und das Vorgehen dieser Frau Alena oder wie sie heisst und die After-Aftershowparty hinter gesicherten Türen sind auch normal? Ich weiss es wirklich nicht.
Danke fuer deine Beitraege, denn sie spiegeln genau mein Unbehagen wider, das gerade taeglich waechst. Jetzt haben wir mal einen sehr öffentlichen, fast jedem bekannten Fall von sexualisiertem Machtmissbrauch im Umgang eines mächtigen Mannes mit sehr jungen und damit ihm deutlich unterlegenen Frauen, die nun sein Verhalten und das seiner HelferInnen kritisieren - und es wird so gut wie ueberall vermieden, darueber zu diskutieren, was davon wir als Gesellschaft als "normal" ansehen wollen und was wir vielleicht gerne aendern moechten an der Sichtweise dieses Themas. Und zwar ganz grundsaetzlich, unabhaengig vom Fall Lindemann, dieser koennte rein als Katalysator dienen. Ich verstehe nicht, wieso diese Diskussion nicht stattfindet, aber ich habe einen Verdacht...
Wir als Gesellschaft (nein, natuerlich nicht das DFF, aber es ist ja immerhin auch ein Teil davon) haetten gerade die Moeglichkeit, in diesem Zusammenhang so viele Themen anzusprechen, die wirklich draengend sind: tagtaegliche sexualisierte Uebergriffe, denen Frauen ausgesetzt sind, von Catcalling ueber Dickpics zu psychischer und körperlicher Gewalt. Alltaegliche taetliche Angriffe auf Frauen und ihr tatsaechliches Ausmass bis hin zum Femizid. Diese staendige Wiederholung der Taeter-Opfer-Umkehr im Sinne von "wer mit so nem kurzen Rock rausgeht...", die Gewaltopfer noch weiter stigmatisiert. Ueberhaupt die ganz "normale" Lebensrealitaet von Frauen, die grundsaetzlich von Angst, Scham und Vorsicht bestimmt ist (von Ungleichheit will ich gar nicht erst anfangen) - ich habe immer mehr den Eindruck, das koennen ganz viele Maenner ueberhaupt nicht nachvollziehen, sich da nicht eindenken. Weil sie sowas (wie Diskriminierung) gar nicht kennen, nie erleben. Das ist offenbar alles so "normal", dass kaum einer je darueber nachdenkt oder spricht, und genau dadurch wird sexualisierte Gewalt gegen Frauen normalisiert. Sie ist ein normaler Bestandteil eines Frauenlebens, jedes Frauenlebens - im Patriarchat, dort, wo Maenner das Sagen haben. Und die Macht haben, und damit auch die Macht, solche Themen eben nicht zu diskutieren. Obwohl die Haelfte der Gasellschaft davon betroffen ist. Ganze 50% !!!
Das macht mich gerade fertig. Denn jetzt waere die ideale Gelegenheit, mal den Frauen zuzuhoeren, sich in sie hineinzuversetzen, ihre Aengste und Noete ernst zu nehmen, denn jetzt sprechen sie endlich mal, jetzt trauen sie sich, den Mund aufzumachen, weil eine extrem mutig vorausgegangen ist. Was passiert stattdessen? Sogar manche Frauen sehen nicht die jungen Frauen der Sexparties als Opfer, sondern den verleumdeten Rockstar und seine Band, diese muessen unterstuetzt und verteidigt werden. #Istandwithrammstein, #justiceforrammstein. Warum nicht #istandwithwomen?
Vielleicht weil damit die eigene Weltsicht, die solche Uebergriffe als "normal" ansieht, infrage gestellt werden muesste? Weil sich dadurch mal wirklich etwas veraendern wuerde? Weil der eine oder andere gar Angst vor dem Verlust von Privilegien hat?
Stattdessen gilt, um wieder zum Thema zuruekczukommen: ist halt Rock'n'Roll. Nein, ist es nicht. Groupies wissen, was sie wollen oder worauf sie sich einlassen. Frauen nach Bildern auszuwaehlen fuer Blowjobs oder mehr reduziert sie zum Objekt, zum Koerper allein - das kann man machen, das passiert auf Sexportalen , in Pornos wie in der Prostitution auch staendig, aber wollen wir das "normal" finden? Oder wollen wir einen empathischen Umgang miteinander leben?
Mir gehts nicht um Schuldfragen, mir gehts um Machtfragen. Wenn Lindemanns Anwaelte nun die Anklaegerinnen unter Druck setzen, bedrohen, sind das pure "normale" Machspiele: "Willst du dich wirklich mit uns anlegen? Wir machen dich doch mit links fertig, zieheh dich durch den Dreck, denk an Jonny Depp!" Wie unglaublich mutig diese jungen Frauen sind, sich dagegen zu stellen! Sie zweifeln gerade die patriarchalen Strukturen an und fordern sie sogar heraus. Vielleicht bringen sie sie damit endlich sogar zum Broeckeln... Da waere es doch das Mindeste, ihne. zu applaudieren - oder nicht?