Hugin
Till Deaf Do Us Part
@Hugin
Finde wie immer deine konträre Meinung sehr spannend und lesens-/ bedenkenswert. Und wenn man, so wie du es beschreibst, allein mit diesen Fassungen aufgewachsen ist, dann verstehe ich auch die Liebe zum "suboptimalen" Klangbild der Remasters. Wobei "suboptimal" hier definitiv mit "ärgerlich" ersetzt werden muss. Aber was rede ich: Ich selbst liebe Nevermores "Enemies of Reality" nur im Sneap-Mix, also ich weiß schon etwas wovon du sprichst.
Anders als bei NM, die ja immerhin eine vernünftig gemischte Version nachgeschoben haben, liegt der Fall hier aber imo anders. Das eigentliche Problem ist doch, dass Quorthon durch die Billo-Remaster und deren alleinige Verwendung seit 1990 zum George Lucas wurde und sein eigenes Lebenswerk ohne legale oder teils sehr kostspielige Alternativen verschlimmbessert hat. Jetzt, da es die Möglichkeit gibt die Alben wieder so zu hören wie sie ja auch klingen sollten (schließlich wurden sie ja auch in diesem Klang veröffentlicht), sollte man diese Gelegenheit schon nutzen. Ist ein ziemlich einzigartiger Bootleg-Fall: Man kann dem Künstler nicht mehr schaden und alle Alternativen seit '91 sind sowohl klanglich, als auch haptisch (du sprachst bereits die Booklets an) unterirdisch. Unter anderem ein Grund dafür, dass ich mir bis zu diesen Boots jetzt nie eine Bathory-CD zugelegt habe und ich könnte mir vorstellen, dass es manchen Leuten ähnlich geht.
Ich muss schon die ganze Zeit an ältere Leser in der Bibliothek denken, die sehr an ihren DDR-Ausgaben hängen trotzdem es mittlerweile (wieder) sehr viel bessere und günstige Ausgaben gibt. Ich verstehe dann, dass gewisse Aspekte dieser Ausgaben nicht in den Neuauflagen vorkommen können (etwa Geruch, Papier etc.). Trotzdem würde ich keinem Neukäufer/ -leser jemals die suboptimalen älteren Ausgaben empfehlen, sondern immer die mit denen er das Werk am besten, originalgetreuesten und vollständigsten kennenlernen kann.
Da bin ich ganz bei dir. Es ist allerdings gar keine konträre Meinung, sondern nur ein Versuch, eine andere Sichtweise zu beleuchten.
Mein Beitrag zielte ja auch, wie schon gesagt, vor allem auf Leute ab, welche die besagten Scheiben eben mit den 1990er-Remasters kennengelernt haben und seit bald 30 Jahren genau so kennen und offenbar auch lieben, denn sie sind ja durch sie Bathory-Fans geworden, die sich auch x Jahre später noch in diesem Thread tummeln. Die müssen sich halt auf einen Klang einstellen, der nicht ihrer Gewohnheit betreffend diese Alben entspricht, und da ist es nie so ganz sicher, was das Ohr mehr goutiert, das Bessere aber Ungewohnte, oder das Schlechtere aber Gewohnte und Liebgewonnene.
Das war alles. Mein Ziel ist es in solchen Diskussionen nie, meine eigene Sicht zu betonen, sondern immer, den richtigen Hörer für das richtige Album bzw. hier die richtige Version zu finden, und da spielt die Überlegung eben eine Rolle, weil mir das eben beim direkten Vergleich sehr aufgefallen ist, dass das Remaster eben vertraut klingt. Ich bin ganz bei dir, dass es toll ist, die originalgetreuen Versionen jetzt hören und haben zu können, sonst hätte ich sie nicht sofort bestellt, als ich davon erfahren haben.