SULPHUR AEON (“Seven Crowns And Seven Seals”, Oktober 2023)

@Hugin: Du hast Dich noch mal gut gerettet. ;-) Und warte ab. Warte einfach ab. Noch zehn Durchläufe mehr und dann reden wir noch mal. Unleashed, also bitte. Ja, meinetwegen. Ich habe die ''Victory'' auch abgefeiert. Warum ausgerechnet die, weiß ich auch net.
Das verstehe ich allerdings auch nicht. Für mich sind Unleashed ab genau diesem Album immer langweiliger und vorhersehbarer geworden. Ab "Hammer Batallion" ging's dann aber wieder bergauf, wobei ich sagen muss, dass die neue mich im Moment nicht sonderlich reizt.
 
Mir geht es vor allem darum, dass ich es noch gar nicht mit Werken vergleichen kann, die mich schon jahrelang begleiten. Sicher ist die Anfangseuphorie groß, aber was weiß ich denn wie es in 2-3 jahren aussieht. Deshalb wäre ich mit so Superlativen einfach erstmal ein wenig vorsichtig...

Ich seh's mal andersrum. Wieviele Werke verklärt man zu 10-Punkte-Klassikern, nur weil man sie schon seit langer Zeit kennt? Wenn man dann nach Jahren mal wieder reinhört, stellt man fest, dass das oft eigentlich ziemlicher Schrott ist. Geht mir mit 90% des norwegischen Neunziger-BM so, den ich 1993 noch für das Genialste überhaupt hielt. Diese latente Ehrfurcht vor den Klassikern kann genauso verzerren, wie zuviel Euphorie bei neuen VÖs.
Ich denke, dass man mit ein wenig Erfahrung im jeweiligen Genre ruhig auch mal einem neuen Album 10 Punkte und künftigen Klassikerstatus attestieren kann. Manche Alben ragen einfach derartig markant aus der Veröffentlichungsflut heraus, dass es auch ohne große Euphorie recht schnell klar ist, wie groß sie sind.

Aber all diese Vergleiche zwischen einem Death-Metal-Album von 1985 und einem Death-Metal-Album von 2015 hinken aus meiner Sicht – wie oben schon geschrieben – ohnehin. Man kann auch nicht Messi mit Maradona oder Ferenc Puszkas vergleichen und zu einem validen Ergebnis kommen. Alles Fußballer, alle genial – aber irgendwie doch völlig andere Sportarten. Letztlich ist ein Album immer auch im Kontext seiner Zeit zu bewerten, und da geht im Moment kaum was über SULPHUR AEON drüber.
 
so Freunde, ich werde erst ende des Monats entjungfert und ich spare mich auf, aber was ihr ihr hier bisher abzieht, deutet ja an, dass ich mir besser gute Drogen bereitlegen sollte und den nächsten Tag blau mache.
Ich bin echt gespannt und warte
 
Nachdem der Vorgänger mich mal so gar nicht gepackt hat, läuft die Gateway... richtig gut rein.
Hatte die Band schon abgeschrieben, aber das was ich da höre gefällt mir erstaunlich gut.
 
@M.T. Quatermass

Manuel, da sagst du vieles, was ich für grundsätzlich richtig halte, auch wenn ich es speziell bei mir nicht so wirklich wiederfinde. Aber das liegt zum einen an meiner praktizierten Entmystifizierung der "10 Punkte", die für mich halt nicht mehr und nicht weniger sind als ein "sehr gut" im Schulaufsatz, und die keine Klassiker-Konnotation haben, und zum anderen daran, dass ich niemals dieses Gefühl hatte, ein Album später als "eigentlich schlecht" empfunden zu haben, das mich mal wirklich begeistert hatte. Speziell nicht aus der ersten und zweiten Generation des 90er-BMs. Die finde ich nach wie vor nahezu alle fantastisch, und zwar neue wie alte Werke jener Bands. Ehrfurcht ist das aber eher weniger. Einfach eine Prägung und rostfreie alte Liebe, die mich nie mehr losgelassen hat. Die dritte, vierte und fünfte Welle ließ dann zwar vorübergehend auch meine BM-Euphorie wanken, aber so seit gut 5-7 Jahren ist sie wieder voll da.

Dass man einem neuen Album einer jungen Band auch mal 10 Punkte geben darf (das ja eh), und ihr meinetwegen auch künftigen Klassikerstatus attestieren, finde ich aber absolut richtig und auch wichtig. Zwar werfe ich mit dem Klassiker-Begriff nicht so wirklich oft um mich, weil ich das Gefühl habe, dass die Zeit für panmetallische Klassiker leider ziemlich vorbei ist; aber für engere Subgenres können natürlich durchaus noch "späte" Klassiker alter Stile entstehen. Und natürlich auch in Stilen, die in neue Bereiche vordringen. Kurz gesagt: Für Klassiker wie "Back in Black" oder "A Blaze in the Northern Sky" ist die Zeit in den althergebrachten Stilen meines Erachtens tatsächlich vorbei, was ich sehr bedauere. Aber künftige Genreklassiker in kleinen, überschaubaren Zielgruppen sehe ich genauso noch kommen, wie eben Klassiker in moderneren Metalvarianten (z.B. System Of A Down, wie immer man zu der Band stehen mag). Wobei mir die Beispiele bei der ersteren Kategorie schon etwas schwerer fallen, da ich zwar etliche 10er für m.E. perfekte Genrealben gegeben habe, deren künftigen Klassikerstatus aber doch anzweifle (z.B. Dante im Prog, oder Burning Saviours im 70er-"Retro"-Bereich, Sönderfall im Black Metal und viele mehr).

