Klassische Musik - von Bach bis Beethoven, von Mussorgsky bis Ravel

Die Bandbreite scheint ja unendlich zu sein.
Es ist frustrierend endlos :D Ich zolle jedem, der da halbwegs sattelfest unterwegs ist, meinen Respekt. Da von der Oberfläche mal ein wenig weg zu kommen, kann man im Grude nur durch ganz konkrete Vertiefung einzelner Teilbereiche erreichen. Ich seh das aber auch weniger verbissen und genieße halt die Glückstreffer, auf die ich bisher so gestoßen bin.

Ein schöner und motivierender Gedanke: Mit einer hohen Wahrscheinlichkeit ist da draußen irgendwo genau die Spielart und Instrumenation, die exakt auf deinen Geschmack trifft. Die Kunst ist nur, die auch zu finden. Youtube hat da in den letzten 20 Jahren enorme Arbeit geleistet, es sind so viele gute und auch vollständige Aufnahmen dazugekommen, in der Regel auch super dokumentiert, also von wann aufgenommen, von wem eingespielt, dirigiert usw. Und das ist ja im Grunde nur die Spitze des Eisbergs.
 
Es ist frustrierend endlos :D Ich zolle jedem, der da halbwegs sattelfest unterwegs ist, meinen Respekt. Da von der Oberfläche mal ein wenig weg zu kommen, kann man im Grude nur durch ganz konkrete Vertiefung einzelner Teilbereiche erreichen. Ich seh das aber auch weniger verbissen und genieße halt die Glückstreffer, auf die ich bisher so gestoßen bin.

Ein schöner und motivierender Gedanke: Mit einer hohen Wahrscheinlichkeit ist da draußen irgendwo genau die Spielart und Instrumenation, die exakt auf deinen Geschmack trifft. Die Kunst ist nur, die auch zu finden. Youtube hat da in den letzten 20 Jahren enorme Arbeit geleistet, es sind so viele gute und auch vollständige Aufnahmen dazugekommen, in der Regel auch super dokumentiert, also von wann aufgenommen, von wem eingespielt, dirigiert usw. Und das ist ja im Grunde nur die Spitze des Eisbergs.
Ich sehe das auch entspannt. Ich freue mich, wenn ich durch Ratschläge oder Zufall etwas finde, was mir gefällt. Es geht mir nicht darum, eine Sammlung aufzubauen. Ich bin aber generell niemand, der von jeder Band jedes Album braucht.
 
Schöner Thread. Ich kenne zwar bisher nur den Ring der Nibelungen und Lohengrin von Wagner und vor kurzem habe ich mir eine CD-Box mit Symphonien von Beethoven gekauft, die ich mir jetzt nach und nach erschließe, aber als Kontrast zum Metal und zum Entspannen höre ich klassische Musik mittlerweile sehr gerne. Dazu gekommen bin ich dadurch, dass meine Frau vor einiger Zeit angefangen hat, abends zum Einschlafen NDR Kultur zu hören.
Ich muss mich korrigieren. Von Wagner kenne ich Den Ring der Nibelungen und Tannhäuser.
 
Meine erste bewusst aufgelegte Platte, die in die Richtung klassische Musik ging, war wohl mit 15 Jahren "Sarabande" von Jon Lord (selbst gekauft). Danach dann Spätromantiker, wie Marschner, Bruckner, Brahms und was meine Oma sonst so in der Sammlung hatte. Hin und wieder natürlich die Klassiker, die jede*r so mal nebenbei hört.
Nachdem ich Schönberg und die Zweite Wiener Schule irgendwann halbwegs verstanden habe (durch die Texte des Musikwissenschaftlers, Komponisten, etc etc Theodor W. Adorno), sind mir die meisten Komponisten, die sich an der Dur/Moll Tonalität orientieren ziemlich madig geworden (was m.W. alle vor 1900 sind), vorallem aber die ganze religiöse Thematik und der stände Versuch, "gottgefällige" Musik zu schreiben. Wenn ich "Klassik" höre, dann Schönberg, Anton Webern und Alban Berg oder hin und wieder auch noch Schostakovitsch und was spätes von Gustav Mahler.
Große Symphonien hör ich aber kaum noch, wenn dann eher Kammermusik (4 Streicher, oder sowas).
Wenn ich selbst Klavier spiele, ist es aber meist Beethoven, Schubert und Schumann. Da merk ich wenigstens, wenn ich was falsch mache. ;-)
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke für den interessanten Standpunkt und Erfahrung, ich lese sowas gerne, mehrmals. Der allerletzte Abschnitt trifft hier auch zu, wenn auch eher des Genusses wegen.

