To be true or not
(Karten dem Profilbild entsprechend auf den Tisch
)
Darf ich das?
Nachdem ich kürzlich endlich mal die Zeit hatte, die letzten Postings hier im Forum insbesondere seit der Ankündigung der diesjährigen Neuerungen zu lesen, fühle ich mich nun doch auch mal bemüßigt, meine natürlich völlig unmaßgebliche Meinung dazu ausführlich zusammenfassen, auch wenn sich der Sturm im Wasserglas schon längst wieder gelegt zu haben scheint.
Wohlwissend, dass einige der folgenden Punkte bereits genannt wurden, will ich dabei manches im Sinne eines hoffentlich halbwegs nachvollziehbaren Gesamtzusammenhangs dennoch wiederholen.
Auch wenn ich sehr außenstehend weiß, dass man das KIT wegen teilweise unterschiedlicher Veranstalter nur bedingt mit dem Metal Assault, dem Hammer of Doom und dem Harder than Steel in einen Topf werfen darf, und ohne tiefergehende Einblicke in geschäftliche Belange oder die Bedeutung von K&K-Entertainment in diesem Zusammenhang will ich wegen der neuralgischen Überschneidung bei all diesen Veranstaltungen in Person von Oliver Weinsheimer dennoch einen Rundumschlag wagen, und hoffe dabei sehr, dass ich mich damit nicht weiter aus dem Fenster lehne, als es einem mehr oder weniger neutralen Beobachter zusteht.
Darf ich das überhaupt? Als Stamm-Poster bin ich hier schließlich nicht gerade bekannt. Und zugegebenermaßen bin ich auch kein KIT-Gänger der ersten Stunden. Lange Jahre hat es sich für mich einfach nicht ergeben, und ich habe mich regelmäßig beim Lesen der Konzert-Reviews in den einschlägigen Magazinen gefragt, warum ich eigentlich nicht dort war (so geht es mir zur Zeit gerade auch mit dem Hell over Hammaburg, oder dem Muskelrock, aber vielleicht kann man einfach auch nicht alles haben, und hin und wieder lassen sich Job und Vergnügen halt einfach kaum unter einen Hut bringen, wie auch anderen hier hinlänglich bekannt zu sein scheint).
Seit ich dann vor einigen Jahren aber endlich zum ersten Mal bei einer dieser in meinen Augen immer wieder legendären (ich nenne sie der Einfachheit halber) Weinsheimer-Veranstaltungen aufgeschlagen bin, ich glaube es war das Metal Assault mit den göttlichen Brocas Helm, frage ich mich (Achtung, Spoileralarm, ein Grundtenor könnte sich bereits jetzt abzeichnen), wie man derart großartig besetzte Festival-Billings für eine zu meinem großen Glück üblicherweise eher überschaubare Besucherzahl zu diesen Eintrittspreisen auf die Beine stellen kann. Und immer und bei jedem einzelnen dieser Festivals, zu denen ich es in der Folge geschafft habe, wäre ich ohne mit der Wimper zu zucken bereit gewesen, mehr dafür zu bezahlen, wenn es zur Realisierung nötig gewesen wäre.
Sehr besondere Bands - eigentlich nahezu unbezahlbar!
Wir dürfen auf diesen Festivals wie vermutlich die meisten Stammgäste nur allzu gut wissen (sonst wären sie ja eben nicht das, was sie sind, nämlich Stammgäste; nur scheint es sich quasi als Luxusproblem manchmal aus dem Bewusstsein zu stehlen), regelmäßig und zuverlässig sehr, sehr besondere Bands in großartiger Mischung erleben:
Absolute Newcomer und unbekannte Underground-Perlen bekommen oft eine ihrer allerersten Chancen auf für ihre Verhältnisse relativ großen Bühnen zu stehen (Dead Lord, Mystik, Stälker aus Neuseeland (!), Cobra aus Peru (!), Eternal Champion, Visigoth, Gatekeeper) und als Besucher macht man tolle Neuentdeckungen.
