Gestern waren im Bambi in Hamburg knapp 30 Leute - inkl. Personal. Das war eher wie eine öffentliche Probe. Vor allem als eine sehr merkwürdige Polin dann einfach auf die Bühne gegangen ist, einzeln mit allen Musikern ein Selfie gemacht hat (während eines Songs!) und auch noch beide Setlisten einfach weggenommen hat (nach 2 Songs). Die haben sich von den ganzen Umständen aber überhaupt nicht beirren lassen und wirklich alles gegeben. Herausgekommen ist ein absoluter Hammergig, der einen mit offenem Mund dastehen ließ.
Die Musiker sind alle so wahnsinnig gut an ihren Instrumenten. Am meisten war ich überraschend vom Allrounder an der Gitarre und den Keys, der richtig gut gesungen hat und auch Joseph perfekt unterstützt. Es war ein Genuss, ihnen knapp 80 Minuten zuzuhören. In Hamburg gab es nach dem unfassbaren "Vintage" aber noch eine Zugabe.
Für die Band wäre es deutlich besser gewesen, einen anständigen Support-Slot in Europa zu ergattern. Die Tour mit Angra im September war durchaus passend, aber in Deutschland ziehen selbst Angra auch nur 50 Leute (selbst im Marx vor vielen Jahren erlebt). Vor zwei Jahren sollten Witherfall mit Evergrey touren. Das hätte wie die Faust aufs Auge gepasst. Jetzt spielen Evergrey nur eine Woche später auch in Hamburg in einer 400er Halle mit Vorbands, die völlig uninteressant sind . Deshalb habe ich mich gestern für Witherfall entschieden und es war die absolut beste Entscheidung. Das Bambi ist einfach deutlich gemütlicher und von Lübeck auch besser zu erreichen.
Vielleicht noch ein paar Worte zu Mystery Blue: Zu Witherfall haben sie nicht wirklich gepasst, aber sie waren definitiv unterhaltsam und haben sich von den paar Hanseln vor der Bühne auch nicht aus dem Takt bringen lassen. Der Bandgründer an der Gitarre hatte kurz vor der Tour eine Hüft-OP, konnte nicht richtig laufen und auch nicht richtig stehen. Aber sie wollten die Tour unbedingt mitfahren. Wenn dann nur so wenig Publikum vor der Bühne steht, ist das schon hart. Nach der Show kam die Sängerin (und später auch der Gitarrist) auf uns zu und hat sich eine ganze Zeit mit uns unterhalten. Sie spricht sehr gut deutsch (sie kommen ja aus dem Elsass), hat auf der Bühne aber überwiegend englisch gesprochen. Sie meinte, dass die Tour bis Kassel gut lief und danach (Chemnitz, Osnabrück und Hamburg) ging nicht mehr viel. Das ist für so eine Band schon ernüchternd, vor allem wenn sie 2 Wochen Urlaub für die Tour genommen haben. Aber für den Headliner ist das dann noch schwieriger.
Insgesamt ist diese Entwicklung bei den Konzerten schon sehr bedenklich. Bands und Plattenfirmen sollten viel eher schauen, welche Bands passen sehr gut zusammen und ziehen dann auch die Leute. Witherfall und Sonata Arctica haben vor einigen Jahren auch nicht wirklich zusammengepasst, aber da gab es deutlich mehr zu Zuschauer. Aber so ein Package mit Evergrey wäre ein absoluter Win-win gewesen.
Und ich muss auch sagen, dass ich auf diese großen Package-Touren keine große Lust habe. Wenn ich beispielsweise zu Kamelot gegangen wäre, hätte ich in der Woche 3 (!!!) Vorbands überstehen müssen, die mich alle 0 interessiert hätten. Dann gehe ich da auch nicht hin. Vielen geht es ähnlich.
Aber an einem Freitagabend in Hamburg zu Witherfall und einer Vorband zu gehen, war dann die perfekte Entscheidung. Einfach eine tolle und sympathische Band, die sich nach dem Gig dann auch für jeden Zeit genommen haben und sogar Shirts und Poster verschenkt (!) haben. Ich wollte mir ja keine Shirts mehr kaufen (habe einfach zu viele), aber gestern musste es dann einfach sein! Witherfall gehören unterstützt!