Non-Metal-Jahresrückblick 2018

So, endlich fertig.
Hier ein paar 2018er-Alben, die ich erwähnenswert finde (ausdrücklich keine Rangliste):

Daughters - „You Won't Get What You Want“

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Um Daughters war es lange ruhig, aber man kannte sie noch von früher als Band, die durchaus gekonnt ziemlich anstrengenden Mathcore machte. Kämen Vorabsongs nicht naturgemäß zusammen mit dem Bandnamen, dann hätte ich den Song garantiert nicht Daughters zugerechnet. Man kann zwar mit Fug und Recht behaupten, dass Daughters ruhiger geworden sind, aber gleichzeitig ist das auch etwas irreführend. Denn das klingt immer noch ziemlich unbequem und ist bestimmt nichts für Radiohörer. Aber für den fortgeschrittenen Musikhörer ein abwechslungsreiches Album, das sperrig genug ist um nicht zu schnell langweilig zu werden.

Reinhören: https://daughters.bandcamp.com/album/you-wont-get-what-you-want


KEN mode - „Loved“

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Nach dem etwas rockiger gehaltenen Vorgänger „Success“ fahren die Kanadier auf ihrem aktuellen Album das Aggro- und Krachlevel wieder ein ganzes Stück nach oben. Und das steht ihnen gut zu Gesicht. Hier und da darf diesmal auch ein Saxophon an der Kakophonie teilhaben. KEN mode haben bei mir schon alleine deshalb einen Stein im Brett, weil ich von ihnen schon mehrere sehr gute Live-Auftritte gesehen habe – der letzte im November war zwar nicht ihr bester, aber dennoch „elektrisierend“. (Irgendwas war schlimm falsch verkabelt, sodass der Sänger über Mikro und Effektbrett ständig fiese Stromschläge bekam, was dann nach einer Weile eine Konzertunterbrechung zur Folge hatte. Einerseits tat es mir natürlich ein bisschen leid, andererseits musste ich schon auch etwas lachen, als beim Umbau Bandmitglieder und helfende Hände wiederholt hüpften, zuckten und fluchten, wenn sie wieder etwas Falsches angefasst hatten...)

Reinhören: https://kenmode.bandcamp.com/album/loved


Lithics - „Mating Surfaces“

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Der von Lithics gespielte Post-Punk ist sicher nicht jedermanns Sache, aber ich bin hier wirklich sehr angetan. Vor allem die schön dissonante Gitarrenarbeit ist für mich ein Highlight. Der Sound ist das Gegenteil von flächig, „scharfkantig“ habe ich in einer Rezension gelesen und das trifft es sehr gut.

Reinhören: https://lithics.bandcamp.com/album/mating-surfaces
 
The Soft Moon - „Criminal“

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Der Sound von „Criminal“ bewegt sich irgendwo zwischen Post-Punk und Industrial. Ich denke, der Grundstein dafür, dass mir das Album so gut reinläuft, wurde bei einem starken Live-Auftritt im Frühsommer gelegt. Dort wurde ordentlich auf diversen metallischen Gefäßen herumgetrommelt und auch das Album kommt ziemlich perkussiv daher. Höre ich immer wieder gerne.

Reinhören: https://thesoftmoon.bandcamp.com/album/criminal


Street Sects - „The Kicking Mule“

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Das Debüt war anscheinend noch deutlich schwerer verdaulich (das habe ich bisher nur mal kurz angespielt), aber „The Kicking Mule“ bietet ziemlich eingängien Industrial-Rock, teils mit Klargesang, teils mit Geschrei. Irgendwie trifft das Album bei mir einen Nerv bzw. habe beim Hören auch immer latent das Gefühl, dass das klingt wie etwas, das ich vor 15-20 Jahren schon gehört habe. Ohne dass ich das Gefühl präzisieren könnte und sagen, woran mich das Album konkret erinnert. Wie dem auch sei, ob da eine vage Nostalgie im Spiel ist oder nicht, ich mochte das Album von Anfang an ganz gerne und auch nach mehrmaligem Hören bleibt es dabei. Daumen hoch.

