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Nur so als blöde Idee:
Vielleicht kann man ja auch nach Abschluss des Motörmonth die ganzen Beiträge in eine Fotobuch? sammeln, mit Covern und evtl Pics aus der jeweiligen Zeit? Das ist natürlich viel Arbeit, aber vl. gibt es ja einen User der sich mit so etwas auskennt und der Spaß daran hätte das zu erstellen...
Mir selber fehlt leider dieses Jahr die Zeit für die Umsetzung eines solchen Projektes......
mir würde das ganze als pdf reichen, denke ich mal. Nicht übertreiben, das schafft Druck auf Leute die mit Schreiben nicht so firm sind und es eh schon Bedenken gibt, ob sich wer was trauen kann. Ich sage, für mich zählt nur die Leidenschaft und Ambition dahinter, nicht der Stil oder wie toll sich jemand in der Band History auskennt. Lasst uns erstmal die Spiele beginnen
Tolle Idee! Kann ich mich noch für die Aftershock eintragen?
Super Einstand, ein richtig toller Text. Du hast meinen emotionalen Nerv getroffen.Lasset die Spiele beginnen!
Auf Lemmy, Fast Eddie und Philthy
Motörhead - Motörhead (1977)
Sex, Drugs and Rock'n'Roll: Willkommen in der Welt des Lemmy K.
Mein DFF-Account verrät es: Ich liebe Musik. Ohne Musik kann und möchte ich nicht leben. Ich nutze nahezu jede freie Minute, um meine Lieblingsplatten aufzulegen und in Zeitschriften, Online-Magazinen oder in diesem wunderbaren, aber teuren Forum nach neuen Bands Ausschau zu halten. Wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, brauche ich Musik in erster Linie, um regelmäßig dem Alltag entfliehen und in andere Welten eintauchen zu können. Ich denke, jeder Leser hier weiß, wovon ich rede. Damit kein Missverständnis entsteht: Ich bin durchaus zufrieden mit meinem Dasein und weiß, dass ich ein privilegiertes, weitgehend sorgenfreies Leben mit zahllosen albernen first world problems führen darf. Aber wer möchte nicht trotzdem einmal, zumindest für eine Weile, in die Rolle einer anderen Person schlüpfen? Die Welt mit anderen Augen sehen? Wer möchte nicht ein noch aufregenderes Leben führen und verrückte Dinge erleben, die man meist nur in Kinofilmen sieht? Oder, anders formuliert: Gnadenlos über die Stränge schlagen!
Ein geeigneter Protagonist für solche Sehnsuchtsstreifen erblickte am heiligen Abend des Jahres 1945 im englischen Stoke-on-Trent das Licht der Welt: Ian Fraser „Lemmy“ Kilmister. Über das musikalische Erbe des Gründers DER Rock’n’Roll-Band der letzten 40 Jahre muss man in diesem Forum selbstverständlich kein Wort verlieren. „We are Motörhead and we play Rock’n’Roll!“ Bis zum bitteren Ende, he died with his boots on...
Mit Motörhead, dem offiziellen, selbstbetitelten Debüt, öffneten sich im September 1977 erstmals auf Vinyl die Pforten zu einer Welt, von der wohl alle Jungen heimlich träumen. Sogar die ganz Lieben! Lemmy, Fast Eddie und Philthy Animal – für mich bei aller Wertschätzung für Würzel, Phil oder Mikkey nicht nur das „klassische“, sondern auch das BESTE Line-up – präsentierten Songs, welche die Fantasie der Zuhörer beflügelten, die zum Zeitpunkt des Releases nicht selten in einem recht trüben Alltag in einer vom Kalten Krieg verunsicherten Welt gefangen waren. Motörhead schlug mit acht straighten, bisweilen punkigen Rockern, darunter gleich vier Cover-Versionen (drei von Lemmys ehemaliger Band Hawkwind), zurück. Die Band brauchte keine politischen Texte, um die Rebellion auszurufen. Bei Fast Eddies tollen Soli, die zum schweißtreibenden Luftgitarren-Wettkampf einluden, sowie Philthys wildem Schlagzeugspiel fielen sämtliche (spießbürgerlichen) Hemmungen. Aber allen voran Lemmys donnernder Bass sowie sein heiserer, rotziger Gesang symbolisierten den erhobenen Stinkefinger Richtung Establishment. Die drei Jungs waren dreckig, wild und in jeder Hinsicht entfesselt.
