Kampfar

Dolk sagte, wenn einem das Album gefällt, dann höre man vermutlich nicht richtig hin ?

Umgekehrt. Das bezog sich auf die Veröffentlichungspolitik, nahezu alle Songs im Laufe eines halben Jahres rauszukloppen. Er begründete das in nem Legacy-Interview damit, dass die allgemeine Aufmerksamkeitsspanne ja mittlerweile niedriger sei. Hat mich ziemlich geärgert (s.o.), aber ich muss den genauen Wortlaut nochmal raussuchen.
 
Vielleicht kommt das im Text im Legacy (ich habe das Interview geführt/Story geschrieben) auch etwas zu falsch bzw. scharf rüber, wenn Du das so stark deutest. Dolk ging es meines Erachtens (es war ja wirklich ein Gespräch, kein Mailer) darum, dass die Band mit dieser Art hofft, jedem Song an sich genüge zu tun. Sprich: Wenn Du zwei Singles veröffentlichst, ist logisch und ja auch beabsichtigt, dass viele sich auf diese Songs konzentrieren und auch "medial" über diese zwei Songs geschrieben und diskutiert wird. Sie wollten stattdessen versuchen, jeden Song als eigene Veröffentlichung zu setzen und es so schaffen, dass nicht nur Singles Aufmerksamkeit bekommen. Das war aber nicht auf deren Fan-Basis bezogen, sondern allgemein auf Musik-Konsument*innen und die Frage, wie man Hörer*innen an sich heute noch erreicht.
 
Ja, aber deren Fanbasis bzw. die "Metalszene im Allgemeinen" lassen sich - wenn überhaupt - wohl eher geringfügig nach dem allgemeinen Konsumverhalten einschätzen - und genau das ist doch der Punkt, den @SirMetalhead ansprach. Natürlich wird's auch in "unserer Szene" Menschen geben, denen Singles genügen, aber ich bin mir, auch wenn ich natürlich keine aussagekräftige Statistik dazu zur Hand habe, doch sehr sicher, dass ein nicht unerheblicher Teil besagter "Metalszene im Allgemeinen" immer noch Alben präferiert. Wenn Dolk irgendwelche Hiphop- oder Pop-Fans, bei denen die Singlepraktik sicherlich Usus ist, bekehren will, bitteschön, aber dann soll er das gerne auch so sagen und keinen Unsinn über das Konsumverhalten einer Szene erzählen, die u.A. auch ihm und seiner Band seit Jahrzehnten die Stange hält. Zumal Kampfar-Fans u.A. schon mal stolze sieben Jahre zwischen "Fra underverdenen" und "Kvass" gewartet haben und eben nicht abgesprungen sind, wie das in anderen Genres möglicherweise üblich ist. Ich bin ja beileibe niemand, der sich gegen Progressivität stellt, aber man muss sich nicht kleiner machen als man ist und dementsprechend auch nicht jeden Scheiß mitmachen, den die Musikgroßindustrie vorgetanzt hat. Zumal ich persönlich den Eindruck habe, dass dieses Single-Game die Aufmerksamkeitsspanne eher schmälert.
 
Verstehe ich ehrlich gesagt nicht. Ich weiß auch nicht, was die Musikgroßindustrie (was soll das sein? Indie?) davon haben soll, dass KAMPFAR schon sehr früh, ohne Pre-Order-Möglichkeit Singles vom Album veröffentlicht haben. Also inwiefern das mehr Gewinn oder was auch immer bringen soll?
 
Naja, wenn Du schreibst: "... auch nicht jeden Scheiß mitmachen, den die Musikgroßindustrie vorgetanzt hat." dann möchte ich schon verstehen, warum die Musikgroßindustrie (?) angeblich vortanzen soll, dass es sinnvoll ist, sehr früh damit anzufangen, ein Album als Single zu veröffentlichen (ohne Pre-Order-Möglichkeit). Und das musst ja Du erklären, nicht Dolk.

Ich habe auch keine Ahnung, was ein Großteil der Fan-Gemeinschaft tut, ehrlich gesagt. Ich bin KAMPFAR-Fan und habe mir einfach die Vinyl-Scheibe vorbestellt, als es diese gab.
 