In meinen Augen bzw. Ohren ist diese ganze 12-Tonnen-Noten Musik eine interessante und spannende Studie. Ich glaube nicht, die ganze Theorie dahinter wirklich "verstanden" zu haben, aber das was ich als Musiker sehe und höre, reicht mir durchaus, um eine persönliche Einschätzung davon zu konstruieren.

Die Frage ist doch nach wie vor, warum machen/hören wir Musik? Was berührt uns, was bringt uns zum Weinen, zum Lachen, wie viel Kopf ist da nötig und wie viel von dem etwas Anderem, das nur schwer in Worte zu fassen ist?

Den Begriff 'gottgefällig' kann ich irgendwo nachvollziehen, doch ohne eine breite Zustimmung. Zeitgenössisch betrachtet ist es natürlich klar, dass im 18. Jhd. die Uhr des Kirchenturms überwiegend einen anderen Standpunkt als heute hatte und man die Musik auch aus dem Zwang der Zentralisierung des Besonderen vor und in der Kirche hoch lobte, doch kann ich hier nicht mitgehen und keiner Theorie zustimmen, nach der die expliziten, guten Werke nur aus einem bestimmten, religiösen Grund so gut geworden sind.

Ohne die eh bekannten Namen aufzuzählen, natürlich haben einige Komponisten eng mit der Kirche verknüpft und dem jeweiligen religiösen 'Zustand' zusammengewirkt, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass die meisten Werke von Barock bis Spätromantik, ohne einen im Vergleich zu heute stärkeren Bezug zur Religion, im Endeffekt sehr viel anders ausgefallen wären. Ein Paar vielleicht, die wirklich Programmmusik für die Propheten waren, aber der Komponist komponiert nicht dermaßen verrenkt, wenn er ganze Zeit an Gott denkt. Kann ich mir nicht vorstellen. Die Goldberg Variationen von Bach gehen ohne Gott, jedoch nicht ohne Genius.

Ich kenne mich mit 12-T. nicht gut aus, aber ich bezweifle sehr, dass ich dort vergleichbare Emotionen finden werde, die ich z.B. bei Nocturnen von Chopin, der siebten Ludwig Sinfonie, der Winterreise (man kann sie nicht oft genug hervorheben) von Schubert und so unglaublich vielen anderen erleben werde. Dennoch lasse ich mich gerne mit konkreten Beispielen vom Gegenteil überzeugen. :)
 
Ich bin ja sonst nicht so für Gesang bei Klassik. Aber habts mich schon neugierig gemacht mit eurer "Winterreise".
Welche Version auf YT würden die Kenner denn hier mal empfehlen?
 
Ich kenne einige Interpretationen, aber mein Favorit wird wohl für immer die alte Aufnahme von Richter und Schreier bleiben. Zum einen empfinde ich den ersten als einen der besten Schubert Interpreten am Klavier, zum anderen ist die Stimme des zweiten etwas ganz besonderes, bei seinem rrrrrrollenden R schmelze ich einfach nur dahin...

Probier das mal, wenn du magst:
 
Ich bin ja sonst nicht so für Gesang bei Klassik. Aber habts mich schon neugierig gemacht mit eurer "Winterreise".
Welche Version auf YT würden die Kenner denn hier mal empfehlen?
Oh je, die Winterreise ist der vermutlich berühmteste Liederzyklus überhaupt und Aufnahmen davon gibt es wie Sand am Meer. Allein von Dietrich Fischer-Dieskau, dem wohl prominentesten Liedsänger in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, gibt es 10 (in Worten: zehn) Aufnahmen, die über einen Zeitraum von mehr als 40 Jahren entstanden sind. Hier mal eine aus seinen jüngeren Jahren (von 1962):


Manche halten Fischer-Dieskau vor allem bei seinen späteren Aufnahmen für zu manieriert; dann kann man zum Beispiel auf den hier schon erwähnten Thomas Quasthoff ausweichen (mit dem hab ich das Werk mal live gehört, das war schon ziemlich beeindruckend).

