Kunst, Kunstschaffende und deren positive oder negative Auslöser

Dobby

Deaf Dealer
Da ich den transformativen Filmthread nicht weiter schreddern möchte, das Thema und die Diskussion aber sehr interessant finde, wäre es vielleicht hier besser weiterzumachen.
 
Was ist genau die Fragestellung? Was darf Kunst? Tatsächlich beschäftigt mich das "Wie" momentan sehr. Die mangelnde Abgrenzung zwischen Realität und Illusion ist so ein Zeitgeist-Ding, das man bei berichtenden Medien als Fake-News kennt, aber auch den Bereich der Fiktion berührt. Man gucke sich bspw. mal an wie das popkulturelle Wiki Fandom aufgebaut ist. Fiktionale Querverweise zwischen Franchises und Tropes, aber kaum Bezugnahme auf die Artists und Hintergründe. Ein weiteres Ding ist persönliche Ansprache. Kunst spricht vielfach nicht mehr über Dinge, sondern mit Personen. Auch hier lösen sich Grenzen wieder auf, indem kuratierende Algorithmen den Grad der gefühlten Ansprache noch erhöhen.

Für mich ist Kunst immer willkommen als Anregung, als Betrachtungsgegenstand, als Einladung. Wenn mich aber etwas in eine bestimmte Bubble zu drücken versucht, mit Tricks und Illusionen gearbeitet wird um eine Message rüberzubringen oder generell Zwänge, Einseitigkeiten etc. auf mich einwirken, dann habe ich als eigentlich Kunst-affine Person irgendwann keine Lust mehr darauf mich mit modernen Erzeugnissen und ihren "absoluten Wahrheiten" zu beschäftigen.

Es ist beeindruckend wie breit gefächert komplexeste Gedankengänge heute sind, aber auf gewaltsame Erleuchtung durch Kunst und Technologie habe ich keine Lust. Da steckt viel Wissen drin, viel Macht... aber keine Liebe, keine Schönheit, kein Respekt vor der Lebensrealität des anderen.

Ich weiß nicht, ob ich das Thema jetzt richtig erwischt habe und ob es nachvollziehbar ist - lese nicht viel über die Erfahrungen anderer Menschen dahingehend und bin selbst noch im Prozess diese veränderte Kunst- & Medienlandschaft zu verstehen und zu benennen.
 
Ich habe mich noch versucht zurückzuhalten und bis die laufende Diskussion dazu hierher verfrachtet wurde vom Mod-Team.
Weiteres nachzulesen hier:

Da ging es um Townes van Zandt, der natürlich ein großartiger Songwriter war, aber eben auch sehr viel Leid und Exzess durch seine künstlerische Tätigkeit verbreitet und auch verarbeitet hat. Dazu erkrankt an Depression und bipolarer Störung, Selbsttherapie, die ja durchaus im Künstlermileu sehr verbreitet ist, mit Hilfe von Alkohol und anderen Drogen.

Mir persönlich ging es eher darum, dass der Kunst so diese Traurigkeit, Wut, Enttäuschung, Verzweiflung anhängt und eben aus dieser Kunst und Kunsterfahrungen entstehen. Und dementsprechend aus zu wenig tatsächlich schönen und positiven Gedanken und Gefühlen gezogen wird. Auch dass sich die Kunstkonsumierendem eher vom Leid und der Traurigkeit unterhalten lassen, anstatt sich von Glück und Glückseeligkeit inspirieren zu lassen. Warum eben auch die Konsumenten oftmals eher auf diese Leidensgeschichten anspringen, diese natürlich auch mehr Input für Stories und Skandale liefern, aber eben doch in größten Teilen aus negativen Erlebnissen gespeist werden.
 
Ich habe zwar den Inhalt nicht so verstanden, aber heute kam mir der Gedanke, ob man wahrhaft tiefgründige Kunst nur als psychisch kranker Mensch erschaffen kann bzw. als ebensolcher Konsument darauf anspricht. In viele Fällen kommt das schon zusammen und der Schaffer wird als besonders authentisch gesehen. Kunstschaffende, die positive Kunst erzeugen, haben es schwieriger ernst genommen zu werden. Wenn man denen sowas überhaupt zutraut...

Und dachte dabei an eine Freundin, die seichten Mainstream konsumiert und in den Jugendjahren in der Psychiatrie war. Hingege ich selber fahre total auf melancholische Musik ab: Wenig im Black Metal, den ich total beklemmend finde, sondern eher im Bereich Goth - für meinen Freund ist The Cure Musik zum Arme aufschneiden und er kann gut mit BM. Weder ich noch er haben weniger mit depressiven Verstimmungen zu tun (ich habe eher anders gelagerte "Probleme"). Melancholie ist ja auch eher so eine wohltuende Traurigkeit. Eine gewisse Faszination mit menschlichen Abgründen besitze ich auch und das ist eher meinem Interesse an dem Menschen selber geschuldet.

Auch das Medium spielt einer Rolle. Filme und Bücher werden anders als Musik konsumiert. Künstlerisches Talent muss nicht immer mit einer psychischen Erkrankung zusammenfallen oder neigen künstlerische Menschen von Haus aus psychisch instabiler? Sind alle psychisch kranken Menschen tiefgründiger als psychisch gesunde?

Was ins zu dir gesagte noch hinzukommt ist die Musikrichtung, in der man sich bewegt.
 
Zurück
Oben Unten