Puh, diese Bilder hätte nicht einmal ich als KI-generiert erkannt!
Natürlich faszinierend aber auch irgendwie erschreckend...
Jo. Kann ich so nachvollziehen. Einerseits freut es mich, dass sie eben gut aussehen und selbst für einen erfahrenen bildenden Künstler nicht auf den ersten oder zweiten Blick "KI-Alarm!" auslösen, andererseits ist es nachvollziehbar und verständlich, dass das auch Unbehagen bereiten kann, denn klar... warum soll ein Label oder eine Band sich noch einen Künstler aus Fleisch und Blut ins Boot holen, und bezahlen, wenn man mit einem Midjourney-Abo für 35,- Euro im Monat all seine Releases hübsch bebildern kann, und das - mit etwas Mühe und tatsächlich viel Zeitaufwand (für die 3 Bilder, die du in Bezug genommen hast, habe ich schon etliche Stunden an trial and error gebraucht) - auch in einer vernünftigen bis sehr guten optischen Qualität.
Da ich ein Musikalbum oder auch ein Buch letztlich für ein Gesamtkunstwerk halte, fände ich es indes auch schwierig, ein KI-generiertes Cover zu verwenden, wenn es um mein eigenes Werk ginge. Ich hab da ja mal zwei offentsichtliche KI-Artworks von Bands hier verlinkt, bei denen hat mich weniger das "Dass" es AI war gestört, sondern das "Wie", weil man beim Label oder bei der Band ganz offensichtlich noch nicht einmal genau angeschaut hat, was für ein Vollschrott ausgespuckt wurde. Da hat man einmal "Robert Downey Junior as a Guardian Angel wielding two swords" (die aktuelle SOCIAL DISORDER) eingegeben und einmal "heavy metal demon in hellfire breaking his chains" (die aktuelle REECE) und echt den erstschlechtesten Treffer direkt aufs Cover genommen, und das wohl mit der Freeware-Version eines Online-Generators mit 3,75 Minuten Zeitaufwand, und tunlichst vermieden, in das Bildchen hineinzuzoomen. Wenn man nicht einmal mehr die Wertschätzung, Liebe und Aufmerksamkeit für sein Produkt hat, die KI-Ergebnisse einer kritischen Sichtprüfung zu unterziehen, dann ist das einfach tragisch und an sich möchte man das nicht kaufen. Nicht weil es AI als Tool nutzt, sondern weil es einfach hingerotzt ist und Band und Label keine 5 Minuten und 3,50 Euro wert war, ein Cover zu haben.
Auf der anderen Seite steht halt für eine kleine Band ohne Label oder mit Underground-Label auch der Kostenfaktor. Wenn du 100 Scheiben pressen lässt, wovon du erwartest, 30 zu verkaufen, dann fragst du dich halt, wie viel du ins Cover und ins Booklet investieren kannst und willst. Manche nutzen gemeinfreie Werke alter Meister, manche pausen selbst was ab, manche machen Collagen und Fotomontagen, oder verwenden einen selbst fotografierten Sonnenuntergang. In vielen Fällen siehst du auch als Endkunde den Kreativprozess nicht. Ich bin ja Hobbyfotograf und mache bisweilen auch ganz coole Bilder (diverse Bands haben meine Fotos auch schon verwendet). Im Zeichnen bin ich eher unterdurchschnittlich, habe aber auch schon ein paar für mich ansehnliche bis hübsche Bleistift-Skizzen gemacht, die ich mir in einem Booklet meiner fiktiven CD vorstellen könnte. Ein gutes, verwendbares Foto krieg ich mit meiner Kamera und Nachbearbeitung meist deutlich schneller hin als ein gutes, mich überzeugendes KI-Bild. Trotzdem wäre dann das erstere in der hier weitgehend vertretenen Anschauung ein wertzuschätzendes Werk als Coverartwork, das letztere nicht. Ist zumindest überdenkenswert, diese Sichtweise. Damit will ich jetzt nicht den Ersteller von hübschen KI-Bildchen zum Künstler umdeuten, aber trotzdem drauf hinweisen, dass in einem optisch gut aussehenden KI-Werk oft auch ziemlich viel Zeit und Aufwand stecken kann, bis es so ist, wie man es sich vorgestellt hat. "Irgendwas" nett Anzusehendes geht indes ruckzuck, klar.
