Rainbow

Naja. Mir fehlen da die klassischen Blackmore Riffs.
Klingt als Stünde die Band da und nimmt den Song auf, während Blackmore etwas dazu jamt.
 
Klingt gar nicht mal schlecht. Haut mich nicht total vom Hocker, aber ich bin auch nicht schockiert, angewidert oder gelangweilt, wie von den zweifelhaften Livevideos der Hobbitgruppe mit Gandalf an der Gitarre.

Chilliger, entspannter Rocksong, der durchaus 70er Vibes versprüht. Hat ein wenig was von Self Portrait und einigen Songs von der Stormbringer. Paar schöne Gitarrenmelodien. Nichts hart Rockendes, nix Weltbewegendes, aber trotzdem irgendwie ganz gut.

Jesses, soll der Richie, wenn er richtig Bock auf Rock hat, was mit Glenn Hughes machen. Meinetwegen mit diesem Romeo als zweitem Sänger. Das würde ich geil finden.

Etwa Black Country Communion nur ohne Bonamassa. Der hat ja eh eher weniger Lust auf BCC. Purple Country Communion oder so.
 
Folgendes Interview mit Ritchie Blackmore von Katja Schwemmers erschien am 14.04.2018 im Magazin der Wochenend-Ausgabe der Berliner Zeitung.
Ich denke, es ist für den einen oder anderen ganz interessant.
Hier die Kopie aus der E-Paper Ausgabe ohne Bilder:


Ich brauche die Stille

Ritchie Blackmore ist einer der lautesten Gitarrenspieler der Welt. Was haben fünfzig Jahre Hardrock aus ihm gemacht?

Ritchie Blackmore ist einer der letzten großen Exzentriker des Rock 'n' Roll. Der britische Gitarrist gründete Deep Purple, schrieb mit seinem Riff zu "Smoke On The Water" Musikgeschichte, überwarf sich mit seinen Mitmusikern, tauschte auch bei seiner Nachfolge-Band Rainbow unzählige Musiker aus, bevor er den Rock zugunsten von Renaissance-Musik vorrübergehend ganz an den Nagel hängte. An diesem Sonnabend wird Blackmore 73 Jahre alt - und ist zumindest am Telefon ein sehr umgänglicher und unterhaltsamer Typ. Während des Gesprächs, das er von seinem Zuhause in New York aus führt, hört man seine Katze Rumpelstilzchen auf seinem Schoß miauen.


Was ist das Tolle an deutschen Frauen?

Wollen Sie mich verlegen machen?

Ich frage, weil Sie in den Sechzigern gleich zwei deutsche Damen ehelichten.

Nicht zur selben Zeit! Ich kann da nicht so ins Detail gehen, sonst wird meine jetzige Frau sauer. Aber der offensichtliche Unterschied zu den englischen oder amerikanischen Mädchen war, dass sie sehr hart arbeiteten. Die Engländerinnen waren hingegen ziemlich faul. Das war der erste Eindruck, den ich hatte, als ich nach Deutschland kam.

Ist das gut oder schlecht?

Gut. Die Deutschen sind nun mal diszipliniert. Aber es verändert sich gerade ein bisschen. Ich merke, wie viele amerikanische Einflüsse ins Land getragen werden - zumindest wird mir dieses Bild durch die Medien vermittelt. Und ich finde, die Deutschen sollten ihre Identität bewahren. Ich mag das traditionelle Zeug wie Dirndl zum Beispiel. Nur das Oktoberfest, das hat mir gar nicht gefallen.

Warum nicht?

Es war einfach zu laut.

Lustig, wenn ausgerechnet Sie das sagen. Wo Sie doch berühmt sind für Ihr lautes Gitarrenspiel.

Ich spiele gerne laut, aber ich gehe nicht gerne irgendwohin, wo es laut ist. Ich trinke gerne deutsches Bier, aber das Oktoberfest ist einfach irrsinnig, voll und überbewertet. Aber zurück zu meinen Frauen ...

Gerne.

Ich habe mit 19 das erste Mal geheiratet, eine Deutsche, aber ich war zu jung für die Ehe. Ich bedaure das heute. Es ist Zeitverschwendung, wenn du mit der Falschen verheiratet bist. Aber man lernt aus seinen Fehlern.

Immerhin haben Sie so Ihre Verbindung zu Deutschland intensivieren können.