Hä? Was gibt's da denn zu erklären? Er hat doch den Weg gewählt und damit argumentiert bzw. den HörerInnen unterstellt, ihre Aufmerksamkeitsspanne zu sei gering für ganze Alben, weswegen man sich für den Single-Weg entschieden habe. Vielleicht solltest du einfach nochmal meinen Beitrag lesen, denn da ist relativ genau beschrieben, was mit "Musikgroßindustrie" gemeint ist und in welchen Genres dieses Spielchen längst üblich ist. Ich habe hier nur mein Unverständnis darüber geäußert, dass er seine bzw. Metalfans im Allgemeinen offensichtlich ähnlich einschätzt.
 
Danke für die Einordnung @Jan Casaryk. Wenns ok ist, würde ich die entsprechenden 2-3 Sätze hier zitieren, damit wir vielleicht ne Grundlage haben, das einzuordnen. Inwieweit das ein Vorschlag vom Label war, ergibt sich in diesem Kontext leider nicht. Der Text deutet eher an, dass die Idee von der Band ausging, so schätze ich sie eigentlich auch ein - also groß genug, um sich nicht von Verträgen zu Praktiken zwingen lassen zu müssen, die ihnen widerstreben. Und das hatte mich eben auch stutzig gemacht, denn es scheint mir nicht so recht zum Image der Band zu passen.

Edit: Die Hauptaussage, um die es mir geht, stammt übrigens von Ole, nicht von Dolk - mein Fehler.
 
Auszug zur Frage, wieso in regelmäßigen Abständen einzelne Singles ausgekoppelt wurden und so den Fokus auf individuelle Tracks und nicht das Album in seiner Gänze zu richten:
Legacy #141 schrieb:
"Nun, dahinter steckt ein recht selbstsüchtiger Grund", lacht Ole. "Früher haben Menschen mehr Zeit und Wille investiert, wenn sie eine Band oder ein Album angecheckt haben. Man hat sich das Cover angeschaut, man hat die Scheibe komplett durchgehröt und so weiter. [...] Heutzutage hört man alles Mögliche für ein paar Sekunden und dann ist es wieder weg. Als Musiker ist das nervig, weil wir sehr viel Zeit und Energie in jeden Song investieren. Aber das interessiert nicht. Deshalb wollten wir nun versuchen, die Leute zu zwingen, sich mit jedem Stück zu beschäftigen. Schlussendlich wird das Album auch als Ganzes Sinn machen und die Fans können es dann auch zusammenhängend hören, aber zunächst soll es um die individuellen Kompositionen gehen, und diese sollen Aufmerksamkeit erhalten. Wenn man nur zwei Singles veröffentlicht und dann die restliche Scheibe raushaut, dann bemerken viele Menschen die restlcihen Stücke gar nicht mehr.

Puh, jetzt wo ich es nochmal lese, kommt es mir noch arroganter vor als beim ersten Mal. Kann natürlich gut sein, dass es beim Gespräch anders gemeint war, aber was er von seiner Zielgruppe so annimmt, will mir nicht wirklich zu dem passen, wie ich die Band bisher wahrgenommen und geschätzt habe.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das ist ne ganz schön grobe Fehleinschätzung und Pauschalisierung. Haut einfach geile Songs auf ein Album und die einzelnen Songs erhalten die Aufmerksamkeit, die ihnen gebürt unabhängig davon, ob der Song mal als Single veröffentlicht wurde oder nicht. Die Aussage, die allgemeine Aufmerksamkeitsspanne sei merklich gesunken ... ganz ehrlich ... das wird schon stimmen. Das wird zwangsläufig im Durchschnitt damit einhergehen, dass es heut zu Tage wesentlich leichter ist an Musik zu kommen, denn daraus ergibt sich, dass man weniger Aufwand betrieben hat einen Tonträger zu bekommen und damit einhergehend, geht manch ein Konsument möglicherweise weniger ... enthusiastisch an den Inhalt ran, das heißt, auf Grundlage dessen muss der Interpret vielleicht heut zu Tage mehr leisten um den übersättigten Konsumenten zu überzeugen und seine Aufmerksamkeit auf das Produkt zu fixieren. Aber das erreicht man nur dadurch, in dem man ein geiles "bemekenswertes", "herausragendes" Produkt liefert und nicht über so eine zerstückelte Veröffentlichungspolitik.
 
Finde ich jetzt nicht arrogant oder anmaßend, denn warum sollte man sich angesprochen fühlen, wenn man es selber anders handhabt. Da steht ja nirgendwo, dass es nicht auch andere Menschen gibt. Er unterscheidet ja auch zwischen "Leuten, die mal anchecken" einerseits und "Fans, die es zusammenhängend hören wollen".

