Absagen rund um SARS-CoV2 (COVID 19) und alles drum herum

So richtig kann ich den Pessismus nicht nachvollziehen. Jahrelange Einschränkungen kenne ich nicht einmal aus den Wort-Case-Szenarien in den Medien. Die großen Festivals sind alle versichert; die kleinen Bands verdienen alle kein Geld. Wenn sogar das Up-The-Hammers – im krisengeschüttelten EU-Protektorat Griechenland – überlebt, dann mach ich mir für die im DFF relevanten Festivals auch eher weniger Sorgen. Ich selbst weiß nicht, wo ich in 6 Monaten mein Geld herkriege, aber würde den Teufel tun meine KIT-Kohle zurückzufordern. Aus der "Szene" erwarte ich eine Menge Solidarität für die "Überzeugungstäter" und ebenso erwarte ich Druck auf die Politik zumindest Venues am Leben zu halten. Leicht wird's freilich nicht, aber an einem pessimistischen Wettrennen à la "kein Festival bis 2029" mag ich nicht teilnehmen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Sehe ich anders, gerade bei den kleinen Festivals, die womöglich jetzt finanziell so einfahren, dass sie die Macher auch aus Frust nicht nochmal durchringen können, noch einmal etwas aufzuziehen. Nur als ein Beispiel. Auch Touren werden eine Weile brauchen, bis sich hier die Regelmäßigkeit wie bis vor vier Wochen wieder einpendelt. Viele Bands werden vielleicht nicht wieder so schnell auf Tour gehen wollen oder können (ggfls. auch aus beruflichen Gründen oder wegen privater Veränderungen oder weil ein Teil der Tour-Infrastruktur weggebrochen ist (Pleite von Agenturen, Clubs, etc.) oder gar nicht mehr, weil man sich aus Frust oder anderen Gründen aufgelöst hat. Kann man weiter durchexerzieren. Unterm Strich haben Darkthrone also alles richtig gemacht. Zur Überzeugungstäter-These sag ich mal besser nix...

Die gesamte Kunstwelt wird sich ändern (Kino- und TV-Produktionen sind auf Halt; potentielle Blockbuster verschoben, etc.; Theater, etc. sowieso). Auch hier kann man beliebig weiterzaubern. Es liegt zu viel im Argen nun und vermutlich werden die Subventionen jetzt und später auch eher dorthin fließen, wo Markt- und Lobbymacht zu verorten sind. Etc. pp. Kurz: selbst wenn der Spuk bis Ende des Jahres rum sein sollte, wofür ich bete, wird die Welt eine andere sein.
 
Ich vermute das gerade kleinere Festivals jetzt dem ganzen zum Opfer fallen, allerdings ist das ganze meiner Meinung nach eher jetzt eine Beschleunigung der Entwicklung die sich eh schon abgezeichnet hat. Es ist ja nicht so als wäre wir nicht vorher schon auf eine Übersättigung des Markts zugesteuert. Wie es genau jetzt weitergeht kann niemand genau sagen, aber ich glaube schon das es nächstes Jahr noch Festivals geben wird, nur eventuelle nicht mehr in der Masse und eventuelle dann auch nicht mehr zu den Eintrittspreisen.
 
Sehe ich anders, gerade bei den kleinen Festivals, die womöglich jetzt finanziell so einfahren, dass sie die Macher auch aus Frust nicht nochmal durchringen können, noch einmal etwas aufzuziehen. Nur als ein Beispiel. Auch Touren werden eine Weile brauchen, bis sich hier die Regelmäßigkeit wie bis vor vier Wochen wieder einpendelt. Viele Bands werden vielleicht nicht wieder so schnell auf Tour gehen wollen oder können (ggfls. auch aus beruflichen Gründen oder wegen privater Veränderungen oder weil ein Teil der Tour-Infrastruktur weggebrochen ist (Pleite von Agenturen, Clubs, etc.) oder gar nicht mehr, weil man sich aus Frust oder anderen Gründen aufgelöst hat. Kann man weiter durchexerzieren. Unterm Strich haben Darkthrone also alles richtig gemacht. Zur Überzeugungstäter-These sag ich mal besser nix...