Reinhören: https://streetsects.bandcamp.com/album/the-kicking-mule


Author & Punisher - „Beastland“

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Das Album lässt sich schon mit einem Wort gut beschreiben: brachial. Das ist auch gleichzeitig ein Schwachpunkt des Albums, denn es präsentiert sich halt schon eher eindimensional. Erwähnen möchte ich es aber trotzdem, denn ich finde bei Author & Punisher vor allem die Do-It-Yourself-Herangehensweise sehr interessant. Man bekommt hier definitiv nichts von der Stange, denn der Mann hat das Equipment selbst angefertigt. Und wenn er das bedient, dann sieht es aus, als stünde er im Kommandostand eines U-Boots (oder so, kenne mich mit U-Booten nicht aus).
Würde ich auch gerne mal live sehen, wie er sich seinen Industrial „erarbeitet“.

Reinhören: https://authorandpunisher.bandcamp.com/album/beastland
 
Tomorrow We Sail - „The Shadows“

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Post-Rock aus Großbritannien. Der Zusatz „Rock“ wird hier allerdings eher klein geschrieben, denn das Album ist sehr ruhig und schielt zumindest von der Instrumentierung her (u. a. Streicher, Harfe, Glockenspiel) auch Richtung Folk. Positiv hervorzuheben ist hier auch der sehr gute und teils mehrstimmige Gesang. Nicht selten verwende ich das Wort in Bezug auf Musik in Kombination, z. B. „schön krachig“, „schön sperrig“, „schön fies“, etc.
Hier aber einfach nur: Schön.

Reinhören: https://tomorrowwesail.bandcamp.com/album/the-shadows-5


Postcards - „I'll Be Here In The Morning“

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Irgendwo zwischen Dream Pop und ruhigem Indie-Rock. Dass die Band aus dem Libanon stammt, hört man ihr gar nicht an. Vom Maße der Melancholie her könnte man das auch in einer nebligen Gegend Nordschottlands verorten. Etwas besonders Originelles passiert hier gar nicht, aber da es schon im Januar rauskam, hat es mich fast das ganze Jahr begleitet und ich mag es.

Reinhören:

Have You Ever Seen The Jane Fonda Aerobic VHS? - „Jazzbelle 1984/1988“

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Eine dieser Bands, auf die man erst mal aufgrund des skurrilen Namens aufmerksam wird. Ich war anfangs lange Zeit unentschlossen, ob ich den poppigen Garage-Rock der Finnen gut finden soll oder ob mir das eher auf die Nerven geht. Ist schon ein etwas spezieller Low-Fi-Sound und auch der Gesang streichelt nicht gerade wohlklingend das Trommelfell, ging mir dann aber mit jedem Durchlauf besser ins Ohr.

Reinhören: https://vild.bandcamp.com/album/jazzbelle-1984-1988
 
Zwei ausgesprochene Wackelkandidaten, die ich jetzt eben doch noch erwähnen will:

Lebanon Hanover - „Let Them Be Alien“

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Dark-Wave-Album, das überwiegend melancholisch daherkommt, aber auch eindeutig Raum für Humor und Augenzwinkern lässt. Auf ganzer Strecke überzeugt es mich nicht, denn in der zweiten Hälfte befinden sich auch ein paar Songs (ab „Du Scrollst“ = ich skippe), mit denen ich weniger anfangen kann. Habe daher auch nicht selten nur die erste Hälfte gehört, diese aber schon relativ oft. Vor allem wenn man mit dem Opener „Alien“ im Ohr durch eine Stadt läuft und entgegenkommende Passanten anvisiert, muss man schon grinsen. Die Rempeleien ereigneten sich aber natürlich nur in meiner Fantasie... Wer das „Alien“-Video kennt, weiß, was gemeint ist.

Reinhören: https://lebanonhanover.bandcamp.com/album/let-them-be-alien


Death Engine - „Place Noire“

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Man muss zunächst klar feststellen: Im Vergleich zum bockstarken Vorgängeralbum „Mud“ ist „Place Noire“ schon eher enttäuschend. Bei kaum einem anderen 2018er-Album schwankte meine Wahrnehmung beim Anhören von Mal zu Mal so sehr zwischen „irgendwie langweilig“ und „eigentlich doch ganz cool“. Ein ganz gutes Noiserock-Album ist es schon und auch den Auftritt vom Frühjahr habe ich in sehr guter Erinnerung (in schön familiärem Rahmen in einem kleinen Straßburger Tonstudio).
Aber: Erste Verwarnung, Jungs, das könnte ihr noch besser. Und das will ich dann beim nächsten Album wieder sehen bzw. hören!

