Weyes Blood

Nägelchen

Till Deaf Do Us Part
Das letztjährige Weyes Blood-Album "And In The Darkness, Hearts Aglow" von Natalie Mering ist in der Musikpresse ziemlich gut angekommen.

Die Dame hat sich wohl zunächst an Noiserock versucht, soll mittlerweile jedoch als Liedermacherin und Edelpopchanteuse bei einem dezent von New Wave aber auch von klassischerem Material aus den 1960ern & 1970ern geprägten Stil angekommen sein.

Hier einige Ausschnitte aus den Jubelarien zum 2022er Album:

Kenneth Thiessen @ Powermetal.de schrieb:
Vom [E]xtremen geht es zu sehr atmosphärischem Pop. Mit dem unter dem sehr poetischen Titel "And In The Darkness, Hearts Aglow" veröffentlichten Album bietet die Künstlerin WEYES BLOOD Musik zum Versinken! Dies gelingt durch stimmungsvolle Klanglandschaften und einen gefühlvollen, manchmal flüsternden, manchmal recht emotional in Szene gesetzten Gesang. Ein Pluspunkt ist der Sound des Schlagzeugs, das nicht nach Drumcomputer klingt, sondern sogar recht organisch. Tracks wie 'God Turn Me Into A Flower' benötigen aber gar keine Perkussion, um ihre Wirkung zu entfalten.

[Alben-Highlights des Jahres: #13/20]

Alexander Kroll @ laut.de schrieb:
Seit ihrem Start vor zwanzig Jahren hat [Natalie] Mering [alias WEYES BLOOD] eine herausragende künstlerische Verwandlung und Verfeinerung vollzogen. Nach frühen Experimenten mit Noise-Rock-Bands und ausschweifenden Psych-Folk-Klanglandschaften auf ihren ersten Alben, präsentierte sie 2019 auf ihrem vierten Erfolgsalbum "Titanic Rising" großes, klassisch orientiertes Folk-Songwriting über die Härten unserer Zeit. "And In The Darkness, Hearts Aglow" knüpft als zweiter Teil einer Weltschmerz-Trilogie nahtlos an "Titanic Rising" an und arrangiert die Themen noch drastischer und die Musik noch mächtiger.
[...]
Gegen die Dunkelheit modelliert Mering meisterlich mit Licht. Unter dem Brennglas der pandemischen Isolation verschmilzt die 34-jährige Kalifornierin persönliches und globales Leid zu zehn eindringlichen Elegien (bzw. acht, abzüglich der Intermezzi 'And in the Darkness' und 'In Holy Flux'). In Co-Produktion mit dem Multi-Instrumentalisten Jonathan Rado vom Indie-Rock-Duo FOXYGEN entwirft Merings nahe, warme Stimme im orchestral unterfütterten 70s-Folk- und Soft-Rock-Großformat eine sphärische, spirituelle Reflexion, die dem Bandnamen alle Ehre macht ("Weyes" ersetzt als Kunstwort den Begriff "Wise" aus einstiger Vorsicht vor Rechtsstreitigkeiten mit der 80er-Industrial-Band WISEBLOOD).
[...]
Mering hat bereits bestätigt, dass das letzte Album ihrer Trilogie von Hoffnung handeln wird. Bleibt nur die Frage: Wenn sich schon der Untergang so gut anhört, wie viel besser kann da Zuversicht noch klingen?


[Alben-Rezensions-Wertung: 5/5]

Viktor Fritzenkötter @ Plattentests.de schrieb:
WEYES BLOOD lädt zu einer unwirklichen Führung durch die Unterwelt, mit bald kaum noch glimmender Fackel und schützender musikalischer Opulenz. Aber auch das ist nur scheinbar.
[...]
Kaum jemand versteht es zurzeit, vordergründige Pop-Songs über einer solchen atmosphärischen Tiefe balancieren zu lassen; jeweils etwa sechs Minuten lassen sich die Stücke des Auftakttrios Zeit für ihre ausführlichen Erkundungen, die stets einen kleinen Lichtschimmer im Kern ihrer Niedergeschlagenheit erkennen wollen. Bis hierhin ähneln die Mittel noch großteils denen von "Titanic rising" – dann taumelt das Album weiter abwärts.
[...]
Daniel Lopatins (ONEOHTRIX POINT NEVER) sphärische Synthies locken ihre sonst so souveräne Alt-Stimme aus der Reserve, bis sie durch Mark und Bein geht [...]. Bevor Mering aus ihrer träumerischen Psychedelik wieder auftaucht [...] schwebt 'Hearts Aglow' durch Gewitterwolken, hofft mit bezaubernd-resignierten Melodien und an GEORGE HARRISON erinnernden Leads auf Erlösung. Ein kurzes Streicher-Interlude leitet weitere Experimente im WEYES BLOOD-Kontext ein: 'Twin Flame' klingt mit seinem Drum-Computer und dezent verhallten Gitarren wie durch Unterwasserwelten segelnder New-Wave-Pop. Merings Gesang schwingt sich in ungeahnte Höhen, ist von surrealer Schönheit durchtränkt. 'In Holy Flux' samplet Fragmente des Albums und erodiert sie in gespenstischer Weise, bis Assoziationen mit WILLIAM BASINSKIs "Disintegration Loops" nicht mehr weit scheinen. [...] Und beinahe beiläufig weisen 'The Worst Is Done' mit seinem beschwingten 70er-Jahre-Folk-Pop und die majestätische Klavierballade 'A Given Thing' Mering als eine der großen Klassizistinnen unserer Zeit aus.
[...]
Das Sehnen kann WEYES BLOOD anno 2022 [...] nicht lassen, doch tief unten, zwischen Tradition und Entrückung, findet es einen bemerkenswerten Ort. Und schließlich durfte ja einst auch Dante die Hölle wieder verlassen, um virtuos von ihr zu berichten.


