SOULCRUSHER, 13 & 14 Oktober 2023 Doornroosje (Nijmegen)

Was für ein grossartiges Festival!!! Mir fehlen ehrlich gesagt gerade die Worte, aber in den nächsten paar Tagen werde ich noch einen ausführlichen Bericht nachliefern....

Neben dem eigentlichen Festival hatte ich an diesem (verlängertem) Wochenende auch Zeit, das Jheronimus Bosch Art Center in s'-Hertogenbosch sowie das Airborne-Museum in Arhem zu besuchen. Die 2.5-Stunden-Show von Motorpsycho in Tilburg habe ich ebenfalls mitgenommen.

Jetzt sitze ich noch in einer Kneipe in Amsterdam, morgen geht es leider schon wieder zurück in die Schweiz.

Niederlande: Jederzeit wieder! :top:
 
LLNN waren zum Abschluss des Festivals der totale Abriss. Ich dachte eigentlich, mein Körper hätte um 00:00 Uhr nach Cult of Luna das Limit des Erträglichen erreicht und würde das Zeitliche segnen, aber die Dänen haben längt vergessene, wuchtige Energien hervorgebracht. Puh. Was für ein Fest.

Ansonsten: Soulcrusher wie immer; eines der besten Festivals bzw. Konzertwochenenden überhaupt. Ein Besuch in Nijmegen lohnt sich ohnehin schon, aber an diesem Wochenende kommt da einfach alles Gute zusammen: ein weitestgehend eintspanntes Publikum, mit dem Doornroosje eine herausragende Musiklokalität und eben auch wirklich gute Bands.

Persönliche Highlights: LLNN, Plebeian Grandstand, Ahab
Richtige Durchhänger gab es keine. Alles tutti frutti.
 
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Ja, war mein Erstbesuch beim Soulcrusher und ich fand es auch richtig gut.
Das Line-up war hochkarätig genug, dass es oft schwierig war, auch nur genug Zeit zu finden, um zwischendurch mal was zu essen oder die Merchstände zu besuchen.
Werde deinen Bericht mit Interesse lesen @DemonCleaner .
 
Jetzt auch mal noch etwas ausführlicher, wie versprochen. :)

Wie bereits erwähnt, bin ich über Umwege nach Nijmegen gereist: Am Donnerstag ging es vom Schiphol Airport nach s'-Hertogenbosch, wo ich mir endlich mal das Hieronymus Bosch-Museum ansehen konnte. Hatte ich mir bei jeder Roadburn-Ausgabe vorgenommen, aber irgendwie hat es schlussendlich nie geklappt... Absolut sehenswert, auch wenn leider keine Originale ausgestellt sind. Apropos Roadburn: Am Abend fuhr ich nach Tilburg und es fühlte sich schon ein bisschen merkwürdig an, die Stadt einmal ausserhalb des Festivalrahmens zu besuchen. Nach einem Studio-Burger im "Weirdo Canyon", ging es zu Motorpsycho im 013, wo dann doch noch etwas Roadburn-Stimmung aufkam. 2.5 Stunden beste Unterhaltung, die mit leisen Akustikgitarren begann und in einem wilden Cover von "Rock Bottom" gipfelte. Am Freitag ging meine Reise dann weiter nach Arnheim, wo ich das Airborne-Museum in der Villa Hartenstein besucht habe. Die Schlacht um Arnheim wird hier sehr anschaulich dargestellt, das Museum ist wirklich zu empfehlen, wenn man sich für die Geschichte des 2. Weltkriegs interessiert. Danach machte ich noch einen kleinen Spaziergang durch die Stadt, bis zur berühmten John Frost-Brücke, bevor es schliesslich nach Nijmegen weiterging.

