Erst verdammt, dann vergöttert. Reviews im Wandel der Zeit

Objektive Reviews sind unmöglich. Und da sich Hörgewohnheiten und Geschmäcker verändern oder man sich an bestimmte Sounds tatsächlich mit der Zeit gewöhnen kann, sind deutliche Unterschiede in der Wahrnehmung einer Platte mit mehreren Jahren Abstand durchaus selbstverständlich. Von einer Arschbombe zum Klassiker oder umgekehrt dürfte/sollte aber eigentlich niemandem passieren, so viel Fingerspitzengefühl erwarte ich von einem "Experten" dann doch. Ich wage zu behaupten, dass nichts, was ich irgendwann mal absolut scheiße fand, heute zu meinen Favoriten gehört oder vice versa.

Find ich nicht, also das von Arschbombe zum Klassiker. Gerade wenn Musik extremer wird, kann es einen im ersten Moment überfordern. Hatte ich eigentlich bei allen größeren Musikgeschmackssprüngen. Mit 10 AC/DC, Judas Priest, Motörhead etc. das erste Mal gehört: fand ich kacke, konnte aber die nächsten Wochen nicht mehr aufhören dran zu denken. Sepultura Arise und Cannibal Corpse fast zeitgleich mit ca. 12 Jahren: fand ich scheiße und gruselig, habe es mir dann aber zwei Wochen später auf Tape überspielen lassen. Mit ca. 14/15 dann das erste Mal Black Metal mit Immortal gehört. Ich hab mich irre über den Gesang lustig gemacht, fand's dann Monate später aber doch irgendwie geil. Manche Alben in meiner Sammlung ham teils Jahre gebraucht um zu zünden und einige fand ich anfangs richtig scheiße.
 
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Objektive Reviews sind unmöglich. Und da sich Hörgewohnheiten und Geschmäcker verändern oder man sich an bestimmte Sounds tatsächlich mit der Zeit gewöhnen kann, sind deutliche Unterschiede in der Wahrnehmung einer Platte mit mehreren Jahren Abstand durchaus selbstverständlich. Von einer Arschbombe zum Klassiker oder umgekehrt dürfte/sollte aber eigentlich niemandem passieren, so viel Fingerspitzengefühl erwarte ich von einem "Experten" dann doch. Ich wage zu behaupten, dass nichts, was ich irgendwann mal absolut scheiße fand, heute zu meinen Favoriten gehört oder vice versa.

kann ich aus Sicht des Konsumenten in einem Punkt bestätigen: habe bereits des öfteren Tonträger (bei mir hauptsächlich aus dem Indie oder AOR / Softrock-Bereich) unter der Prämisse verkauft: das Zeug hörst du nie wieder. Mittlerweile habe ich viele der besagten Tonträger reumütig (und manchmal teurer) wieder neu erworben. Oft erkennt man erst über die Jahre den wirklichen persönlichen Wert eines Albums. Nicht zuletzt weil man oft neben der Musik auch bestimmte Erlegnisse und Erinnerungen damit verknüpft. Musik ist halt auch immer stimmungsabhängig. Manchmal erweitert sich allerdings auch eigene Toleranzbereich. Ich habe aber manchmal auch Alben die ich in bestimmten Phasen nicht mehr anhören kann - nur verkaufe ich mittlerweile nicht mehr ganz so schnell und unbedarft....
 
Im Zusammenhang zum Thema:

Vor einiger Zeit bestellte ich mal aus Nostalgie ein paar alte Metal Hammer. In der Ausgabe Oktober 1985 gab es einen "Metal-Vinyl-Attack", zu Gast war Udo Dirkschneider.
(In der Rubrik äußerten sich Musiker zu den Alben bzw. Songs der Kollegen).
Udo zu "Creeping Death" von Metallica:
"(Bei den ersten Akkorden) Bin mal gespannt, wann das Typische kommt (schneller Drum-Einsatz). Da war's. Das war zu erwarten. Sowas ist vollkommen uninteressant, hat musikalisch keinen Wert. Tausende von Gruppen spielen in dieser Richtung. Das Stück hat keinen Witz, würde ich nie wiedererkennen. Oh, da war ja gerade eine kurze Harmonie - erstaunlich! Möcht ich aber nicht unbedingt zu Ende hören, mach ruhig schon mal weiter".
:D

Ob er es heute noch genau so sieht?

