Eisenkanzler
Till Deaf Do Us Part
Schönes Review Chris! At the Gerds muss ich mir merken. Werde ich beim HoD gleich mal verwenden
Folge dem Video um zu sehen, wie unsere Website als Web-App auf dem Startbildschirm installiert werden kann.
Anmerkung: Diese Funktion erfordert derzeit den Zugriff auf die Seite über den integrierten Safari-Browser.
Vielen Dank @comanche für die großartige Einleitung zur No Sleep...
Wie schon bei den anderen Scheiben der Anlaß sie gleich am Morgen aufzulegen, wunderbar.
Und eben lief We Are The Road Crew und wenn ich nicht komplett falsch liege, kommt der Urschrei davor nicht von Lemmy, sondern von einem der Roadies („and now, the loudest voice in any roadcrew, T.R.“).
Ace of Spades: Das erste Album von Motörhead welches ohne einen schwachen Song daher kommt und damit auch aufzeigt was ein paar Jahre später noch großes auf uns zukommen sollte. Mit Roadcrew enthält die Platte einen der besten Motörhead- Songs überhaupt und den unkaputtbaren Titelsong kennt dank SingStar & Co wirklich jeder Mensch.
Ja, bei meinem ersten Motörhead-Konzert - allerdings 3 Jahre später - kam der Urschrei auch von einem kauzigen Roadie, der leise auf die Bühne geschlichen kam, Lemmy hämisch grinsend per Handschlag begrüßte, infernalisch ins Mikro röhrte und wieder verschwand.Ich bin mir nicht sicher, aber danke für den Hinweis!
Auch Superstars, die mega-erfolgreich sind, superreich, blendend aussehen und von allen bewundert werden, haben oft Brüder. Wenn es große Brüder sind, erzählen sie jedem gerne, wie der Bruder sie inspiriert und unterstützt hat. Wenn es kleine Brüder sind, dann werden diese auch mal zu einem Fototermin mitgenommen, aber dann von allen links liegen gelassen und geraten in Vergessenheit.
Es gibt aber Menschen, die den kleinen Bruder zuerst kennen gelernt haben, mit ihm viel Zeit verbracht haben und die, trotz seiner Macken und Fehler, mit ihm eine tiefe, lebensverbindende Freundschaft geschlossen haben.
Irgendwann im Jahr 1982, ich war gerade 11 geworden und hatte bereits AC/DC, Foreigner und Judas Priest zu Ohren bekommen, ist mir im örtlichen Elektrofachmarkt (Einzelhändler mit 2-3 Plattenregalen mit aktuellen Bestsellern) unter dem ganzen NDW-Kram ein Cover mit einer Eisenfaust ins Auge gesprungen. Ich hatte den Namen Motörhead schon vernommen (sicherlich in der Bravo), also gleich mal an der Servicetheke reingehört und war sofort fasziniert, weil das so viel fieser war, als alles was ich zuvor gehört hatte (von Priest kannte ich nur die eher softe Point of Entry). Also Taschengeld zusammen gekratzt und ab nach Hause mit dem brutalen Brocken. Im Innencover dann drei Typen mit Schwertern und furchteinflößenden Eberkopfmasken - da konnte Lemmy noch so sehr behaupten, dass er Rock'n'Roll macht, das war mehr Metal, als ein 11-jähriger 1982 jemals zu Gesicht bekommen hatte.
Hier der Beweis:
Rock'n'Roll für einen 11-jährigen im Jahr 1982
Kein Rock'n'Roll für einen 11-jährigen im Jahr 1982
Wie gesagt, zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass diese Platte einen großen Bruder hat, den alle Welt für den Allergeilsten hielt.
Und so ging es los mit dem Titelsong, der extrem losgeballert hat und mir musikalisch die Türen für alles, was in den Jahren danach an Speed- und Thrash-Metal kam, geöffnet hat. In der Rückbetrachtung und im Vergleich zum Titelsong des großen Bruders ist Iron Fist (der Song) nicht nur musikalisch (wie bereits Overkill oder Ace of Spades), sondern nun auch textlich Proto-Thrash-Metal: "Dark Night nothing to see, invisible hand in front of me. Scared to death, there's someone near, scared to move, but you can't stay here". So was hätte Elvis niemals gesungen. Einen Text übers Zocken schon eher. Tom Angelripper sei mein Zeuge.
