Beginn wieder ein, aus Verzweiflung wird Mut, “wir können es schaffen“
Einprägsamster Text: “They need everyone at the wall“ während Kriegsthemen im Heavy Metal nicht ungewöhnlich, ja geradezu ausgelutscht sind, hat mich diese Ziele kalt erwischt. Shit is getting real.
Extralob für: Nicos hypnotisches Schlagzeugspiel macht den Song erst zu dem, was er ist. Kein Heldenpathos, sondern angespanntes Erwarten.
Fazit: Starker Start, herausfordernd und eigenwillig, aber wie jemand hier schon treffend schrieb, die alte Liebe erkennt man unter den vielen Emotionen, die man beim ersten Hören durchlebt, sofort. Und es fühlt sich vertraut und richtig an.
Punkte: 9/10

2. Stratego
Positiv: Jaaa, Steves Bass natürlich Nach dem angespannten Opener regiert jetzt die Tatkraft. Ein unwiderstehlicher Rhythmus in den Strophen.
Negativ: Es tut mir leid, das Keyboard kommt mir auch hier wie ein Fremdkörper vor. Warum so pfeifend hell? Passt zu Axxis und Co, aber in meinen Ohren harmoniert es klanglich nicht mit dem Rest.
Stärkster Moment: 3:02 - anstatt den hohen Gesang der Bridge zu wiederholen, geht Bruce ein Stockwerk tiefer, “Lord hear me now“ - Wahnsinn! Diese Überraschungen und Kleinigkeiten hatte ich in der Book Of Souls schmerzlich vermisst (oder sträflich überhört)
Einprägsamster Text: “How do you read a madman's mind?“
Extralob für: Das Zusammenspiel von Gesang und Lead-Gitarre in den Strophen. Ähnlich, aber nie identisch.
Fazit: Macht Spaß! Mitreißend und fast schon von jugendlichem Charme.
Punkte: 8/10

3. The Writing On The Wall
Positiv: Ein Grower. Beim ersten Hören des Vorabsongs war ich wenig angetan, es plätscherte so vor sich hin. Mit der Zeit kommt aber mehr an Stimmung durch.
Negativ: Der Refrain beginnt super, die Wiederholung "can you see the writing?" hätte in meinen Ohren nach besser gestaltet werden können, da war (für mich) mehr drin.
Stärkster Moment: 4:05 / 4:27 - der Übergang zwischen den verschiedenen Solo-Teilen, lässt mich immer wieder aufhorchen.
Einprägsamster Text: "From Hollywood to Babylon, holy war to kingdom come" - aus Bruces Mund klingt das einfach verdammt cool.
Extralob für: Mit den Intros der vergangenen Alben war ich nicht immer glücklich. Das hier ist kurz und effektiv. Danke dafür!
Fazit: Es fällt schwer, hier nicht mitzunicken, eine neue Seite an Iron Maiden - und sie gefällt mir.
Punkte: 7/10

4. Lost In A Lost World
Positiv: Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen - die tiefen Lagen stehen Bruce hervorragend, mehr davon!
Negativ: Der Refrain packt mich nicht. Für mich ne weniger gelungene Version von "Brave New World". Man möchte es Bruce nicht vorwerfen, aber die hohen Stellen klingen dann doch etwas mühsam.
Stärkster Moment: 3:38 - eine tolle Abwechslung zu den energischen Strophen, die Musik scheint geradeso zu fließen. Dass es nicht wiederholt wird, macht diese Stelle noch kostbarer.
Einprägsamster Text: Eben jene Stelle: "Feel the spirits of the old ones standing proud upon their race…"
Extralob für: Die Rhythmusarbeit, das Maiden-Feeling kommt durch die Gitarren auf jeden Fall rüber.
Fazit: Der Song wirkt zunächst simpel, aber es gibt viel zu hören und am Ende ist auch für jeden was dabei. Für mich in der Gesamtlänge leider nicht durchgehend überzeugend, dennoch natürlich überhaupt kein schlechtes Stück.
Punkte: 7/10

