Der große Death und Funeral Doom Thread, 2. Versuch

Auf dem Papier ziemlich mein Beuteschema, objektiv reich an ungewöhnlichen Einfällen, handwerklich und produktionstechnisch tadellos umgesetzt, hat Isenordal mich dennoch bis jetzt im Herz/Bauch nicht erreicht. Da ging mir der reine Neofolk-Vorgänger besser rein. Ich bleibe weiter dran. Bei Andgmondes verhält es sich ähnlich.

Dafür finde ich die neue Hamferð herrlich. Hamferð und schlecht geht natürlich nicht. Allein die markanten Verzweiflungsarien von Jón Aldará sind ja mitreißend und dann die komplexe Gitarrenarbeit! Überhaupt deckt das neue Album - so wie Isenordal - eine ziemliche Bandbreite ab, von verschmuster Gutenachtmusik („Glæman“) bis zu bitterbösem Abgrund („Hvølja“). Und wie wunderschön "Fendreygar" ist! Tolle Band, auch auf „Men Guðs Hond Er Sterk“, das mir schon die ersten Hördurchläufe besser gefällt als die m.E. etwas dröge „Támsins Likam“.
Alter Falter, ist das Hamferd-Album stark. Das trifft mich gerade echt richtig, kann gar nicht aufhören es zu hören. Im Albumkontext funktioniert sogar Hvølja, mit dem ich als Single wenig anfangen konnte.
Es ist so schade, dass Hamferd nur den ersten Teil der Solstafir-Tour an für mich nicht erreichbaren Orten bestreiten.:hmmja:
 
Hab ich als Promo bekommen, gibt die Band schon seit 2013 und haben ein paar Alben auf dem Buckel. 4 Lange Song zwische. 10 und 15 Minuten plus ein kurzes Instrumental, die sich grob als Funeral Doom meets Neofolk beschreiben lassen. Man sollte also kein Problem damit haben das es öfters komplett akustische Passagen und genrefremde Instrumente zu hören gibt, dafür sorgt gerade die Geige für eine fast schon mittelalterliche Atmosphäre. Das Riffing dagegen ist klassisch aber in Kombination mit den anderen Elementen hat es eine eigene Stimmung. Die female Vocals gehen zwar in Richtung Elfengesang, finde sie passen aber zum Rest und ein paar Black Metal Passagen lockern dann auch das schleppende Tempo auf. Wirklich gutes Ding:

Deine Beschreibung hat mich veranlasst, mal reinzuhören. Und: Ja doch, find ich klasse. Werd mich eingehender mit der Band befassen. :top:
Kann aber Frauengesang im Doom meistens eh einiges abgewinnen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Alter Falter, ist das Hamferd-Album stark. Das trifft mich gerade echt richtig, kann gar nicht aufhören es zu hören. Im Albumkontext funktioniert sogar Hvølja, mit dem ich als Single wenig anfangen konnte.
Ging mir mit "Hvølja" als Vorabtrack genauso, dass ich dachte, die bitterbösen Sachen sollen Hamferð lieber anderen Bands überlassen. Aber nach der relativ ruhigen Albummitte ist das ein gewaltiger und gewaltvoller, unversöhnlicher Abschluss, der erzählerisch die tödliche Kraft des stürmischen Ozeans perfekt abbildet. Diese völlig übersteuerten Strophen, ey ... Auch die Idee, den wehmütigen Titeltrack ganz ans Ende zu stellen und statt von Gesang von alten Tonaufnahmen eines Überlebenden begleiten zu lassen, holt die erzählte Geschichte nah ran und ist gleichzeitig so eine demütige Geste. Total genial.
Das Album ist live und ohne Click eingespielt. Die leichten Timingschwankungen fielen mir erst heute auf, als ich mich beim Joggen dem Tempo der Musik anpassen wollte. Bei "Rikin" wird es während der Drumfills und im Chorus schneller. Das bekräftigt das Menschliche, Emotionsgesteuerte nochmal.
Der relativ hohe Anteil an Clean-Gesang, der mich sonst im extremen Doom eher abschreckt, zieht mich hier gerade an, sei es wegen des Klangs der Fremdsprache, der da besonders gut zur Geltung kommt, oder aber wegen des schon erwähnten Gutenachtlied-Flairs. Könnte mir fast vorstellen, "Marrusorg" ganz leise im Hintergrund für unsere Kids zum Einschlafen laufen zu lassen.
Insgesamt ist das Album sehr zugänglich, wie ich finde; ich hatte gleich beim ersten Durchlauf dutzende Andockpunkte, die ich beim zweiten Durchlauf schon wiedererkannte. Und ein paar Übermomente wie die erhabene Passage ab der dritten Minute von "Ábær" sind auch dabei. Ganz tolles Stück Musik, das im März nicht mehr einzuholen ist, auch von der starken Doom-Konkurrenz nicht (u.a. Guðvangir).
 