Das stimmt. Ich erinnere mich gut, wie ich 1963 das erste Mal mit dem Rock 'n' Roll-Pianisten Jerry Lee Lewis nach Hamburg kam. Ich spielte mit ihm und Gene Vincent im Star-Club. Ich hatte sofort viele Freunde und blieb einfach dort. Ich lebte drei Monate auf der Großen Freiheit in einem Apartment neben dem Gruenspan. Ich fühlte mich sofort willkommen. Ich fühlte mich in Deutschland sogar lange Zeit mehr zu Hause als in meiner englischen Heimat und betrachte es heute noch als mein zweites Zuhause. Ich war in Hamburg auch Mitglied einer deutschen Band.

Was für eine Band war das?

Eine wie jede andere, so eine typische Blues-Pop-Kapelle. Wir hatten einen schrecklichen Schlagzeuger, der allerdings viel zu tun hatte. Ich tourte mit der Band durch die Clubs der Stadt und später auch als Support von den Rattles. So lernte ich die Sprache, denn alle um mich herum sprachen Deutsch.

Können Sie noch Deutsch?

Ich bemühe mich. Ich habe eine Satellitenschüssel, mit der ich in den USA vier deutsche Fernsehsender empfangen kann. Ich verstehe meist nicht im Detail, worum es geht. Aber ich höre es mir an oder lasse es einfach laufen, damit ich mit meinem Deutsch am Ball bleibe. Meine Familie findet das ziemlich verrückt.

Haben Sie ein deutsches Lieblingswort?

Nur in Verbindung mit meinem deutschen Lieblingsessen.

Welches ist das?

Ich liebe Bratheringe. Ich kann das Wort nicht korrekt aussprechen. Das "r" ist einfach zu hart. Aber Bratheringe und Pommes Frites am Schnellimbiss sind perfekt. Und ich mag Kohlrouladen - aber auch da habe ich Probleme mit dem "rrrr". Die Kohlrouladen müssen richtig gemacht sein und am besten zwei Tage liegen. Denn erst dann ist der Kohl so richtig schön durchgeweicht.

Haben Sie damals auch in Berlin gespielt?

Schon, allerdings war die Erfahrung nicht die Beste. Ich sollte 1964 mit einer Band für ein Engagement nach Berlin reisen. Wir verließen England, aber an der Grenze fiel den Kontrolleuren auf, dass wir keine Arbeitserlaubnis hatten. Also zogen sie uns aus dem Zug. Das muss im Großraum Aachen gewesen sein. Wir mussten die Nacht über in einem Hotel bleiben. Dem Polizeibeamten tat es leid, er lud uns sogar zum Essen ein. Schließlich bekamen wir die Arbeitserlaubnis ausgestellt, um in Berlin auftreten zu können. Aber das Glück war nur von kurzer Dauer.

Warum?

Wir sollten zwei Wochen lang in einem kleinen Berliner Club namens Tiki auftreten. Aber wir spielten so laut, dass der Manager des Clubs uns nach dem ersten Abend nach Hause schickte. Wir wären nicht die richtige Band für den Club, hieß es. Wir waren also arbeitslos und hungerten uns durch die Straßen von Berlin. Ich weiß seither, was es bedeutet, den Leuten, die in den Restaurants sitzen, beim Essen zuzusehen. Aber weil der Club-Manager mich mochte, zahlte er mir schließlich das Zugticket nach Hamburg.

In Hamburg lernten Sie Ian Paice kennen den späteren Schlagzeuger Ihrer Band Deep Purple.

Ich sah ihn im Star-Club spielen und versprach, dass ich ihn als Drummer engagieren würde, sollte ich jemals genug Geld haben, eine Band zu unterhalten. Denn um dieses Konstrukt zusammenzuhalten, brauchst du am Anfang Geld. Andernfalls werden die Musiker immer auch mit anderen Leuten zusammenarbeiten. Es dauerte noch ein weiteres Jahr, bis der Geschäftsmann Tony Edwards uns unter die Arme griff. Ich sagte ihm, wenn er Geld besorgt, könnte ich ihm eine Supergroup aus den besten Musikern zusammenstellen. Und genau so kam es. Ian Paice stieg ein. Alles ging ziemlich schnell. Das ist genau fünfzig Jahre her.

Erinnern Sie sich an den Tag, als Sie das legendäre Gitarrenriff von "Smoke On The Water" das erste Mal gespielt haben?

Natürlich! Wir waren in einem Ballsaal in der Schweiz, wo wir ein mobiles Studio aufgebaut hatten. Ian Paice hatte gerade angefangen, einen Rhythmus vorzugeben. Und ich habe sofort das Riff dazu gespielt. So einfach war das. Es waren nur er und ich. Als wir uns klar darüber waren, dass wir etwas gefunden hatten, das es wert war, verewigt zu werden, holten wir die anderen dazu, damit sie ihre Parts einüben konnten. Die Schweizer Polizei hätte "Smoke On The Water" jedoch fast verhindert.

