Vorverkauf Tickets or die

Das ist genau die Konsumentenhaltung, die ich so dermassen falsch finde. Kann man bei Amazon machen, aber doch nicht in der eigenen Szene. Was glaubst du denn, wie gebeutelt die Clubs sind, wie viel Personal da abgewandert ist, wie hoch der Kostendruck ist, wie sehr die Inflation alles verschlimmert - und dann kommt hier einer und moniert, dass das Bier nicht richtig eingeschenkt wird. Angesichts der aktuellen Lage mutet dieser Beitrag wie Satire an, ich fürchte nur, das ist auch noch ernstgemeint ....
Deine Aussage mit der Konsumentenhaltung kann ich nachvollziehen. Bei kleineren Shows plädiere ich auch im Zweifelsfall für Nachsicht und Wohlwollen, da hat man in aller Regel eine familiäre und freundliche Atmosphäre. Auf größere Veranstaltungen lässt sich das aber meistens nicht mehr übertragen, da wird die Beziehung zwischen Konzertbesuchern und "denen da oben" deutlich schwieriger und die sogenannte "Konsumentenhaltung" ist dort dann einfach nur eine Spiegelung der "Kapitalistenhaltung" seitens der Veranstalter/Bands. Denn bei meinen eher seltenen Besuchen von größeren Konzerten hatte ich meistens das Gefühl, dass ich als Konzertbesucher finanziell völlig ausgepresst werden soll - ob am Getränkestand, am Merchstand, an der Garderobe, ja sogar der Klogang muss bei größeren Locations nicht selten extra bezahlt werden. Kommt also drauf an - die Beziehung zwischen Konzertbesucher und Veranstalter ist variabel.
Daher geht es mir so, dass mir die Vorstellung echt zuwider ist, einfach nur der kleine, dumme "Fan" zu sein, der doch bitte alles nur toll finden und jede Kröte schlucken soll.
Ich habe das Gefühl, auch in anderen Bereichen jenseits der Musikszene, dass viele Leute der Ansicht sind, dass wenn einem etwas am Herzen liegt, man keine Kritik üben darf. Ich halte das für ein großes Missverständnis. Umgekehrt wird ein Schuh draus: Kommunikation ist wichtig (ist übrigens auch toll hier im Forum, dass in gar nicht wenigen Fällen der Austausch zwischen Veranstaltern und Konzertgängern möglich ist) und wenn irgendwo etwas nicht gut läuft, dann sollte es völlig legitim sein, da mal nachzufragen und auch Kritik zu üben. Die Musikbranche (wie auch viele andere Branchen) durchlebt gerade eine Krise, aber allseitiges Schulterklopfen bringt da ebenso wenig wie überzogene Kritik. Das richtige Augenmaß zwischen beidem zu finden, ist sicher nicht immer leicht, da man ja als Konzertgänger nur selten einen Blick hinter die Kulissen hat. Wichtig ist bei der Kommunikation aber natürlich immer, dass sich alle Beteiligten darum bemühen, möglichst fair, vernünftig und sachlich zu bleiben (ja, damit meine ich ausdrücklich auch dich und deinen verbalen Tiefschlag im Wild-Boar-Wars-Thread).
 
Ok, da nähern wir uns deutlich an. Weil ich mich primär auf kleine und mittlere Konzerte beziehe - die großen Events laufen ja sowieso in der Regel ganz von selbst und wenn ich da ausnahmsweise mal bin - bereue ich es a) jedes mal und b)komme ich mir auch ausgepresst vor, wenn ich mich denn lassen würde. Den verbalen Tiefschlag verzeihst du mich hoffentlich, ich kämpfe hier für eine größere Sache (ich weiß, behaupten Dschihadisten auch) und außerdem hab ich mich ansatzweise dafür entschuldigt (würden Dschihadisten nie tun). Aber noch mal zum Thema: wenn sich Leute beschweren, dass die Band zu früh begonnen hat, ist das angemessene Kritik aus meiner Sicht, wenn Leute sich über Kleinigkeiten (Bier zu schlecht, Auskehr zu unfreundlich) beschweren, vermisse ich das Augenmaß, die Relativierung angesichts der Umstände und das, was du Nachsicht und Wohlwollen nennst. Irgendwie sind wir uns also doch einig ...:feierei:
 
Also, ich kaufe gerne im VVK. Da hat man gleich mal Fakten geschaffen und es kommt einen nicht was Unnützes dazwischen. Wenn es der Planungssicherheit der Veranstalter dient, auch gut. Was ich aber ärgerlich finde - und das habe ich in letzter Zeit mehrere Male erlebt, dass beispeilsweise 3 geile Bands angekündigt werden und man denkt, okay für das Package ist der Preis noch okay man kauft im VVK. 2 Tage vor Konzert, wird dann eine Band wieder ausgeladen, sodass der Preis wieder hoch ist. Und der Spontane nicht kommt und der VVKler überteuert hingeht. Da fühlt man sich leicht vorgeführt und angeschmiert. Ich wäre sowieso für gestaffelte Preise, je eher ich den VVK nutze, desto weniger zahle ich für das Ticket. Sollte man mal versuchen!
 