Rückblick März 2024 - war ein schöner Doom-Monat. Hamferð sind mit ihrem m.E. besten Album auf der Pole Position, klar, aber da kam noch mehr.

Das Debüt von Guðvangir beinhaltet mit monolithischer, immer mehr Details offenbarender, Ambient-beeinflusster, nur lose strukturierter Klanglava alles, was Funeral Doom so schön und herrlich macht, zudem eine abwechslungsreiche Vocal-Performance mit Einflüssen aus dem BM und einer großen atmosphärischen Vielfalt.
https://gudvangir.bandcamp.com/album/slik-elven-renner

Dauðaró hat ... uff, erstmal durschnaufen. Dauðaró hat allein zwischen Weihnachten und Silvester 2023 drei Alben oder so rausgebracht, was es bei aller Liebe zu seinem speziellen Genrezugang verhindert, hinterherzukommen. Über Darkwoods erschien/erscheint (digital/physisch) jetzt „Eyðimörkin“, das recht konservativ und stimmungsvoll ausfällt, mit klarer Struktur, nachvollziehbaren Melodien und warmen Orgelsounds, alles nicht selbstverständlich bei dem Künstler und auf die 31minütige Dauer des Stücks einen eigentümlichen Sog entwickelnd. Ich finde es toll.
https://withinthedarkwoods.bandcamp.com/album/ey-im-rkin

Neuropolis überzeugen mit hohem, aggressivem Geschrei, das sich über Finnland-Melancholie ausbreitet (sind aber Russen). Horre macht mit seinem Black Funeral Doom weiter wie zuletzt und wird mit jedem Album etwas abwechslungsreicher; das aktuelle ist mir fast schon zu gelöst. Refugium spielen starken 90er-lastigen Death/Doom, Blazar machen mit "Crystalized Oblivion" die schwache letzte Pythonissam vergessen, sind mir aber insgesamt noch etwas zu Sludge-lastig, während die Singles von Inverted Barrows und Spirit Temple voll ins Schwarze treffen, weil: kompromissbefreite Funeral-Pracht.

Doom ohne Doom: Cloven haben mit „Ruined“ ein neues Album veröffentlicht. Das sind Leute von Trespasser mit einem sehr ruhigen Nebenprojekt – Spoken Word, Neoklassik, Neofolk, Drone, Doom. Sehr ätherisch, sehr besänftigend. Das Debüt hatte ich im Nonmetal-Forum schon beworben, hat keinen interessiert, vielleicht findet dieses sehr lohnenswerte Projekt ja in der Doom-Community seine Liebhaber. Wer Ulver zu „Shadows of the Sun“-Zeiten mochte, kann Cloven unmöglich schlecht finden.
https://cloven137.bandcamp.com/album/ruined
 
Doom ohne Doom: Cloven haben mit „Ruined“ ein neues Album veröffentlicht. Das sind Leute von Trespasser mit einem sehr ruhigen Nebenprojekt – Spoken Word, Neoklassik, Neofolk, Drone, Doom. Sehr ätherisch, sehr besänftigend. Das Debüt hatte ich im Nonmetal-Forum schon beworben, hat keinen interessiert, vielleicht findet dieses sehr lohnenswerte Projekt ja in der Doom-Community seine Liebhaber. Wer Ulver zu „Shadows of the Sun“-Zeiten mochte, kann Cloven unmöglich schlecht finden.
Haben die nicht mehrere Alben dieses Jahr rausgehauen, OdiumNostrum hatte A chance encounter of flesh and nails auf YT hochgeladen, steig da nicht durch.
 