Reinhören: https://deathenginesound.bandcamp.com/album/place-noire
 
Und schließlich: Ich weiß, hier steht „Non-Metal“, aber für mich sind Jahres-Highlights stets genreübergreifend und die Kommentare zu den „eisenhaltigeren“ Alben sind daher eh schon geschrieben und ich poste sie der Einfachheit halber hier dazu. Also sorry fürs kurze Offtopic. Notfalls kann man es ja wegscrollen.

Phantom Winter - „Into Dark Science“

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Phantom Winter sind nicht zum ersten Mal bei meinen Jahres-Highlights. Viel Neues gibt’s hier nicht zu vermelden, man fabriziert immer noch das übliche Krachgebräu. Das soll jetzt gar nicht gelangweilt klingen, im Gegenteil, das taugt mir nach wie vor sehr gut. Ich habe mich im Laufe der Zeit eher noch etwas mehr mit dem Stoff angefreundet. Ich finde auch, dass der Sound einen ziemlich hohen Wiedererkennungswert hat. Dürften gerne öfter live spielen, kann von vergangenem Jahr nur eine Sichtung vermelden, die war dafür aber fein.

Reinhören: https://goldenantennarecords.bandcamp.com/album/into-dark-science


Agrimonia - „Awaken“

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Agrimonia hatte ich schon gar nicht mehr auf dem Zettel seit sich ihr letzter Output bei mir relativ bald abgenutzt hatte. 2017 erst haben sie dann bei mir wieder ein kleines Lebenszeichen gesetzt, denn da habe ich zufällig in Warschau bei einem Punk-Festival einen ihrer zuletzt raren Auftritte gesehen (allerdings war dort das Bier so billig, dass meine Erinnerungen an den Gig eher nebulöser Natur sind). Trotz des Crust-Backgrounds ist das hier für mich im Kern Death Metal mit viel melodischer Gitarre und guten Growls.

Reinhören: https://agrimoniasl.bandcamp.com/album/awaken


Sumac - „Love In Shadow“

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Gewohnt sperriges Album von Sumac, das zwischen brachialen Lärmausbrüchen und länger vor sich hin mäandernden, ruhig-verspielten Passagen wechselt. Kein Album, das man unbedingt jeden Tag hören möchte, aber dennoch ist die Kombination aus schweren Gitarrenriffs und Aaron-Turner-Gebrüll bei mir eine bewährt funktionierende Rezeptur.

Reinhören: https://sumac.bandcamp.com/album/love-in-shadow
 
Dödsrit - „Spirit Crusher“

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Verantwortlich zeichnet hier Christopher Öster, früher bei Totem Skin. Blackened Crust bekommt man bei „Spirit Crusher“ auf die Ohren, wobei die Soundwaagschale sich schon eher Richtung atmosphärischem Black Metal neigt als auf die Crust-Seite. Vielleicht ein paar kleinere Längen, aber insgesamt sehr melodisch und süffig, auch die geschrieenen Vocals gefallen mir sehr gut.

Reinhören: https://dodsrit.bandcamp.com/album/spirit-crusher


Ultha - „The Inextricable Wandering“

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Die beiden ersten Ultha-Alben befanden sich ebenfalls bei meinen Jahreshighlights, allerdings war es damals jeweils deutlicher, denn die ersten beiden zündeten bei mir sofort, während ich das beim aktuellen Album nicht behaupten kann. Ich habe das zwar in keinem Review oder Kommentar gelesen, aber ich nehme die Vocals hier anders, zurückgenommener, wahr. Gerade das langgezogene, hohe Geschrei, das hin und wieder von tiefem Gebrüll gekontert wurde, war für mich eines von Ulthas Trademarks. Und auf „The Inextricable Wandering“ empfinde ich die Vocals blasser, wodurch sie für mich etwas an Intensität und Wiedererkennungswert verlieren. Abgesehen von diesem Haar in der Suppe ist das für mich aber schon wieder guter Stoff.