[Alben-Rezensions-Wertung: 9/10]

Das liest sich alles so, als sei es genau meine Baustelle; also will ich da natürlich reinlauschen!

Jetzt meine Frage:

Hat das hier auch schon wer gehört und kann etwas dazu sagen - gerade auch zum Langfristigkeitsfaktor des etwaigen Musikgenusses?
 
Ich kenne nur das Vorgängeralbum Titanic Rising, das dafür in- und auswendig. War 2019 wohl eines meiner am meisten gehörten Alben. Allerdings ist das Ganze schon sehr poppig, darauf muss man sich einlassen können. Vor Corona konnte ich WB auch noch live sehen, blieb mir sehr gut in Erinnerumg. Von Titanic Rising liegt hier auch noch ein Tape rum ...
 
Phase würd ich nicht sagen, gibt einfach noch so viel andere tolle Musik. Aber mit dem letztjährigen Album wollte ich mich schon lange beschäftigen, da kommt doch der Thread ganz passend :)
 
Ich kenne nur den Song, der für die Netflix-Serie Russian Doll verwendet wurde. „Morning After“ heißt der, und er bricht jedes Mal mein Herz und setzt es wieder zusammen. Insofern hat mich deine Beschreibung sehr neugierig gemacht.
 
Weyes Blood im DF-Forum, na sowas.
Tolle Künstlerin, die ich seit Jahren sehr mag.

Kennengelernt habe ich sie 2014 (?) mit dem zweiten Album "The Innocents", das nach wie vor meine Lieblingsplatte von ihr ist. Düsterer, psychedelischer, geisterhafter und instrumental noch etwas reduzierter/folkiger als die letzten beiden Scheiben.

Mit "Titanic Rising" hatte ich zu Beginn meine Schwierigkeit, die Platte war mir (ähnich wie das dritte Album "Front Row Seat To Earth") erst einmal zu opulent und klanglich zu "weich", das ganze geht von der Soundästhetik schon sehr in die 70er-Laurel Canyon- Westcoastsoftrockrichtung. Es hat dann tatsächlich sehr lang gebraucht, bis ich damit warm geworden bin und sich mir die "neue" Weyes Blood in ihrer Tiefe erschlossen hat. Inzwischen liebe ich ich "Titanic Rising" aber sehr und höre sie regelmäßig.

Zur neuen "And In The Darkness..." kann ich noch nichts sagen, zu selten gehört bisher. Scheint aber die Richtung der letzten Platte fortzusetzen und natürlich auch toll zu sein.

Zu Deiner Frage, @Nägelchen :
Für meinen Geschmack ist das definitiv Musik mit Langzeitfaktor, es gibt viel zu entdecken und es ist - bei aller auf den ersten Hör freundlich einladenden plüschigen Instrumentierung - alles andere als oberflächliche Einwegpopmusik.
 
Das letztjährige Weyes Blood-Album "And In The Darkness, Hearts Aglow" von Natalie Mering ist in der Musikpresse ziemlich gut angekommen.

Die Dame hat sich wohl zunächst an Noiserock versucht, soll mittlerweile jedoch als Liedermacherin und Edelpopchanteuse bei einem dezent von New Wave aber auch von klassischerem Material aus den 1960ern & 1970ern geprägten Stil angekommen sein.

Hier einige Ausschnitte aus den Jubelarien zum 2022er Album:







Das liest sich alles so, als sei es genau meine Baustelle; also will ich da natürlich reinlauschen!

Jetzt meine Frage:

Hat das hier auch schon wer gehört und kann etwas dazu sagen - gerade auch zum Langfristigkeitsfaktor des etwaigen Musikgenusses?
Klingt gut. Höre ich auf jeden Fall rein
 
Zurück
Oben Unten