...diese Rubrik würde ich mir allerdings gerne auch im "Deaf Forever" wünschen, das wär mal spannend. Aber wahrscheinlich wäre man wohl nicht so ehrlich wie man damals war, da wurden einige Stücke (wie oben) ganz schön verrissen. War aber immer schwer unterhaltsam. :)
 
Äußerst selten, das man ein Album von hinten bis vorne wirklich so grottenschlecht findet und gar keine Punkte gibt. Es gibt immer wieder Alben die unter der Genrebezeichnung 'Musik zum Weglaufen' rangieren, meistens pendelt sich das bei drei oder vier Zählern ein, das ist auf der Legacy-Skala immer noch weit von einer Kaufempfehlung weg, aber zumeist wird wenigstens ein Akteur der Instrumentalfraktion für ein zumindest rudimentäres Können gelobt und durch die Blume aufgefordert, sich eine fähigere Truppe zum mitlärmen zu suchen...

Normalerweise neigt der Legacy-Schreiber zur Übertreibung, selbst die kritischeren unter uns... Da gibt's schnell mal einen Zähler mehr als notwendig, weil man beim Hören eben an diesem einen Song hängengeblieben ist, und dieser eine Übergang mit dem einen - achtunddrölfzig Mal gehörten - Riff einen buchstäblich mit den Besenstiel in der Hand luftgitarregniedelnd durchs Zimmer hat hüpfen lassen...
Geilomat ist allerdings, wenn man drei oder vier Jahre später wieder eine CD in den Player stopft und der Scheibe am Ende zwölf Punkte geben möchte... Und in einer Mischung aus Langeweile und Neugierde guckt man eben auf dem Rechner nach, was man der Band seinerzeit gegeben hat. 12 Punkte!
Was Silencer im Legacy angeht, gab es dort das damals einzige...nun ja...Interview, dass die Band zum Album gab. Und dafür musste ich die beiden Herren lange überzeugen, wobei das gerade bei Nattramn so ne Sache war, ihn überhaupt dazu zu bewegen. Da musste ne Menge Wandersmann Charme ran...dass das Interview dann wurde, wie es wurde, hat mich hingegen nicht gewundert.

Legendär natürlich die 3 Punkte Rezi (Soundcheck hinteres Mittelfeld) im MH zu "Appetite For Destruction"...aaaber 1987 schrieb jung Wandersnann (voll auf Thrash und Krawall) mit Kuli sogar "2 Punkte -Bäh Poser" drunter. Gerade im jugendlichen Eifer verkennt man doch manchmal den ein oder anderen Klassiker.
Ansonsten noch gefunden:
Napalm Death "alles was keine Musik ist und trotzdem auf Platte kommt".
Onkelz: 2/7 für "Onkelz Wie Wir" (MH)
Sepultura: Morbid Visions 1/7
Sepultura: Schizophrenia 2/7
Die "Cold Lake" von Celtic Frost hingegen kam gar nicht so schlecht weg.
 
HiHi, an die G'N'R und auch die SEPULTURA Kritiken kann ich mich auch noch dunkel erinnern. In meiner verblassenden Erinnerung kamen auch EXORCIST, sowie PILEDRIVER eher so semigut weg in den Kritiken (müsste auch MH oder CRASH oder MH-Crash gewesen sein). Kann man heute natürlich immer noch so sehen, aber ich liebe die Scheiben. Ich glaub auch, VOIVOD kamen mit ihren ersten Outputs nicht grade gut weg. Ich hab da irgendwie einen "Rrröööaaarrr"- Verriss im Hinterkopf. Leider hab ich kein Heftarchiv mehr und kann die alten Schinken nicht nochmal durchschauen (außer jetzt, beim DF. Die Hefte werden natürlich Seidenpapier-umwickelt, vor Tageslicht und Feuchtigkeit geschützt, archiviert :D)
 
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Possesseds "Seven Churches" bekam die volle Punktzahl!? :)

Wo ich jetzt so durch die alten Ausgaben blättere, merke ich, dass dieses Heft von Anfang an zumindest teilweise auf Bravo-Niveau agierte.
"So wild treiben es die Rockstars auf Tour!"
Oha!
 
Oh Mann, da überkommt mich die Nostalgie: 3/85 war mein erster Metal Hammer, als den mein Papa sah, wunderte er sich, dass der 13-jährige Sohn mit den zwei linken Händen eine „Handwerker-Zeitschrift“ liest.

Meine war die 7/85, wo auf der Seite der Inhaltsangabe die Jungs die Hosen runterlassen, waren das nun Tokyo Blade? (Ich kenne die "Mitglieder" (haha) der Gruppe nicht so).

https://www.musikexpress.de/wp-cont...mmer/WsKhnyUulcAXI/index.html#/html5///page/2

Die Frage kann @SunriseInTokyo bestimmt beantworten :)
 
Super Zeitreise, Danke für den Link!
Da ärgere ich mich wieder, dass ich die ganzen ollen Hammer mal dem Altpapier übergeben habe. :hmmja:
 
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