Ich kann mir auf der anderen Seite durchaus vorstellen, dass es viele Leute gibt, die so funktionieren. Ich dissentiere eher in dem Punkt, wo er meint, dass das früher anders gewesen wäre. Wie viele Leute kennen denn aus den 80ern und 90ern von den Alben nur die Hitsingles, die auf MTV als Videoclip gelaufen sind? Oder wenigstens jene zigmal besser als alle anderen Songs der Alben, wenn man sie doch gekauft hat.

Für mich ändert das, was Kampfar da gemacht hat, irgendwie unterm Strich gar nichts, denn für mich existiert ein Album eh immer erst dann, wenn ich es physisch in Händen halte. Aber wenn sie meinen, dass die Streaming-Generation eher alle Songs zur Kenntnis nimmt, wenn sie quasi das ganze Album häppchenweise als 7 Singles serviert bekommt, mein Gott, sollen sie schauen, ob's ihnen was bringt.
 
Für mich ändert das, was Kampfar da gemacht hat, irgendwie unterm Strich gar nichts, denn für mich existiert ein Album eh immer erst dann, wenn ich es physisch in Händen halte. Aber wenn sie meinen, dass die Streaming-Generation eher alle Songs zur Kenntnis nimmt, wenn sie quasi das ganze Album häppchenweise als 7 Singles serviert bekommt, mein Gott, sollen sie schauen, ob's ihnen was bringt.
Da geh ich mit. Ich urteile deshalb nicht anders über das Album, nur weil die Band sich nicht so verhält als ich das erwarte. Hab mir deshalb auch die ganzen Vorabtracks gekniffen und auf das Album gewartet. Aber ich teile auch den Punkt von @Paynajaynen dahingehend, dass man von Kampfar jetzt nicht m nicht gerade jährlich mit neuem Material verwöhnt wird und man Neues deshalb zeitlich möglichst strategisch optimal verteilen müsste.
Ich glaube, wenn die Antwort auf die Frage einfach nur "damit möchten wir auch neue Hörer erreichen" gewesen wäre, hätt ich mich zu keiner Sekunde dran gestört. So hab ich mich eben schon ein wenig angesprochen gefühlt, aber ich würde mir schon gerne selbst einteilen dürfen, was ich wann und wie intensiv höre.
 
Darfst du ja trotzdem, und hast du ja auch so gemacht.
;)

Ich hab nur mal eben in mich selbst hinein gehört, und muss sagen, dass ich für mich schon auch sagen kann, dass ich von jenen alten Klassikerbands, die jetzt nicht meine absoluten Faves sind, schon auch ein bisschen diesen Makel habe, dass ich die ein bis drei Vorabsingles viel besser kenne als den jeweiligen Rest des Albums, selbst wenn ich es mir irgendwann doch gekauft habe. Beispielsweise von der "Trash" von Alice Cooper kenne ich "Poison" und "House Of Fire" viel besser als den Rest der Scheibe. Wobei das auf der anderen Seite auch zeigt, dass die Taktik nicht unbedingt aufgehen muss, denn Cooper hat von dem Album mit "Bed Of Nails" und "Only My Heart Talkin'" noch zwei weitere Singles ausgekoppelt, und die sind mir auch nicht so präsent wie die anderen beiden.

Egal. Hast schon recht, klingt ein bisschen schräg, aber jo... am Ende haben sie sich wohl gedacht, dass sie einfach nach und nach das Ding anteasern, um langfristig in den News zu bleiben, bis das Album kommt. Da ich den News Circuit nicht so intensiv verfolge, habe ich mich jetzt nicht massiv auf die Folter gespannt gefühlt, aber ich kann schon verstehen, wenn da jemand sagt: "Macht mal hinne, wenn es schon fertig ist!"
 
Ich hab ins Album in Gänze reingehört, ohne eine Vorabsingle gehört zu haben und muss sagen, ich finde es im Gesamten einfach total langweilig und mittelklassig. Vielleicht hat man sich auch deswegen für die Veröffentlichungspolitik entschieden, um über die Ideenlosigkeit hingwegzutäuschen. Man merkt als Musiker doch ob etwas ein Banger ist oder nicht. Zumindest ging es mir immer so, wenn was im Proberaum schon geknallt hat, hat das später auf der Bühne oder aufm Schellack auch funktioniert. Und wenn einem dann klar wird, dass man irgendwie nicht abliefert, dann tweakt man halt ein bisschen und veröffentlicht die Songs alle einzeln. Ich find die Argumentation irgendwie lahm, obwohl ich mich der Meinung der verkürzten Aufmerksamkeitsspanne absolut anschließe, ich weiß nur nicht unbedint ob das unbedingt etwas schlechtes sein muss. Glaube das ist einfach konservatives Denken.
 