Schon der Album-Opener bzw. Titelsong, der die Wirkungen des Amphetamins Speed glorifizierte, gab einen ersten Vorgeschmack auf die Extreme, die das Leben des Verfassers auch jenseits der Lyrics kennzeichnen sollten: „Can’t get enough; And you know it’s righteous stuff“. Auch der folgende Track passte inhaltlich nicht wirklich in die damals in Deutschland so populäre ZDF-Hitparade: Während Schlager-Barde Bata Ilic mit seiner Ba-la-la-la-laika der König auf Jamaika war, schlüpfte Lemmy vier Strophen lang in die Rolle eines Vibrators – „Your feeling comes; I’m starting to hum“. Schade, dass es zum – unter anderem von Ex-Gitarrist Larry Wallis verfassten – Song kein Video gab... Wie auch immer, Drogen und Sex stellten einen gelungenen Auftakt dar, das Kopfkino der Zuhörer war bereits nach knapp 7 Minuten Motörhead eine hitzige FSK 18-Veranstaltung, zu welcher Mutti ganz bestimmt keinen Zutritt hatte. Aber da fehlte natürlich noch etwas zum ganz großen Glück: Klar, heiße Maschinen, ein Motorrad, mit dem man in die Freiheit düsen konnte: Song Nummer 4, Iron Horse/Born To Lose, brachte die unwiderstehliche Lemmy-Attitüde auf den Punkt: „He lives his life, he’s living it fast; Don’t try to hide, when the dice have been cast; He rides a whirlwind, that cuts to the bone; Loaded forever, and ferociously stoned; On Iron Horse he flies, on Iron Horse he gladly dies; Iron Horse his wife, Iron Horse his life“. Der Traum vieler Jungs: Man macht sein Ding, genießt die Abenteuer auf bzw. jenseits der Straße und brettert als einsamer Cowboy todesverachtend durch sein filmreifes Leben. Lemmy durfte man solche Zeilen bereits zu diesem Zeitpunkt abnehmen. Er spielte keine Rolle, sondern beschrieb im Kern seine Welt, die Welt des Lemmy K. – man lese seine großartige Biographie!
Motörhead atmet im Ganzen gesehen mit jeder Note, mit jedem Vers den berühmt-berüchtigten Sex, Drugs and Rock’n’Roll-Spirit, nach dem sich vermutlich jeder picklige Teenie, brave Jura-Student oder gelangweilte Bürohengst ab und zu sehnt(e). Lemmy besang ein Leben, das für die meisten unerreichbar und vermutlich auch kaum erstrebenswert war. Aber er ermöglichte wilde (Tag-)Träume, die den Alltag vieler Menschen bereicherten: Oder, wie es in Song 6 heißt, „Keep us on the road!“ Öffne eine Dose Bier, betritt die Achterbahn und vergiss deine Sorgen, bleib’ in der Spur, lass dich nicht unterkriegen. Für manche Zuhörer mögen die Nummern jedoch auch viel mehr bedeutet haben, weil Lemmys Freiheitsdrang sie ebenfalls inspiriert und letztendlich, zumindest ein Stück weit, tatsächlich „entfesselt“ hat. Sei du selbst, pfeif' auf die anderen.
Da Lemmy auf den folgenden 21 Studioalben mehrfach auf die Themen des Motörhead-Erstlings aus dem Jahre 1977 zurückkommen sollte, darf man diese Scheibe nicht zuletzt auf der lyrischen Ebene zweifellos als wichtigen Meilenstein im umfangreichen Bandkatalog einstufen. Die auf Motörhead mal eher am Rande, manchmal aber auch sehr direkt geäußerte charakteristische „Fuck you!“-Attitüde wurde im Laufe der folgenden Jahre stets schärfer herausgearbeitet. Nichts verbinde ich mehr mit meiner favorisierten Rock’n’Roll-Truppe! Aber auch musikalisch bleiben aus heutiger Sicht nicht viele Wünsche offen, da es sich hier um eine gelungene, dreckige Rock-Platte handelt, die über gut 32 Minuten sehr viel Spaß macht und künftige Großtaten wie den Nachfolger Overkill (1979) bereits ankündigt. Ich zücke daher, so viel Listenwahn muss sein, eine liebevolle 8. Emotional mehr, aber sein volles Potenzial hatte das „klassische“ Line-up anno 1977 noch nicht ausgeschöpft. Daher muss Luft nach oben bleiben. Lieblingssong? Ganz klar der Opener, Motörhead – auch wenn ich Drogen rein gar nix abgewinnen kann.