Wie ein Totenbeschwörer zaubert Oli regelmäßig ein totgeglaubtes Kaninchen nach dem anderen aus dem Hut, mit dem wirklich niemand rechnen konnte und erfüllt damit den einen oder anderen unwirklich geglaubten, extrem feuchten Metal-Traum (Cirith Ungol, Heavy Load, Pagan Altar, Ross the Boss, Ashbury, Winterhawk, Taist of Iron; auch daran, dass Manilla Road mittlerweile an jeder zweiten Steckdose auftreten können, dürfte Oli vermutlich nicht ganz schuldlos sein; seit dem letzten DF warte ich auf nun auf eine entsprechende Saviour-Machine-Meldung)
Dazwischen gibt es jede Menge Szene-Lieblinge, Obskuritäten, Altehrwürdige, Genre-Kleinodien, alte und junge Helden, schlichtweg nahezu einfach alles, was das Metal-Heart nur begehren kann.
Auch wenn die einzelnen Auftritte dann letztlich manchmal doch sehr unterschiedlich gut ausfallen, zwischen überflüssig und unübertrefflich rangieren (was wohl einfach im Wesen der Sache liegt, nur zu menschlich ist und teils an der Tagesform der Bands oder des Konsumenten liegen mag oder schlicht und ergreifend nur Geschmackssache ist), so scheint mir persönlich das Gesamtkonzept in der dargebotenen und realistisch gesehen erwartbaren Form ausgesprochen szenerelvant und –verantwortungsvoll, und damit eigentlich nahezu unbezahlbar!
Okay, nach dieser vielleicht ein bisschen weit ausholenden Einleitung nun mal zu einigen der zuletzt hier diskutierten Punkten:
Sound-Qualität
Ja, es gibt teilweise massive Schwankungen bei der Sound-Qualität, und als geneigter Zuhörer würde man sich wünschen, dass die Veranstalter mit ihrer langjährigen Erfahrung diese Probleme dauerhaft und allerorten in den Griff bekommen mögen. Es fehlt mir an technischem Fachwissen, um mir hier Ratschläge erlauben zu können. Pagan Altar, Titan Force oder Ross the Boss waren für mich klanglicher Hochgenuss, Primordial fand ich furchtbar verzerrt. Hoffen wir auf Olis Hinweis auf den besten Live-Mischer Europas und dessen Leistung in einer der akustisch vielleicht schwierigsten Hallen Europas.
Metal-Markt und Schwarzmarkt-Aasgeier
Den Grund, warum der Markt aus der KIT-Halle ins Zelt verlegt wurde, scheinen einige hier wohl vollständig vergessen zu haben: Nachdem das KIT vor einigen Jahren plötzlich mehr boomte denn je, hatten einige verabscheuungswürdige Schwarzmarkt-Aasgeier ja offensichtlich nichts Besseres zu tun, als sich - ohne selbst etwas dazu beizutragen - von der harten Arbeit anderer die Taschen voll zu machen (mag sein, dass das im Großkapitalismus eine übliche Vorgehensweise ist, aber diese Abhandlung überlasse ich dann mal besser einem Wirtschaftsanalysten, um nicht die letzten Leser, die vielleicht doch noch nicht eingeschlafen sind, auch noch zu verlieren!
).
Die Erweiterung des Kartenkontingents war also eine eigentlich hinlänglich bekannte und ebenso ausführlich wie kontrovers diskutierte Maßnahme der Veranstalter, um treuen Fans entgegenzukommen und keineswegs billiger Profitmaximierung geschuldet. Den Veranstaltern, die ihre Veranstaltung nach wie vor ehrbarerweise so klein wie möglich zu halten zu versuchen, nun im Nachhinein einen Vorwurf daraus zu machen, halte ich für absolut unzulässig, wie mir auch ein Zurückrudern der Gesamtkartenzahl beim aktuellen Vergabesystem ohne schwere Enttäuschungen kaum realisierbar scheint. Ehrlich gesagt fand ich die Situation in der Halle nach der Erweiterung aber sogar sowieso viel entspannter als befürchtet und vielleicht sogar besser als zuvor, weil weitläufiger.
