Ildjarn - Nidhogg - Sort Vokter

Hugin

Till Deaf Do Us Part
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Jetzt mache ich es einfach doch, ich eröffne einen Thread für den aus Bø i Telemark stammenden Meister Vidar 'Ildjarn' Våer und seinen kongenialen Spießgesellen Nidhogg. Für manche Leute sind die von den Herren veröffentlichten Morbiditäten die pure Essenz norwegischer Primitivsoundkunst, für die nächsten schwarzmetallischer Dadaismus und für den Rest der Welt vermutlich einfach nur lärmiger Schrott. Was man über die Musik sagen kann, das kann man sicherlich auch über die eine oder andere kolportierte Interviewaussage des Protagonisten oder über dessen archaische Pamphlete zur Lage der Welt aus vergangenen Tagen sagen, doch die sollen, wenn es nach mir geht, nicht unbedingt das Thema hier sein.

ILDJARN tauchte als Projekt Anfang der Neunziger mit einigen lärmigen, scheppernden, unproduzierten Demotapes auf, namentlich "Unknown Truths" (1992), "Seven Harmonies Of Unknown Truths" (1992), "Ildjarn" (1993) und "Minnesjord" (1993). Von Anfang an war Ildjarn offenbar gut in der Telemark-Szene vernetzt, so dass er als Sänger für seine Demos schon früh Prominenz rekrutieren konnte. Auf "Seven Harmonies" sang kein Geringerer als EMPERORs Samoth, während auf dem selbstbetitelten Folgedemo dann dessen Bandkollege Ihsahn die Krächzlaute beisteuerte. Das erste und letzte Demo sang Ildjarn indes selbst ein.

Mit offiziellen Tonträgern ging es dann 1994 los, als er zusammen mit Sänger Nidhogg die legendäre und auf Samoths Label Nocturnal Art erschienene 7"EP "Norse" (ECLIPSE 002) unter dem Banner ILDJARN-NIDHOGG auf die Welt losließ. Reduzierter, garstiger, fieser und doch packender war der alte Black Metal selten.

Im Gegensatz zu anderen Kollegen aus der Szene ging Ildjarn indes nicht den Weg, immer avantgardistischer, immer progressiver, immer vielseitiger zu werden, sondern es war eher das Gegenteil der Fall. ILDJARN wurde immer noch unproduzierter, noch reduzierter, noch basischer. 1995 folgten das Full-Length-Debüt und die tolle Compilation "Det Frysende Nordariket" (incl. die Demos "Ildjarn", "Minnesjord" und die "Norse"-EP). Und wenn man die beiden Releases hat, dann ist wohl auch das Material im Haus, das mehr oder minder "unstreitig" als essentiell gelten dürfte. Dazu vielleicht noch die erneut als ILDJARN-NIDHOGG erschienene 1996er-EP "Svartfrad" mit der Wildsau auf dem Cover.

Ebenfalls 1996 kam dann ein kurzer, letzter kreativer Overkill bzw. eine Releaseschwemme mit den beiden weiteren Urschlamm-Black-Metal-Hassbatzen "Strength & Anger" und "Forest Poetry", sowie dem ersten Ambient-Werk "Landscapes" und dann war erst mal Schicht im tiefen Schacht.

Anfang des dritten Jahrtausends kam dann die Ära der Restverwertung, welche in ungezählten EPs, Compilations, Rereleases jede mögliche und unmögliche Rehearsal-Aufnahme des Protagonisten zu Tage förderte, sowie zusammen mit Herrn Nidhogg auch noch eine weitere (schöne) Ambient-Reihe namens "Hardangervidda", bevor ILDJARN dann offiziell 2005 mit der programmatisch betitelten "Ildjarn Is Dead"-Compilation zu Grabe getragen wurde.

Nun, im zweiten Jahrzehnt des dritten Jahrtausends erschienen noch zwei recht interessante Releases, zum einen von ILDJARN die "Those Once Mighty Fallen" Split-EP von 2013 und neuerdings das erste eigene Werk von NIDHOGG in Form einer selbstbetitelten EP. Die Split-EP ist etwas kurios, da es sich zum einen laut Herrn Nidhogg gar nicht um ILDJARN-Material handelt, sondern um NIDHOGG-Songs, die zudem ohne sein Wissen nachbarbeitet worden seien. Macht das Zeug nicht schlechter, aber ja, dubios ist es in jedem Fall, und irgendwie klingt es auch ein wenig untypisch, modern und osteuropäisch. Die NIDHOGG-EP ist typischer und gefällt mir auch besser als die Split.

Zu guter Letzt sei dann noch SORT VOKTER erwähnt, das Projekt, in dem sich Ildjarn und Nidhogg gemeinsam mit zwei weiteren haarlosen Gesellen einem etwas folkigeren Ansatz des primitiven Black Metals widmeten. Programmatisch ist das dann auch als "Folkloric Nekro Metal" betitelt und hat ebenfalls seinen nicht allzu geringen Reiz; viel atmosphärisch-ambiente Keyboards vor irrsinniger Raserei und abartigem Kreischen. Leider fehlt mir die Platte noch und sie ist scheißteuer...