Lasset die Spiele beginnen!
Auf Lemmy, Fast Eddie und Philthy
Motörhead - Motörhead (1977)
Sex, Drugs and Rock'n'Roll: Willkommen in der Welt des Lemmy K.
Mein DFF-Account verrät es: Ich liebe Musik. Ohne Musik kann und möchte ich nicht leben. Ich nutze nahezu jede freie Minute, um meine Lieblingsplatten aufzulegen und in Zeitschriften, Online-Magazinen oder in diesem wunderbaren, aber teuren Forum nach neuen Bands Ausschau zu halten. Wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, brauche ich Musik in erster Linie, um regelmäßig dem Alltag entfliehen und in andere Welten eintauchen zu können. Ich denke, jeder Leser hier weiß, wovon ich rede. Damit kein Missverständnis entsteht: Ich bin durchaus zufrieden mit meinem Dasein und weiß, dass ich ein privilegiertes, weitgehend sorgenfreies Leben mit zahllosen albernen first world problems führen darf. Aber wer möchte nicht trotzdem einmal, zumindest für eine Weile, in die Rolle einer anderen Person schlüpfen? Die Welt mit anderen Augen sehen? Wer möchte nicht ein noch aufregenderes Leben führen und verrückte Dinge erleben, die man meist nur in Kinofilmen sieht? Oder, anders formuliert: Gnadenlos über die Stränge schlagen!
Ein geeigneter Protagonist für solche Sehnsuchtsstreifen erblickte am heiligen Abend des Jahres 1945 im englischen Stoke-on-Trent das Licht der Welt: Ian Fraser „Lemmy“ Kilmister. Über das musikalische Erbe des Gründers DER Rock’n’Roll-Band der letzten 40 Jahre muss man in diesem Forum selbstverständlich kein Wort verlieren. „We are Motörhead and we play Rock’n’Roll!“ Bis zum bitteren Ende, he died with his boots on...
Mit Motörhead, dem offiziellen, selbstbetitelten Debüt, öffneten sich im September 1977 erstmals auf Vinyl die Pforten zu einer Welt, von der wohl alle Jungen heimlich träumen. Sogar die ganz Lieben! Lemmy, Fast Eddie und Philthy Animal – für mich bei aller Wertschätzung für Würzel, Phil oder Mikkey nicht nur das „klassische“, sondern auch das BESTE Line-up – präsentierten Songs, welche die Fantasie der Zuhörer beflügelten, die zum Zeitpunkt des Releases nicht selten in einem recht trüben Alltag in einer vom Kalten Krieg verunsicherten Welt gefangen waren. Motörhead schlug mit acht straighten, bisweilen punkigen Rockern, darunter gleich vier Cover-Versionen (drei von Lemmys ehemaliger Band Hawkwind), zurück. Die Band brauchte keine politischen Texte, um die Rebellion auszurufen. Bei Fast Eddies tollen Soli, die zum schweißtreibenden Luftgitarren-Wettkampf einluden, sowie Philthys wildem Schlagzeugspiel fielen sämtliche (spießbürgerlichen) Hemmungen. Aber allen voran Lemmys donnernder Bass sowie sein heiserer, rotziger Gesang symbolisierten den erhobenen Stinkefinger Richtung Establishment. Die drei Jungs waren dreckig, wild und in jeder Hinsicht entfesselt.
