Black Far West - Nicht alle Cowboys waren weiß

Klaus

Till Deaf Do Us Part
Ich habe vor ein paar Tagen eine Doku bei ARTE gesehen, die meinen geschichtlichen Horizont in Bezug auf die Entstehung der USA gewaltig erweitert hat. Sie hat mir vor Augen geführt, wie wenig ich eigentlich über den Wilden Westen wusste und wie sehr mich Klischees geprägt haben. Diese herausragende Doku trägt den Titel 'Black Far West - Nicht alle Cowboys waren weiß'. Das einzigste, was mir bekannt war, ist die Tatsache, dass damals einige nordamerikanische indigene Völker ebenfalls schwarze Sklaven hatten. Völlig unbekannt war mir, dass Schwarze damals eine extrem wichtige Rolle gespielt haben. Vor dem Bürgerkrieg waren sie die ersten Viehhirten, also Cowboys. Daher auch der Name, denn sie wurden von den Sklavenhaltern abwertend 'Boys' genannt. 1875 war jeder vierte Cowboy eine schwarze Person.

Der erste afroamerikanische U.S. Marshal war Bass Reeves, der 1838 als Sklave geboren wurde. Nachdem er seinen Sklavenhalter geschlagen hatte, floh er als junger Mann ins Gebiet der Cherokee, Creeks und Seminolen und lebte mit ihnen zusammen. Er war ein extrem guter Schütze und hatte ausgezeichnete detektivische Fähigkeiten. Daher verhaftete er 3000 extrem gefährliche Verbrecher und erschoss 14 in Notwehr. Verletzt wurde er nie. Der Historiker Art Burton sagt, dass Bass Reeves die Vorlage für The Lone Ranger war.

Aber es gab weitere außergewöhnliche Persönlichkeiten, die Afroamerikaner waren (darunter auch Frauen), wie z.B. der Trapper James Beckwourth oder die raubeinige Postkutschenfahrerin Mary Fields, die ebenfalls eine exzellente Schützin war. Eigentlich ist es skandalös, dass sie in der offiziellen Geschichtsschreibung nie erwähnt bzw. unterschlagen wurden und auch Hollywood hat sie nicht auf der Leinwand verewigt. In der Filmindustrie wurden sie dann durch Weiße ersetzt.

Ach ja, man muss die Eroberung des sog. Wilden Westen nicht als sein Hauptinteressengebiet haben, um sich diese Doku anzuschauen. Ein Interesse an Geschichte ist völlig ausreichend. Für mich ist das eine der allerbesten Dokus, die ich bisher in meinem Leben gesehen habe. Hier geht es zur ARTE-Mediathek.

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Bass Reeves

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James Beckwourth

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Mary Fields
 
Klingt megainteressant, danke für den Tipp! :top:

Gerne! Die Doku ist megainteressant und sollte eigentlich in jeder Schule gezeigt werden. Ich war richtig betrübt, als die 90 Minuten vorbei waren. Eigentlich müsste ich ARTE einen Dankesbrief schreiben für diese fantastische Lehrstunde. Ich könnte mich mit meinen Lobeshymnen dranhalten, aber vll. kannst du mich verstehen, wenn du 'Black Far West' gesehen hast.... :)
 
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Zwei Fotos der 'Buffalo Soldiers' vom neunten Kavalerie-Regiment, die eingesetzt wurden im Krieg gegen die nordamerikanische, indigene Bevölkerung. Die gaben ihnen auch den Namen 'Buffalo Soldiers', weil sie das krause Haar an das der Büffel erinnerte. Es gab acht schwarze Kavalerie-Regimente (und mehrere Infantrie-Regimenter) in der Armee der Nordstaaten, die außerdem in den Indianer-Reservationen eingesetzt wurden zur Sicherung von Versorgungswegen, zum Schutz der Siedler, Aufspüren von Viehdieben, der Begleitung von Postkutschen und mehr.

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Zu diesem Thema empfehle ich den tollen Roman "Paradise Sky" von Joe Landsdale. Ein schwarzes Western-Epos sozusagen. Und Bass Reeves taucht auch auf...
 
Zu diesem Thema empfehle ich den tollen Roman "Paradise Sky" von Joe Landsdale. Ein schwarzes Western-Epos sozusagen. Und Bass Reeves taucht auch auf...

War das auf Deutsch "Deadwood Dick"? Aber ja generell kann man den Autor nur wärmstens empfehlen. Egal welches seiner Werke, alle klasse.
 
Mary Fields wurde in der 5. Staffel von Hell on Wheels von der schwarzen Schauspielerin Amber Chardae Robinson dargestellt. Zudem gibt es einen Spielfilm, "The harder they fall", in welchem ausnahmslos schwarze Hauptdarsteller vorkommen. Dort taucht auch Mary Fields auf. Ich habe den Film noch nicht gesehen, steht aber schon länger auf meiner Liste. Es gibt schon ein paar Filme, wie "Der schwarze Sergeant" von John Ford. Dabei handelt es sich aber mehr um ein Gerichtsdrama, statt eines echten Westerns. Trotzdem interessant. Die Doku sollte ich mir auch mal anschauen.
 
"The harder they fall"

Ist aber keine Netflix-Produktion. Kam erst nach Veröffentlichung zu dem Vertriebspartner Netflix. Mir hat er aber gefallen, gerade weil er ein paar Ausbrüche aus dem 0815-Western-Thema hatte. Außerdem einen starken Cast mit Idris Elba und Zazie Beetz. Klar er strahlt eine gewisse Leichtigkeit und nicht die vielleicht gewünschte Tiefe aus, aber für einen modernen Western, der sich dem Thema Blaxploitation verschrieben hat, liefert er schon das was auch die früherern Blaxploitation-Filme ausgemacht hat.

Deutlich besser fand ich aber das modern angehauchte Cowboy/Western-Drama mit Idris Elba "Concrete Cowboy". Wahrscheinlich aber auch, weil hier nicht der "Western" das zentrale Element ist, sondern das "Drama".
 
Ist aber keine Netflix-Produktion. Kam erst nach Veröffentlichung zu dem Vertriebspartner Netflix.

Ok, sorry ob der Falschinfo. Weil der halt so großspurig hinsichtlich Netflix angepriesen wurde, bin ich davon ausgegangen dass die den auch produziert ham.
Dass das klassische Westernthema fehlt stört mich jetzt nicht wirklich, konnte dem Film halt nicht so viel abgewinnen.
 
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