Reinhören:

Wayfarer - „World's Blood“

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Erst 2018 kennengelernt, kommen aus den USA und spielen eine Mixtur aus Black- und Post-Metal.
Ziemlich viele langsamere, atmosphärische Passagen, wodurch es dann umso mehr Spaß macht, wenn das Tempo mal wieder angezogen wird. Gutes Album.

Reinhören: https://wayfarercolorado.bandcamp.com/album/worlds-blood-2
 
Die immer wieder für eine musikalische Überraschung gute und auch sonst gute Dawn Landes hat sich - nach dem sehr ruhigen und wunderschönen "Blue Bird" von 2014 - den legendären 87-jährigen Countryproduzenten Fred Foster (hat u.a. für Willie Nelson, Kris Kristoffersen, Dolly Parton, Roy Orbison usw usf gearbeitet) und einen Haufen ausgebuffter Nashville-Recken als Begleitung geschnappt und ein lupenreines Mainstream-Nashville-Country-Album (aber in richtig gut) aufgenommen, das mich alten Überzeugungsradfahrer dazu bringt, mich in den nächsten Pickup Truck schwingen und mich Richtung Highway aufmachen zu wollen. Eine meiner meistgehörten Platten in diesem Jahr:

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Ah, von Dawn Landes besitze ich ein altes Album, das in der Singer-/Songwriter-Ecke zu verorten ist. Auf dem aktuellen hier hat man es ja mit reinem Country zu tun. Klingt zwar deutlich glatter als meine üblichen Hörgewohnheiten, aber mir gefällt einfach schon Dawn Landes' Stimme. Hatte ich Lust drauf und habe mir das Album bestellt.
Cool, tob dich aus, Lifelover.

Elektronische Musik kommt hier noch etwas zu kurz. Wie es sich gehört, starte ich natürlich mit einem Hyberdub-Release. Jlins Debut "Dark Energy" schlug 2015 bei mir ein wie eine Bombe, nicht weniger begeistert war ich von dem Nachfolger "Black Origami". Wie immer versehen mit einem tollen Artwork, schiebt sie nun ihr drittes Album "Autobiography (Music From Wayne McGregor's Autobiography)" nach und veröffentlicht damit vielleicht ihr vielseitigstes und ausgereiftes Werk. Wie man schon sieht: Diese Musik suggeriert Bewegung. Wenn man will, kann man jeden Muskel und jede Sehne hören, Gelenke, die sich bewegen, Knochen, die bewegt werden. Passenderweise wird diese Musik transportiert über ein hyperklares Klangbild, in dem jeder Ton und jede Frequenz maximale Wirkung erzielen (ähnlich wie bei Aphex Twin früher, nur eben mit ziemlich anderer Musik, wobei die Gleichzeitigkeit von Hektik und Leichtigkeit beide zusammenbringt). Ich befnde mich ein bisschen im Tunnel, glaube aber, es nicht nur mit Jlins besten, sondern auch zugänglichsten Werk zu tun zu haben und bin mega gespannt, was da noch kommen wird. Vor einigen Wochen tauchte mit "Godmother" ein Collab-Song mit Holly Herndon auf. Der konnte mich zwar nicht so wirklich kriegen, aber wenn die beiden was zusammen machen...am besten noch mit Laurel Halo....das wäre schon das denkbar größte elektronische Album für mich.



Videos:
Das hier läuft im Moment gerade. Allererster Eindruck ist wieder gut, scheint etwas eingängiger zu sein als der Vorgänger (also nicht ganz so abgefahrene Beats und Sprachsamples - zumindest bisher). Mal sehen, ob ich hier auch schwach werde hinsichtlich Tonträger-Kauf.
Da die erwarteten 40 Releases von Dominik Fernow in diesem Jahr irgendwie ausbleiben (keine Prurient-18-LP :'-|), musste man sich seinen Krach irgendwo anders suchen. Dem Cover von Puce Marys "Drought" konnte man sowieso nicht entgehen, dann hörten es auch noch die richtigen Leute und das auch noch aus gutem Grund. Teils noisiger, teils ambienthafte Industrial/PE-Klangcollagen, die aber tatsächlich selten die Grenze zur wirklichen Anstrengung überschreiten. Kann man gut hören, wenn man nicht gerade Kopfschmerzen hat oder sich sonstwie desintegriert fühlt, vor allem an einem Sonntag ja beides gut möglich.