Um zu den von mir erstellten Bildchen zurück zu kommen, auf die du dich gemeldet hat:
Ich habe die nicht erstellt, weil ich mich durch die Bilder als bildender Künstler fühlen würde. Davon bin ich verdammt weit weg. Ich habe auch nicht unbedingt vor, die Bilder in dieser Form in einer Veröffentlichung zu verwenden, obwohl ich sie verdammt schön finde, aus den vorgenannten Gründen. Ich mache sie trotzdem aus kreativen Gründen, auch wenn das faktische Erstellen der Bilder nur bedingt ein Kreativprozess ist. Der Kreativprozess ist es, die Figur selbst zu erschaffen. Hier bin ich also nicht auf die Bildchen stolz, die ich im Thread geteilt habe, sondern auf die Figur, die auf ihnen zu sehen ist. Die Bildchen geben mir am Ende zwei Möglichkeiten: 1x die wichtigere: Sie geben mir Inspiration zurück. Wenn ich meinen Figuren in die Augen schauen kann, dann fallen mir neue Geschichten, Charaktereigenschaften, Erlebnisse... zu ihnen ein. Immer, wenn eine Schreibblockade einsetzt, und mir gerade keine Zeilen einfallen, dann mache ich halt Bildchen zu Szenen, Figuren, Orten; beschreibe sie und schaue, wie die KI meine Beschreibung umsetzt. Und ja, ich erschrecke manchmal auch, wenn ich sehe, dass die Figur tatsächlich irgendwann genau so aussieht, wie ich sie mir vorgestellt habe. Die ebenfalls positive, aber nicht ganz so entscheidend wichtige Einsatzmöglichkeit der Bilder ist es, sie meinen Beta-Lesern zu zeigen, um zu sehen, ob sie anhand meiner Beschreibung in der Geschichte die Figuren, Orte usw... wiedererkennen, oder ob ich hier und da vielleicht noch im deskriptiven Bereich des Textes nachlegen muss, wenn ich möchte, dass der Leser ein beschriebenes Objekt ähnlich imaginiert, wie ich es tue.
Am Ende landen wir dann bei der grundsätzlichen Frage, ob ich AI-Bilder für das fertige Buch nutzen wollen würde, wenn es in Druck gehen sollte. Da bin ich mir tatsächlich ehrlich gesagt aus mehreren Gründen noch nicht ganz sicher. Die folgenden Erwägungen spielen hierbei eine Rolle:
1)
Die ganz grundsätzliche Erwägung, ob man seinen Roman überhaupt illustrieren möchte. Pro: Optische Komponente eines Gesamtwerks. Contra: Will man in die Fantasie des Lesers eingreifen? Manche Leser lieben Illustrationen, andere fühlen sich eingeschränkt. Ich bin als Leser eher der Typ, der Illustrationen sehr schätzt.
2)
Die ebenso grundsätzliche Erwägung, ob man sein Werk durch KI "verunreinigen" möchte. Im Textbereich gibt es da von mir ein klares NEIN. Ich bin ja einer, der direkt nach der Installation eines Textverarbeitungsprogramms als erstes sämtliche Autokorrektur-, Autoformat- und oft sogar Spellcheck-Funktionen abschaltet. Im Illustrationsbereich bin ich ein wenig ambivalent. Würde ich es tun, würde ich es auf jeden Fall dazuschreiben, dass der Text mein Werk ist, nicht die Bilder, und dass diese nur Illustrationszwecken dienen und keinen künstlerischen Anspruch tragen.
3)
Das Dilemma entstünde, dass ich nicht wüsste, wo anfangen und wo aufhören. Ich schätze mal, dass die Geschichte über 100 Sprechrollen hat, und dass ich natürlich zu jeder von ihnen KI-Bildchen haben werde. Sammler, Archivar, you get the picture. Da drängt sich dann auch fürs Buch die übliche "alles oder nichts"-Attitüde auf, und da ich keinen KI-Bildband veröffentlichen will, wird es wohl dann doch auf "nichts" hinauslaufen.
4)
Bleiben als Illustrationsfeld zwei Dinge: Einmal das Coverartwork, zum zweiten das Landkartenmaterial. Ersteres will ich nicht mit einer KI machen, und Letzteres ist mit einer KI wohl völlig unmöglich zu erstellen. Daher wird's am Ende darauf hinaus laufen, dass ich die Karten selbst zeichnen werde (das traue ich mir durchaus zu), und das Umschlagbild in Auftrag geben werde, allerdings ggf. mit einem KI-Bild als Passphoto der Protagonistin, an dem ich den Künstler bitten würde, sich zu orientieren, weil ich halt schon recht genau weiß, wie die aussehen soll. Weitergehende Illustrationen sind für ein Eigenvertriebswerk, bei dem man null Ahnung hat, wie viel man davon absetzen kann, dann halt am Ende finanziell illusorisch, weil halt ein ansehnliches Bild - zu Recht - schon ein ordentliches Geld kostet.