5. Days Of The Future Past
Positiv: Nach dem doch recht langgezogenen Vorgänger ist der Song für mich eine willkommene Erfrischung. Er ist kurz und geradlinig.
Negativ: Nichts Nennenswertes.
Stärkster Moment: 0:32 - nach einem recht pompösen Intro regiert der Rhythmus, toller Offbeat (?), lässt mich direkt aufhören.
Einprägsamster Text: "A king without a queen to die for evermore"
Extralob für: Wieder ist es das Schlagzeug, das an vielen Stellen für kleine Funken sorgt, das macht den ganzen Song leicht und beschwingt, gleichzeitig ist er heavy.
Fazit: Kompakt und stimmungsvoll. Wäre sicherlich ein schöner live-Song.
Punkte: 7/10

6. The Time Machine
Positiv: Kino-Stimmung. Der Song baut sich effektiv auf und erzählt musikalisch eine Geschichte, der man gut folgen kann.
Negativ: Ebenfalls nichts.
Stärkster Moment: 3:07 - gerade als der Song ins Langatmige zu kippen droht, kommt dieser unwiderstehliche Rhythmuswechsel, da kommt direkt "Brave New World"-Feeling auf.
Einprägsamster Text: "I am not a preacher, I am but a man"
Extralob für: Die Gitarrensolos. Von allen auf der Platte gefallen sie mir hier am besten.
Fazit: Für mich ein durch und durch runder Song, die Länge ist dem Gebotenen angemessen und man hat das Gefühl, alle Bandmitglieder können ihre Stärken aufbieten.
Punkte: 8/10

7. Darkest Hour
Positiv: Satter Sound, kraftvolle Riffs, getragenes Tempo. Erinnert mich in Teilen an "Tears Of The Dragon" von der "Balls To Picasso".
Negativ: Auf die Gefahr hin, mich unbeliebt zu machen: Der Refrain ist mir zu cheesy. Mit fast schon Stadion-Charakter passt er für mich überhaupt nicht zum Rest des Lieds. Gerade der hochgezogene Gesang bei "glory" - gegen sowas bin ich (unabhängig vom Interpreten) total allergisch. Muss unweigerlich an "Wind Of Change" denken, das ist für mich leider keine positive Assoziation. Und für meinen Geschmack auch viel zu viel Echo auf den Vocals.
Stärkster Moment: Die Leads über dem letzten Refrain stimmen mich dann doch immer etwas versöhnlich.
Einprägsamster Text: "We buried our sons" Direkt zu Beginn wird klar, in welche Richtung es geht. Ein Song voller Schmerz, aber auch Kraft.
Extralob für: Die ersten 60 Sekunden - tolles Zusammenspiel der Gitarren.
Fazit: Für mich leider kein Highlight, kann die Euphorie nicht teilen, mich berührt der Song nur in Teilen.
Punkte: 6/10

8. Death Of The Celts
Positiv: Dieser schwingende, fast tänzelnde Rhythmus, die Gitarren sind mitunter schwer, aber dennoch ist der Gesamtklang leichtfüßig und in meinen Ohren angenehm warm. Für viele scheint der Song zu simpel zu sein, aber ich höre gerade in diesem Stück von jeder Maiden-Phase etwas heraus.
Negativ: Man könnte jetzt bemängeln, dass es auch 7-8 Minuten getan hätten, aber das stört mich hier überhaupt nicht. Es ist wie ein Buch, von dem man den Ausgang kennt, aber es trotzdem gerne weiterliest.
Stärkster Moment: 4:43 - Wie auch auf den anderen - der Song scheint gerade ins Selbstgefällige abzudriften, da kommt schon der (sicherlich genau so geplante) Wechsel in den Instrumentalteil - der ist übrigens genauso toll. Steves Bass versprüht hier für mich viel Nostalgie.
Einprägsamster Text: "Dreaming of days of our youth again, strangely, no wonder memories remain" - autsch.
Extralob für: Den Keyboard-Sound - matt und dennoch klar. Warum nicht auf dem ganzen Album so? Und danke an Bruce, dass er im letzten Satz in kein Ritardando verfällt.
Fazit: Beim Lesen der Meinungen vorab kristallisierte sich der Song bei einigen ja als "Schwachstelle" des Albums heraus. Auf mich trifft das nicht zu, ich schätze seine klaren Strukturen und die klassische Ausrichtung. Ein schöner Querschnitt durch das Schaffen der Band.
Punkte: 9/10