Die gesamte Kunstwelt wird sich ändern (Kino- und TV-Produktionen sind auf Halt; potentielle Blockbuster verschoben, etc.; Theater, etc. sowieso). Auch hier kann man beliebig weiterzaubern. Es liegt zu viel im Argen nun und vermutlich werden die Subventionen jetzt und später auch eher dorthin fließen, wo Markt- und Lobbymacht zu verorten sind. Etc. pp. Kurz: selbst wenn der Spuk bis Ende des Jahres rum sein sollte, wofür ich bete, wird die Welt eine andere sein.

Aber nicht alles, was die Szene am Leben erhält, lässt sich auf Infrastruktur und Kapital reduzieren. Von beidem wird es weniger geben, und es mag gut sein, dass die Goldenen Jahre des Überflusses ein vorläufiges Ende finden. Aber ob das ausreicht, das Gesicht der Szenelandschaft nachhaltig zu verändern? Selbstausbeutung ist jetzt schon eine wichtige Ressource für den Underground, das kann man den Leuten nicht nehmen. The torture never stops! Die, die müssen, werden unter schlechteren Bedingungen weitermachen wie zuvor. Gleiches gilt für ihre Stammkunden.

Mein Tipp: die Welt wird im Wesentlichen die gleiche sein, nur ein bisschen beschissener, was ich aber nicht merken werde, weil ich besoffen unter einer Parkbank liege.
 
Selbstausbeutung ist jetzt schon eine wichtige Ressource für den Underground, das kann man den Leuten nicht nehmen.

Selbst hier kann ich keinen Optimismus mehr rauskitzeln. Ich habe Bands und Kollektive in weniger heiklen und auszehrenden Situationen das Handtuch schmeißen sehen. Wenn man erschöpft ist, hilft aller Trotz und aller Masochismus nicht mehr. An eine "jetzt erst recht"-Trotz-Legende glaube ich nicht; die Beschwörung einer solchen und die Euphorie aus den Zuschauerrängen (bezieht sich jetzt nicht auf dich; du machst ja selbst Shows) sehe ich als genau das und nicht mehr. Wo ich zustimme: es ist nicht das Ende, aber es wird anders sein. Meinetwegen kann die Szene sich auch etwas ausdünnen (nicht aber durch einen Anfall von Tod der angesprochenen Zaungäste).
 
t. Zur Überzeugungstäter-These sag ich mal besser nix...
Dazu sagte aber der Up-The-Hammers dude im NWOTHM-Podcast letzteselbst Woche etwas. Breite Forderungen nach Refunds sind augeblieben und bei dem Festival wären Bands aus Übersee, die teils weniger als einen Tag in Europa waren bevor der Gig gecancelt wurde, im Herbst 2020 wieder mit an Board.

es ist nicht das Ende, aber es wird anders sein.
Come one. Gestern war anders als heute. Natürlich wird es anders sein.

Und bei Filmen sehe ich eher das das große Kinosterben kommt und sich alles immer mehr zum Streaming verlagert.
Kino is eh tot. Die Dinger halten sich seit Jahrzehnten mit Popcorn und Cola über Wasser. Nur Disney wird noch Filme auf die Leinwand bringen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Dazu sagte aber der Up-The-Hammers dude im NWOTHM-Podcast letzte Woche etwas. Forderungen nach Refunds sind augeblieben und selbst bei dem Festival wären Bands aus Übersee, die teils weniger als einen Tag in Europa waren bevor der Gig gecancelt wurde, wären im Herbst 2020 wieder mit an Board.

Zwei Wochen in der Krise kann man aus gut situierten Kreisen noch "Hail and Kill" brüllen, die Stahleier schaukeln und den Härtner qua vorangetragen bedingungsloser Heldenverehrung - oder Integrität im Falle von Bands, deren Imageschaden durch verfrühte Absagen wohl in dieser Nische eher massiv gewesen wären - markieren. Warten wir mal noch zwei weitere Wochen ab, wieviele von den Überzeugungstätern noch übrig sind.