Zudem hoffe ich abschließend noch heute im Sinne einer intergalaktischen Gerechtigkeit, dass sich damals möglichst viele Aasgeier an dem nachgeschobenen Kartenkontingent sauber ihren Saumagen verdorben haben.
Innere Sicherheit
Bereits letztes Jahr wollte ich nach dem Kit eigentlich meine geistigen Ergüsse in digitale Einsen und Nullen umwandeln (bin dann aber darüber hinweggekommen – zum Glück wird angesichts des aktuellen Umfangs womöglich mancher denken), als nach den zweifellos unsäglichen Vorkommnissen auf dem Zeltplatz der Schrei nach „innerer Sicherheit“ laut wurde. Die Idee der privaten „Metal Militia“ auf nächtlicher Zeltplatzrunde fand ich sofort unsinnig. Bemerkenswert fand ich nur die breit gefächerte Bereitschaft, für Sicherheit mehr zu zahlen (hat mich übrigens unweigerlich an die Situation im Staat erinnert, aber das nur mal wieder am Rande). Auch ich bin (völlig unabhängig von meinen knapp 100 kg halbwegs sportlichem Körpergewicht und der Tatsache, dass ich verweichlichter Ferienwohnungsschläfer bin) ohne Wenn und Aber dafür zu haben, will ich mich doch auf einem Festival nicht auf rechtlich unsicherer Sachlage mit irgendwelchen Spackos auseinander setzen müssen, sondern Spaß haben. Ich habe mich nur damals schon gefragt (ich weiß, kann ich heute leicht behaupten), ob dieselben Leute wohl auch dazu bereit wären, auch nur 10 € mehr für die ehrliche Arbeit der Veranstalter abzulatzen, die wegen einiger idiotischer Querschläger sofort dazu bereit wären, mehr zu zahlen.
Müll auf dem Zeltplatz
Warum Menschen Müll auf einem Zeltplatz hinterlassen müssen, entzieht sich absolut meiner Nachvollziehbarkeit. Soll das die Form der rockigen Rebellion gegen das Establishment sein? Gegebenenfalls ein kleines bisschen zu kurz geschossen für meinen Geschmack. Es kann jeder zuhause in seinem Dreckloch ja hausen, wie er will ( wenn es sich dabei denn tatsächlich um sein eigenes Dreckloch handelt und er seine Nachbarn damit nicht belästigt), aber ich freue mich über einen sauberen öffentlichen Campground (auf dem wir auch als Auswärtsschläfer natürlich viel Zeit verbringen), und bin der festen, unumstößlichen Überzeugung, dass man einen Ort so verlassen sollte, wie man ihn vorgefunden hat, nicht nur weil man womöglich im Jahr darauf ja auch wieder hinkommen dürfen möchte, sondern schlicht und einfach per se. Punktum.
Bezahlsystem
Jetzt wird aktuell das neue Bezahlsystem diskutiert. Ich bin bislang eigentlich auch kein großer Freund von solchen Karten, aber: Echt jetzt, keine anderen Sorgen?
„Was ist, wenn ich die Karte verliere?“ Ja, was ist denn, wenn du dein Bargeld verlierst? Aber vielleicht kannst du zur Individualisierung ja eine Ecke aus deiner Bezahl-Karte herausbeißen…
„Was ist mit dem Datenschutz?“ Glaubst du ernsthaft, die verkaufen nun im großen Stil Nutzerdaten von finanzkräftigen Underground-Nerds, die vermutlich in allen möglichen Socials Medias aktiv sind, aber nicht von einer regional begrenzten Bezahlsystem-Karte erfasst werden möchten?
„Du verlierst den finanziellen Überblick?“ Geht mir mit dem Bargeld auch jedes Mal so, aber vielleicht hilft es ja, wenn du immer nur einen Zwanziger aufladen lässt, ist dann sicher so, als ob du jedes Mal einen neuen Schein anbrichst.