9. The Parchment
Positiv: Der Song ist eine perfekte Mischung aus vielen bekannten Maiden-Elementen und der "neuen" Ausrichtung des Albums. Gelingt in meinen Ohren wunderbar.
Negativ: Ich möchte mich eigentlich nicht schon wieder am Keyboard stören, daher lasse ich es einfach.
Stärkster Moment: 6:44 - man folgt auf dem Album einem recht berechenbaren aber dennoch wirkungsvollen Schema: Ein Thema wird aufgebaut, teilweise fast hypnotisch (für Maiden-Verhältnisse) wiederholt und bricht mit diesem Schema kurz bevor es sich abgenutzt hätte. So einen Stimmungs und Tonartwechsel kriegen nur wenige derart gelungen hin.
Einprägsamster Text: "Sweet revenge will be ours, vengeance of a shaken world, Just remember that patience is no sin"
Extralob für: Auf den Instrumentalteil hätte ich ja live große Lust, der bringt nochmal richtig Schwung und Energie rein. Kann es mir gut vorstellen, wie die drei Gitarristen für die Show sorgen, während Bruce auf und abrennt und die Leute anheizt.
Fazit: Anfangs fand ich die Länge nicht ganz gerechtfertigt, mittlerweile sehe ich das ganz anders. Hier wird extrem viel geboten und der Song reißt mich mit.
Punkte: 8/10

10. Hell On Earth
Positiv: Insbesondere der erste Teil imponiert mir, das klingt lebendig, emotional und zu 100% nach Iron Maiden. Das heißt aber nicht, dass der Rest nicht gut wäre. Richtig gutes Songwriting.
Negativ: Der Schlussteil ("Love in anger, life in danger") ist mir wieder zu stadionmäßig - die Hände hoch und jetzt alle… Passt in meinen Ohren nicht zum lyrischen und musikalischen Konzept des restlichen Songs. Kann ich aber verschmerzen, da er nicht so oft wiederholt wird.
Stärkster Moment: 2:15 - die Riffs setzen ein. Egal, wie man zu den letzten Alben steht, da müsste doch jedem Maiden-Fan das Herz aufgehen.
Einprägsamster Text: "Propaganda of the battles that are lost or won" - gewissermaßen ein Shakespeare-Zitat
Extralob für: Die Enscheidung, einen (zumindest in Teilen) schnelleren Song ans Ende zu packen. Ebenso die Entscheidung, den Song nicht durch ein Fade-Out zu beenden, sondern einen "echten" Schluss.
Fazit: Ein wilder Ritt, für mich ein sehr versönliches Ende.
Punkte: 9/10


Fazit
Was soll ich sagen. Ich hab meine Zeit mit dem Album gebraucht, das war aber bereits früh absehbar. Jetzt kann ich es ja zugeben, mit der "A Matter Of Life And Death" sowie der "Book Of Souls" konnte ich trotz viel investierter Aufmerksamkeit und sorgfältigem Hören nicht viel anfangen. Im Vergleich zu denen spricht mich"Senjutsu" deutlich direkter an. Irgendjemand hat es hier drin mal ganz treffend beschrieben, es ist wie eine Ex-Freundin, die man nach langer Zeit wiedertrifft. Man hat ne gewisse Schutzhaltung, aber es ist noch viel an positiven Gefühlen da. Und die überwiegen hier bei mir absolut. Zumal Iron Maiden für mich nie "weg" waren, ich hab mich nur mit manchen Platten nach der "Brave New World" wirklich schwer getan. Und an die erinnert mich die neue Platte mehr als alle anderen.
Wie viele hier nehme ich das Schlagzeug auch sehr intensiv wahr, das war nicht auf allen Platten so und es ist defintiv eine Bereicherung. Mit dem Sound bin ich nicht durchgehend glücklich, das Keyboard hab ich ja schon angesprochen, aber da das sonst niemandem bisher negativ auffiel, scheint da wohl irgendwas tief drin in mir zu sitzen, das hier Widerstand auslöst. Wie schon gesagt hätte ich mir da einen einheitlichen, matten Klang durch alle Songs hindurch gewünscht. Auch Bruce's Gesang wurde hier mal "wie durch ein Handtuch" beschrieben, das empfand ich stellenweise genauso.
Nach einem Monat hören kann ich sagen, dass ich froh bin, dass das Album so geworden ist, wie es ist. Sie haben sich was getraut, das find ich toll, die neuen Aspekte (auch das asiatische Artwork) fühlen sich nicht falsch an, auch wenn mir nicht alle zusagen - was solls. Ich freu mich über die Euphorie einiger hier. Wie ich schonmal sagte, ist die nicht nur ansteckend, sondern es ist schön, dass ihr sie hier drin teilt.
Auch wenn das Album bei mir nicht im oberen Drittel der Diskographie landen wird, hab ich trotzdem wieder richtig Bock auf Iron Maiden. Auf die alten, auf die neuen und auf die hoffentlich zukünftigen. Die Welt wäre ohne sie ganz schön arm dran.
Also ich hab das Album noch nicht ansatzweise genug gehört für eine Meinung, aber ich habe DEINE verdammt gerne gelesen!
Dein Beitrag ist ein Monument für die Relevanz der Internetforen.
Danke :feierei:
 
