The strange Black & Doom World of BORNYHAKE

progge

Till Deaf Do Us Part
Bei der Entdeckungsreise durch finstere, dichte Metal-Sounds fiel mir in der letzten Zeit verstärkt der Name Sergio Da Silva aka Bornyhake auf. Bornyhake tanzt auf zahlreichen Metal-Hochzeiten, als Produzent, als Labelinhaber und als Musiker. Einige Jahre war er als Live-Drummer bei u.a. Schammsch, Serpens Luminis und Darvaza tätig, gab diese Tätigkeit aber – nach Eigenaussage aus gesundheitlichen Gründen – vor einer Weile auf und tritt seitdem nur noch als Studiomusiker (sämtliche Instrumente inkl. Vocals) und Bandleader in Erscheinung.

Die Menge seiner ehemaligen und laufenden Projekte ist zahlreich und ähnlich wie beim brillanten Alex Poole gibt es gewisse Signatur-Elemente, die häufig auftauchen, wenn Bornyhake im Spiel ist (auch wenn er nicht zwingend in allen Bands die Feder führt). Seine Projekte sind stets düster, kalt und abweisend. Charakteristisch ist eine Neigung zu rauschhaften und obskuren Sounds. Was ich von Bornyhake kenne, bewegt sich entweder im Black- oder Doom-Bereich. Ein Megaknaller fehlt mir noch, aber das Grundniveau ist gemessen an der Veröffentlichungsfrequenz hoch, weshalb das vergangene und hoffentlich auch künftige Œuvre des Mannes mal aus den Sammelthreads gerettet gehört.
Beiträge anderer User sind natürlich willkommen und erwünscht, ich kenne viele Projekte noch nicht oder nur einzelne Alben davon.

ANCIENT MOON
Orthodoxer Black Metal per excellence, vom Titel übers Artwork bis zur Musik, die ritualistisch, verhallt und langatmig ist. Die Töne drehen sich wie eine Wendeltreppe in die Krypta und das sakrale Rezitativ öffnet die Tür in Räume, die man nicht betreten will. Es gibt auch eine Split mit der anonymen Orthodox-Entität Prosternatur, bei denen Bornyhake sicher auch mitmischt.
https://ironboneheadproductions.bandcamp.com/album/ancient-moon-benedictus-diabolica-gloria-patri

ASTRAL SILENCE
Mischpoke mit Leuten von Darkspace, Vinterriket und Slow, und musikalisch denn auch eine Kreuzung aus alledem, also Black Doom mit allerlei Weltraumsounds.
https://astralsilence.bandcamp.com/album/sagittarius-a

BORGNE
Hab ich mich bis jetzt noch viel zu wenig mit beschäftigt, fand es aber stets lohnenswert, wenn es mir irgendwo empfohlen wurde. Eiskalter, feindseliger, zum Teil rasender Industrial Black Metal.
https://borgne.bandcamp.com/album/-

ENOID
Vielgestaltiges bis inkonsistentes Black-Metal-Projekt, das von DSBM-Anrainern über Schweden-Melodien bis zu Antaeus-Gebolze alles mitnimmt. Hat mich bis jetzt am wenigsten von allen Projekten überzeugt, da mir das Eigene fehlt.
https://enoid.bandcamp.com/album/exil-aux-confins-des-tourments

MANII
Dort stieß er erst nach dem ersten Album dazu, aber die Band ist ihm wie auf den Leib geschneidert. Manii sind die Fortführung des Manes-Sounds, als diese noch zur 2nd Wave gehörten und kreuzen bedrückenden, entrückten Norge-Black-Metal mit Elektronika und Psychedelika.
https://terraturpossessions.bandcamp.com/album/sinnets-irrganger

MY DEATH BELONGS TO YOU
Sparsam arrangierter und instrumentierter Funeral Doom, der nur in wenigen Momenten die Romantikerfraktion bedient und ansonsten wie ein langsam erstarrendes Herz dem Bandnamen alle Ehre macht. Mein Favorit aus seinem Schaffen bisher, aber in dem Genre gibt es eh wenig, was mir gar nicht gefällt.
https://funere.bandcamp.com/album/the-world-seems-to-be-fading

PURE
Von der schneidenden, höhenlastigen Produktion übers Songwriting bis zum Wintercover eine herrliche 90er-Hommage (u.a. alte Ulver und etwas Mayhem) mit stapelweise geilen Riffs, die lediglich durch die DSBM-Anleihen ihre späte Herkunft verraten.
https://pureblackmetal.bandcamp.com/album/jaurais-d
 
A GUIDE TO BORGNE

Ich habe mich die letzten zwei Wochen mal vertiefter in Borgne reingehört und bin zumindest nun einigermaßen befähigt, die bis dato drei Gesichter dieses vielgestaltigen Projekts zu unterscheiden.
Da wäre die Nummern-Quadrologie, die ersten vier Alben, auf denen es noch ziemlich chaotisch zugeht, wobei zwischen der eher lustigen „I“, die Rumpel-Schrammel-BM mit Casio-Keyboards kreuzt, und der bereits ausgereifteren, sinfonischen „IV“ schon Welten liegen. Hier ist insgesamt bis jetzt nichts für mich dabei, heißt aber nix, bin total verpimpelt.
Es folgt die französische-Titel-Trilogie mit drei guten bis sehr guten Alben, von denen „entraves de l'ame“ mein Highlight ist. Die Phase besteht aus Keyboard-dominierter, aber dennoch roher und atmosphärisch äußerst bitterer Kost, die von heftiger Keulerei bis Doom alles mitnimmt. Erinnert mich etwas an Lunar Aurora, in den auslandenden Momenten an alte Dimmu Borgir. Meine aktuell liebste Phase.
Im Jahr 2018 begann die aktuelle Phase mit den komischen Titeln, die gegenwärtig zwei Alben umfasst. Da schlug dann der Industrial, der vorher nur angedeutet wurde, richtig durch, und es wurde gleich ein paar Grad kälter. Könnte ich noch liebgewinnen.

Gehört übrigens zu den seltenen Projekten, bei denen die programmierten Drums gar nicht stören.
 
Das klingt mal alles sehr interessant bis anhörenswert.
Ich spar mir die genannten Bands mal für die ruhige Zeit über Weihnachten auf
 
DIURNAL: Asura Demons
Hab die letzten Tage dieses Projekt für mich entdeckt. Interessanter Grenzgänger, der im dissonanten Orthodox Black Metal seinen Beginn nimmt und diesen mit Ausflügen in Richtung SloMo Death Metal mit rollender Doublebass a la Sonne Adam würzt. Also es geht insgesamt getragen zu. Obendrauf kommt eine geile, asoziale Würstchenverkäufer-Stimme, die ich ohne Kontext eher in was Core-igem verortet hätte.
Braucht seine Zeit, zerfasert nach hinten raus etwas, aber lohnt.
https://diurnal666.bandcamp.com/album/asura-demons
 
Mal aus dem Sammelthread hier rüber retten:
"Ô Nuit, emporte-moi !"
https://enoid.bandcamp.com/album/nuit-emporte-moi
Die erste Enoid, die mir echt gefällt, erschienen als CD bei Satanath Records (die nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine nach Georgien ausgewandert sind und wegen Zollproblemen inzwischen aus Kasachstan versenden). Erinnert mich etwas an mittlere Borgne (aber furioser und ohne Keys).
 
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