In der Pubertät sind die emotionalen Schwankungen ja auch viel extremer. Wenn da die richtige Musik zum inneren Weltuntergang läuft, haut das ganz anders rein als bei einem abgerühten alten Sack.
Also da fällt mir ja nix mehr ein dazu. Außer ungefragt zu antworten!
Was sollet, wir sind innem Forum, da darf jeder. Ich kann auch nur von meinem Beispiel ausgehen, finde allerdings den Post von
@Hugin sehr treffend.
Also, ich bin - leider, leider - nicht von Anfang an metallisch sozialisiert. Ich habe also die Entwicklung des Metal teilweise nur in der Retrospektive im Angebot.
Ich kam zum ersten mal so '83/'84 in Berührung mit der metallischen Kunst, ein Klassenkamerad hörte SODOM, SCORPIONS und die ganzen Geschichten, die unser verehrter Götzigötz immer mal wieder so treffend als "Hartwurst" bezeichnet - ach ja, ACCEPT war auch noch dabei. Soweit ich mich erinnern kann, verlangte ich von ihm nie ein Mixtape. Danach verflog das alles wieder, ich interessierte mich zu diesem Zeitpunkt nicht sonderlich für Musik.
Das sollte sich dramatisch ändern, als ich volljährig wurde - weit entfernt vom Metallischen, aber immerhin eine musikbeeinflusste Szene. In dieser ersten Szene blieb ich dann auch ziemlich aktiv und habe die Zeit genossen. Mein damaliger popmusikalischer Horizont - also airplaytaugliche Mucke - hörte ungefähr mit Madonnas "La Isla Bonita" auf zu existieren. Dieses ist auch heute noch mein Referenzwerk aus diesem Bereich.
Es dauerte nicht lange, und mir wurde diese Szene zu langweilig, weil zu oberflächlich, und ich wandte mich einer anderen Szene zu, die noch weniger mit Metal zu tun hatte, aber im Endeffekt sehr arrogant ist. Auch dort war ich - wenn auch nur als Konsument - sehr aktiv. Es folgte eine Zeit, in der ich in keiner musikbasierten Szene aktiv gewesen bin, weil mich keine Szene wirklich angesprochen habe.
Im Jahre 2005 sollte sich dieses grundlegend ändern. Ich blieb beim Livemitschnitt des "Rock am Ring" hängen - MOTÖRHEAD spielten, und der schon ziemlich gealterte
@the_pit blieb an den Harmonien, an der Lautstärke, an der Melodie und den Texten hängen. Ich war infiziert, ich war fasziniert! Das war die Art von Musik, nach der ich über 30 Jahre meines Lebens gesucht habe. Ich bin ihr bis heute treu, an diesem Zustand wird sich auch nichts ändern. SLIPKNOT und auch METALLICA gaben mir den letzten Rest. man konnte aggressiv sein, ohne irgendetwas oder irgendwem Schaden zuzufügen. Das hatte ich in den vorhergehenden Szenen so nicht erlebt. Die Musik transportierte für mich die ganze Palette menschlicher Gefühle, Hass, Trauer, Freude, Ironie, Lebenslust, Verärgerung.
Dieses soll als Vorrede genügen.
Die Faszination, die Metal auf mich - und ich kann hier wirklich nur für mich sprechen! - ausübt, ist eigentlich ein systemimmanenter Rückgriff auf immer wieder die gleiche Struktur: man nehme ein bis zwei Gitarren, einen Bass, ein Schlagzeug, einen Sänger, lasse sie als Einheit ihre Mucke entwickeln und spielen. Dieses funktioniert seit nunmehr über 40 bis 50 Jahren, alle Metalbands gehen auf diese Besetzungsstruktur zurück, mal wird ein Instrument nicht besetzt, dafür kommt ein anderes - auch mal ein exotisches wie z. B. das Keyboard - hinzu, mal fällt der Drummer weg, mal sucht man vergeblich nach der zweiten Gitarre, die auf einmal wiederum in anderen Bands der Sänger in der Hand hält (o Wunder; nicht selten isses auch der Bass), Aus meiner Zeit vor meiner metallischen Laufbahn kommt meine Vorliebe für Instrumentalstücke - das wird durch manche Bands erreicht, in der der Sänger obsolet wird.
Dem Metaller wird es auch leicht gemacht, in dem er durch die Band A auf die Band B oder Band C aufmerksam gemacht wird, die dieselbe Musik spielt, aber in einer Abwandlung, die man so vorher noch nicht gehört hat. Wenn man Lust hat, kann man selbst aktiv werden, so man die Fähigkeit besitzt, ein Instrument zu beherrschen oder aber auch nur seine Stimmbänder.
Aber alles geht auf die ursprüngliche Besetzungsstruktur zurück, die so wandelbar ist, das sich im Laufe der letzten Jahrzehnte aus den Bereichen Heavy-, Power-, Thrash-, Death- und Black Metal eine Unzahl verschiedenster teilweise völlig konträrer Untersparten entwickelt hat, von dem eher opernhaft-theatralischen Metal Marke NIGHTWISH über Metal Marke SLAYER bis zum eher reduzierten Metal Marke BEEHOOVER oder SUNN O))). Alles lässt sich unter diesem Gesichtspunnkt mit allem in Beziehung bringen.
Manche Stile liegen flach, dann kommen sie wieder hoch, manches ist ein Rohrkrepierer, manches erreicht mit Entstehen ungeahnte Höhen.
Das ist, was den Metal so interessant macht, auch die Festivals verschiedenster Art, vom Underground bis zu Wacken, es hat alles seine Berechtigung, kein Metalhead hört exakt das gleiche wie sein Nachbar; die Metalszene befruchtet sich auch durch ihre Fans selbst, weil unterschiedliche "Dienstalter" aufeinandertreffen und es sich so trefflich wie auch friedlich über die verschiedenen Geschmäcker streiten lässt.
Ich fühle mich wie im Osterspaziergang des J. W. Vonvon: "Hier bin ich Mensch, hier darf ichs sein."