Wie das?

Wir spielten sehr laut. Es gab Beschwerden von Nachbarn. Irgendwann stand die Polizei vor der Halle, um uns daran zu hindern, weiter zu spielen. Während wir also "Smoke On The Water" aufnahmen, hämmerten sie wie wild an die Hintertür. Wir wussten, dass sie da waren, um uns zum Aufhören zu bringen. Aber wir machten einfach weiter - noch vier, fünf Minuten, um den letzten Take zu Ende zu bringen. Wenn wir aufgehört hätten, hätten wir den Song nicht gehabt.

Welcher Verlust das für die Geschichte des Rock 'n' Roll gewesen wäre!

Ja, dabei ist das Riff absurd einfach. Ich bin da wirklich über meinen Schatten gesprungen. Denn mir war aufgefallen, dass viele Songs in den Sechzigern recht simpel waren. "Satisfaction" von den Stones oder "You Really Got Me" von den Kinks haben sehr simple Riffs. Wenn du die Menschen ansprechen willst, musst du es einfach halten, andernfalls begeisterst du nur andere Mukker - und die kaufen sowieso keine Musik. Mein Motto war deshalb immer: "Wenn es der Briefträger pfeifen kann, während er die Post ausliefert, dann ist es groß." Mir haben schon Menschen das Riff vorgesungen, also hat es funktioniert - auch wenn es sehr merkwürdig ist, für die paar Noten bekannt zu sein.

Hört man da etwas Bitterkeit?

Nein. Es ist jedoch erstaunlich, dass die Öffentlichkeit diesen simplen Song allem anderen, was wir aufgenommen haben, vorzieht. Es ist wie bei Beethoven - auch wenn ich mich nicht mit ihm auf eine Stufe stellen will. Aber der ist auch in erster Linie bekannt für die vier Töne aus seiner Fünften: da-da-da-daaa. Er wäre vermutlich auch leicht genervt, dass man ihn überwiegend dafür wahrnimmt.

Das Riff von "Smoke On The Water" soll überaus beliebt sein bei jungen Gitarrenschülern.

Das wurde mir auch zugetragen. Einige Instrumentenläden haben Schilder aufgehängt mit dem Aufdruck: "Das Riff von 'Smoke On The Water' zu spielen, ist streng verboten." Die Leute, die dort arbeiten, sind es leid, sich das immer wieder anzuhören - und dann noch schlecht gespielt. Ich habe Verständnis dafür. Aber ich beschwere mich nicht. Ich kann damit meine Rechnungen bezahlen.
 
Zweiter Teil (darf nicht mehr als 15.000 Zeichen pro Beitrag einstellen):


Es soll viele Kämpfe zwischen Ihnen und dem Sänger von Deep Purple, Ian Gillan, gegeben haben. Wie muss man sich das vorstellen?

Ach, es war ständig was los. Aber ein Vorfall ist mir besonders im Gedächtnis geblieben. Das war Backstage in Cleveland. Mein Roadie besorgte mir wie üblich vor dem Auftritt mein Essen. An diesem Abend waren es Spaghetti - aber obendrauf war massig viel Ketchup. Und ich fragte ihn: "Was soll das?" Und er antwortete, dass Ian sich den Scherz erlaubt hatte. Also ging ich mit dem Teller Spaghetti in Ians Garderobe und drückte ihn in sein Gesicht. Der Raum war in Windeseile leer, alle erwarteten, dass es nun zu einer handfesten Auseinandersetzung kommen würde. Aber Ian schaute mich nur an und sagte: "Du bist mein Held. Ich werde dir keine runterhauen." Und fertig war er damit. Das war eine bewundernswerte Reaktion. Er hätte den Kampf gegen mich locker gewonnen, weil er größer ist als ich.

Wie haben Sie überhaupt so lange im Rock 'n' Roll überlebt?

Ich habe zwar eine Schwäche für deutsches Bier und Whiskey - aber Drogen habe ich nie genommen. Ich hatte zu viel Angst davor. Ich war auch so schon ziemlich exzentrisch, das hätte es nur noch verschlimmert. Also wurde ich zum Trinker. Mein Whiskey ist mir heilig. Ich mag es nicht, auf die Bühne zu gehen, ohne ein bisschen angesäuselt zu sein. Ich bin von Natur aus introvertiert, ich werde zu nervös, wenn ich keinen Drink hatte. Wenn ich in der Öffentlichkeit die Gitarre in die Hand nehme, habe ich immer etwas intus. Es gab allerdings eine Woche in meinem Leben, wo ich nur Milch getrunken habe.