Haben die nicht mehrere Alben dieses Jahr rausgehauen, OdiumNostrum hatte A chance encounter of flesh and nails auf YT hochgeladen, steig da nicht durch.
Ja, alles von Cloven stammt aus 2024. Den Kanal OdiumNostrum habe ich auch lange verfolgt, und er war auch leitend für meine Einkaufsliste. Aber irgendwann war mir das dort Vorgestellte zu redundant (passiert mir bei Doom nicht, der bleibt immer spannend
;)), wobei Cloven ja gar nicht in die sonstige Ausrichtung dort passen.
 
Ja, alles von Cloven stammt aus 2024. Den Kanal OdiumNostrum habe ich auch lange verfolgt, und er war auch leitend für meine Einkaufsliste. Aber irgendwann war mir das dort Vorgestellte zu redundant (passiert mir bei Doom nicht, der bleibt immer spannend
;)), wobei Cloven ja gar nicht in die sonstige Ausrichtung dort passen.
Ist nachwievor mein Lieblingskanal auf YT
 
Nach schlappen 21 Jahren erschien eine neue Blazing Eternity. Der Gothic-angehauchte Sound mit hohen Growls und in bpm-Regionen zum Mitwippen ist eigentlich nicht mein Beuteschema, aber was soll ich sagen: Geht die Seele runter wie Öl. Die herzschmerzige Melancholie. Die poppige Eingängigkeit. Die Bittersüße. Und schöne Melodien allerorten.
https://targetgroup.bandcamp.com/album/a-certain-end-of-everything

Oakmord dagegen, auf dem Papier ganz meins, finde ich auch im zweiten Anlauf nicht überzeugend.
 
Funeral Doom, so sehr ich den Sound magy doch irgendwie immer ein Stiefkind bei mir. Ich brauche für diese Musik einfach die Stimmung, Ruhe und Zeit, die mir leider zu oft fehlt. Deswegen entgeht mir bestimmt viel.
Aber, es gibt doch immer wieder Platten, die mich immer sofort kriegen.
Eine dieser ist das neue Kyylmyteen. Klassischer Funeral, ohne Romantik und Schnickschnack. Dunkel, leidend, vereinnahmend. Begleitet mich momentan sehr häufig, zumindest bis die Urza/ Calliophis Split nächsten Monat erscheint.
Der erste veröffentlichte Calliophis Song ist nämlich auch bombig.
Leider gibt es die Kyylmyteen nicht physisch, was sich hoffentlich noch ändert.
 
das neue Kyylmyteen
Finde ich auch hervorragend, klassische Finnland-Kost. M.E. durch die akustischen Auflockerungen noch besser als das Debüt.

Ansonsten freue ich mich tierisch auf das Debüt von Canis Majoris, das Alexey dieser Tage bei Satanath veröffentlicht. Die drei Vorabtracks versprechen Dimmu/Abyssic/Midnight-Odyssee-Kitsch und Milchstraßenromantik bis zum Abwinken.
 
Orphean Passage kommen aus Kapstadt, spielen aber einen melodiösen Death-Doom-Stil, der zwischen den Niederlanden (Officium Triste, Morphia) und Dänemark (Saturnus) changiert, und das Ganze tempomäßig mitunter bis in Funeral-Extreme runterdrosselt („Ashen Veil“). Der brutale Gesang, bei den ich wieder an Morphia denken muss, balanciert die Melodik der Gitarren super aus. Man merkt, dass hier lange getüftelt wurde, um etwas Besonderes zu schaffen. Extrem inspiriert und in der Ausprägung, die es bedient, nahezu makellos.
https://orpheanpassage.bandcamp.com/album/apart
 
Orphean Passage kommen aus Kapstadt, spielen aber einen melodiösen Death-Doom-Stil, der zwischen den Niederlanden (Officium Triste, Morphia) und Dänemark (Saturnus) changiert, und das Ganze tempomäßig mitunter bis in Funeral-Extreme runterdrosselt („Ashen Veil“). Der brutale Gesang, bei den ich wieder an Morphia denken muss, balanciert die Melodik der Gitarren super aus. Man merkt, dass hier lange getüftelt wurde, um etwas Besonderes zu schaffen. Extrem inspiriert und in der Ausprägung, die es bedient, nahezu makellos.
https://orpheanpassage.bandcamp.com/album/apart
Bisher noch nie von dieser Band gehört. Gefällt mir auf den ersten Hör extrem gut, wird abgespeichert und weiterverfolgt. :top:
 
Zurück
Oben Unten