Es mag manchem vermessen erscheinen, Madonna als Singer-/Songwriterin zu bezeichnen. Sicher, sie bedient sich beim Songwriting der Hilfe anderer kreativer Köpfe, aber nichtsdestotrotz ist sie immer auch selbst involviert. Gerade wurde im "Die dunkle Seite meines Plattenschrankes"-Thread über sie gesprochen, was mich dazu inspiriert hat, sie auch hier zu erwähnen und meinen Beitrag von dort noch einmal zu posten (aber mit einem anderem Video am Ende):
Ich habe alles von Madonna. Bei ihrem Konzert 2000 in Berlin stand ich ca. 8 Stunden an, um so weit vorne wie möglich stehen zu können. Bis einschließlich "American Life" (2003) war sie großartig. Von meiner Kindheit in den 80ern bis Mitte der 2000er hat sie mein Leben begleitet. Selbst als ich Mitte der 90er einige Jahre wirklich NUR Metal gehört habe blieb daneben Madonna als einzige stilfremde Konstante trotzdem zutiefst relevant für mich. Ihre Metamorphosen waren unvergleichlich. Und viele ihrer Alben sind wirklich ganz großes Kino. "Ray Of Light" von 1998 tauchte damals sogar im Rock Hard in Jahresendlisten auf.
Auch visuell war sie einfach unschlagbar: Niemand hat jemals so viele großartige Videoclip-Meisterwerke in Folge gemacht wie Madonna zu Beginn der 1990er-Jahre, da können für mich selbst Künstler wie Björk nicht mithalten. Schaut euch mal "Bad Girl" (mit Christopher Walken), "Bedtime Story", "Justify My Love" (das unzensierte Original ist bei YouTube wieder mal nicht auffindbar
), "Deeper And Deeper" (mein Lieblingsvideoclip aller Zeiten und wahrscheinlich auch mein liebster Madonna-Song) oder "Rain" an. Die Videoclips enthalten extrem viele Details, Hommagen und Anspielungen und sind schlicht und ergreifend postmoderne Wundertüten par excellence. Es gibt sogar eine ganze Menge wissenschaftliche Abhandlungen darüber und ich habe während meiner Studienzeit eine Hausarbeit über "Bad Girl" geschrieben.
Ihre "Eskapaden" Anfang der 90er waren damals ein Schocker, ich habe sie aber als sehr stil- und kunstvoll empfunden und sehe das immer noch so. Das hatte exakt NULL "nuttiges", gerade im Vergleich zu den ganzen Schlampen heutzutage (Beyonce, Rhianna, Miley Cyrus...). Das "Sex"-Buch von Madonna (1991) ist in meinen Augen keine Pornografie, sondern große Kunst.
Leider lief nach "American Life", ihrem besten und gitarrenlastigsten Album, so ziemlich alles schief... Ich hasse "Hung Up" und das grauenvolle dazugehörige "Confessions On A Dancefloor"-Album (2005). Für sie ein großer kommerzieller Erfolg - für mich der Tiefpunkt ihrer Karriere. Das nächste Album wird aber trotzdem auch sofort gekauft.
Top 5:
1) American Life (2003)
2) The First Album (1983)
3) Music (2000)
4) Ray Of Light (1998)
5) Like A Prayer (1989)
Gone (Album: Music, 2000)