So nach mindestens 70 Durchläufen und immer noch völliger Begeisterung (...)
Same here. Ich hab die Durchläufe nicht gezählt, aber das Teil dreht sich täglich auf dem Plattenteller und ich hab sie immer noch nicht über. Das hat TBOS nicht geschafft.

Senjutsu - 9/10
Stratego - 9,5/10
The writing on the Wall - 9/10
Lost in a lost World - 8,5/10
Days of Future past - 10/10
The time Machine - 8/10
Darkest Hour - 8,5/10
Death of the Celts - 8/10
The Parchment - 7/10
Hell on Earth - 10/10

So ein bockstarkes Teil hätte ich den alten Säcken ehrlich gesagt nicht mehr zugetraut. :top:
 
Ich weiss nicht, ob es anderen hier auch so geht, aber die letzten 2 Minuten von Lost in a lost world machen mich immer wieder vollkommen fertig.
Bei dem ersten Durchläufen hatte ich sogar Tränen in den Augen. Was ist das bitte für eine unfassbare Gesangsmelodie? Und wie Bruce das intoniert ist meiner Meinung nach einfach nur großartig.
 
Sooo, wie einige andere hier hatte ich erwartungsgemäß ein wenig zu knabbern. Nach vier Wochen regelmäßigen und aufmerksamen Hörens kann ich wohl sagen, dass ich weiß, was ich vom Album halte.
Damit das nicht nur ein strukturloser Monolog wird, habe ich die Songs nach bestimmten Kriterien beschrieben, damit Positives wie Negatives etwas nachvollziehbar wird. Eigentlich find ich Punkte zu vergeben doof, aber in diesem Fall setzt es die Songs und die teilweise wenig repräsentativen Schlaglichter auf einzelne Aspekte etwas in Relation.
Um es vorwegzunehmen: Ich bin mehr als zufrieden, aber in der gesamten Diskographie landet das Album bei mir erstmal irgendwo in der oberen Mitte. Das ist gemessen an den vielen genialen Alben keine Schande, es kann nicht jedes in den Top-5 landen. Nachdem die Stimmung hier zunächst extrem euphorisch war, haben mich die weniger übereugten Kritiken dann etwas getröstet.

1. Senjutsu
Positiv: Ein mutiger Opener, die bedrohliche Stimmung packt einen, zumindest mich, spätestens beim zweiten Durchlauf.
Negativ: Das Keyboard. Ich dachte, irgendwann gewöhne ich mich an diesen glänzenden hardrockigen Klang, aber selbst nach dutzenden Durchläufen kommt er mir latent unpassend vor. In Kombination mit den Texten könnte man den natürlich als “Licht im Dunkeln“ auffassen. Für mich ist diese Fackel leider viel zu hell. Würde den Song gerne mal mit etwas dumpferem Keyboard (wie in "Lost In A Lost World") hören.
Stärkster Moment: 4:15 - der Song scheint sich fast schon im leicht wehleidigen Mittelteil zu verlieren, da setzt Bruces tiefer Gesang zusammen mit den satten Chords vom Beginn wieder ein, aus Verzweiflung wird Mut, “wir können es schaffen“
Einprägsamster Text: “They need everyone at the wall“ während Kriegsthemen im Heavy Metal nicht ungewöhnlich, ja geradezu ausgelutscht sind, hat mich diese Ziele kalt erwischt. Shit is getting real.
Extralob für: Nicos hypnotisches Schlagzeugspiel macht den Song erst zu dem, was er ist. Kein Heldenpathos, sondern angespanntes Erwarten.
Fazit: Starker Start, herausfordernd und eigenwillig, aber wie jemand hier schon treffend schrieb, die alte Liebe erkennt man unter den vielen Emotionen, die man beim ersten Hören durchlebt, sofort. Und es fühlt sich vertraut und richtig an.
Punkte: 9/10