Wann war das?

Mitte der Sechziger in Hamburg. Ich brauchte Geld und arbeitete in einer Reinigung. Und die Leute dort rieten mir, viel Milch zu trinken. Und ich fragte: "Warum?" Und sie antworteten: "Weil du sonst innerhalb von sechs Monaten stirbst, wenn du ständig mit den Kohlendioxidchloriden hier in Berührung kommst." Also soff ich literweise Milch. Zum Glück bekam ich nach knapp zwei Wochen den rettenden Anruf von Polydor, die einen Session-Gitarristen suchten.

Haben Sie schon mal Noten vergessen auf der Bühne?

Ja, als ich mal in San Francisco Marihuana ausprobierte. Alle Leute schwärmten, wie wundervoll das Zeug sei. Also gönnte ich mir ein paar Züge, ging auf die Bühne und spielte die ganze Zeit dieselbe eine Note. Ian Paice rief mir irgendwann zu: "Kommt da noch was anderes als diese eine Note?" Es war peinlich. Ich hab das Zeug nie wieder angerührt. Mir passiert das allerdings auch so manchmal, wenn ich mich nicht konzentriere. Mit Blackmore's Night und Rainbow habe ich momentan zwei Bands, und wir haben so viel Material. Aber wenn ich mich verspiele, gehe ich zum Verstärker, trete dagegen und tue so, als wäre es seine Schuld.

Wann wussten Sie, dass Sie professioneller Gitarrist und Rockstar werden wollten?

Mit dem Begriff Rockstar kann ich nichts anfangen - der ist für mich abgedroschen und lächerlich. Ich bin ja nicht Rod Stewart oder die Rolling Stones. Ich bin einfach nur ein Musiker, der gerne spielt. Ich muss elf Jahre alt gewesen sein, als ein Freund mir in der Schule seine Gitarre zeigte. Ich war total angefixt. Ich bettelte meinen Vater an, mir auch eine zu besorgen. Das dauerte, denn Gitarren waren teuer.

Aber dann hat es doch noch geklappt.

Ja. Als mein Vater sie mir überreichte, sagte er: "Wenn du nicht lernst, sie richtig zu spielen, zieh' ich sie dir über den Schädel." Also nahm ich Unterricht. Das begeisterte mich mehr als die richtige Schule, die ich oft schwänzte und schon mit fünfzehn verließ. Das Einzige, was ich an der Schule toll fand, war Speerwerfen. Ich war mit fünfzehn der beste Speerwerfer in London. Ich war physisch eher schmal, man braucht dafür aber auch keine Muskeln, nur die richtige Technik. Das ist ein bisschen so wie mit dem Gitarrespielen.

Auf einer Skala von eins bis zehn - welche Note würden Sie sich heute als Gitarrist geben?

Eine Sieben.

Das ist recht bescheiden.

Ich kenne so viele Gitarristen, die besser sind als ich. Aber die meisten haben keinen großen Namen. Albert Lee zum Beispiel. Oder Steve Lukather. Die Big Player in der Gitarristenliga sind nie so gut wie die, die eher im Hintergrund arbeiten. Also gebe ich mir eine Sieben - wenn ich einen guten Tag habe.

Als Mitglied von Deep Purple wurden Sie vor zwei Jahren in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen. Zur Zeremonie sind Sie allerdings nicht erschienen. Warum?

Weil ich die ganze Sache grotesk finde. Es sollte kein Komitee geben, das entscheidet, wer etwas Besonderes im Rock 'n' Roll geleistet hat. So etwas gibt es in der klassischen Musik, wo der beste Pianist oder der beste Cellist auserkoren wird. Aber Rock 'n' Roll bedeutet Freiheit, Energie und Spannung. Es geht nicht darum, von einer sogenannten Rock and Roll Hall of Fame akzeptiert zu werden. Oder heißt das im Umkehrschluss, dass die, die nicht drin sind, schlecht sind? Ich weiß zumindest ganz sicher, dass nicht alle, die aufgenommen wurden, sehr gut sind. Ich beschwere mich nicht, dass ich aufgenommen wurde, aber ich hätte niemals an der Zeremonie teilgenommen. Es ist zu unwichtig.