Jo... einiges vom Vorgenannten wurde im Norweger-90er-Thread schon vorgestellt und mit Soundbeispielen verlinkt. Dennoch dachte ich, dass ein eigener Thread für dieses "Künsterkollektiv" nicht schaden kann. War doch viel Material, und es war auf seine Art und Weise sehr einflussreich, weil es eben das ganze Konzept ins Extrem reduziert und destilliert. Verträgt nicht jeder, aber es ist trotzdem was ganz besonderes, auch wenn das Ausschlachten auch noch der letzten verrauschten Gammelaufnahme sicher etwas überzogen war und ist... aber wenn's Leute gibt, die es dann doch noch haben müssen, wie mich... dann war's wohl notwendig.

Hier mal einer der besten Songs von ILDJARN-NIDHOGG, der durchaus repräsentativ auf einen Nenner bringt, wofür die Namen hier stehen:



Jo, viel Spaß dann...
:D
 
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Ganz wichtiger Kram für mich. Dem ist nicht mehr viel hinzuzufügen, ausser vielleicht, dass die meisten Ildjarn CDs "posthum" veröffentlicht wurden, als das Projekt schon längst auf Eis gelegt wurde. Das meiste Material wurde um 1991-1994 aufgenommen, deswegen klingt es auch zum größten Teil so archaisch und primitiv im Vergleich zu den anderen skandinavischen Kollegen Mitte/Ende der 90er.

Das offizielle Statement zu "Ildjarn is Dead" liest sich wie ein Manifesto zu einem Amoklauf. Vidar Vaer ist ähnlich wie Varg Vikernes ein totaler Wirrkopf, aber Wirrköpfe machen nun mal mitunter auch die interessanteste und eigenständigste Musik.

Mein Favorit: Strength & Anger.
 
Mhm. Jau. Sehe ich auch alles so. Mich haben die EP und die "Det Frysende Nordariket"-Compilation am meisten beeindruckt. Als dann 1996 auf einmal drei Alben kamen, hat mich das überfordert und ich bin von der Fahne gegangen. Aber wie berichtet, habe ich die Lücke ja kürzlich geschlossen, und ich bin sehr, sehr glücklich, dass ich "Strength & Anger" jetzt als Original habe. Ist schon auch ein sehr feiner Hassbrocken.

Es ist schon recht beeindruckend, dass da immer noch "neue" Aufnahmen von 1994 aus Akkerhaugen aus den Archiven gezogen werden, wie aktuell mit der neuen NIDHOGG-EP. Und das Material ist auch noch nicht einmal schlecht, wie ich finde. Läuft gerade regelmäßig, in den letzten Tagen. Fängt den Spirit immer noch gut ein.
 

Vom 93er demo. Mit diesem tollwütigen Kotzbrocken hab' ich Ildjarn kennengelernt und war sofort geplättet, war das Burzum debut und Transilvanian Hunger doch das ohrenfeindlichste, was ich bis dato an Musik gehört hatte. Später dann auf der Det Frysende Nordariket CD erschienen (die ich glücklicherweise behalten hab), dann als Bootleg-MCD von Fullmoon Prod. und noch später auf LP von Northern Heritage.
Ich hatte in meiner Ausbildung einen arschlangen Fußweg zum Berufskolleg bzw. nach Hause. Die Tapes waren da eine ständige und willkommene Wegbegleitung. Bei diesem Rhythmus und der puren Aggression, die da einem entgegenschallt, bekommt man einen zackigen Schritt :D.
 
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Die Norse 7" hatte ich damals auch hier und fand sie super (auch wenn ich da so ziemlich der Einzige in meinem Umfeld war wenn ich mich recht entsinne). Letztendlich hat es auf mich aber nicht so einen großen Eindruck hinterlassen wie viele andere Sachen aus der Zeit, weshalb mir die Burschen eher weniger in den Sinn kommen wenn es um "imaginäre Polls" aus diesen Jahren geht.
 
Im Prinzip alles richtig gemacht. Nur ohne Langzeiwirkung. Schade eigentlich. Dachte früher: voll mein Ding. Dann sind die Scheiben eingestaubt. Und durften dann irgendwann gehen. Roh und ultrareduziert hat dann für mich eher im Grindcore und Hardcore gefunzt. Naja... basst scho.
 
Mir geben die Ildjarn Sachen mit Nidhogg wesentlich mehr. Deswegen hab ich die Norse Single auch nie aus der Hand gegeben. Kann mich noch erinnern, wie die folgenden Alben bei mir abfielen. Wobei mir damals die Trennung: Ildjarn -- Nidhogg gegenüber Ildjarn gar nicht so bewußt war. Hatte mir dann noch die Ildjarn-Nidhogg Compilation geholt (ganz groß: Eksistensens Jeger). Das recht stimmige und mit norwegischer Atmosphäre vollgepumpte kürzlich veröffentlichte Nidhogg Demo natürlich auch. Rein oberflächig beurteilt, gefiel mir von den reinen Ildjarn Sachen die Forest Poetry am besten. Vielleicht versuche ich es mit dem Album beizeiten nochmal. Aber so ganz habe ich den kleinen Boom der letzten Jahre (noch) nicht verstanden.