Mein persönlicher Tipp wäre aber Christian Gerhaher, bei dem ich immer das Gefühl habe, dass er noch ein bisschen tiefer gräbt und noch ein bisschen mehr aus den Stücken rausholt als die Konkurrenz:

https://www.youtube.com/watch?v=zM1F0A9aeT4
 
Die Frage ist doch nach wie vor, warum machen/hören wir Musik? Was berührt uns, was bringt uns zum Weinen, zum Lachen, wie viel Kopf ist da nötig und wie viel von dem etwas Anderem, das nur schwer in Worte zu fassen ist?
Das ist richtig. Hierzu kann ich Adornos Hörtypologie empfehlen: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Hörtypologie#Theodor_W._Adorno_(1962) (vorsicht, Adorno war Jazz-Feind)
Je nach Vorbildung und Zeit, die man sich zum hören nimmt, hat man unterschiedliche Eindrücke der Musik. Wenn man viel Musik spielt oder neue bewusst hört, aber keine großen Kenntnisse in Musiktheorie hat, weiß man beim Jammen oder Komponieren aber trotzdem, was jetzt kommen kann/sollte (was bei Adorno nicht unbedingt steht).
Bei herkömmlicher klassischer Musik passiert es mir immer seltener, dass ich auflache und mir denke: "Gelungene Wendung, damit hätte ich nicht gerechnet."

Den Begriff 'gottgefällig' kann ich irgendwo nachvollziehen, doch ohne eine breite Zustimmung. Zeitgenössisch betrachtet ist es natürlich klar, dass im 18. Jhd. die Uhr des Kirchenturms überwiegend einen anderen Standpunkt als heute hatte und man die Musik auch aus dem Zwang der Zentralisierung des Besonderen vor und in der Kirche hoch lobte, doch kann ich hier nicht mitgehen und keiner Theorie zustimmen, nach der die expliziten, guten Werke nur aus einem bestimmten, religiösen Grund so gut geworden sind.
Naja, Komponisten des 18. Jahrhunderts waren meist an irgendwelchen Höfen oder gleich in Kirchen beschäftigt. Ihre Musik war damit nicht nur davon abhängig, ob sie "gottgefällig" war, sondern auch dem Adel gefällig. Mit "gottgefällig" meine ich, dass es eben bestimmte Konventionen gab, nach denen Musik zu wirken habe: nicht die "falschen" Skalen verwenden, Dissonanzen sollen aufgelöst werden, der Generalbass bestimmt welche Noten gespielt werden, etc.; noch dazu kam, dass jeder Komponist zumindest hin und wieder ein neues Stück für die Orgel in der Kirche schreiben sollte, oft mit Text (Bergpredigt vertonen, etc.). Das prägt natürlich. Solange Komponisten nicht ständig frei sind, zu schreiben was immer sie und ihre Freund*innen wollen, ist da immer dieser kleine Fürst oder ein Pfaffe im Nacken.
Gut, du hast Bachs Goldbergvariationen genannt: es gab hin und wieder auch bürgerliche Auftraggeber, aber auch die hatten die Hörgewohnheiten ihrer Epoche. Die für Bürger zugänglichen Opern kamen ja erst gegen Ende des 18. Jhds, also eher nach Bach.
Komponisten, die für das Bürgertum komponierten gabs erst im 19. Jahrhundert. Wer dann noch kirchliches Zeug komponierte, sich also einer Kirche anbiederte machte das aus eigenem Antrieb (das sind mir persönlich die lästigsten, aber ich habs nicht so mit der Kirche).
Klerus und Adel als Auftraggeber wurden mit dem Wechsel zum 19. Jahrhundet vom Markt abgelöst (in manchen Staaten kamen noch (Drohungen der) Berufsverbote hinzu; siehe die Zweite Wiener Schule während des NS oder Schostakovitsch und Prokofjew unter Stalin). In Zeiten, in denen Käufer*innen lust auf was neues haben, fördert das natürlich die Kreativität. In anderen Zeiten ist alles was komponiert wird derselbe brei.

Ich kenne mich mit 12-T. nicht gut aus, aber ich bezweifle sehr, dass ich dort vergleichbare Emotionen finden werde, die ich z.B. bei Nocturnen von Chopin, der siebten Ludwig Sinfonie, der Winterreise (man kann sie nicht oft genug hervorheben) von Schubert und so unglaublich vielen anderen erleben werde. Dennoch lasse ich mich gerne mit konkreten Beispielen vom Gegenteil überzeugen. :)
Das ist schwer zu vergleichen. Vielleicht den Op. 11 von Schönberg (3 Klavierstücke) aus der atonalen Periode und Op. 42 (Klavierkonzert) aus der zwölftonigen Periode (für beide gibts Aufnahmen von Glenn Gould). Und Gustav Mahlers 9. Symphonie (im Grunde auch atonal).
 
