Das zeichnet im Grunde die Entwicklung nach, die ich selbst bei dem Thema durchlebt habe. Allerdings möchte ich doch sagen, dass persönliche Eindrücke und Gefühle keine "Vorwürfe" sind. Zu keinem Zeitpunkt habe ich behauptet, es sei ganz sicher "so oder so" gewesen, ganz im Gegenteil. Ich habe mich nur auf die Gegenstimme konzentriert, weil die andere hier schon zur Genüge vertreten war. Da ging es auch v.a. um die Aussage einer bestimmten Person, und meine Skepsis beruht da eher auf einem Misstrauen gegenüber Influencern und deren Motiven als sonst irgendetwas.
Ich frage mich tatsächlich, was das für eine Rolle spielt. Letztlich ist es hier so, dass eine Frau eine ihr widerfahrene schlimme Situation öffentlich gemacht hat. Gegenüber einer Person des öffentlichen Lebens und dazu gehört erstmal ein unfassbarer Mut! Wir leben immer noch in einer Gesellschaft, in der patriarchale Machtstrukturen überwiegen und in diesem System etwas öffentlich zu machen, ist mutig und gehört geschützt und unterstützt. Ich weiß, dass das keine juristische Betrachtung ist, aber um überhaupt in die juristischen Verfahren reinzukommen, müssen Menschen den Mut aufbringen, auszusprechen, was ihnen widerfahren ist. Und dazu gehört auch, nicht sofort niedergemacht, sondern gehört zu werden!
Im Anschluss kamen dann immer mehr Frauen, die Ähnliches berichten konnten/ mussten. Ja, da waren Influenzerinnen oder sonstig öffentlich aktive Frauen bei und vielleicht hatten doe sogar mal sexy Fotos auf ihren Insta-Kanälen, aber wo sollten die bitte ihren Vorteil sehen, mögliche Vergewaltigungen unter Drogeneinfluss öffentlich zu machen? Um mehr Follower zu generieren?
Diese unabhängig aufgetauchten detaillierten Schilderungen erhöhen dabei die Glaubwürdigkeit dieser "Seite" immens, rein juristische Winkelzüge und nicht ein menschlich mitfühlendes (!) Statement auf der anderen Seite erniedrigen die Glaubwürdigkeit dort. Das muss Dir doch selbst auch klar sein bitte. Und ja, das ist kein juristisches Urteil, ist mir auch klar.
Mich erinnert das ein wenig an den Fall Deshaun Watson in der NFL, der von über 20 Frauen wegen sexueller Belästigung angezeigt wurde. Auch da ist ein unfassbaren Machtgefälle (die Opfer waren Physiotherapeutinnen, die ihn behandelt haben), alleine durch den Status und das Geld, den ein NFL-Quarterback in den USA hat. Das ist so dermaßen unappetitlich und offensichtlich, trotzdem hat er juristisch kaum Schaden genommen. (wen das interessiert, kann hier weiterlesen:
https://www.spiegel.de/sport/nfl-qu...sperre-a-5a716b55-54a0-412f-bd56-7a38c72a5d20
Diese Strukturen müssen aufgebrochen werden und auch Dein Argument, dass das ja Rock`N`Roll sei und früher auch gemacht wurde, ist ebenfalls schwach. Groupies ungleich KO-Tropfen und mögliche Vergewaltigung, aber das weißt Du sicherlich selbst und wurde hier ja auch ausreichend thematisiert.
Wenn Du sagst: Hauptsache die Mucke knallt und die Show ist gut, so finde ICH das moralisch zwar verwerflich, aber letztlich ist es Dein Recht, Deinen eigenen Schluss zu ziehen und halt hinzugehen und zu feiern. So lange kein Urteil gefällt ist, darfst Du alles machen.
Ich würde halt gerne in einer Gesellschaft leben, in der man mehr an andere als an sich selbst denkt, aber das ist dann mein Problem.
Edit: Rechtschreibfehler korrigiert.