Ich würde sagen, einfach mal abwarten, ausprobieren, wenn es sich bewährt, wird es wohl beibehalten werden, ansonsten vermutlich wieder abgeschafft werden.
Wie spießig: Alkohol vom Getränkestand
Am Getränkestand in der Halle bin ich schon manchmal in der Schlange gestanden, und wenn es um Bier geht, kann es mir eigentlich kaum schnell genug gehen. Wenn die Halle voll ist, sorgt ein Stand mehr sicher für eine reibungslosere Abwicklung, und sein Essen wird man von anderer Stelle schon auch auf die Tribüne hoch bekommen, wenn das tatschlich der einzig genehme Platz sein sollte. Manche trinken Cocktails, andere nicht, ja, und Räuber saufen angeblich Blut, so what? Wenn Nachfrage besteht, wird die Bar bleiben, wenn nicht, dann vermutlich nicht. Manche verschlafen das Festival im Zelt, andere verquasseln es vor der Halle, Alkoholleichen werden an den Rand gerollt? So what? Alles prima, mehr Platz in der Halle, leichteres Durchkommen nach vorne, muss man das echt diskutieren? Warum mache ich es eigentlich, muss ich mich da wohl gerechtfertigterweise fragen lassen… - aber manchmal scheinen rebellische Rocker da ganz schön spießig…
Die Preiserhöhung
Nun zum wohl offenbar heikelsten aller diskutierten Punkte, der Preiserhöhung:
Wie schon eingangs erwähnt, wundere ich mich seit Jahren, wie man mit dem zu vermutenden Budget derart hochkarätige Festivals (Auslands-Anreise für Einzel-Gigs, Reanimationsarbeit) überhaupt zusammenstellen kann.
Wie auch schon von anderen erwähnt, habe auch ich schon wiederholt nach einem dieser langen Wochenenden, wenn ich einen Überblick über meine aktuelle finanzielle Situation zu erlangen versucht habe, voll Verwunderung festgestellt, dass der Anteil des Wesentlichsten, der Konzertkarte selbst, im Vergleich zum Gesamtpaket nicht unbedingt aus dem Rahmen fällt: An- und Abreise, Übernachtung, Verpflegung vor Ort, Jagdbeute in jeglicher Form – alles in allem ein üblicherweise doch ganz erklecklicher Batzen, aber entscheidend: die Karte selbst (mitsamt Preiserhöhung), das was eigentlich den größten Gegenwert und letzten Endes den ursächliche Grund für alle anderen Ausgaben darstellt, ist in aller Regel nicht der alles überragende und damit eigentlich auch nicht der unbedingt beklagenswerte Löwenanteil.
Wenn man nun die Kartenkosten noch auf die einzelnen Bands umlegen mag, werden diese festivaltypisch eigentlich fast schon verschwindend gering, zumal bei diesen von-Fans-für-Fans-Veranstaltungen, wie auch schon ausgeführt wurde.
Bei Bandabsagen, die hin und wieder vorkommen, ist das Geschrei dann dennoch groß, auch wenn die Veranstalter vermutlich ohne großartigen rechtsanwaltlichen Beistand und ohne jegliche Konventionalstrafen und vor allem ohne eigenes Verschulden, dafür aber bis spät in die Nacht händeringend nach möglichen Ausgleichsszenarien suchend mit der gegebenen Situation klarkommen müssen (Saint Vitus). Wenn ein Haufen alter, sympathischer Männer (Ashbury) aus gesundheitlichen Gründen den Sprung über den großen Teich nicht schafft, würde man in dieser Szene doch eher Verständnis und Mitgefühl statt Gefrotzel erwarten wollen. „Die einzige Band von neun, die ich sehen wollte?“ Sicher, dass du auf der richtigen Veranstaltung gelandet bist?
(nur bis 15.000 Zeichen...
, deswegen Teil 1 und 2)