Ist das Ihre oft erwähnte exzentrische Seite?

Vielleicht. Aber die hängt auch von meiner Stimmung ab. Ich bin gern allein. Ich brauche Abgeschiedenheit und etwas Stille. Das ist heutzutage schwer zu finden. Wenn ich in ein Hotelzimmer komme, frage ich als erstes: "Wie ruhig ist es hier?" Ich stelle mich in die Mitte des Raumes und prüfe, wie viel Lärm von außen hereindringt. Allein das finden viele Leute schon sonderbar.

Hat Ihr Ruf auch mit den zwei Dutzend Besetzungswechseln bei Ihrer Band Rainbow zu tun?

Ganz sicher sogar. Dabei ist es so einfach, mit mir zu arbeiten. Zumindest für Leute, die ihren Job richtig machen.

Ich las, dass Sie an Ufos glauben.

Natürlich. Ich finde es eher seltsam, wenn man nicht daran glaubt. Ich habe schon zweimal ein unidentifiziertes Flugobjekt gesehen. Das erste Mal war ich vierzehn, das war in England. Das zweite Mal passierte es in Amerika - das ist etwa 25 Jahre her.

Und das war keine Täuschung?

Ich habe als Radiomechaniker am Londoner Flughafen gearbeitet. Das war mein erster Job. Ich weiß, was ein Flugzeug kann. Und ich kann es auch von einem Asteroiden unterscheiden. Was ich im Himmel sah, wäre auch nach heutigen technischen Standards unmöglich. Aber Ufos gesehen zu haben ist für viele Menschen, wie an Geister zu glauben. Ich glaube zu 110 Prozent an Geister, ich habe mit ihnen gesprochen. Aber wenn man davon erzählt, denken die Leute, dass man zu viel getrunken hat. Das ist ihre Art von Selbstschutz, weil sie Angst vor Geistern haben. Aber ich habe keine Angst vor Geistern, denn sie tragen keine Waffen.

Woher kommt eigentlich Ihre Vorliebe für mittelalterliche Kleidung?

Schwer zu sagen. Ich war schon in Hamburg in einer Band, die sich Die drei Musketiere nannte und auch so aussah. Ich trug damals Klamotten wie in der Renaissance. Ich fühle mich darin einfach wohl. Leute fragen mich deshalb immer, ob ich gerne im Mittelalter gelebt hätte. Zur Hölle, nein! Ich liebe mittelalterliche Musik, aber die Pest will ich nicht haben. Und eine Wohnung ohne Zentralheizung und Klimaanlage wäre auch nichts für mich.

Seit über 25 Jahren sind Sie mit Ihrer Frau Candice Night liiert, sie steht auch mit Ihnen auf der Bühne. Als Sie sie kennenlernten, war sie ein Model. Hat sie Ihnen nicht mal ein anständiges Sakko rausgelegt?

Nein. Candice ist selbst Musikerin und hat ein gutes Gehör. Wir haben uns also eher über Musik ausgetauscht und nie über Mode. Ich ziehe eh immer dasselbe an, besonders wenn ich in meinen eigenen vier Wänden bin. Da beschwert sich mein Umfeld dann schon mal über den Geruch.

Es ist dennoch erstaunlich, dass auch Ihre Frisur die Jahre überdauert hat.

Ich bin nun mal ein Hippie im Herzen, auch wenn ich es zu Hippie-Zeiten nie war. Ich bin oldschool. Ich lebe immer noch irgendwie in den Sechzigern.

Haben Sie mal eine Ihrer Platten auf Spotify angehört?

Nein. Zum einen höre ich mir meine Platten nur an, während ich dabei bin, sie aufzunehmen. Zum anderen bin kein großer Fan von Gitarrenmusik - da würde ich lieber einem Renaissance-Chor oder einem Cellisten lauschen. Und was soll Spotify überhaupt sein? Ich gehe ja gerne mal auf YouTube, um mir mittelalterliches Zeug anzusehen. Oder ich google nach Henry VIII. oder Richard III. Dennoch habe ich den festen Glauben, dass Computer und das Internet irgendwann den Untergang der Gesellschaft bedeuten. Zu viele Menschen sind abhängig von dieser Droge. Und es leistet dem Überwachungsstaat Vorschub.

Haben Sie ein Mobiltelefon?

Nein. Ich hatte ja, bevor die Dinger erfunden wurden, auch keins. Ich kenne es also gar nicht anders. Ich bin in einem Alter, wo ich glücklich bin mit dem, was ich habe. Und das meiste davon ist zwanzig oder dreißig Jahre alt.

