Manowar, Virgin Steele, Queensryche.
Das sind meine drei schlimmsten „Aber ich hab sie mal so geliebt!“-Fälle.
Jetzt bin ich traurig.
Queensryche hat in meinem Leben nie so die ganz große Rolle gespielt, aber bei Manowar und Virgin Steele sind wir am Ende beieinander, auch wenn ich mit dem "kreativen Verfall", wenn man es so nennen will, etwas anders umgehe.
Dass bei Manowar - nach "The Triumph Of Steel" - ein kreativer und kompositorischer Verfall eingesetzt hat, ist letztlich offensichtlich. Die Atlantic-Ära muss man natürlich nicht so sehr mögen wie die ersten vier Scheiben, aber FTW, KOM und TTOS haben immerhin noch abwechslungsreiches, teils - vor allem auf TTOS - auch progressives und sehr außergewöhnliches Songwriting und große Hits. Die LTH ist für mich eine Mega-Partyscheibe, aber sie ist kompositorisch erstmals sehr gleichförmig und vorhersehbar, und das setzt sich ab dort halt fort. Die Riffs sind einfallslos bis nicht vorhanden, die Drums völlig eindimensional, die Songs haben kaum mehr echte kreative Ausreißer, und die Keyboard-Orchester sind deutlich zu präsent (außer auf TLOS). Holt es mich trotzdem ab? Ja, verdammt. Und ich hab einfach keinen Bock drauf, so zu tun als täte es das nicht.
Bei Virgin Steele ist es ähnlich, wenn auch partiell etwas verschoben. DeFeis scheint mir durchaus noch recht kreativ, aber er hat völlig exzentrische Vorstellungen davon, was a) ein guter Sound ist und was b) episches VS-Songwriting ist. Dabei habe ich allerdings den Eindruck, dass er sich durchaus Mühe gibt. Die "Seven Devils Moonshine"-5CD-Box finde ich in Teilen sogar wahnsinnig kreativ und auch authentisch, weil das wirklich null auf Kommerz und null auf Nummer sicher ist, sondern so klingt, als wäre das halt gerade sein Ding. Die "Moonshine" klingt produktionstechnisch auch nimmer so deplatziert wie die Alben davor. Es ist halt teilweise auch komplett gaga. Ich habe trotzdem Respekt vor dem "Scheiß", auch wenn es echt anstrengend sein kann, sich damit auseinander zu setzen.
Unterm Strich bin ich selten wirklich enttäuscht in einem Maße, dass ich mir das nicht anhören wollte, oder könnte. Ich hab immer, nicht nur bei der Musik, sondern ganz generell im Leben, eine Tendenz dahin, lieb gewonnenen Menschen und Phänomenen treu zu bleiben, auch wenn sie nimmer das sind, was sie mal waren. Meine Mutter sagte immer, dass man auch an den Scherben sehen kann, wie schön die Schüssel mal war. Ohne etwas schön hören zu müssen, kann ich mich halt auch einfach daran freuen, dass Eric ein paar geile Hooks singt, und dass mich das Duett berührt und mir die griechischen Stimmen gefallen. Das ist nicht unkritisch. Ich kritisiere Manowar immer ausgiebig. Aber dazu zu stehen, dass ich sie trotzdem immer noch mag, gebietet mir die Ehrlichkeit. Lieber gelte ich als devoter Manowarrior, denn als Lügner. Wobei ich beides nicht bin, das Klischee des ersteren aber gerne annehme.
I'm always looking for the things to love, even in the crappy records.
Scheiß Hippie, ich weiß.