Schon der Album-Opener bzw. Titelsong, der die Wirkungen des Amphetamins Speed glorifizierte, gab einen ersten Vorgeschmack auf die Extreme, die das Leben des Verfassers auch jenseits der Lyrics kennzeichnen sollten: „Can’t get enough; And you know it’s righteous stuff“. Auch der folgende Track passte inhaltlich nicht wirklich in die damals in Deutschland so populäre ZDF-Hitparade: Während Schlager-Barde Bata Ilic mit seiner Ba-la-la-la-laika der König auf Jamaika war, schlüpfte Lemmy vier Strophen lang in die Rolle eines Vibrators – „Your feeling comes; I’m starting to hum“. Schade, dass es zum – unter anderem von Ex-Gitarrist Larry Wallis verfassten – Song kein Video gab... Wie auch immer, Drogen und Sex stellten einen gelungenen Auftakt dar, das Kopfkino der Zuhörer war bereits nach knapp 7 Minuten Motörhead eine hitzige FSK 18-Veranstaltung, zu welcher Mutti ganz bestimmt keinen Zutritt hatte. Aber da fehlte natürlich noch etwas zum ganz großen Glück: Klar, heiße Maschinen, ein Motorrad, mit dem man in die Freiheit düsen konnte: Song Nummer 4, Iron Horse/Born To Lose, brachte die unwiderstehliche Lemmy-Attitüde auf den Punkt: „He lives his life, he’s living it fast; Don’t try to hide, when the dice have been cast; He rides a whirlwind, that cuts to the bone; Loaded forever, and ferociously stoned; On Iron Horse he flies, on Iron Horse he gladly dies; Iron Horse his wife, Iron Horse his life“. Der Traum vieler Jungs: Man macht sein Ding, genießt die Abenteuer auf bzw. jenseits der Straße und brettert als einsamer Cowboy todesverachtend durch sein filmreifes Leben. Lemmy durfte man solche Zeilen bereits zu diesem Zeitpunkt abnehmen. Er spielte keine Rolle, sondern beschrieb im Kern seine Welt, die Welt des Lemmy K. – man lese seine großartige Biographie!
Motörhead atmet im Ganzen gesehen mit jeder Note, mit jedem Vers den berühmt-berüchtigten Sex, Drugs and Rock’n’Roll-Spirit, nach dem sich vermutlich jeder picklige Teenie, brave Jura-Student oder gelangweilte Bürohengst ab und zu sehnt(e). Lemmy besang ein Leben, das für die meisten unerreichbar und vermutlich auch kaum erstrebenswert war. Aber er ermöglichte wilde (Tag-)Träume, die den Alltag vieler Menschen bereicherten: Oder, wie es in Song 6 heißt, „Keep us on the road!“ Öffne eine Dose Bier, betritt die Achterbahn und vergiss deine Sorgen, bleib’ in der Spur, lass dich nicht unterkriegen. Für manche Zuhörer mögen die Nummern jedoch auch viel mehr bedeutet haben, weil Lemmys Freiheitsdrang sie ebenfalls inspiriert und letztendlich, zumindest ein Stück weit, tatsächlich „entfesselt“ hat. Sei du selbst, pfeif' auf die anderen.
Da Lemmy auf den folgenden 21 Studioalben mehrfach auf die Themen des Motörhead-Erstlings aus dem Jahre 1977 zurückkommen sollte, darf man diese Scheibe nicht zuletzt auf der lyrischen Ebene zweifellos als wichtigen Meilenstein im umfangreichen Bandkatalog einstufen. Die auf Motörhead mal eher am Rande, manchmal aber auch sehr direkt geäußerte charakteristische „Fuck you!“-Attitüde wurde im Laufe der folgenden Jahre stets schärfer herausgearbeitet. Nichts verbinde ich mehr mit meiner favorisierten Rock’n’Roll-Truppe! Aber auch musikalisch bleiben aus heutiger Sicht nicht viele Wünsche offen, da es sich hier um eine gelungene, dreckige Rock-Platte handelt, die über gut 32 Minuten sehr viel Spaß macht und künftige Großtaten wie den Nachfolger Overkill (1979) bereits ankündigt. Ich zücke daher, so viel Listenwahn muss sein, eine liebevolle 8. Emotional mehr, aber sein volles Potenzial hatte das „klassische“ Line-up anno 1977 noch nicht ausgeschöpft. Daher muss Luft nach oben bleiben. Lieblingssong? Ganz klar der Opener, Motörhead – auch wenn ich Drogen rein gar nix abgewinnen kann.