"…and I'll tell ya something else"
Aber das war dem 11-jährigen Prodigal Son natürlich noch nicht klar, weil Englisch erst mal gelernt werden musste. Und was hilft da mehr als ein Textbeileger? Was Lemmy mit all dem meinte, habe ich natürlich nicht verstanden, selbst mit Nachschlagen der Vokabeln blieb mir vieles verborgen….außer der Text von (Don't Need) Religion. 1983 stand die Firmung an, aber trotz erzkatholischen Umfeldes wollte sich der Glaube nicht so recht einfinden bei mir. Dieser Songtext war der erste, der mir so richtig aus der Seele gesprochen hat und auch 35 Jahre später hat sich an der Einstellung nichts geändert (gefirmt wurde ich trotzdem, es gab Geschenke - eine Entscheidung auf die ich nicht gerade stolz bin). Alleine dadurch wird Iron Fist niemals der kleine Bruder sein, sondern ein Freund, der mich verstand und mir Rat und Hilfestellung gab. Und auch im Nachhinein finde ich die zerbrechlicheren, menschelnden Texte von Heart of Stone, Loser, Go To Hell oder eben (Don't Need) Religion näher an mir dran als die Dicke-Hose-Lyrics des großen Bruders in Ace of Spades, Love Me Like A Reptile oder Live To Win.
Einige Songs wie Sex and Outrage, America oder Bang To Rights haben, vor allem im Kontext später gehörter Motörsongs (und auch des großen Bruders), im Lauf der Zeit doch ein wenig verloren, aber mit dem Titelsong, I'm The Doctor, Heart of Stone, (Don't Need) Religion und Loser (die letzte Minute!) sind immer noch viele meiner Favoriten auf dem Album. Außerdem die größte versteckte Motörperle aller Zeiten. Welche das ist? Natürlich Go To Hell - sollte ich das jemals in der Öffentlichkeit hören, kann sich der DJ meiner lebenslangen Huldigung und für den Abend Freigetränken sicher sein.
Ach ja, der große Bruder. Irgendwann 1983 habe ich dann auch die Ace of Spades gekauft (dazwischen noch die französische Beer Drinkers and Hell Raisers LP) und natürlich ist der große Bruder besser, schöner und beliebter. Aber für mich war Ace of Spades halt nur der große Bruder meines besten Freundes, der sich selbst als Loser bezeichnet, ein paar Drogen zu viel nimmt und mit den Frauen nur Streß hat, aber mir einen wichtigen Rat fürs Leben mitgegeben hat. Und der noch ältere Bruder des "Superstars" ist sowieso der coolste der ganzen Familie, aber Overkill habe ich erst viel später kennen gelernt.
Leider hat auch "Papa" Lemmy seinen kleinen Bastard Iron Fist nicht sonderlich geliebt. Der Titelsong war zwar der erste von mir live gehörte Motörsong (sehr spät, erst 2008), aber außer jenem hat Lemmy keinen der Songs nach 1985 jemals wieder live gespielt (zumindest laut setlist.fm) und auch Iron Fist habe ich auf den folgenden Konzerten nie wieder gehört.
Objektiv und aus heutiger Sicht betrachtet ist natürlich der Sound im Vergleich zu den Vorgängern schwächer, das Songwriting hat unter dem Streit zwischen Lemmy/Philthy und Fast Eddie etwas gelitten und auch die konsumierten Drogen merkt man dem Album stärker als den Vorgängern an, aber es bleibt nun mal das letzte Album der klassischen Besetzung und zumindest macht Fast Eddie nochmal deutlich, dass er ein entscheidender Baustein für den Sound Motörheads war. So sympathisch und mannschaftsdienlich Phil später gespielt hat, sind in der Eddie-Phase die Songs, auch wegen der Gitarrenarbeit, eigenständiger und unterscheidbarer.
Mit den oben genannten 6 Songs für meine ewige Motörhead Playlist bleibt deutlich mehr übrig als bei allen späteren Alben, sowie das angenehme Gefühl, mich hin und wieder mit einem uralten Freund für knapp 38 Minuten auf ein Bier zu treffen und in Erinnerungen zu schwelgen.
Wir verwenden essentielle Cookies, damit diese Website funktioniert, und optionale Cookies, um den Komfort bei der Nutzung zu verbessern.
Siehe weitere Informationen und konfiguriere deine Einstellungen