Der erste Festivaltag begann mit The Devil's Trade, die ich vorher immer "nur" in der Akustik-Variante live gesehen hatte. Auch mit lauten Gitarren machte die Band eine gute Figur und Dávid Makó ist einfach ein wahnsinnig charismatischer Frontmann. Auffällig: Bereits zu dieser frühen Uhrzeit war die Halle gut gefüllt. Nach einer Pause bzw. einem kurzen Besuch an den Merchständen, standen auch schon die grossartigen Afsky auf der Bühne. Wie schon in Winterthur (mit Panopticon) ein einziger Triumphzug! Für mich momentan eine der besten Livebands, was Black Metal betrifft. Bei Belzebong wurde es vor der kleinen Bühne richtig voll und die polnischen Grasliebhaber boten einen rauschhaften Groove, dem man sich nur schwer entziehen konnte. Danach war aber auch schon wieder Black Metal angesagt: Panzerfaust, neben Slow Crush die einzige Hauptbühnen-Band, die ich vorher noch nie live gesehen hatte, zerlegten die Red Stage. Ich kannte die Band vorher nur vom Namen her, entsprechend kalt erwischte es mich, was für einen Abriss die Kanadier live veranstalten. Eines der Festival-Highlights! Das hätten Misþyrming eigentlich auch werden müssen, aber technische Probleme machten ihnen leider einen Strich durch die Rechnung. Immer wieder fiel die Gitarre aus und sorgte dafür, dass die Band ungewohnt holprig unterwegs war. Sehr schade, aber da ich sie eh im Dezember wieder live sehen werde, zumindest für mich einigermassen verkraftbar. Richtig verrückt wurde es dann bei Violent Music Orchestra aus Japan: Eine irre Mischung aus Black Metal, Industrial, Techno und Noise, bekloppte Kostüme und Reizüberflutung-Visuals inklusive. Von der typisch japanischen Zurückhaltung keine Spur, hier wurde nicht nur wild auf der Bühne rumgesprungen, sondern auch mal mitten ins Publikum. Geiler Scheiss, für mich der beste Auftritt des Festivals! Nach so einem Mindfuck war die verträumte Atmosphäre von Alcest natürlich ein krasser Kontrast, aber die Band hat trotzdem wie immer überzeugt. Die komplette "Écailles de lune" und dazu noch ein paar Hits von anderen Alben, das hat schon gepasst.