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Das Album habe ich bei Erscheinen gehört und für gut befunden. Anschließend dann dummerweise wieder vergessen. Dank Erinnerung hier im Thread erneut zweimal angehört und dann bestellt. Aus der Ambient-/Noise-Ecke habe ich von 2018 eh nichts gekauft, ist mir aufgefallen.



Ansonsten warten hier im Thread immer noch viel zu viele Tipps darauf, angecheckt zu werden. Alles werde ich garantiert nicht schaffen, aber für ein paar weitere Stichproben wird's bestimmt noch reichen.
 
Agrimonia - „Awaken“

Trotz des Crust-Backgrounds ist das hier für mich im Kern Death Metal mit viel melodischer Gitarre und guten Growls.
Na und vor allem einfach MEGAgeilen Songs!

Dödsrit - „Spirit Crusher“

Verantwortlich zeichnet hier Christopher Öster, früher bei Totem Skin. Blackened Crust bekommt man bei „Spirit Crusher“ auf die Ohren, wobei die Soundwaagschale sich schon eher Richtung atmosphärischem Black Metal neigt als auf die Crust-Seite. Vielleicht ein paar kleinere Längen, aber insgesamt sehr melodisch und süffig, auch die geschrieenen Vocals gefallen mir sehr gut.
Sehe ich ähnlich, weshalb mir das Debut um einiges besser gefällt.

Ultha - „The Inextricable Wandering“

Die beiden ersten Ultha-Alben befanden sich ebenfalls bei meinen Jahreshighlights, allerdings war es damals jeweils deutlicher, denn die ersten beiden zündeten bei mir sofort, während ich das beim aktuellen Album nicht behaupten kann.
Hat bei mir leider bis heute nicht gefunkt. Ich finde immer noch die erste am geilsten. Live super, bewegen die Songs auf Platte bei mir gar nichts. Ich kann nicht mal genau sagen, warum, drifte immer nach ein paar Minuten ab.

Death Engine - „Place Noire“

Man muss zunächst klar feststellen: Im Vergleich zum bockstarken Vorgängeralbum „Mud“ ist „Place Noire“ schon eher enttäuschend. Bei kaum einem anderen 2018er-Album schwankte meine Wahrnehmung beim Anhören von Mal zu Mal so sehr zwischen „irgendwie langweilig“ und „eigentlich doch ganz cool“.
Genau. Und auch, wenn es ein first first first world problem ist: In so einem starken Jahr reicht das halt nicht. Das Debut hat mich unmittelbar gefetzt, hier habe ich mich ein paarmal bemüht und es dann gelassen.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Zu Jlin:
Das hier läuft im Moment gerade. Allererster Eindruck ist wieder gut, scheint etwas eingängiger zu sein als der Vorgänger (also nicht ganz so abgefahrene Beats und Sprachsamples - zumindest bisher). Mal sehen, ob ich hier auch schwach werde hinsichtlich Tonträger-Kauf.
Empfinde ich genauso, obwohl man jetzt eigentlich nicht davon sprechen kann, dass die Musik weniger komplex und einfallsreich geworden ist. Vielleicht echt einfach perfekter als auf den schon sehr guten Vorgängern. Tolle Künstlerin.
 
Erschreckend öde ist die Zusammenarbeit von Casper und Marteria ausgefallen, von JAW hätte ich ebenfalls mehr erwartet...
JAW finde ich teilweise in Ordnung. Von den anderen beiden war ich noch nie Fan, dementsprechen erschrickt mich die pathetische Langeweile auf "1982" gerade so gar nicht, nervt mich aber trotzdem hart. Das wird nix mehr mit denen und mir.

Edit: Boah. Nee. Öäh.
 