2. Stratego
Positiv: Jaaa, Steves Bass natürlich Nach dem angespannten Opener regiert jetzt die Tatkraft. Ein unwiderstehlicher Rhythmus in den Strophen.
Negativ: Es tut mir leid, das Keyboard kommt mir auch hier wie ein Fremdkörper vor. Warum so pfeifend hell? Passt zu Axxis und Co, aber in meinen Ohren harmoniert es klanglich nicht mit dem Rest.
Stärkster Moment: 3:02 - anstatt den hohen Gesang der Bridge zu wiederholen, geht Bruce ein Stockwerk tiefer, “Lord hear me now“ - Wahnsinn! Diese Überraschungen und Kleinigkeiten hatte ich in der Book Of Souls schmerzlich vermisst (oder sträflich überhört)
Einprägsamster Text: “How do you read a madman's mind?“
Extralob für: Das Zusammenspiel von Gesang und Lead-Gitarre in den Strophen. Ähnlich, aber nie identisch.
Fazit: Macht Spaß! Mitreißend und fast schon von jugendlichem Charme.
Punkte: 8/10

3. The Writing On The Wall
Positiv: Ein Grower. Beim ersten Hören des Vorabsongs war ich wenig angetan, es plätscherte so vor sich hin. Mit der Zeit kommt aber mehr an Stimmung durch.
Negativ: Der Refrain beginnt super, die Wiederholung "can you see the writing?" hätte in meinen Ohren nach besser gestaltet werden können, da war (für mich) mehr drin.
Stärkster Moment: 4:05 / 4:27 - der Übergang zwischen den verschiedenen Solo-Teilen, lässt mich immer wieder aufhorchen.
Einprägsamster Text: "From Hollywood to Babylon, holy war to kingdom come" - aus Bruces Mund klingt das einfach verdammt cool.
Extralob für: Mit den Intros der vergangenen Alben war ich nicht immer glücklich. Das hier ist kurz und effektiv. Danke dafür!
Fazit: Es fällt schwer, hier nicht mitzunicken, eine neue Seite an Iron Maiden - und sie gefällt mir.
Punkte: 7/10

4. Lost In A Lost World
Positiv: Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen - die tiefen Lagen stehen Bruce hervorragend, mehr davon!
Negativ: Der Refrain packt mich nicht. Für mich ne weniger gelungene Version von "Brave New World". Man möchte es Bruce nicht vorwerfen, aber die hohen Stellen klingen dann doch etwas mühsam.
Stärkster Moment: 3:38 - eine tolle Abwechslung zu den energischen Strophen, die Musik scheint geradeso zu fließen. Dass es nicht wiederholt wird, macht diese Stelle noch kostbarer.
Einprägsamster Text: Eben jene Stelle: "Feel the spirits of the old ones standing proud upon their race…"
Extralob für: Die Rhythmusarbeit, das Maiden-Feeling kommt durch die Gitarren auf jeden Fall rüber.
Fazit: Der Song wirkt zunächst simpel, aber es gibt viel zu hören und am Ende ist auch für jeden was dabei. Für mich in der Gesamtlänge leider nicht durchgehend überzeugend, dennoch natürlich überhaupt kein schlechtes Stück.
Punkte: 7/10

5. Days Of The Future Past
Positiv: Nach dem doch recht langgezogenen Vorgänger ist der Song für mich eine willkommene Erfrischung. Er ist kurz und geradlinig.
Negativ: Nichts Nennenswertes.
Stärkster Moment: 0:32 - nach einem recht pompösen Intro regiert der Rhythmus, toller Offbeat (?), lässt mich direkt aufhören.
Einprägsamster Text: "A king without a queen to die for evermore"
Extralob für: Wieder ist es das Schlagzeug, das an vielen Stellen für kleine Funken sorgt, das macht den ganzen Song leicht und beschwingt, gleichzeitig ist er heavy.
Fazit: Kompakt und stimmungsvoll. Wäre sicherlich ein schöner live-Song.
Punkte: 7/10

