Weiss nicht wieviel Sinn es macht mich hier so zu exponieren, aber vllt hilfts ja doch irgendwie, auch wenn ich vermutllich ein Klischee bediene - ich denke dabei jedoch wieder an diejenigen, die sich gewuenscht hatten, eine weibliche Sichtweise zu hoeren.
Ich war vorhin wieder mal soweit, mich aus dem Thread zu verabschieden. Dass ich keine regelmaessige Forumsnutzerin bin ist klar, und ich habe mir ueberlegt wieso ich auch diesmal den Eindruck habe, hier falsch aufgehoben zu sein. Ich habs noch nicht komplett klar, aber es hat wohl mit der hier ueblichen Herangehensweise an Themen zun tun, die mir oft viel zu theoretisch, intellektuell und ich sag mal nerdig im Sinne von semantischen Spielchen und zuviel "wer hat einen Knick in der stringenten Logik, dem geb ich!" ist statt mehr persoenliche Meinungen zu vertreten, die fuer mich auch immer einen emotionalen Hintergrund haben basierend auf Lebenserfahrung, Moralvorstellungen etc.. Ich hoffe ich bin jetzt niemandem zu nahe getreten, das ist ja nur eine Geschmackssache, deswegen passe ich hier nicht rein. Und natuerlich ist mir klar, Emotionen machen Diskussionen schwierig und genau deswegen gibts auch Forenregeln und Moderatoren... alles klar.
Vermutlich war meine Motivation, hier doch mal nach Meinungen zum Thema Lindemann zu gucken auch genau diese: hier unterhalten sich kluge Leute ueber metalaffine Themen, mal sehen, was die so denken. Es war interessant zu sehen, aber lief fuer mich auf einer voellig anderen Ebene ab als ich erwartet und gewuenscht haette. Und nun fuehle ich mich unwohl, weil ich - wie so oft in maennerdominierten Settings - meine Sicht der Dinge zurueckhalte statt sie mal anzubringen.
Aber es gab eine Frage und die beantworte ich gern:
Würdest Du sagen, der Bereich Rock und Metal ist besonders betroffen, oder ist eher das Problem überall anzutreffen, wo es solche Machtstrukturen gibt?
Würde mich wirklich interessieren.
Das kann ich unmoeglich endgueltig beantworten, bin keine Fachfrau aber schon ewig Fan, aber meinen Eindruck schildern: das Problem Patriarchat steht hinter diesen Machtstrukturen und von daher sind sie fast ueberall zu finden, vielmehr: sie sind voellig "normal" fuer uns alle, und nur manchmal fuehrt ein aktuelles Ereignis dazu, sie nochmal zu ueberdenken. Es gibt sicherlich hierarchischere Strukturen und flachere, aber die Musikbranche ist im Grossverdienerbereich sicherlich extrem hierarchisch. Wie Frau Eismann sagt, da kommt eben noch die Kombi mit dem Kapitalismus hinzu und schon verlieren Leute egal welchen Geschlechts komplett jedes Gefuehl fuer Verhaeltnismaessigkeiten - komischerweise muss ich grade an Heidi Klum denken...
Was grade Metal/Rock, zumindest im groesseren Teil der Szene, jedoch mE auszeichnet ist das Festhalten an eigentlich laengst ueberholten Maennerbildern mit all seinen Folgen, Frauenbildern damit auch, logisch. Dieses Thema meinte ich ua auch mit "wir brauchen ein #metoo im Musikbusiness". Wir sollten einig darueber sein, dass es widerlich, ja und auch sittenwidrig ist, sehr junge Frauen in Wunschklamotten und bestimmter Aufmachung gegen Freikarten in einen exponierten Bereich vor der Buehne zu stellen, nur damit sich die Stars an ihrer Bewunderung und der Aussicht auf sexuelle Gegenleistung aufgeilen koennen. ich weiss, das ist juristisch erlaubt - aber entspricht das unserem Anspruch an eine gleichberechtigte, freie und empathische Gesellschaft? Wohl genauso wenig wie GNTM. We're fucked.
Hierfuer bin ich dagegen unglaublich dankbar und es gibt mir Hoffnung:
Ja. Ich denke das wird auch oft sehr stark unterschätzt, welche Wirkung der Schritt in die Öffentlichkeit macht. Wie man sich dem Urteil fremder Menschen stellen muss, welchen Vorurteilen man ausgesetzt wird.
Und jetzt stellen wir uns alle mal vor, wie das für Frauen/Menschen sein muss, die den Schritt in die Öffentlichkeit gehen und dort von Missbrauch, Vergewaltigung und noch schlimmeren reden. Oder gar solche Fälle zur Anzeige bringen wollen.
Genau SO ist es naemlich!!! Slutshaming galore, und das in einem so verletzlichen Bereich der Identitaet...
Ich vermute, es ist als jemand der kaum Diskriminierung kennt sehr schwer, sich in Opfer derselben einzudenken. Das ist dann ein Vorteil o.g. Maennerbildes...
Sorry fuer den langen Text.