Come one. Gestern war anders als heute. Natürlich wird es anders sein.

Ungewohnt flach von dir. Ich will Dir ja echt nicht die Laune und den Optimismus versauen; mir scheint der aber eher unbegründet und eher nur trotzig. Sorry. Hier wird an allen Ecken aussortiert werden. Das wiederum finde ich nicht am schlechtesten. Gibt genug, was mir schwer auf den Sack geht und weg kann.
 
Ungewohnt flach von dir. Ich will Dir ja echt nicht die Laune und den Optimismus versauen; mir scheint der aber eher unbegründet und eher nur trotzig. Sorry. Hier wird an allen Ecken aussortiert werden. Das wiederum finde ich nicht am schlechtesten.
Ich bin absolut nicht optimistisch, hoffe nur nie darauf, dass etwas gutes passiert und wenn ich dann recht habe versinke ich nicht im Pessismus – vielleicht sind es die russichen Gene. Naja und dass ein Zeitpunkt in der Zukunft anders ist als ein Zeitpunkt in der Vergangenheit ist klar...

Zwei Wochen in der Krise kann man aus gut situierten Kreisen noch "Hail and Kill" brüllen, die Stahleier schaukeln und den Härtner qua vorangetragen bedingungsloser Heldenverehrung - oder Integrität im Falle von Bands, deren Imageschaden durch verfrühte Absagen wohl in dieser Nische eher massiv gewesen wären - markieren. Warten wir mal noch zwei weitere Wochen ab, wieviele von den Überzeugungstätern noch übrig sind.
Was ändert sich denn in 2 oder 20 Wochen? Es ist ja nicht so, als würden Smoulder oder Malokarpatan jetzt wegen der ausfallenden Tourneen die Fälle davon schwimmen und sie ihre Miete nicht mehr bezahlen können. Keine Ahnung, vielleicht sprichst du von größeren Bands, die auf Kohle durchs Touren angewiesen sind? Dann gäbe ich dir vollumfänglich recht. Bei Bands im persönlichen Umfeld ist das zwar nicht "Hail and kill", sondern eh so :shrug. "Wird eben ein halbes Jahr heftig entschleunigt."
Beim letzten Satz stimme ich dir – über Metal hinaus – zu. Das Normale war nur vertraut, aber deswegen nicht gut.
 
Was ändert sich denn in 2 oder 20 Wochen?

Habe ich oben bereits angerissen. Promoter, Agenturen, Locations fallen weg; je länger die Krise dauern wird, desto mehr. Kosten für Touren, vermutlich auch Auflagen (vgl. sowieso schon in UK und den USA; vermutlich werden auch Auslandskrankenversicherungen in die Höhe gehen), dürften dazu erst einmal in die Höhe schießen, so dass Re-Touren ggfls. an einer schlichen Kosten-Möglichkeiten-Rechnung scheitern könnten. Etc. Pp. Ich spreche sehr wohl nicht nur von größeren Bands. Mangel an Möglichkeiten, Frust und individuelle Geldsorgen (die müssen ja von irgendwas leben; was, wenn das krisenbedingt wegbricht? - Auf Tour zu gehen, muss sich auch der Musiker leisten können...) haben mehr als eine Band geerdet. Auf stumpfer Metal-Euphorie zu surfen, findet schneller seine Grenzen, als man hier womöglich glaubt.
 
Ich sage explizit nicht, dass ich dir widerspreche. Kann nur die Argumentation echt nicht nachvollziehen. Gilt für Promoter und Agenturen nicht das gleiche, wie für kleine Bands i.e. die haben in der Regel auch bürgerliche Jobs? Dasss mit den Venues mag stimmen, aber ich höre das in Berlin seit ich denken kann und es findet sich dennoch immer irgendwo 'nen Keller.
Zu den individuellen Geldsorgen: Das stimmt alles, aber big picture ist Unterhaltung reeelativ recession proof.
 
ilt für Promoter und Agenturen nicht das gleiche, wie für kleine Bands i.e. die haben in der Regel auch bürgerliche Jobs?

