Konzertbericht
BULLET /
STRIKER /
STALLION
02.04.2014, Stuttgart, clubCann
Grob über den Daumen gepeilt mindestens 250, eher an die 300 Metalheads hatten sich während dem direkt nebenan stattfindenden Stuttgarter Wasen am Jugendhaus Cannstatt versammelt. Eine ordentliche Zahl, angesichts dieser Bedingungen einer jedes Jahr erneut stattfindenden Massenbesäufnis-Orgie und ich kann es gleich vorweg nehmen: gelohnt hat es sich sicherlich für jeden Einzelnen.
Als STALLION loslegten, dürfte sich schon mindestens die Hälfte davon im schnieken ''Saal'' befunden haben, der zwar den Charme einer IKEA-Einbauküche verströmt, jedoch über einen überraschend guten Sound verfügt. Zum Vergleich: in dem kleinen Laden herrschten bessere Soundbedingungen als noch vor kurzem in der Halle in Balingen. Darf man mal so sagen.
STALLION hatten keine Mühe, das Publikum auf ihre Seite zu ziehen, auch wenn sie das ekelhafte Wulle-Bier lobten (schleimen an der falschen Stelle gibt Minuspunkte, Jungs). Smasher wie ''Rise and Ride'' oder das formidabel dargebotene ''Watch Out'' brachten die Hildener mit Verve unter das angetane Volk und hatten eine gute Zeit auf der kleinen Bühne. Ich würde behaupten, dass die Band live tighter als auf Konserve klingt und genau dort hingehört. 'ne Zugabe gab es keine, dafür waren sie schnell an der frischen Luft und sammelten sich draußen vorm Eingangsbereich noch einige Komplimente ein. Dabei erfuhr man auch, dass manch Bandmitglied (Namen werden hier keine genannt) noch am Tag auf der Suche nach Drumsticks in Stuttgart umher irrten. Leute, wenn Ihr alle Drumsticks auch ins Publikum pfeffert, bei Euren Gigs.
STALLION live sind kein Fehler. Sympathisch, energisch, unterhaltend. (7.5/10)
Im Schwabenland geht es gemütlich zu, also konnte draußen jeder in Ruhe qualmen und drinnen ums Bier anstehen, das ebenso gemütlich von zwei tapferen Recken und einer tapferen Dame von den Flaschen in die Plastikbecher umgefüllt wurde und vermutlich hätte es noch für eine Maß Bier auf dem Wasen gereicht, doch dann fegten STRIKER über München hinweg.
Halt. München? Ja, wenn der Seggl namens Dan Cleary (Namen werden hier genannt) ''the Oktoberfest out there'' als ''looks very tempting'' bezeichnet, nur um nach den ersten Buhrufen zurückzurudern (''I know it's not the Oktoberfest'') muss eine Band schon verdammt viel leisten, um die gebrochenen Herzen der schwäbischen Fans zurückzugewinnen. Haben sie ja auch auf die Reihe gebracht. Noch einen Tick härter, noch einen Tick schneller, noch einen Tick tighter als die guten STALLION, wurde Hit an Hit ins Publikum gehämmert. Und ein Sonderlob geht an Drummer Adam Brown, der halt schlicht und ergreifend ein Viech ist. Die Kanadier lieferten eine astreine Performance ab und spielten einen Hochgeschwindigkeits-Set. Besonders hervorzuheben das immens gewalttätig dargebotene ''All For One''. Wie bei STALLION gilt auch bei STRIKER, dass es sich um eine Live-Band handelt und Tracks wie das fulminante ''Rise Up'' MUSS man live hören, um mal wieder richtig schön jammern zu können, weshalb es so viele Produktionen heutzutage nicht mehr schaffen, die eigentliche Energie einer Band auf Konserve zu bannen. Ich sah nach diesem Auftritte nicht wenige Personen mit einem neuen STRIKER-Shirt. (8.0/10)
Ja, mal wieder Wartezeit in München, ähm, Stuttgart und ein typischer Versuch von mir eine Männer/Frauenquote abzuschätzen. Heute fiel sie nicht so gut aus. Das waren 80 Prozent Kerle. Von den 80 Prozent Kerlen mindestens die Hälfte in meinem baufälligen Alter. Ich glaube, wir müssen mehr für den Metalnachwuchs tun. Na gut, immerhin waren die Toiletten sauber.
Nach einem guten Schiss sind BULLET eh unschlagbar und wie in Balingen, lieferten sie erneut eine richtig stabile Show. BULLET live sind eine Bank und daran wird sich nichts ändern, wenn man das heute erlebt hat, wie die Band zusammen agiert. Mit was für einer Freude, mit was für einer Interaktion mit dem Publikum, mit was für einem Energieflummi am Mikro. Ob es nun das neue, sich perfekt einfügende Material wie der Titeltrack der neuen Platte oder bewährte Gassenhauer wie ''Bite the Bullet'' waren, die Band kann niemals schlecht sein. Nicht mit dieser Eingespieltheit und mit der echten Leidenschaft von fuckin' guys with metal in their balls. Nix an dieser Band ist verkehrt und das sind Typen, die sind traurig, wenn sie von der Bühne müssen. Wenn Mister Hell Hofer meint, dass in Germany das beste Publikum überhaupt sei, nimmt man das eben als professionelles Kompliment an, aber wenn die ganze Truppe nach dem Konzert MINUTENLANG die Hände der mitgehenden Fans abklatscht, steckt dann schon mehr dahinter. (8.5/10)
Eine Gesamtnote über dieses Package beliefe sich auf sehr gesunde 8/10. Die Location ebenso. Lange Gesichter gab es nicht. Es waren alle pappsatt und zufrieden, verbunden mit einem einzigen Tropfen Trauer. Es ging zu schnell vorbei. Vor 23 Uhr war Schluss. Egal. Gerne wieder, auch in diesem Package. Denn das war toll.