Vorschlag dazu: Das Attribut „sexistisch“ muss sich nicht unbedingt auf Personen oder deren Gesinnung beziehen. Schließlich kann man auch sinnvoll z.B. von "sexistischer Politik" oder "sexistischen Traditionen" sprechen – und Politik und Institutionen sind keine Personen und haben auch keine Gesinnung. Mir scheint es darum vielfach hilfreicher, nicht
Personen sondern besser
Handlungen (einschließlich Sprachhandlungen) auf ihren sexistischen Gehalt hin zu prüfen.
Wenn dann also ein Mensch als Gitarristin oder als Solist (als Wissenschaftlerin oder als Politiker, als Sportler oder als Intellektuelle oder was auch immer) aufgrund der Geschlechtlichkeit* nicht ernstgenommen (bzw. nicht anerkannt oder nicht aufrecht kritisiert) wird, dann denke ich, dass wir mit Fug und Recht von einer sexistischen Behandlung sprechen können.
Das bezieht sich zunächst also nur auf einzelne Handlungen. Treten die dann gehäuft z.B. in einer Szene auf – siehe die von
@Matty Shredmaster eben genannten Beispiele – hätten wir es mit einem strukturellen Problem zu tun (m.E. bei aller begrüßenswerten Besserung in der Metal-Szene durchaus immer noch gegeben).
Gehen solche Handlungen regelmäßig von einer Person aus, kann man dieser meinetwegen auch eine sexistische Gesinnung zuschreiben – aber dafür kennen die wenigsten von uns hier im Forum einander wohl gut genug.
Danach, wer „böse“ (oder gar „der [einzige] Böse“) ist, würde ich hier gar nicht fragen. Aber in diesem Beispiel scheinen mir sowohl Vermarktungsteam einschließlich sich räkelnder Musikerin** sexistisch zu handeln als auch sich darauf einlassende Konsumenten.
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* Soll heißen: aufgrund der spezifischen Ausprägung des jeweiligen Geschlechts – z.B. als besonders ausgeprägt wahrgenommene Weiblichkeit, als zu gering ausgeprägte Männlichkeit oder als zu unklare Zugehörigkeit zu einem Geschlecht
** Ich halte Nacktbilder und das Zelebrieren der eigenen Geschlechtlichkeit an sich übrigens für völlig unproblematisch. Nur hat das eben nichts mit der Bewertung dieser Person oder ihrer sonstigen Arbeit zu tun.