6. The Time Machine
Positiv: Kino-Stimmung. Der Song baut sich effektiv auf und erzählt musikalisch eine Geschichte, der man gut folgen kann.
Negativ: Ebenfalls nichts.
Stärkster Moment: 3:07 - gerade als der Song ins Langatmige zu kippen droht, kommt dieser unwiderstehliche Rhythmuswechsel, da kommt direkt "Brave New World"-Feeling auf.
Einprägsamster Text: "I am not a preacher, I am but a man"
Extralob für: Die Gitarrensolos. Von allen auf der Platte gefallen sie mir hier am besten.
Fazit: Für mich ein durch und durch runder Song, die Länge ist dem Gebotenen angemessen und man hat das Gefühl, alle Bandmitglieder können ihre Stärken aufbieten.
Punkte: 8/10

7. Darkest Hour
Positiv: Satter Sound, kraftvolle Riffs, getragenes Tempo. Erinnert mich in Teilen an "Tears Of The Dragon" von der "Balls To Picasso".
Negativ: Auf die Gefahr hin, mich unbeliebt zu machen: Der Refrain ist mir zu cheesy. Mit fast schon Stadion-Charakter passt er für mich überhaupt nicht zum Rest des Lieds. Gerade der hochgezogene Gesang bei "glory" - gegen sowas bin ich (unabhängig vom Interpreten) total allergisch. Muss unweigerlich an "Wind Of Change" denken, das ist für mich leider keine positive Assoziation. Und für meinen Geschmack auch viel zu viel Echo auf den Vocals.
Stärkster Moment: Die Leads über dem letzten Refrain stimmen mich dann doch immer etwas versöhnlich.
Einprägsamster Text: "We buried our sons" Direkt zu Beginn wird klar, in welche Richtung es geht. Ein Song voller Schmerz, aber auch Kraft.
Extralob für: Die ersten 60 Sekunden - tolles Zusammenspiel der Gitarren.
Fazit: Für mich leider kein Highlight, kann die Euphorie nicht teilen, mich berührt der Song nur in Teilen.
Punkte: 6/10

8. Death Of The Celts
Positiv: Dieser schwingende, fast tänzelnde Rhythmus, die Gitarren sind mitunter schwer, aber dennoch ist der Gesamtklang leichtfüßig und in meinen Ohren angenehm warm. Für viele scheint der Song zu simpel zu sein, aber ich höre gerade in diesem Stück von jeder Maiden-Phase etwas heraus.
Negativ: Man könnte jetzt bemängeln, dass es auch 7-8 Minuten getan hätten, aber das stört mich hier überhaupt nicht. Es ist wie ein Buch, von dem man den Ausgang kennt, aber es trotzdem gerne weiterliest.
Stärkster Moment: 4:43 - Wie auch auf den anderen - der Song scheint gerade ins Selbstgefällige abzudriften, da kommt schon der (sicherlich genau so geplante) Wechsel in den Instrumentalteil - der ist übrigens genauso toll. Steves Bass versprüht hier für mich viel Nostalgie.
Einprägsamster Text: "Dreaming of days of our youth again, strangely, no wonder memories remain" - autsch.
Extralob für: Den Keyboard-Sound - matt und dennoch klar. Warum nicht auf dem ganzen Album so? Und danke an Bruce, dass er im letzten Satz in kein Ritardando verfällt.
Fazit: Beim Lesen der Meinungen vorab kristallisierte sich der Song bei einigen ja als "Schwachstelle" des Albums heraus. Auf mich trifft das nicht zu, ich schätze seine klaren Strukturen und die klassische Ausrichtung. Ein schöner Querschnitt durch das Schaffen der Band.
Punkte: 9/10

9. The Parchment
Positiv: Der Song ist eine perfekte Mischung aus vielen bekannten Maiden-Elementen und der "neuen" Ausrichtung des Albums. Gelingt in meinen Ohren wunderbar.
Negativ: Ich möchte mich eigentlich nicht schon wieder am Keyboard stören, daher lasse ich es einfach.
Stärkster Moment: 6:44 - man folgt auf dem Album einem recht berechenbaren aber dennoch wirkungsvollen Schema: Ein Thema wird aufgebaut, teilweise fast hypnotisch (für Maiden-Verhältnisse) wiederholt und bricht mit diesem Schema kurz bevor es sich abgenutzt hätte. So einen Stimmungs und Tonartwechsel kriegen nur wenige derart gelungen hin.
Einprägsamster Text: "Sweet revenge will be ours, vengeance of a shaken world, Just remember that patience is no sin"
Extralob für: Auf den Instrumentalteil hätte ich ja live große Lust, der bringt nochmal richtig Schwung und Energie rein. Kann es mir gut vorstellen, wie die drei Gitarristen für die Show sorgen, während Bruce auf und abrennt und die Leute anheizt.
Fazit: Anfangs fand ich die Länge nicht ganz gerechtfertigt, mittlerweile sehe ich das ganz anders. Hier wird extrem viel geboten und der Song reißt mich mit.
Punkte: 8/10