Außerdem hast du in der 1985-vs.-2015-Kiste natürlich recht, dass man die Sulphur Aeon nicht mit "Where No Life Dwells" vergleichen sollte. Daher vergleiche ich sie halt mit "Dawn of the Nine", die ja netterweise im selben Monat kommt und im gleichen Soundcheck sein wird, und sie hat die Letztere bei mir tatsächlich fast ins Wanken gebracht. Das ist weitaus mehr als ich erwartet hätte. Am Ende, im Belastungstest der letzten Tage vor Abgabe, hat dann doch die Unleashed meine Gunst gewonnen, was aber vor allem an Johnny Hedlund lag, und eben daran, dass die Unleashed eben Gesangshooks und eingängigere Refrains hat, was zwar kein zwingendes DM-Qualitätskriterium ist, mich aber immer ganz besonders happy macht. Man darf gespannt sein, wie die Kollegen diesen Zweikampf so sehen.
 
Großartiges Album, ein Kandidat für das Album des Jahres.

P.S. Ich mag Vergleiche und Namedropping so überhaupt nicht. Jedes Album wird für sich bewertet.
 
P.S. Ich mag Vergleiche und Namedropping so überhaupt nicht. Jedes Album wird für sich bewertet.
Mit Namedropping hat das jetzt gar nicht so viel zu tun, sondern schlicht und ergreifend mit der Frage, welche der beiden Bands die höhere Note bekommt. Das drängt sich halt auf, und ist letztlich unvermeidbar, wenn zwei stilistisch recht nah verwandte Scheiben besonderer Güte im selben Soundcheckmonat sind. Irgendwo muss man dann halt Vergleiche anstellen, wenn man schlüssig benoten möchte. Wobei das natürlich eh immer nur für denjenigen gilt, der die Noten gibt. Im Gegensatz zu Noisenberg habe ich halt Unleashed relativ unangefochten auf Nummer 1 meiner ewigen Death-Metal-Liste, von daher ist die Ausgangsvoraussetzung eine andere. Im Endeffekt sind aus meiner Sicht beides tolle Scheiben, von denen je nach Präferenz der eine die eddische und der andere die lovecraftsche vorziehen wird, und das hängt ja nun nicht primär davon ab, wie der eine oder andere Rezensent das Ranking zusammenbaut. Hoffe ich. Trotzdem muss man halt auch mal über seine Sorgen und Nöte reden, die solch eine Koinzidenz mit sich bringt.
;)
 
@Hugin, es wird nichts bringen, sich ewig dem Unvermeidlichen zu widersetzen. Auch durch Deine wortreiche Eloquenz lässt es sich nicht verhindern:

GATEWAY TO THE ANTISPHERE

fickt alles.

Wird alles nachzulesen sein in den kommenden Wochen und Monaten, wenn sich die Weltpresse des Metals und die Fans erst einmal darüber bewusst geworden sind, was für ein Monstrum da entfesselt wurde, von drei zarten, unschuldig aussehenden Knaben.

Das werden auch Unleashed so sehen.
 
Jo, passt schon! Ich hab bestimmt nachher den Ruf, Sulphur Aeon nicht gut zu finden. Dabei ist das natürlich Unfug.
:)
 
GATEWAY TO THE ANTISPHERE

fickt alles.

Wird alles nachzulesen sein in den kommenden Wochen und Monaten, wenn sich die Weltpresse des Metals und die Fans erst einmal darüber bewusst geworden sind, was für ein Monstrum da entfesselt wurde, von drei zarten, unschuldig aussehenden Knaben.

>>Das werden auch Unleashed so sehen.

:jubel:
 
Nach 5 Durchläufen bin auch ich recht beindruckt. Das ist schon sehr dichtes Material, das die 3 Mainzelmännchen aus dem Besten der DM-Stofffabrik zusammengewebt haben. Mussten sie auch, denn wie das Viech vom Cover da in die Antisphere ascended, da brauch es schon ordentlich Death-Metal-Gore-Tex, damit die Buchse trocken bleibt.

Ob das Album nun der alles zerberstende Malstrom, das DM-album to end all DM-albums ist, wie hier von einigen, sich vorzeitig ergießenden Genossen zu vernehmen ist, das kann natürlich nur Väterchen Zeit offenbaren. Aber vorerst zieh ich mir das dunkel schillernde Gewand gern an, mache mir einen Grog und setze mich zu den Gestalten auf der Klippe an das Lagerfeuer und lasse den aufgepeitschten Ozean um mich herum tosen. Solange er mich nicht wieder verschluckt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Unleashed und SA finde ich so gar nicht vergleichbar, klingen einfach total anders, das sind völlig gegensätzliche Herangehensweisen an den death metal
 
Der erste Höreindruck ist schon mal prächtig. Habe aber das Gefühl dass man einige Durchläufe braucht um alles zu "verstehen" :).
 
Oh man,..ich freue mich schon auf die Scheibe. Eure Berichte machen mich echt neugierig !
 
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