Krise -> Job weg/Familienmitglied krank (Plegebedarf)/etc. --> als ersten fällt das Hobby weg, um den Rest finanzieren zu können. (Daneben: professionelle Klein-Agentur --> keine Touren --> keine Einnahmen --> keine Agentur mehr, keine Touren mehr.) Und das kann man jetzt auch nicht mit diesem big picture weg relativieren, weil wir hier sowieso von weniger großen, finanzstarken Nischen sprechen. Und so weiter...
 
Krise->Wunsch nach Ablenkung->Nachfrage->Markt blablubb. Könnte jetzt auch den größeren Reckwitz'schen Topf aufmachen, dass Pop in 2020 nicht mehr Hobby, sondern Identität ist, aber das führte glaube ich zu weit.
Die beste Musik entstand während des Strukturbuchs nach dem Nachkriegsboom und niemand hat sich über zu wenig Gigs beschwert.
 
Ich gebe @Lobi recht. Es ist ja nun mal so das gerade bei den kleineren Bands so das Touren sich komplette selber tragen von den Kosten, sonder oft eher noch ein Minusgeschäft sind und wenn jetzt dein Arbeitsplatz weg ist oder du durch Kurzarbeit weniger Geld hast dann kannst du dir es mitunter gar nicht mehr leisten auf Tour zu gehen als Musiker. Auch bei Veranstaltern ist es ja schon vorher ein teilweise großes finanzielles Risiko gewesen irgendetwas zu veranstalten und wenn ich keine andere Geldquelle mehr hab weil mein Job weg ist dann überlege ich mir zweimal ob ich das Risiko noch eingehen will.

Klar wird es auch in Zukunft noch Musik und Gigs geben nur wahrscheinlich nicht mehr in dem Maße wie jetzt und es wird schwieriger werden.
 
Klar wird es auch in Zukunft noch Musik und Gigs geben nur wahrscheinlich nicht mehr in dem Maße wie jetzt und es wird schwieriger werden.
Das die ganze Sache nach dem Ende der Krise nicht wieder spontan von Null auf Hundert geht ist klar und logisch.
Aber warum sollte sich der Kulturbetrieb nicht im Laufe einiger Jahre wieder erholen?
 
Reckwitz tut hier nichts zur Sache, sondern nur ökonomische Überlegungen.
Es ist doch beim ihm ein Merkmal der Subjektformen der Hypermoderne, dass ökonomische Entscheidungen die Arbeit am Selbst betreffend eben nicht zweckrational getroffen werden und das Ökonomische an den Rand drängen (#VanRecords). Aber an diesem Punkt will ich mich nicht weiter bzgl. der Zukunft äußern. Als Feind jeder Form von Nostalgie und auf Basis von Beispielen aus der Vergangenheit – und eben RW – sehe ich die Dinge eben nicht so schwarz wie du. Könnte aber wie gesagt auch daran liegen, dass ich den Normalzustand auch schon ziemlich kacke fand.
 
Es ist doch beim ihm ein Merkmal der Subjektformen der Hypermoderne, dass ökonomische Entscheidungen die Arbeit am Selbst betreffend eben nicht zweckrational getroffen werden und das Ökonomische an den Rand drängen (#VanRecords).

Halte ich für gnadenlos naiv, wenn es um's tatsächliche Überleben geht - und darauf bewegen wir uns zu. Dann gilt das allerhöchstens für absolute Ausnahmepersönlichkeiten - eher weniger für Leute, die ein paar Mäuler zu stopfen haben. Selbst in besseren Zeiten haben nicht gerade unpopuläre Bands das Touren oder sich aufgegeben, weil sie es sich nicht mehr leisten konnten (Labels machen ja am laufenden Band dicht; gerade solche, die aus Euphorie für die Szene entstanden). Soviel dazu, wie so toll klingende Theorie, die wie gemünzt für eine überpathetische Metal-Szene erscheint, an der Realität zerschellt. Also glaub, was Du willst, selbst soziologisch untermauert halte ich das nicht nur im Ausnahmezustand für vollkommen naiv.
 
Zurück
Oben Unten