SOEN - Memorial (01.09.23)

Das verstehe ich nicht ...
Beim durchschnittlichen Siegerländer ist anerkennendes Kopfnicken in der Regel die maximale Gefühlsregung, eigentlich fast schon zu viel. Der Sauerländer hat da schon einen besseren Ruf, kann im Mittel sicher auch besser feiern, ist dem Siegerländer aber näher, als er es wahrhaben will.

Oder nochmal in kurz: Siegerländer = stur und protestantisch; Sauerländer = stur und katholisch. :)
 
Euroblast-Line-Up 2024?
  • SOEN
  • Leprous (immer wieder, auch an 3 Abenden, mir Wurst)
  • Molybaron
  • Haken
  • TessaracT
  • (District 97)
  • ....tbc.
...man wird ja träumen dürfen....
Zumindest die Terminierung ist schon einmal ein Traum: 03.-05. Oktober (Do-Sa); da könnte man ja fast auf die Idee kommen, sich - entsprechend starkes Line-Up vorausgesetzt - das komplette Festival zu geben, oder? ODER?!!
 
Tja, dann ergänze ich mal den Molybaron-Eintrag vom geschätzten Kollegen @Prog on! - und das nur zu gern!

Prog-Rock/Metal verkopft, statisch, emotionslos, langweilig, unmelodiös - diese Beschreibungen gehören längst der Vergangenheit an. Zwar habe ich den Tribal-Prog von Terra nicht vernehmen können (jaja, die Verkehrslage rund um Köln....), dafür dann pünktlich zu Molybaron vor Ort - und zu deren Gig hat @Prog on! bereits alles geschrieben, was es zu schreiben gibt. Ergänzend wäre hier vielleicht noch zu erwähnen, dass nicht nur Mastermind und Frontmann Gary Kelly (Iren heißen scheinbar einfach alle so und haben eine großartige Stimme), sondern die gesamte Band vor Spielfreude nur so sprühte, eine echte Rockshow geboten hat - und als Belohnung vom Publikum völlig zu Recht abgefeiert wurde.

Mit dem Einzug von Soen wurde es etwas "ruhiger": Götterbarde Joel war sichtlich beeindruckt von der Anzahl der Besucher und gab sich im Gegensatz zu seinem Kollegen von Molybaron eher ein wenig introvertiert, strahlte aber über weite Strecken wie ein Honigkuchenpferd. Der Rest seiner Truppe machte diese Zurückhaltung aber mehr als wett, allen voran Gitarrist Tom Kaulitz, äh, Cody Ford, der seine - recht spärlich gesäten - Solospots mit intensivem Spiel untermauerte und hoffentlich auf einem kommenden Soen-Album wieder mehr Spielraum für eben solche Soli erhält, denn das war schon immens großes Kino. Auffällig, wie viele Feinheiten sich im fast schon geradlinig anmutenden Sound der Band verstecken, die sich aber gerade live auf eine unnachahmliche Weise entfalten. Viel Bewegung überdies auf der Bühne, Posing, Headbanging - Spiefreude einfach - und die übertrug sich auch ohne Umwege auf das Publikum. Statisch? Zu keiner Minute.

Der Auftritt war professionell, ohne eine Spur von "Starattitüde" - und einfach passend für diese Art von Musik, die nicht selten zwischen melancholischen Phasen und brachialen Riffs, gepaart mit dem unnachahmlichen Schlagzeugspiel von Martin Lopez, pendelt. Die Band ließ sich zurecht feiern und hatte eine hervorragende Setlist zusammengestellt, die ihr Hauptaugemerk auf die letzten 3 Studiowerke legte. Absolute Highlights aus meiner Sicht "Martyrs" (einer der wohl größten Songs der letzten Dekdade überhaupt!) und "Lotus" - Göttergaben einfach. Ich habe für mein erstes (!) Soen-Konzert viel erwartet und diese Erwartungen wurden vollstens erfüllt, in Teilbereichen gar übertroffen, gerade was den Zugabeblock betraf, der mit "Lunacy" und "Violence" noch einmal massiv zu punkten vermochte.

Was das Songmaterial betrifft sollten die Schweden dennoch für das kommende Album ein paar neue Rezepturen auflegen, denn "Imperial" und "Memorial" sind sich von den Songaufbauten her schon recht ähnlich und mit dem aktuellen Album dürfte die Formel - bei aller Klasse - ausgereizt sein. Ein wenig mehr "offensichtlicher" Prog (meine Referenz bleibt "Lotus", ein echter 10-Punkte-Kracher) dürfte nicht schaden - zumal auch die beiden vom Debut dargebotenen Songs absolut zu überzeugen wussten und gefühlt die "Lotus"-Songs auch flächendeckend den größten Zuspruch ernteten. Ich bin allerdings mehr als zuversichtlich, dass sich hier etwas bewegen wird, denn am Ende des Tages hat sich die Band nunmehr vom Tool-orientierten Modern-Prog in Richtung songorientiertem, ambitioniertem Düster-Rock mit eher klassisch-metallischen Motiven entwickelt, deren "Prog"-Anteil sich im Detail und Nuancen versteckt. Auf diesem Sektor unschlagbar bis konkurrenzlos.

