Witherfall

Interessant zu lesen, dass scheinbar in größeren Städten auch nur eine Handvoll von Maniacs die Band live sehen wollte oder konnte. Freunde von mir waren am Mittwoch in Chemnitz. Der Termin stand wohl nicht einmal auf dem offiziellen Tourplakat. Dort sollen so ca. 20 Leute gewesen sein. Ich habe noch nicht viel von der Band gehört, aber in meiner Wahrnehmung sind die schon ein Name in der Szene....so dachte ich zumindest. Das Konzert in Chemnitz und die Leistung der Musiker soll atemberaubend gewesen sein.
 
Witherfall ist eine dieser Bands, wo ich aus dem puren Glotzen nicht rauskomme. Absolut jeder Teil der Band, egal ob an den Tasten, den Saiten, dem Stimmband oder an der Trommel, ist ein Ausnahmemusiker vor dem Herrn. Eigentlich darf niemand besonders hervorgehoben werden, aber ich kann nicht anders: Was Anthony Crawford am sechssaitigen Bass abliefert, ist Magie. Pure Magie und wunderschöne Kunst. Was bin ich glücklich, gestern Abend Zeitzeuge gewesen zu sein.
 
Mich hat das Konzert in Frankfurt dazu veranlasst endlich von CD auf Vinyl upzugraden.
Hatte ich schon länger überlegt.
A Prelude to sorrow und die Aktuelle hatte ich schon.
Hab die anderen beiden Alben und Vintage zu akzeptablen Preisen gefunden und warte jetzt nur noch darauf, dass Nocturnes and Requiems eintrifft.

Die Cover kommen in groß einfach soviel besser.
 
Aufgrund der vielen positiven Reaktionen hier wäre es zu schön, wenn wir die Band über kurz oder lang wieder auf deutschen Bühnen begrüßen dürften. Ich bin niedrige Besucherzahlen ja gewohnt (Overhead, Galahad, um mal 2 Beispiele aus diesem Jahr zu nennen - auch hier liegt es weder am erstklassigen Songmaterial, noch an mangelnder, zumeist positiver, Resonanz in den musikrelevanten Medien für diese Musik), bei Witherfall indes haben mich diese doch mäßigen Besucherzahlen schon arg überrascht.

Trotz absoluter Spitzenqualität - live wie auf Konserve - findet sich scheinbar keine breitere Anhängerschaft für die Band, vielleicht wäre ein Package (Leviathan würden mir so einfallen, vielleicht auch Heaven's Cry oder noch so der ein- oder andere "Underground-Act" mit US/Progmetalanstrich) und ein "großer" Headliner (Queensryche, Dream Theater) am Ende ein Anreiz.

Nicht zu vergessen, dass wir halt hier in unserer musikverrückten Blase vor uns hin köcheln: zur Helloween-Tour im kommenden Jahr hatte ich von einem Kumpel direkt eine Info auf dem Handy - sogar noch, bevor es hier gepostet wurde. Manchmal wird mir Angst und Bange, muss ich am Ende vielleicht auf Lords of the Firecock zurückgreifen, wenn ich mal neue Musik meiner Geschmacksrichtung live erleben möchte...HILFE!

Alternativ könnten Witherfall natürlich "ihr" Black Album aufnehmen - das wäre mir dann wahrscheinlich aber auch wieder nicht Recht...
 
Leider sind der Band in den letzten Jahren auch einfach viele Dinge passiert welche nicht gerade Karriere-/Bekanntheitsgrad fördernd waren. Zum einen fiel die Veröffentlichung von Curse of Autumn mitten in die Pandemie, zum anderen gabs da doch noch die große US-Tour von Moonspell welche 2022, als alles wieder offen war starten sollte und dann kurz vorher abgesagt wurde. Denen wurde halt mehrfach der Zeitplan einfach zerschossen von äußeren Einflüssen. Weiß nicht auch nicht wie sehr Schaffer als ehemaliger Produzent noch nachwirkt. Ist ja spätestens seit dem neusten Album geklärt wie die Band das so findet.