Danke dir den Link, liest sich spannend, werde ich mir genauer anschauen. Adorno ist natürlich ein Begriff, wobei ich noch kaum was vollständiges von ihm gelesen habe. Die Dialektik starrt mich dauernd an aus dem Bücherregal, doch fehlen dazu aktuell schlichtweg die nötigen Kapazitäten.

Bezüglich der Gottgefälligkeit, weiß nicht, dann müsste ich alles Werk und Schaffen der alten Hasen als etwas Limitiertes hören und da geh ich nicht mit. Wenn man auch teilweise bestimmte "Gesetze" einhalten musste, im offiziellen Rahmen versteht sich, so seh ich das einfach als eine geschichtliche Gegebenheit. Ich meine, auch ohne einen Tritonus oder Dissonanzen zu verwenden, konnte man geniale, alles überdauernde Musik erschaffen. Und lange nicht jede Partitur wurde für Adel, Kirche oder anderen Anlass geschrieben, auch Komponisten waren "fast" normale Menschen und komponierten für sich oder Freunde etc., ohne dass ein big brother sie kontrollierte.

Was die Wendungen und Überraschungen in der üblichen klassischen Musik angeht, gebe ich dir schon teilweise Recht, aber eben weil es nicht allzu viele Wegbereiter waren, dafür umso mehr Nachahmer. Unzählige Komponisten, viel Verstand, kaum neue, eigne Ideen, fast kein Risiko. Dennoch gab es genug Innovation und ich höre das 18.-19. Jhd. eher mit nostalgischen, "romantischen" Ohren, weniger mit analytischen und nach Offenbarung suchenden. Aber auch selbst sowas wie zB das erste Cembalo Konzert von Bach bietet mir ausgesprochen viele tonale und rhythmische Wendungen, Virtuosität, große Melodien etc., da hat der musikgeschichtliche Hintergrund, mit womöglichen Regeln und Vorgaben, eine kaum große Gewichtung.

In die Musiktipps höre ich demnächst rein, schon allein wegen GG. Bin gespannt.
 
Das Klavierkonzert packt mich, muss ich sagen, wenn auch weniger auf der Gefühlsebene, eher durch die fremde, neuartige und interessante Art, sich Musik begreiflich zu machen bzw. den Genuss zu erarbeiten. Im Endeffekt konnte ich einige Takte tatsächlich gut nachvollziehen, vielleicht bilde ich mir das aber auch nur ein :D
 
Frage in die Runde:
Ich suche noch eine Aufnahme von Wagners „Ring der Nibelungen“ ohne Gesang auf CD.
Auf Amazone habe ich bisher nur Versionen mit Gesang gefunden.
 
Frage in die Runde:
Ich suche noch eine Aufnahme von Wagners „Ring der Nibelungen“ ohne Gesang auf CD.
Auf Amazone habe ich bisher nur Versionen mit Gesang gefunden.
Den kompletten Ring wirst Du nicht ohne Gesang bekommen.
Ich hab "Der Ring ohne Worte", eine Einspielung der orchestralen Passagen aller 4 Ring-Opern als ein zusammenhängendes Werk in chronologischer Reihenfolge. Gibts bei Amazon für kleines Geld. Ich finde die zumindest als Einstieg richtig gut.

https://www.amazon.de/Ring-ohne-Wor...368&sprefix=wagner+der+ring+ohn,aps,88&sr=8-4

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Den kompletten Ring wirst Du nicht ohne Gesang bekommen.
Ich hab "Der Ring ohne Worte", eine Einspielung der orchestralen Passagen aller 4 Ring-Opern als ein zusammenhängendes Werk in chronologischer Reihenfolge. Gibts bei Amazon für kleines Geld. Ich finde die zumindest als Einstieg richtig gut.
Genau die Aufnahme hab ich auch und was deutlich besseres wird man bei einem orchestralen "Ring"-Auszug kaum bekommen. Die Berliner Philharmoniker sind top und der Sound ist wie bei Telarc üblich erste Sahne. Mit dem Ding macht man also definitiv nix falsch.
 
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