Sprechen Sie von Ihrer Wohnungseinrichtung?

Auch. Ich modernisiere nichts. Ich lebe ein wenig gestrig.

Und was sagen Ihre Kinder dazu?

Die finden ihren Vater toll. "Du bist der Beste!", sagen sie. Und wenn ich dann entgegne, dass ich es nicht bin, widersprechen sie energisch.

Also sind Sie doch eher eine zehn - und keine sieben ...

Für meine Kinder schon. Sie sind ja erst sechs und sieben Jahre alt. Mal gucken, ob sie in fünf Jahren nicht zu jemand Besserem aufschauen.

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Ritchie Blackmore ...

... heißt eigentlich Richard Hugh Blackmore und wurde am 14. April 1945 in Weston-super-Mare in North Somerset geboren. Als Teenager lernte er klassische Gitarre. Über seinen ersten Job als Radiomechaniker in London kam er in Kontakt mit der aufblühenden Rock-Szene und wurde ein gefragter Studio- und Tourgitarrist, u.a. für Heinz und den Schockrocker Screaming Lord Sutch.

... gründete 1968 zusammen mit dem Organisten John Lord und dem Drummer Ian Paice die Band Deep Purple. Das Debütalbum "Shades of Deep Purple" mit dem Hit "Hush" und das im gleichen Jahr erschienene "The Book of Talesyn" brachten eine nie erlebte Härte und Erregung in die Rockmusik, die sich schnell zum Phänomen und einem eigenen Genre namens Hardrock auswuchs.

... nahm mit Deep Purple unter anderem die stilbildenen Alben "Deep Purple in Rock", "Machine Head" und "Made in Japan" auf und war Co-Autor von Klassikern wie "Smoke On The Water", "Black Night" und "Child In Time". Bis zu Blackmores entgültigem Ausstieg im Jahr 1993 verkauften Deep Purple an die 100 Millionen Platten. 2016 wurde die Band in die "Rock and Roll Hall of Fame" aufgenommen. Der Rolling Stone listet Blackmore auf Rang 50 der 100 besten Gitarristen aller Zeiten.

... startete 1975 das Projekt Rainbow, das er mehrmals wieder auflöste, u.a. um zwischenzeitlich zu Deep Purple zurückzukehren oder mit seiner Frau Candice in der Renaissance-Rockband Blackmore's Night zu spielen. Seit 2016 ist er mit komplett neuer Besetzung als Ritchie Blackmore's Rainbow unterwegs. Am 18. April gastiert er mit seiner Band im Berliner Velodrom, es ist das einzige Konzert in Deutschland. Mit "Memories in Rock II" ist dazu gerade ein CD/DVD-Set mit Live-Aufnahmen erschienen.
 
Aber wenn ich mich verspiele, gehe ich zum Verstärker, trete dagegen und tue so, als wäre es seine Schuld.
... sehr lesenswertes Interview mit vielen bemerkenswerten Aussagen (z.B. die Note 7 auf einer Skala von 1 bis 10), aber der Gag schießt den Vogel ab. Das ist also dieser Rock'n'Roll, von dem man immer hört... :D

Gruß

BFTD
 
Mit der Sieben überschätzt er sich, zumindest die aktuelle Lage, aber massiv.
Der Mann ist mir einfach unsympathisch.
Liegt wohl auch daran, dass er nichts von Springsteen hält. Da halte ich es mit einer klassischen Aussage von Kinski. So jemand kann entweder nur vollkommen ahnungslos oder aber absolut bösartig sein.
 