Super Einstand, ein richtig toller Text. Du hast meinen emotionalen Nerv getroffen.
Mit den Drogen hast du allerdings etwas geflunkert: wenn man sich dein weiter oben beschriebenes Verhältnis zu Musik zum Maßstab nimmt, kann man nicht umhin, diese als Sucht- (und Rausch-)mittel zu beschreiben
Thread kann zu!Lasset die Spiele beginnen!
Auf Lemmy, Fast Eddie und Philthy
Motörhead - Motörhead (1977)
Sex, Drugs and Rock'n'Roll: Willkommen in der Welt des Lemmy K.
Mein DFF-Account verrät es: Ich liebe Musik. Ohne Musik kann und möchte ich nicht leben. Ich nutze nahezu jede freie Minute, um meine Lieblingsplatten aufzulegen und in Zeitschriften, Online-Magazinen oder in diesem wunderbaren, aber teuren Forum nach neuen Bands Ausschau zu halten. Wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, brauche ich Musik in erster Linie, um regelmäßig dem Alltag entfliehen und in andere Welten eintauchen zu können. Ich denke, jeder Leser hier weiß, wovon ich rede. Damit kein Missverständnis entsteht: Ich bin durchaus zufrieden mit meinem Dasein und weiß, dass ich ein privilegiertes, weitgehend sorgenfreies Leben mit zahllosen albernen first world problems führen darf. Aber wer möchte nicht trotzdem einmal, zumindest für eine Weile, in die Rolle einer anderen Person schlüpfen? Die Welt mit anderen Augen sehen? Wer möchte nicht ein noch aufregenderes Leben führen und verrückte Dinge erleben, die man meist nur in Kinofilmen sieht? Oder, anders formuliert: Gnadenlos über die Stränge schlagen!
Ein geeigneter Protagonist für solche Sehnsuchtsstreifen erblickte am heiligen Abend des Jahres 1945 im englischen Stoke-on-Trent das Licht der Welt: Ian Fraser „Lemmy“ Kilmister. Über das musikalische Erbe des Gründers DER Rock’n’Roll-Band der letzten 40 Jahre muss man in diesem Forum selbstverständlich kein Wort verlieren. „We are Motörhead and we play Rock’n’Roll!“ Bis zum bitteren Ende, he died with his boots on...
Mit Motörhead, dem offiziellen, selbstbetitelten Debüt, öffneten sich im September 1977 erstmals auf Vinyl die Pforten zu einer Welt, von der wohl alle Jungen heimlich träumen. Sogar die ganz Lieben! Lemmy, Fast Eddie und Philthy Animal – für mich bei aller Wertschätzung für Würzel, Phil oder Mikkey nicht nur das „klassische“, sondern auch das BESTE Line-up – präsentierten Songs, welche die Fantasie der Zuhörer beflügelten, die zum Zeitpunkt des Releases nicht selten in einem recht trüben Alltag in einer vom Kalten Krieg verunsicherten Welt gefangen waren. Motörhead schlug mit acht straighten, bisweilen punkigen Rockern, darunter gleich vier Cover-Versionen (drei von Lemmys ehemaliger Band Hawkwind), zurück. Die Band brauchte keine politischen Texte, um die Rebellion auszurufen. Bei Fast Eddies tollen Soli, die zum schweißtreibenden Luftgitarren-Wettkampf einluden, sowie Philthys wildem Schlagzeugspiel fielen sämtliche (spießbürgerlichen) Hemmungen. Aber allen voran Lemmys donnernder Bass sowie sein heiserer, rotziger Gesang symbolisierten den erhobenen Stinkefinger Richtung Establishment. Die drei Jungs waren dreckig, wild und in jeder Hinsicht entfesselt.