@Der böse Och , @Ätsch of Sanity und alle übrigen, die da mitdiskutiert haben:

Wie lange man auf sein Bier warten muss, wie früh die Halle geräumt wird oder ob eine Band am Merch Kartenzahlung nur in ausländischer Währung anbietet, hat genau GAR NIX mit dem ursprünglichen Thema hier zu tun. Das sind alles Unschönheiten, die auf Veranstaltungen vorkommen können - sofern diese überhaupt stattfinden.

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Ich kaufe Tickets immer noch ganz überwiegend im VVK, aus mehreren Gründen:

a) Vorfreude (habe ein Ticket, bin dabei!),
b) Sicherheit rein zu kommen (hätte auch schon mal um ein Haar nicht geklappt),
c) neuerdings: Um Veranstaltern Sicherheit zu geben.

Auch ohne Pandemie können Künstler oder man selbst krank werden, die Oma stirbt, das Auto streikt etc. . Aber in dem Augenblick, in dem ich das Ticket in der Hand halte, gilt: Das ist der Plan, da will ich hin, ich lege mich fest. Ich vergebe nicht nur ein Like oder eiere rum, man könne ja mal drüber nachdenken. Es ist eine eindeutige Absichtserklärung, genau wie auch jede Konzertankündigung von Seiten der Veranstalter eine ist. Nur tragen die halt ein um ein Vielfaches größeres Risiko, damit überhaupt was passieren kann.
 
Ich wäre sowieso für gestaffelte Preise, je eher ich den VVK nutze, desto weniger zahle ich für das Ticket. Sollte man mal versuchen!

So macht es mein Lieblingsfestival. Im November kann man Katze im Sack Tickets kaufen für den Preis von 2020. Im Dezember werden erste Bands bekannt gegeben und der Preis wird dann angehoben. Das Karten Kontingent ist jeweils limitiert.
 
Das wäre echt ne interessante Idee, Abendkasse ist ja auch bekanntlich in der Regel höher.
Das schon lange vorbei. Außer bei kleinen Konzerten mit print@home Option.

Eigentlich schon seit der Einfürung von Systemkarten. Wo man schonmal das Rumschicken von Originalticket abgeschafft hatte, war ja eine Preiserhörung über eine Systemgebühr zur Gewinnmaximierung naheliegend...
 
Das ist natürlich im Hinblick auf die hier besprochene Problematik völlig kontraproduktiv.
Also zumindest als Schüler/Student war das ein relevanter Grund mich für VVK zu entscheiden. Draufzahlen für mehr Risiko ist halt nicht unbedingt gute Werbung für Vorverkäufe. Besonders da Rückzahlung von Gebühren ja auch immer so eine Sache ist...

Ps Nerven tun hingegen so Festivals mit Frühbucherrabatten, wo es noch kein vollständiges Lineup gibt und man auch Urlaub noch nicht planen kann/will.
 
Das Problem greift auf alle Genres über, auch Schlager:

https://web.de/magazine/unterhaltung/musik/schlager/nicole-steckt-konzertabsagen-37453270

"Meine Band und ich haben gesagt: Ob wir für 3.000 spielen oder für 300, das ist egal. Die Leute haben die Karten gekauft, wir ziehen das durch", stellt Nicole Seibert klar. Selbst, "wenn nur drei Leute dasitzen", würde sie das Konzert spielen.

Fragt sich nur, wie sich dann die Verluste aufteilen: Nicole spielt vermutlich nicht auf Eintrittsbasis... ;)
 
Das Problem greift auf alle Genres über, auch Schlager:
Ich denke sogar im Mainstream wird das möglichweise noch schlimmer sein, als in Szenen, die sich vor allem über Musik definieren. Weil Konzerte da einen geringere Stellenwert haben. Andererseits nur 1-2 mal im Jahr auf ein Konzert leistet man sich vielleicht doch weiterhin (selbst wenn es was Teureres ist), während der Untergrundfan vielleicht von einen Konzert die Woche auf eins in zwei Wochen runtergehen muß. Von daher doch schwer zu sagen...
 