Yo La Tengo - There‘s a Riot going on

Alle Assoziationen, die man bei diesem Album-Titel haben kann, laufen ins Leere.
Das Album enthält ziemlich entspannten Ambient Indie Rock. Das Meiste ist Instrumental, und wenn mal Vocals dabei sind, wurden sie ziemlich in den Hintergrund gemischt. Alles sehr ruhig, manchmal veträumt, allerdings ohne irgenwie süßlich zu sein.
Ich kenn mich in der Sparte nicht aus, aber der Song erinnert mich (angenehm) an The National. Das ist wahrscheinlich das Platteste, was man zu Indiezeug so schreiben kann.
 
Was hier an - sicherlich exzellentem - Noise-Rock (Daughters, KEN Mode) bisher vorstellig geworden ist, das nimmt sich in Vergleich zu den ekstatisch-unstrukturierten Ausbrüchen des Duos Guttersnipe primär als domestiziert und elaboriert aus. Wenn Guttersnipe Noise Rock spielen sollen, dann machen besagte Bands distinguiert-mondänen Art Rock - oder so. Guttersnipes "My Mother The Vent" ist jedenfalls ein hysterischer Nervenzusammenbruch par excellence: Kreischende, wirbelnde, hyperventilierender Gitarrenattacken, ebenso überzeichnet-überdrehte Jaulkreisch-Ekstasen an den Vocals, ein gewalttätig donnerndes Schlagwerk-Inferno und ab und an einsetzender, ebenso wilder elektronischer Krach ergeben puren akustischen Wahnsinn, der sich jeder Formsprache, jedem Sinn und jeder Begabung zur Musikalität konsequent widersetzt - und trotzdem oder gerade deshalb Kunst ist. Hier ist alles so völlig hyperbolisch und zur Karikatur konzentriert, solch purer dadaistischer Nihilismus, so unendlich nervenzerfetzend, dass man die Platte allerhöchstens zwei Mal im Leben freiwillig auflegen kann. Die restlichen Male sind der innere Zwang, sich selbst zu verletzen und zu schädigen. Und wer jetzt noch Vergleiche braucht: Aids-Wolf minus Musikalität plus Grind plus Free Jazz.

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https://guttersnipe.bandcamp.com/
 
Wenn ich aus dem Now-Playing-Thread zitieren darf:


Sons Of Kemet - Your Queen Is A Reptile
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Domestizierter Avantgarde-Jazz, tanzbarer Dub, World Music, perkusive Komplexität, Spoken Words und eine mächtig groovend-sonore Tuba (?) ergeben eine der Jazz-Platten 2018. Dazu noch auf dem legendären Impulse!-Label erschienen, Lieblingsplatte der The Wire-Redaktion und mit einer klaren emanzipatorisch-kritischen Botschaft aus postkolonialer Perspektive versehen (die aber selber ein wenig in die Identitätsfalle zu tappen scheint, aber so ist das halt mit dem postkolonialen Habitus), das muss man einfach mögen. Weil, wenn ich ergänzen darf, einfach saulässig und für eine Jazz-Platte auch für Pop- und Tanzmusik verliebte Ohren schwer zugänglich. Gibts jetzt für 9 Euro bei Amazon als CD.
 
Zwischendurch mal eben etwas Kleineres: Ich finde ja elektronische Musik mit Metalgitarren meistens echt scheiße (ewige Ausnahme: Vatican Shadows "Enter Paradise"), aber der Ende letzten Jahres erschienene Grimes-Track "We Appreciate Power" läuft hier nach anfänglicher Skepsis ständig. Trotzdem hoffe ich, dass Industrial Rock bequemerer Spielart auf dem Album eine Ausnahme darstellen wird. Textlich geht es für mich erstmal um sich verändernde Machtverhältnisse zwischen menschlicher und künstlicher Intelligenz.

And if you long to never die
Baby, plug in, upload your mind
Come on, you're not even alive
If you're not backed up on a drive

(Retro?)futurismus im Ghost In The Shell-Style, wenn auch deutlich plakativer. Laut Eigenaussage verortet sich der Song allerdings in einem konkreten politischen Kontext:

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