Eine kleine "Kritik" zur aktuellen Setlist hätte ich noch. Dass Curse of Autumn nur mit einem Song, wenn auch dem grandiosen Tempest, bedacht wurde, fand ich etwas schade. Das Album hat mich durch große Teile der Pandemie begleitet und sollte wohl mit meine meistgespielte Platte der letzten Jahre sein. Eigentlich haben aber auch alle anderen Songs gefehlt die sie nicht gespielt haben :D
 
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Ich auch, nämlich dass sie 2 Songs die auf der Setlist standen nicht gespielt haben und ich ums verrecken nicht mehr zusammen bekomme welche sie weglassen haben.
Ich bekomms auch nicht ganz zusammen, dafür war alles viel zu viel im Flow. Auf den ersten Blick auf dein Setlistfoto auf Instagram würde ich auf "Ode to Despair" und "Nobody Sleeps here" tippen. Kann mich nicht an einen Acousticpart erinnern, vielleicht haben se den aber auch einfach weggelassen.
 
Ich auch, nämlich dass sie 2 Songs die auf der Setlist standen nicht gespielt haben und ich ums verrecken nicht mehr zusammen bekomme welche sie weglassen haben.

Also in Frankfurt waren es "Portrait" und "Where do I begin?", wobei erstgenannte Nummer auch schon geschwärzt war.
"Where do I begin?" sollte wohl nach "Vintage" gespielt werden, so zeigt es ein Pfeil an, aber es war dann doch schon Schluss.
Bei Vintage hat sich Joseph aber auch massiv vom Keyboarder unterstützen lassen, da die Stimme in den mittleren Lagen stark angeschlagen war.
Lag vielleicht daran.
ABER nach Vintage wäre sowieso jeder Song ein Schritt zurück gewesen.
War schon gut so.
 
Wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht, haben sie "Where do I begin" bei uns gespielt, aber mir geht es da ähnlich wie @Schtu und es geht in der Erinnerung alles in einander über.

Hier mal ein Bild der eigentlich geplanten Setlist:

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Da hat man eine Band, die sich der düsteren Melancholie von Iced Earth und dem vertrackten Genius Nevermores bedient, trotzdem ihren eigenen Signature-Sound hat, kumuliert in teilweise brachialer US Power Metal Härte am Rande zum Thrash und zerbrechlicher Emotionalität, die völlig unkitschig ist.
Nach so einem Sound sollte "die Szene" doch gieren und diesen wahnsinnig tollen Sänger und die talentierten Musiker auf Händen tragen.
Nach dem, was man zum Zuschauerzuspruch der Tour in DE liest, treten Witherfall womöglich das Erbe von (Morgana) Lefay an, als beste unterbewertetste Band...
Ich wäre den Jungs am liebsten um den Hals gefallen, dafür, dass sie trotz 40 Leuten gespielt haben, ebenso der Crew vom Bastard.
Zeitgleich wirft es ein düsteres Bild auf die Zukunft...
 
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Eigentlich darf niemand besonders hervorgehoben werden, aber ich kann nicht anders: Was Anthony Crawford am sechssaitigen Bass abliefert, ist Magie. Pure Magie und wunderschöne Kunst.
Doch darfst du. Ich stand in Kassel auch direkt vor ihm und habe teilweise minutenlang mit offenen Mund nur gestart was er da so auf seinem Instrument zaubert. Da waren Parts dabei, die ich auf Platte der Gitarre zugeordnet habe.

Nach dem Konzert kam mir der Gedanke mir einen Bass zu kaufen und dieses Instrument zu lernen. Das wäre das erste Mal seit 95 dass ich mich an einem Instrument probiert hätte, und eine wahnsinnige Idee. :jubel:
 
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Doch darfst du. Ich stand in Kassel auch direkt vor ihm und habe teilweise minutenlang mit offenen Mund nur gestart was er da so auf seinem Instrument zaubert. Da waren Parts dabei, die ich auf Platte der Gitarre zugeordnet habe.

Nach dem Konzert kam mir der Gedanke mir einen Bass zu kaufen und dieses Instrument zu lernen. Das wäre das erste Mal seit 95 dass ich mich an einem Instrument probiert hätte, und eine wahnsinnige Idee. :jubel:

Das ist die beste Idee.
 
