Richtige Alpträume hat mir damals eine Episode der deutschen Gruselserie "Unheimliche Geschichten" beschert. Die lief in den frühen 80ern im Vorabendprogramm und meine Eltern dachten wohl, dass zu der Sendezeit nur harmlose und für Kinder geeignete Sachen ausgestrahlt werden. Tja, mit 8 oder 9 Jahren hat mich die Folge "Zwei Augen im Dunkel" jedenfalls eiskalt erwischt. Es geht darin um eine Frau, die sich mit ihrem Mann ein Haus gemietet hat. Der Mann ist dauernd auf Geschäftsreise, so dass die Frau meistens allein ist und als sie eines Nachts den dunklen Keller erkundet, in dem der mysteriöse Vorbesitzer sein Gerümpel geparkt hat, glotzen sie zwei leuchtende Augen an. Von den Dingern habe ich danach tatsächlich schlecht geträumt und zum ersten Mal diese ganz gewisse Faszination von Angst und Grusel kennengelernt. Vor ein paar Jahren wurde die Serie endlich auf DVD veröffentlicht und aus heutiger Sicht wirkt die natürlich längst nicht mehr so wie damals (schon allein der eher durchschaubaren Spezialeffekte wegen), aber ich kann durchaus noch nachvollziehen, warum sie mich damals so geängstigt hat.
Eine weit größere Wirkung hatte dann allerdings John Carpenters "The Fog - Nebel des Grauens" auf mich.
Ich möchte dazu ein wenig ausholen.
Es war Mitte der 80er, ich war 12 oder 13 Jahre alt. Meine Eltern haben meinen jüngeren Bruder und mich häufiger mal am Samstag allein gelassen, um auszugehen und mit ein paar Freunden Karten zu spielen. Für uns war das immer ein großes Erlebnis. Wir bekamen dann meist eine Rolle Chipsletten spendiert, die selbstverständlich immer ganz gerecht aufgeteilt wurde (wer es genau wissen möchte: es waren exakt 26 Chipsletten für jeden von uns), und guckten entweder die großen Samstagabendshows oder einen Spielfilm. In der Fernsehzeitung hatte ich schon Tage vorher entdeckt, dass um 0.20 Uhr besagter "The Fog" laufen sollte und den wollten wir unbedingt sehen. Das Wachbleiben entpuppte sich dabei jedoch als echte Herausforderung. Anscheinend lief an jenem Tag im Vorfeld nichts wirklich Spannendes und so verabschiedete sich mein Bruder gegen 23.00 Uhr ins Bett und allein wurde es für mich noch viel schwieriger, gegen die Müdigkeit anzukämpfen und die Augen aufzuhalten. Ich erinnere mich, dass ich sogar eiskaltes Wasser ins Waschbecken laufen ließ und mein Gesicht darin eintauchte, um ja nicht vor dem ersehnten Film einzuschlafen. Zu allem Überfluss begann der Film dann auch noch 15 Minuten später als angekündigt (wahrscheinlich hatte Kulenkampff mal wieder überzogen), aber irgendwie hielt ich es tatsächlich durch.
Ab da war ich hellwach und habe mich so sehr gefürchtet, wie in meinem gesamten Filmleben danach nicht mehr.
Der Prolog am Lagerfeuer, der unheimliche Soundtrack, die perfekt gewählten Schauplätze, die unglaublich dichte Atmosphäre und natürlich die untoten Seeleute an sich haben mich vermutlich häufiger hinter den Sessel gucken lassen als auf den Fernsehschirm. Zu allem Überfluss steht mein Elternhaus auch noch in einem kleinen Küstenort direkt am Deich und draußen war Nebel. Okay, letzterer Punkt könnte auch nur romantisch-verklärte Erinnerung sein, aber stockfinster war es natürlich auf jeden Fall.
Auch später konnten Horrorfilme noch dann und wann ein beklemmendes Gefühl oder Furcht bei mir entfachen, aber diese Intensität an Empfindungen wie ich sie bei "The Fog" verspürt habe, die hat man vermutlich tatsächlich nur ein einziges Mal im Leben.
Eben der Zauber des ersten Horrorfilms.