10. Hell On Earth
Positiv: Insbesondere der erste Teil imponiert mir, das klingt lebendig, emotional und zu 100% nach Iron Maiden. Das heißt aber nicht, dass der Rest nicht gut wäre. Richtig packendes Songwriting.
Negativ: Der Schlussteil ("Love in anger, life in danger") ist mir wieder zu stadionmäßig - die Hände hoch und jetzt alle… Passt in meinen Ohren nicht zum lyrischen und musikalischen Konzept des restlichen Songs. Kann ich aber verschmerzen, da er nicht so oft wiederholt wird.
Stärkster Moment: 2:15 - die Riffs setzen ein. Egal, wie man zu den letzten Alben steht, da müsste doch jedem Maiden-Fan das Herz aufgehen.
Einprägsamster Text: "Propaganda of the battles that are lost or won" - gewissermaßen ein Shakespeare-Zitat
Extralob für: Die Enscheidung, einen (zumindest in Teilen) schnelleren Song ans Ende zu packen. Ebenso die Entscheidung, den Song nicht durch ein Fade-Out zu beenden, sondern einen "echten" Schluss.
Fazit: Ein wilder Ritt, für mich ein sehr versönliches Ende.
Punkte: 9/10


Fazit
Was soll ich sagen. Ich hab meine Zeit mit dem Album gebraucht, das war aber bereits früh absehbar. Jetzt kann ich es ja zugeben, mit der "A Matter Of Life And Death" sowie der "Book Of Souls" konnte ich trotz viel investierter Aufmerksamkeit und sorgfältigem Hören nicht viel anfangen. Im Vergleich zu denen spricht mich"Senjutsu" deutlich direkter an. Irgendjemand hat es hier drin mal ganz treffend beschrieben, es ist wie eine Ex-Freundin, die man nach langer Zeit wiedertrifft. Man hat ne gewisse Schutzhaltung, aber es ist noch viel an positiven Gefühlen da. Und die überwiegen hier bei mir absolut. Zumal Iron Maiden für mich nie "weg" waren, ich hab mich nur mit manchen Platten nach der "Brave New World" wirklich schwer getan. Und an die erinnert mich die neue Platte mehr als alle anderen.
Wie viele hier nehme ich das Schlagzeug auch sehr intensiv wahr, das war nicht auf allen Platten so und es ist defintiv eine Bereicherung. Mit dem Sound bin ich nicht durchgehend glücklich, das Keyboard hab ich ja schon angesprochen, aber da das sonst niemandem bisher negativ auffiel, scheint da wohl irgendwas tief drin in mir zu sitzen, das hier Widerstand auslöst. Wie schon gesagt hätte ich mir da einen einheitlichen, matten Klang durch alle Songs hindurch gewünscht. Auch Bruce's Gesang wurde hier mal "wie durch ein Handtuch" beschrieben, das empfand ich stellenweise genauso.
Nach einem Monat hören kann ich sagen, dass ich froh bin, dass das Album so geworden ist, wie es ist. Sie haben sich was getraut, das find ich toll, die neuen Aspekte (auch das asiatische Artwork) fühlen sich nicht falsch an, auch wenn mir nicht alle zusagen - was solls. Ich freu mich über die Euphorie einiger hier. Wie ich schonmal sagte, ist die nicht nur ansteckend, sondern es ist schön, dass ihr sie hier drin teilt.
Auch wenn das Album bei mir nicht im oberen Drittel der Diskographie landen wird, hab ich trotzdem wieder richtig Bock auf Iron Maiden. Auf die alten, auf die neuen und auf die hoffentlich zukünftigen. Die Welt wäre ohne sie ganz schön arm dran.

Vielen Dank für diese tiefgehende und verdammt interssant zu lesende Auseinandersetzung. Man möchte sich deinen Beitrag ausdrucken und in einem kostbaren Schächtelchen bergen, um ihn immer wieder mal abends im Kerzenschein beim Maiden-Hören zu lesen.
 