Am Samstag ging es um 14:40 los mit Slow Crush und die Band konnte kaum glauben, wieviele Leute sich um diese frühe Uhrzeit bereits in die Halle verirrt hatten. Absolut verdient, denn der Auftritt war richtig gut: Herrlich verpulter Shoegaze mit ordentlich lauten Gitarren. Für mich die Entdeckung des Festivals und ich freue mich schon auf das morgige Konzert in Zürich, das sie zusammen mit GGGOLDDD und Cult Of Luna bestreiten werden. Für GGGOLDDD hatte ich gedanklich eigentlich bereits im Vorfeld mein Review verfasst, sowas in Richtung "seit dem Namenswechsel haben wir uns irgendwie ausseinandergelebt...". Aber zu meiner Überraschung haben die neuen Songs (bzw. die alten Songs in neuem Gewand) live plötzlich klick gemacht und mich völlig in ihren Bann gezogen. Milena's unglaubliche Hingabe und die druckvollen Bässe hatten daran sicher einen grossen Anteil. Inhaltlich natürlich immer noch schwere Kost. Bei Norn auf der Black Stage habe ich nur kurz reingeschaut, ein wenig (Sprech-)Gesang über Ambient-Tracks war mir dann doch etwas zu unspektakulär. Svalbard räumten hingegen wieder richtig ab: Extrem emotionaler Posthardcore, der vom ersten Ton an für Gänsehaut gesorgt und alle in der Halle mitgerissen hat. Ich hätte noch gerne "Revenge Porn" gehört, ansonsten gibt es hier gar nichts zu meckern. Wie GGGOLDDD, behandeln auch Svalbard schwierige Themen wie Depressionen oder sexuelle Übergriffe mit ungekünstelter Direktheit. Die Schweizer Rorcal, welche eine brutale Mischung aus Posthardcore und Black Metal spielen, habe ich "zuhause" schon mehrfach gesehen und sie haben es definitiv verdient, dass sie jetzt auch langsam international Beachtung finden. Zuletzt live gesehen habe ich Ahab 2015, es war also höchste Zeit, diese grossartige Band mal wieder auf einer Bühne zu erleben! Und Alter, was für ein epischer Auftritt das war! In den ausgedehnten, grandiosen Interludes wurde man unweigerlich auf die schwarze See hinausgezerrt, bevor die Songs mit ihrer dunklen Erhabenheit die komplette Halle begeistert hat. Ganz gross, hätte von mir aus gerne nochmal eine Stunde länger dauern können! Bis zum nächsten Konzert vergehen bei mir hoffentlich nicht wieder 8 Jahre... Enslaved waren ebenfalls gewohnt stark, egal ob die neuen Songs von "Heimdal" oder alte Klassiker, die Band wurde zurecht abgefeiert. Die Halle ging steil und auch die Band hatte sichtlich Spass auf der Bühne. Einziger Kritikpunkt, aber da können Enslaved nichts dafür: Bei dem langen Backkatalog ist eine Stunde Spielzeit viel zu wenig. Wie auch immer, freue mich jetzt schon auf das schweizer Konzert im Mai nächstes Jahr. Weit weniger spassig, aber nicht weniger beeindruckend, war anschliessend Mütterlein auf der kleinen Black Stage. Das 1-Frau-Projekt aus Frankreich erzeugte, wie schon beim Ascension Festival, eine abtraumhafte, abgründige Atmosphäre. Zuletzt habe ich Johannes Persson zusammen mit James Kent beim Roadburn gesehen, wo sie ihr gemeinsames Projekt "Final Light" auf die Bühne gebracht hatten. Nun also Persson wieder mit seiner Hauptband Cult Of Luna - und die hatte die Halle mit ihrem epischen Posthardcore vom ersten Ton an fest im Griff. Die Setlist wurde vom aktuellen Album "The Long Road North" dominiert und spätestens nach diesem Auftritt musste ich mir dann ein Ticket für das Konzert in Zürich kaufen. Zu meiner eigenen Überraschung war ich nach Cult Of Luna immer noch relativ fit, weshalb dann auch noch der Auftritt von LLNN mitgenommen wurde. @Lugburz161 hat es bereits vorweg genommen: Abriss vom allerfeinsten! Die Meute vor der Purple Stage ist komplett ausgerastet! Der Roadburn-Auftritt war ja schon stark, aber hier ist der Sludge/Posthardcore der Dänen regelrecht explodiert. Was war das denn?! Zum Schluss nochmal ein richtiges Highlight!

Fazit: Das war mein erster Besuch beim Soulcrusher, aber ich würde mal behaupten, bestimmt nicht mein letzter! Das Lineup war ein Traum, von der "Nachmittagsband" bis hin zum Rausschmeisser nach Mitternacht. Das Publikum einerseits super entspannt, aber auch bereit, die Bands gehörig und verdientermassen abzufeiern. Das Doornroosje ist ein zudem ein richtig cooler Schuppen: Sehr guter Sound, superfreundliches Personal, kurze Laufwege zwischen den Bühnen, praktisch kein Anstehen bei den Getränkeständen/Toiletten und eine Gratis(!)-Garderobe. Alles in allem tatsächlich wie ein kleineres, entspannteres Roadburn. Ich hätte noch gerne ein Festival-Shirt gehabt, ansonsten kann ich wirklich nichts Negatives über das Soulcrusher sagen. Gerne wieder!

Am Sonntag nach dem Festival fuhr ich zurück nach Amsterdam, wo ich nochmal einen Tag verbracht habe. Das intensive Programm der Tage davor machte sich langsam bemerkbar, da ich mittlerweile ein bisschen ausgebrannt war, beschränkte ich mich auf einen gemütlichen Spaziergang durch die Innenstadt und ein Abendessen im Cannibale Royale, wo es richtig gute Steaks gibt. Ich stellte aber fest, dass mir die entspannten, kleinen Städte wie Nijmegen oder s'-Hertogenbosch eigentlich mehr zusagen als das laute, hektische und von Touristen überlaufene Amsterdam.

Bitte noch mehr Berichte! ;)
 
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