Dynamikarmes Digital-Mastering - warum?

7th_Key

Deaf Dealer
Hallo out there,
Loudness War ist ja schon seit dem Anfang der 2000er ein Riesenthema - mit einem Peak um 2010. Seither sollte doch jeder, der mit dem Mastering von Musik zu tun hat, um diese Problematik wissen. Trotzdem werden viele digitale Medien nach wie vor sehr dynamikarm gemastert. Als aktuelle Beispiele nenne ich mal die neuesten Alben von Judas Priest - Invincible Shield und Metallica - 72 Seasons. Und diese Unterschiede sind auch hörbar, zumindest für die 72 Seasons habe ich den direkten Vergleich. Das Ergebnis spricht sehr für die dynamikreichere Version. Warum macht man das? Dass es die Tontechniker können, sieht man ja an komplett anderen Masterings für Vinyl.
 
Ich glaub unterm Strich war das schlicht, weil es sich besser verkauft. Die Masse mag das wohl, wenn das Album mehr Punch hat, obwohl es tatsächlich einfach nur scheiße klingt.
 
Dynamik funktioniert nur bei bestimmten Genres, Hörgewohnheiten und technischer Ausstattung. Früher war ich auch ein Hardliner, Purist, Gatekeeper, wie auch immer. Besonders NWOBHM auf Vinyl hatte ja eine sehr gute Dynamik. Das klang als kleiner Knirps im Kinderzimmer noch geil. Aber auf den PC gerippt und beim Autofahren oder beim Sport gehört? Da fehlt einfach was. Die leiseren, ruhigeren Parts sind plötzlich einfach nur leer. Statt alles durch die höhere Abwechslung aufzuwerten, sind da jetzt einfach störende Löcher im Sound. Vielleicht liegt es daran, dass im Gegensatz zu den leisen eigenen vier Wänden wo anders Fremdgeräusche das Gesamtbild beeinflussen. Das gleiche mit dem Bass. Der knallt unterwegs nicht, weil er sich gegen andere Geräusche durchsetzen muss. Man kann es zwar total übertreiben, wie die Remasters von Savage Grace oder Sodoms M16, welche damals zu viel Bass für mein armes Toyota-MP3-CD-Radio hatten, oder Death Magnetic von Metallica. Hatte ich zwar nie, aber wenn da angeblich Clipping zu hören ist und die Playstation-Version keine Fehler aufweist, ist das natürlich Mist.

Auch wird bei fast jeder Band ein Live-Album aus der Zeit vor dem Loudness War gefeiert. Made in Japan, Live after death, Unleashed in the east, Eagle has landed etc. Hat sich jemals jemand gefragt, warum? Durch das konstante Hintergrundrauschen des Publikums wirkt der Sound einfach wärmer, kraftvoller. Das könnte also schon vor 40+ Jahren ein Argument gewesen sein.

Fazit: Solange die Zielgruppe nicht vorwiegend daheim ungestört mit einer brauchbaren Anlage, die alle Nuancen abbilden kann, die Musik hört, wird hohe Dynamik eher eine Seltenheit bleiben, weil es in allen anderen Bereichen unterlegen ist.
 
Besonders NWOBHM auf Vinyl hatte ja eine sehr gute Dynamik. Das klang als kleiner Knirps im Kinderzimmer noch geil. Aber auf den PC gerippt und beim Autofahren oder beim Sport gehört? Da fehlt einfach was. Die leiseren, ruhigeren Parts sind plötzlich einfach nur leer.
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Fazit: Solange die Zielgruppe nicht vorwiegend daheim ungestört mit einer brauchbaren Anlage, die alle Nuancen abbilden kann, die Musik hört, wird hohe Dynamik eher eine Seltenheit bleiben, weil es in allen anderen Bereichen unterlegen ist.
Das ist tatsächlich ein nachvollziehbarer Grund - ich höre Musik sehr gern zu Hause mit guten Kopfhörern. Sound phantastisch. Unterwegs mit mp3-Player oder den angesprochenen Hörvarianten - Sound anders, aber auch okay. Wenn man also das maximale aus seiner Musik herausholen will - Vinyl mit Download-Möglichkeit kaufen!
 
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