Ihr macht mich echt verlegen.
Wie ihr bemerkt habt, schreib ich meistens aus dem Bauch heraus, so finde ich heute noch Rechtschreibefehler im Text. Und persönlich empfinde ich den Text verglichen mit den vielen anderen treffenden Beobachtungen und Eindrücken, die hier bereits geteilt wurden, recht banal. Umsomehr freut es mich, dass wir uns hier im Forum in unserer Begeisterung (und manchmal auch Enttäuschung) gegenseitig anstecken, motivieren, aufmerksam machen oder trösten können. Das zeigt mal wieder, dass jeder Beitrag ne Menge auslösen kann, auch wenn man das vielleicht selbst gar nicht erwartet. Hätte ich euch nicht tagelang beim Schildern eurer Meinungen zugehört, ware das Album bei mir vermutlich schon viel früher wieder im Regal gelandet. So erging es mir mit der "Book Of Souls", zu der ich nie wirkich einen Bezug aufbauen konnte. So ein persönlicher Austausch wie hier drin macht den Unterschied - ich habe also euch zu danken. :top:
 
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Ich muss ja für mich sagen, dass ich mittlerweile Writing on the Wall am besten finde auf der Scheibe, und ich geh soweit, dass ich es den besten Song seit Seventh son (Song) benenne.
Wer hätte gedacht, dass Maiden ein solch famoses Abschiedswerk rauskloppen? :)
 
Ich weiss nicht, ob es anderen hier auch so geht, aber die letzten 2 Minuten von Lost in a lost world machen mich immer wieder vollkommen fertig.
Bei dem ersten Durchläufen hatte ich sogar Tränen in den Augen. Was ist das bitte für eine unfassbare Gesangsmelodie? Und wie Bruce das intoniert ist meiner Meinung nach einfach nur großartig.

Tränen in den Augen kenn ich... Bei mir isses bei Darkest Hour und parts in the parchment...
Bei the red and the black hatte ich das auch. Unglaublich wie die Jungs einen packen... UNGLAUBLICH!
 
Weil es hier ja gerade läuft: Ein Album auf dem Niveau von "Fear Of The Dark" würde heutzutage wohl als die Wiederkehr des Messias gefeiert werden. Mich springt diese Platte jedenfalls entgegen meiner Erwartungen und Gewohnheiten gerade überraschenderweise mehr an als sämtliches von danach bis heute veröffentlichtes Sperrgut. o_O
 
Unglaublich wie die Jungs einen packen... UNGLAUBLICH!

Und immer wieder und wieder und wieder - mit fast jedem ihrer Alben. Seit Jahrzehnten. DAS finde ich das eigentlich tolle an dieser Band. Diese beständige Freude, die sie mir bereiten.
Über manche Songs und Sounds und Coverbilder und Keyboards usw. kann man streiten/diskutieren. Aber wenn die Gänsehaut wieder aufsteigt, dann sind das doch alles Kleinigkeiten.
 
Weil es hier ja gerade läuft: Ein Album auf dem Niveau von "Fear Of The Dark" würde heutzutage wohl als die Wiederkehr des Messias gefeiert werden. Mich springt diese Platte jedenfalls entgegen meiner Erwartungen und Gewohnheiten gerade überraschenderweise mehr an als sämtliches von danach bis heute veröffentlichtes Sperrgut. o_O
Bis auf die beiden "No Bruce Scheiben" - Ja. Sonst nicht. Alles was danach kam war besser( auch Dance of Death).
 
Weil es hier ja gerade läuft: Ein Album auf dem Niveau von "Fear Of The Dark" würde heutzutage wohl als die Wiederkehr des Messias gefeiert werden. Mich springt diese Platte jedenfalls entgegen meiner Erwartungen und Gewohnheiten gerade überraschenderweise mehr an als sämtliches von danach bis heute veröffentlichtes Sperrgut. o_O
Ich sag ja immer: "Fear Of The Dark" hat halt einfach drei bis vier Songs zu viel, aber die besten Songs darauf nehmen es halt locker mit allem auf, was die Band danach noch gemacht hat.
Da finde ich von den späteren Alben wohl nur "Brave New World" und vielleicht "AMOLAD" insgesamt noch etwas besser - und das nur, weil die keine richtig schwachen Songs haben und nicht, weil die bessere Highlights hätten (neue immer noch nicht ganz gehört).
 
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