Zuletzt bearbeitet:
das wars nun also, das einzige deutschlandkonzert, gestern im bei weitem nicht ausverkauften berliner velodrom.
mich lässt es etwas zwiespältig zurück.
"auf wunsch von ritchie", so der moderator (!), spielten die LORDS im vorprogramm. mein zweites konzert von denen. das erste war 1989 im damaligen karl-marx-stadt zum open air im vorprogramm der "good-bye-tournee" der PUHDYS. damals, als fast bzw. grade-so-teenie fand ich das ja noch irgendwie cool. ne echte westband und "poor boy" und so.... aber das hier?!? absolut lächerlich:thumbsdown:. keine ahnung, ob die das ernst gemeint haben. schunkelrhythmen im möbelhaus-eröffnungsstyle und beknackte mitsing-animationen. das hat nicht mal dem typen im karierten westover und seiner ständig in der gucci-handtasche wühlenden mutti neben uns gefallen. aua...
nach ner umbaupause von 50min gings dann los.
und das ziemlich überzeugend: "spotlight kid", "I surrender" und danach mit "mistreated" das erste highlight. der ronnie romero ist wirklich ein geiler sänger. das gilt übrigens fürs gesamte konzert. alle rainbow sachen und die coverdale-purple phase kriegt er wirklich sauber geregelt. sehr gut!
die gillan sachen wollen jedoch nicht so recht zünden. das liegt nicht nur an seiner stimme (und an den fußstapfen ian gillans), sondern wohl in erster linie daran, dass die band überhaupt nicht tight spielt. blackmore versucht, die band zu dirigieren, was aber regelmäßig mit verkackten einsätzen und schlüssen endet.
auch blackmore selber spielt nicht wirklich souverän, verhaut sich einige male und wenn beim half-time-part von perfect strangers ausschließlich seine gitarre zu hören ist, zeugt das wohl von nem ausgewogenen, entspannten bandklimao_O
so gut wie romero singt, so schlecht ist allerdings seine bühnenpräsenz. wahrscheinlich kann er mehr, darf aber nicht. darüber hinaus hat die rhythmusgruppe zusehens schwierigkeiten, die kapelle zusammenzuhalten.
und der "organist" ist wirklich ein ärgernis. ich bin mir nicht 100%ig sicher, ob der das instrument wirklich mal erlernt hat. er spielte z.T. fürchterlichen stuss, konnte weder improvisieren oder das timing halten. würde mich mal interessieren, wo man solche leute herkriegt. an der musikschule, 1. lehrjahr, vielleicht.
black night und smoke on the water kommen zunächst mit angezogener handbremse und ruckeln sich dann mit den timingschwankungen einer semibegabten punkband über die ziellinie. nunja.
doch rettung naht: stargazer! aus unerklärlichen gründen kriegt es die band hin, den song irgendwie nicht zu verhunzen und es macht sich tatsächlich sowas wie magie breit. romero singt wie der junge dio, und wenn sich von der mannschaft ansonsten niemand exaltiert, funktioniert "rainbow" auf einmal. seeeeehr geil!!:verehr:
als zugabe "burn" geht in super in ordnung und fürs volk gibts hinterher keine plektren oder drumsticks, sondern t-shirts. alle bedanken sich artig. bis auf einen: ritchie blackmore.
und sonst so? die t-shirt preise waren akzeptabel (20-30€), clausthaler-extraherb scheint die rezeptur geändert zu haben, hin zu "beinahe erträglich" und. nüscht und. blackmore? haken dran.
 
Das kann man so sehen, lieber @freerunner muss man aber nicht, wenn man den Vergleich hat. Der Auftritt der Lords, mit denen König Richard schon 1963/66 im Star Club in Hamburg gespielt hat, waren inakzeptable. Im Normalfall würden die auf jedem Feuerfest, wenn sie nachts um 0.00 Uhr auftreten, von der Bühne gebuht. Ganz schlimm!

Der Meister himself und seine Mannen zeigten sich im Vergleich zur Loreley 2016, eingespielt und mit einer bombastischen Laune, dass man sich fragen könnte, ob das die gleiche Band wie 2016 ist. Ritchie "schmiss" sich nicht nur ein mal auf die Knie und rein von seiner Laune her, habe ich ihn noch nie so unbeschwert auf der Bühne gesehen (10x Live gesehen von 1987 - 2018). Seine Rhythmusgruppe, von Blackmore's Night, am Bass und Schlagzeug wirkten unverkrampft und motiviert. Jens Johannson fiel dieses Mal nicht so auf und Ronnie R. war stimmlich komplett auf der Höhe-auch bei den Gillan Parts.
Der Meister ist in seinem Spiel eingeschränkt, da gibt es nichts zu diskutieren oder zu beschönigen. Alleine schon BURN als Zugabe, ich habe diesen Song noch nie so langsam gehört wie an diesem Mittwoch. Trotz all der Verspieler und Auslassen der Töne, hat mich dieser Abend versöhnt, und ich kann den regnerischen Abend im Jahr 2016 vergessen :)
 
Das kann man so sehen, lieber @freerunner muss man aber nicht, wenn man den Vergleich hat. Der Auftritt der Lords, mit denen König Richard schon 1963/66 im Star Club in Hamburg gespielt hat, waren inakzeptable. Im Normalfall würden die auf jedem Feuerfest, wenn sie nachts um 0.00 Uhr auftreten, von der Bühne gebuht. Ganz schlimm!