Für den Thread hier nochmal der trancige Schlusstrack des tollen Nidhogg Demos:


 
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Die ILDJARN-NIDHOGG "Svartfrad"-EP finde ich auch sehr cool, aber die hast du ja eh auch, wenn du die Compilation hast.
 
Weil ich 1996 offenbar an galoppierender Hirnweichheit gelitten habe, ist mir seinerzeit SORT VOKTERs "Folkloric Nekro Metal" entgangen. Zu viel Black Metal auf einem Haufen; in jenen Tage erschienen drölfzig Releases pro Jahr mit Meister Ildjarns Signatur, und irgendwie war mir das dann doch zu viel Geld für zu viel Lärm, das alles mitzunehmen. Bekanntlich reut mich heute jeder schimmlige Norwegerkrapfen, den ich mir seinerzeit nicht einverleibt habe, bitterlichst, und daher muss ich nun mit dem kanadischen Rerelease von Transcendental Productions vorlieb nehmen, der natürlich mal wieder nicht das Originalartwork enthält. Aber 10,- Euro für den Rerelease vs. 45,- Euro für die Originalpressung ist halt auch ein nicht von der Flosse zu wischendes Argument. Das Schlimme daran: Ich kann mich noch gut erinnern, dass ich das Original anno 1996 a.y.p.s. im Media Markt in Neu-Ulm in Händen hielt... ach ja, Gehirnweichheit, ich sagte es bereits.


Meine Nachpressung...
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... und das Original:
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Schneufff...
:hmmja:


Ach ja, Hörprobe der lärmigen Unanständigkeit:
 
Ganz tolles Zeugs, auch und vor allem die Sort Vokter.
Bei Napalm Records bekam man Ende der 90er die 5 Ildjarn CDs Det Frysende Nordariket, Ildjarn, Svartfrad, Forest Poetry, Strength And Anger (Alle auf dem Sub Label Norse League) nachgeschmissen, ich glaub alle 5 um insg. ATS 200,-

Empfehlenswert auch die Gathered Under The Banner Of Strength And Anger Tribute CD mit Beiträgen von Grimfaug, Xasthur, Nachtmystium, Leviathan, Obscure, Forgotten Tomb, Haat, Urfaust, Orcrist, Azaghal, Volkurah & Excrucio.
 
...norwegischer Primitivsoundkunst, schwarzmetallischer Dadaismus, lärmiger Schrott., Urschlamm-Black-Metal-Hassbatzen , "Künsterkollektiv"...

Das nenne ich mal herrliche Umschreibungen für diese Norweger Rumpelkapelle! Ich hatte bei nem Kumpel in die "Det Frysende Nordariket" reingehört, und das war mir doch zu primitiv. Seitdem verwende ich "Ildjarn" als Synonym für ultrastumpfe Antimusik. :D

Mir fällt außerdem noch ein Interview aus dem Soluzen Fanzine (müsste aus dem Bremer "Kettenhund Records" Umfeld gewesen sein) ein, in dem der Bandboss auf seine "moderne" Kurzhaarfrisur angesprochen wurde. "Are you guys skinheads?" oder so ähnlich. Ja, das war damals noch investigativer Journalismus!:feierei:
 
Weil ich 1996 offenbar an galoppierender Hirnweichheit gelitten habe, ist mir seinerzeit SORT VOKTERs "Folkloric Nekro Metal" entgangen. Zu viel Black Metal auf einem Haufen; in jenen Tage erschienen drölfzig Releases pro Jahr mit Meister Ildjarns Signatur, und irgendwie war mir das dann doch zu viel Geld für zu viel Lärm, das alles mitzunehmen. Bekanntlich reut mich heute jeder schimmlige Norwegerkrapfen, den ich mir seinerzeit nicht einverleibt habe, bitterlichst, und daher muss ich nun mit dem kanadischen Rerelease von Transcendental Productions vorlieb nehmen, der natürlich mal wieder nicht das Originalartwork enthält. Aber 10,- Euro für den Rerelease vs. 45,- Euro für die Originalpressung ist halt auch ein nicht von der Flosse zu wischendes Argument. Das Schlimme daran: Ich kann mich noch gut erinnern, dass ich das Original anno 1996 a.y.p.s. im Media Markt in Neu-Ulm in Händen hielt... ach ja, Gehirnweichheit, ich sagte es bereits.


Meine Nachpressung...
291108_300.jpg

... und das Original:
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Schneufff...
:hmmja:


Ach ja, Hörprobe der lärmigen Unanständigkeit:

Eines der beschissensten Alben aller Zeiten. :)
 
Find die durch den "Drum"-Sound völlig unhörbar. Mit einem richtigen Schlagzeug wär das wirklich gut, aber so... nein Danke, Lobi hat Recht.
 
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