Zum Publikum sei gesagt: Von klassischer Metal-Kutte, Wacken-LS über The Hirsch-Effekt-Shirt bis hin zum Black-Metal-konnte-ich-nicht-entziffern-Tee alles vertreten, eine breite und trotzdem homogene Mischung, auch altersmäßig - erwähnenswert der Herr etwa 2 Reihen vor mir, geschätzt um die 60 und barhäuptig, der so ziemlich den kompletten (!) SOEN-Gig mit Zappeln und Headbanging verbrachte - Chapeau! Soen scheint zu verbinden und ist vielleicht sogar ein Jungbrunnen.

Fazit: ein großer Konzertabend mit einem aufstrebenden, regelrecht wilden Opener, gefolgt von einem - ja - erhabenen Headliner, der sich traumwandlerisch sicher auf einer mittelgroßen Konzertbühne bewegt und seine Stärken auszuspielen weiß. Die regelrechte Macht, die Leprous mittlerweile auf die Bühne zaubern, die fehlt beiden Bands ganz sicher noch - aber noch ist ja nicht aller Tage Abend...

Euroblast-Line-Up 2024?
  • SOEN
  • Leprous (immer wieder, auch an 3 Abenden, mir Wurst)
  • Molybaron
  • Haken
  • TessaracT
  • (District 97)
  • ....tbc.
...man wird ja träumen dürfen....
Toller Bericht!
Ich fand den Abend auch echt klasse, Soen ist für mich die aktuelle beste Live Band was Spiel, Ausstrahlung Sound und Emotionen angeht. Zum Glück gab als letzten noch Violence, sonst wäre ich echt sauer gewesen. :D Ich werde auch in Zukunft jede Möglichkeit nutzen die Band live zu sehen. Im Vergleich zur letzten Tour (wobei ich da nur in Straßburg im maison bleue war) und zur Atlantis Tour in Aschaffenburg war Köln größentechnisch nochmal einiges mehr (hat man dieses Mal auch an den Merch Preisen gemerkt). Einziges Manko zum Konzertabend, überall stand Beginn 20 Uhr. Wir waren pünktlich vor Ort aber Terra haben schon gespielt. Ein Unding mittlerweile. Und Bier gabs nix gescheits :D
 
Kann ich alles so unterschreiben, Frankfurt war auch klasse.
Joel sollte aber mal bissl mehr Texte lernen, ich hab leider immer die Angewohnheit darauf zu achten wenn ein Teleprompter offensichtlich ist.
 
Ach, echt? Die Texte sind generell ziemlich anspruchsvoll. Dass Joel jetzt zum Großteil am Teleprompter hängt, war zumindest bei den Konzerten, wo ich war, nicht der Fall, als kleines Hilfsmittel finde ich das jetzt nicht schlimm.
Schlimm jetzt auch nicht unbedingt, aber ich tue mich bei einem Berufsmusiker immer ein bissl schwer damit. Ist ja auch kein Einzelphänomen, wenn Halford oder Ozzy mit 70+ über die Bühne schleichen, will ich da auch nichts sagen, gerne auch als Hilfestellung, aber in Frankfurt war es doch schon recht auffällig.
Wie auch immer, Konzert war natürlich trotzdem Bombe, die meisten werden auch auf so was gar nicht achten, bzw. sehen das genau wie du, von daher alles okay.
 
Ich war ja, wie erwähnt, auch kurz erschrocken über den Teleprompter. Hatte das bisher nur einmal gesehen, bei Ministry, Al hab ich es verziehen.
Joel habe ich in der Tat noch für jung genug gehalten, die Texte zu können. Und wirklich ein bisschen störend fand ich es auch nur, wenn es um Refrains ging, die das Publikum durchaus formvollendet trällerte. Is halt so, hat dem großen Ganzen jetzt nicht wirklich geschadet.
 
Habe Soen erst mit der Imperial kennengelernt und war sofort total begeistert von dem Album und der Band. Imperial ist ganz klar mein Lieblingsalbum von der Band. Aber auch die älteren Alben gefallen mir gut.
Irgendwie ist der Release des neuen Albums ein bisschen an mir vorbei gegangen und ich war nicht dazu gekommen mir das Album zu besorgen. Vor ca. 3 Wochen habe ich es dann doch endlich gekauft und seit dem läuft es regelmäßig bei mir. Die ersten 2-3 Durchläufe war ich noch etwas skeptisch, aber mittlerweile hat das Album voll bei mir gezündet. Memorial ist auch wieder ein wirklich Klasse Album geworden. Der Überraschungseffekt wie bei Imperial ist natürlich nicht da gewesen. Daher bleibt die Imperial für mich mein Lieblingsalbum der Band. Aber Memorial könnte sich den zweiten Platz in der Diskographie ergattern. Bisher ist das noch die Lotus...
 
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