Der Meister himself und seine Mannen zeigten sich im Vergleich zur Loreley 2016, eingespielt und mit einer bombastischen Laune, dass man sich fragen könnte, ob das die gleiche Band wie 2016 ist. Ritchie "schmiss" sich nicht nur ein mal auf die Knie und rein von seiner Laune her, habe ich ihn noch nie so unbeschwert auf der Bühne gesehen (10x Live gesehen von 1987 - 2018). Seine Rhythmusgruppe, von Blackmore's Night, am Bass und Schlagzeug wirkten unverkrampft und motiviert. Jens Johannson fiel dieses Mal nicht so auf und Ronnie R. war stimmlich komplett auf der Höhe-auch bei den Gillan Parts.
Der Meister ist in seinem Spiel eingeschränkt, da gibt es nichts zu diskutieren oder zu beschönigen. Alleine schon BURN als Zugabe, ich habe diesen Song noch nie so langsam gehört wie an diesem Mittwoch. Trotz all der Verspieler und Auslassen der Töne, hat mich dieser Abend versöhnt, und ich kann den regnerischen Abend im Jahr 2016 vergessen :)
Verglichen mit dem vorigen Beitrag klingt das, als wäre da der Wunsch der Vater des Gedanken. Aber gut, ich habe beiden Konzerten nicht beigewohnt. Vielleicht war das 1. ja einfach wirklich nur unfassbar schlecht....
 
Das kann man so sehen, lieber @freerunner muss man aber nicht, wenn man den Vergleich hat. Der Auftritt der Lords, mit denen König Richard schon 1963/66 im Star Club in Hamburg gespielt hat, waren inakzeptable. Im Normalfall würden die auf jedem Feuerfest, wenn sie nachts um 0.00 Uhr auftreten, von der Bühne gebuht. Ganz schlimm!

Der Meister himself und seine Mannen zeigten sich im Vergleich zur Loreley 2016, eingespielt und mit einer bombastischen Laune, dass man sich fragen könnte, ob das die gleiche Band wie 2016 ist. Ritchie "schmiss" sich nicht nur ein mal auf die Knie und rein von seiner Laune her, habe ich ihn noch nie so unbeschwert auf der Bühne gesehen (10x Live gesehen von 1987 - 2018). Seine Rhythmusgruppe, von Blackmore's Night, am Bass und Schlagzeug wirkten unverkrampft und motiviert. Jens Johannson fiel dieses Mal nicht so auf und Ronnie R. war stimmlich komplett auf der Höhe-auch bei den Gillan Parts.
Der Meister ist in seinem Spiel eingeschränkt, da gibt es nichts zu diskutieren oder zu beschönigen. Alleine schon BURN als Zugabe, ich habe diesen Song noch nie so langsam gehört wie an diesem Mittwoch. Trotz all der Verspieler und Auslassen der Töne, hat mich dieser Abend versöhnt, und ich kann den regnerischen Abend im Jahr 2016 vergessen :)
zumindest bei den LORDS sind wir uns einig:). is ja auch schonmal was.
aber ich habe ja gar nicht gesagt, dass es scheiße war... ich hatte vielleicht einfach zu hohe erwartungen.
wenn ich aber alleine die versionen von "black night" und vor allem von "smoke..." bei purple und rainbow vergleiche, klingt halt familie blackmore wie ne schülerband. und 2016 war das echt NOCH schlimmer?
bei romero bin ich grundsätzlich bei dir - ein WIRKLICH sehr guter sänger der immer alle töne gekriegt hat. (ob das auch bei "child in time" wirklich immer zutraf, kann ich leider nicht beurteilen, da um mich herum gefühlt 8000 möchtegern-gillans sich bemüßigt fühlten, wie angestochen bei den "ahhhh"-parts rumzuschreien. da war beim besten willen nichts mehr zu hören.) Mir gefällt er nur bei den dio- und coverdale sachen besser.
es hat - wie gesagt - trotzdem großen spaß gemacht und ich bin weit weg davon, das konzert scheiße gefunden zu haben (und ich war stocknüchtern!!):jubel:
 
klingt wie ein softerer Gotthard Song (dachte im ersten Moment da singt Steve Lee...)
Das passt ja: Romero hat mit Gotthard-Gitarrist Leo Leoni unter dem Namen CoreLeoni ganz alte Gotthard-Songs (und einen neuen Song) neu aufgenommen und das Projekt tourt auch, zumindest in der Schweiz. Leoni wollte es schon lange wiedermal mehr krachen lassen und feiert so das 25-jährige Jubiläum des Gotthard Debuts.
 
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