Schon der Album-Opener bzw. Titelsong, der die Wirkungen des Amphetamins Speed glorifizierte, gab einen ersten Vorgeschmack auf die Extreme, die das Leben des Verfassers auch jenseits der Lyrics kennzeichnen sollten: „Can’t get enough; And you know it’s righteous stuff“. Auch der folgende Track passte inhaltlich nicht wirklich in die damals in Deutschland so populäre ZDF-Hitparade: Während Schlager-Barde Bata Ilic mit seiner Ba-la-la-la-laika der König auf Jamaika war, schlüpfte Lemmy vier Strophen lang in die Rolle eines Vibrators – „Your feeling comes; I’m starting to hum“. Schade, dass es zum – unter anderem von Ex-Gitarrist Larry Wallis verfassten – Song kein Video gab... Wie auch immer, Drogen und Sex stellten einen gelungenen Auftakt dar, das Kopfkino der Zuhörer war bereits nach knapp 7 Minuten Motörhead eine hitzige FSK 18-Veranstaltung, zu welcher Mutti ganz bestimmt keinen Zutritt hatte. Aber da fehlte natürlich noch etwas zum ganz großen Glück: Klar, heiße Maschinen, ein Motorrad, mit dem man in die Freiheit düsen konnte: Song Nummer 4, Iron Horse/Born To Lose, brachte die unwiderstehliche Lemmy-Attitüde auf den Punkt: „He lives his life, he’s living it fast; Don’t try to hide, when the dice have been cast; He rides a whirlwind, that cuts to the bone; Loaded forever, and ferociously stoned; On Iron Horse he flies, on Iron Horse he gladly dies; Iron Horse his wife, Iron Horse his life“. Der Traum vieler Jungs: Man macht sein Ding, genießt die Abenteuer auf bzw. jenseits der Straße und brettert als einsamer Cowboy todesverachtend durch sein filmreifes Leben. Lemmy durfte man solche Zeilen bereits zu diesem Zeitpunkt abnehmen. Er spielte keine Rolle, sondern beschrieb im Kern seine Welt, die Welt des Lemmy K. – man lese seine großartige Biographie!
Motörhead atmet im Ganzen gesehen mit jeder Note, mit jedem Vers den berühmt-berüchtigten Sex, Drugs and Rock’n’Roll-Spirit, nach dem sich vermutlich jeder picklige Teenie, brave Jura-Student oder gelangweilte Bürohengst ab und zu sehnt(e). Lemmy besang ein Leben, das für die meisten unerreichbar und vermutlich auch kaum erstrebenswert war. Aber er ermöglichte wilde (Tag-)Träume, die den Alltag vieler Menschen bereicherten: Oder, wie es in Song 6 heißt, „Keep us on the road!“ Öffne eine Dose Bier, betritt die Achterbahn und vergiss deine Sorgen, bleib’ in der Spur, lass dich nicht unterkriegen. Für manche Zuhörer mögen die Nummern jedoch auch viel mehr bedeutet haben, weil Lemmys Freiheitsdrang sie ebenfalls inspiriert und letztendlich, zumindest ein Stück weit, tatsächlich „entfesselt“ hat. Sei du selbst, pfeif' auf die anderen.
Da Lemmy auf den folgenden 21 Studioalben mehrfach auf die Themen des Motörhead-Erstlings aus dem Jahre 1977 zurückkommen sollte, darf man diese Scheibe nicht zuletzt auf der lyrischen Ebene zweifellos als wichtigen Meilenstein im umfangreichen Bandkatalog einstufen. Die auf Motörhead mal eher am Rande, manchmal aber auch sehr direkt geäußerte charakteristische „Fuck you!“-Attitüde wurde im Laufe der folgenden Jahre stets schärfer herausgearbeitet. Nichts verbinde ich mehr mit meiner favorisierten Rock’n’Roll-Truppe! Aber auch musikalisch bleiben aus heutiger Sicht nicht viele Wünsche offen, da es sich hier um eine gelungene, dreckige Rock-Platte handelt, die über gut 32 Minuten sehr viel Spaß macht und künftige Großtaten wie den Nachfolger Overkill (1979) bereits ankündigt. Ich zücke daher, so viel Listenwahn muss sein, eine liebevolle 8. Emotional mehr, aber sein volles Potenzial hatte das „klassische“ Line-up anno 1977 noch nicht ausgeschöpft. Daher muss Luft nach oben bleiben. Lieblingssong? Ganz klar der Opener, Motörhead – auch wenn ich Drogen rein gar nix abgewinnen kann.
Thread kann zu!
Da ist leider was dran..... Es wird definitiv zu oft übersehen ...
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