Puh, jetzt wo ich es nochmal lese, kommt es mir noch arroganter vor als beim ersten Mal. Kann natürlich gut sein, dass es beim Gespräch anders gemeint war, aber was er von seiner Zielgruppe so annimmt, will mir nicht wirklich zu dem passen, wie ich die Band bisher wahrgenommen und geschätzt habe.

Ich habe mir die Tonaufnahme heute morgen noch einmal angehört und auch in mich reingehorcht, was es auslöst. Dabei habe ich zwei Sachen festgestellt:

a) Ich glaube, dass im Interview bzw. während dieser Stellen eine gewisse Grundenttäuschung darüber zum Ausdruck kommt, dass Bands, gerade medial, und deren neue Veröffentlichung oftmals auf ein paar Songs reduziert werden. Das ist manchmal auch in Interviews der Fall, wenn man z.B. auch explizit fragt, warum gerade jener Song veröffentlicht wird und warum jener nicht. Auch zeigt es sich natürlich via Spotify und Ähnlichem für Musiker immer deutlicher, dass durch Single-Auskoppelungen gewisse Songs einfach mehr gehört werden als andere, die nicht ausgekoppelt wurden (das war auch Teil des Gesprächs/Interviews). Auch gibt es natürlich eine gewisse Bandbreite an Metal-Fans, die zwar zu KAMPFAR Konzerten und Festival-Auftritten gehen, aber tatsächlich nur die paar Songs kennen, die "man halt kennt". Insofern ist man als Band ja schon auch mit dieser Zielgruppe konfrontiert.

b) Ich vermute, die Stelle löst in mir keine Wut aus, weil ich mich selbst ertappt fühle. Tatsächlich lässt auch meine Aufmerksamkeitsspanne nach, was Musik betrifft und ich muss mich gezielt dazu bringen, mich auch in Songs von Bands reinzuarbeiten, die nicht gleich zünden oder die ich nicht "serviert" bekomme. Das hat unterschiedliche Gründe, denke ich. Bei mir hat die KAMPFAR-Logik zumindest insofern funktioniert, als ich mir für das Interview alle einzelnen Songs genauer angehört und auch angeschaut (visuelle Darstellung durch die Single-Cover und so weiter) habe als wenn ich sie "nur" in einem Albumkontext vorgesetzt bekomme.

Ich weiß nicht, ob das GEGEN mich oder FÜR Kampfar spricht. Ich habe nur versucht ein bisschen zu beschreiben, was in mir vorgegangen ist.
 
Mir hat das neue Album ziemlich gut gefallen. Angefangen beim gelungenen Cover-Artwork, über die Atmosphäre und auch genug Aggression war vorhanden. Kampfar haben mir immer gefallen, trotzdem habe ich mich zu wenig mit der Band beschäftigt. Nun will ich mir die Diskografie nochmal richtig erarbeiten (nicht zwingen chronologisch). In welcher Reihenfolge würdet ihr euch durchhören?
 
Mir hat das neue Album ziemlich gut gefallen. Angefangen beim gelungenen Cover-Artwork, über die Atmosphäre und auch genug Aggression war vorhanden. Kampfar haben mir immer gefallen, trotzdem habe ich mich zu wenig mit der Band beschäftigt. Nun will ich mir die Diskografie nochmal richtig erarbeiten (nicht zwingen chronologisch). In welcher Reihenfolge würdet ihr euch durchhören?

Bei Kampfar empfiehlt es sich durchaus, chronologisch vorzugehen. Kontinuierliche Weiterentwicklung, keine Gurken zwischendrin. Viel Spaß, lohnt sich hart!
 
Bei Kampfar empfiehlt es sich durchaus, chronologisch vorzugehen. Kontinuierliche Weiterentwicklung, keine Gurken zwischendrin. Viel Spaß, lohnt sich hart!

Das mache ich. Ich habe die Diskografie nie chronologisch gehört und das ein oder andere Album noch gar nicht gehört. Ich denke bei Kampfar lohnt es sich die Zeit zu investieren. Daher vertraue ich auf dein Urteil und hoffe auf keine Gurken ;-).
 
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