Gestern waren im Bambi in Hamburg knapp 30 Leute - inkl. Personal. Das war eher wie eine öffentliche Probe. Vor allem als eine sehr merkwürdige Polin dann einfach auf die Bühne gegangen ist, einzeln mit allen Musikern ein Selfie gemacht hat (während eines Songs!) und auch noch beide Setlisten einfach weggenommen hat (nach 2 Songs). Die haben sich von den ganzen Umständen aber überhaupt nicht beirren lassen und wirklich alles gegeben. Herausgekommen ist ein absoluter Hammergig, der einen mit offenem Mund dastehen ließ. :jubel:

Die Musiker sind alle so wahnsinnig gut an ihren Instrumenten. Am meisten war ich überraschend vom Allrounder an der Gitarre und den Keys, der richtig gut gesungen hat und auch Joseph perfekt unterstützt. Es war ein Genuss, ihnen knapp 80 Minuten zuzuhören. In Hamburg gab es nach dem unfassbaren "Vintage" aber noch eine Zugabe.:feierei:

Für die Band wäre es deutlich besser gewesen, einen anständigen Support-Slot in Europa zu ergattern. Die Tour mit Angra im September war durchaus passend, aber in Deutschland ziehen selbst Angra auch nur 50 Leute (selbst im Marx vor vielen Jahren erlebt). Vor zwei Jahren sollten Witherfall mit Evergrey touren. Das hätte wie die Faust aufs Auge gepasst. Jetzt spielen Evergrey nur eine Woche später auch in Hamburg in einer 400er Halle mit Vorbands, die völlig uninteressant sind . Deshalb habe ich mich gestern für Witherfall entschieden und es war die absolut beste Entscheidung. Das Bambi ist einfach deutlich gemütlicher und von Lübeck auch besser zu erreichen.

Vielleicht noch ein paar Worte zu Mystery Blue: Zu Witherfall haben sie nicht wirklich gepasst, aber sie waren definitiv unterhaltsam und haben sich von den paar Hanseln vor der Bühne auch nicht aus dem Takt bringen lassen. Der Bandgründer an der Gitarre hatte kurz vor der Tour eine Hüft-OP, konnte nicht richtig laufen und auch nicht richtig stehen. Aber sie wollten die Tour unbedingt mitfahren. Wenn dann nur so wenig Publikum vor der Bühne steht, ist das schon hart. Nach der Show kam die Sängerin (und später auch der Gitarrist) auf uns zu und hat sich eine ganze Zeit mit uns unterhalten. Sie spricht sehr gut deutsch (sie kommen ja aus dem Elsass), hat auf der Bühne aber überwiegend englisch gesprochen. Sie meinte, dass die Tour bis Kassel gut lief und danach (Chemnitz, Osnabrück und Hamburg) ging nicht mehr viel. Das ist für so eine Band schon ernüchternd, vor allem wenn sie 2 Wochen Urlaub für die Tour genommen haben. Aber für den Headliner ist das dann noch schwieriger.

Insgesamt ist diese Entwicklung bei den Konzerten schon sehr bedenklich. Bands und Plattenfirmen sollten viel eher schauen, welche Bands passen sehr gut zusammen und ziehen dann auch die Leute. Witherfall und Sonata Arctica haben vor einigen Jahren auch nicht wirklich zusammengepasst, aber da gab es deutlich mehr zu Zuschauer. Aber so ein Package mit Evergrey wäre ein absoluter Win-win gewesen.

Und ich muss auch sagen, dass ich auf diese großen Package-Touren keine große Lust habe. Wenn ich beispielsweise zu Kamelot gegangen wäre, hätte ich in der Woche 3 (!!!) Vorbands überstehen müssen, die mich alle 0 interessiert hätten. Dann gehe ich da auch nicht hin. Vielen geht es ähnlich.

Aber an einem Freitagabend in Hamburg zu Witherfall und einer Vorband zu gehen, war dann die perfekte Entscheidung. Einfach eine tolle und sympathische Band, die sich nach dem Gig dann auch für jeden Zeit genommen haben und sogar Shirts und Poster verschenkt (!) haben. Ich wollte mir ja keine Shirts mehr kaufen (habe einfach zu viele), aber gestern musste es dann einfach sein! Witherfall gehören unterstützt!
 
Tolle Berichte von Euch, danke.
Würde Witherfall gern mal live sehen (bisher nur mal nen Stream von einem Festival), diese Tour lief halt nur woanders (> 250km einfache Strecke). Ergo keine Option da mal eben hinzurutschen.
Eure genannten Zuschauerzahlen sind erschreckend. 100-300 hätte ich da locker erwartet. Die Karten werden ja auch keine 80 Euro gekostet haben. Fraglich ob sie nach so einer Resonanz nochmal so ein Unterfangen starten.
 
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