@Necrofiend : Alles richtig. Mir ging es aber eher darum, dass eine Künstlerin, die bestimmt nicht für Spritgeld und "mal gucken wie viele Tickets verkauft werden" tourt erklärt, auch vor drei Leuten auftreten zu wollen. Die Verluste tragen also Konzertagentur/örtlicher Veranstalter. Für die drei Leute ist das aber bestimmt ein super Abend... ;)
 
Ok, da nähern wir uns deutlich an. Weil ich mich primär auf kleine und mittlere Konzerte beziehe - die großen Events laufen ja sowieso in der Regel ganz von selbst und wenn ich da ausnahmsweise mal bin - bereue ich es a) jedes mal und b)komme ich mir auch ausgepresst vor, wenn ich mich denn lassen würde. Den verbalen Tiefschlag verzeihst du mich hoffentlich, ich kämpfe hier für eine größere Sache (ich weiß, behaupten Dschihadisten auch) und außerdem hab ich mich ansatzweise dafür entschuldigt (würden Dschihadisten nie tun). Aber noch mal zum Thema: wenn sich Leute beschweren, dass die Band zu früh begonnen hat, ist das angemessene Kritik aus meiner Sicht, wenn Leute sich über Kleinigkeiten (Bier zu schlecht, Auskehr zu unfreundlich) beschweren, vermisse ich das Augenmaß, die Relativierung angesichts der Umstände und das, was du Nachsicht und Wohlwollen nennst. Irgendwie sind wir uns also doch einig ...:feierei:
Das unterschreibe ich voll und ganz. Ich war auch immer der Meinung das man eine Band nur dann richtig live gesehen hat, wenn man auf ihrem Clubkonzert war. Festivalkonzerte sind da eher für die Masse.
Was ich nur merkwürdig finde ist, das Bands die durchaus Festivals Headlinen bei Ihren Solo Shows in unfassbar kleinen Clubs auftreten müssen.
 
Hefte raus, hier kommt die Hausaufgabe: Wer fasst das zusammen? :):hmmja::hmmja:

Studie zu den Nöten und Bedürfnissen der Klubs in den einzelnen Bundesländern:

https://www.backstagepro.de/thema/i...qoU2-LIuFYeXD2jU7jyHmqMB_RqdbpjD0GHOU6D9LpZgc

In dem Artikel geht es ja um eine Studie, die erst noch gemacht werden muss.

Aber Studie von 2020/2021 wurde von einer Initiative beauftragt, die Geld vom Staat erhalten, welches sie an Clubs weiterleiten, die sonst kaum überleben könnten. Die Studie ist schon etwa ein Jahr alt, aber egal.

Betrachtet werden Musikspielstätten, wozu deren Betreiber*innen befragt werden. Zu den Musikspielstätten zählen zwar auch soziokulturelle und Jugendzentren, aber überwiegend ist es der Club mit fest angestellten Leuten und Raum für maximal 300 Leute (überwiegend Jazz Clubs, aber auch andere Pop und Rock Hallen). In der Studie geht es viel darum, wie wichtig diese Orte als Arbeitsplatz sind, dass sie selten Gewinne erwirtschaften und daher keine Rücklagen bilden können und dass sie einen wichtigen Beitrag an der Kultur der jeweiligen Region haben (in klassischer liberaler Tradition wird hier unterstellt, dass Kultur wichtig ist, weil es irgendwie bessere Menschen schafft). Durchschnittlich 10% der Einnahmen sind “öffentliche Zuschüsse”, ohne die sie kaum überleben könnten. Weitere Einnahmen sind Ticketeinnahmen (25%) und gastronomische Einnahmen (knapp die Hälfte).

Ausgaben sind 25% für Gagen und Honorare, 25% für Angestellte (20%) und freie Mitarbeiter (5%), Miete und Nebenkosten 15%.

Das ist wie geschrieben, keine unabhängige Studie, sondern eine die zeigen möchte, wofür der Staat sein Geld ausgibt und warum er das auch weiterhin machen sollte.
Ich bin froh, dass die Metal Festivals nicht so auf öffentliche Gelder angewiesen sind, da die auch schnell gekürzt werden können, wenn unliebsame Bands eingeladen werden. Und da mein ich nicht unbedingt aus politischen Gründen, sondern eher Bands wie Gorgoroth (Ziegenköpfe auf der Bühne, etc.).
 
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