Der Arjen weiß einfach, wie man es macht. Der Samstagabend bot bestmögliche Unterhaltung auf dem Prog-Metal-Sektor mit Musical-Einschlag. Für mich persönlich schon der Wahnsinn, Damian Wilson und Daniel Gildenlöw gemeinsam auf einer Bühne zu sehen, zähle ich diese doch für mich zur absoluten Speerspitze der singenden Zunft. Instrumental alles auf High-End-Level, Bühne stimmig arrangiert (2 Etagen), Klang unfassbar sauber und transparent, hätte vielleicht gerade bei dem Songs mit Wums ein wenig mehr Druck vertragen können, was indes aber Jammern auf absolut hohem Niveau ist.
Nicht minder beeindruckend: Tom Englund, der regelrecht in seiner "Rolle" aufzugehen schien und absolut professionell die Bühne mit seiner Präsenz zu füllen vermochte, demgegenüber Jonas Renske, der schlicht eben einfach "er selbst" war.
Anneke ist stets ein besonderes Vergnügen, wechselte die Garderobe wohl öfter als Axl zu besten Zeiten und vermochte im wahrsten Sinne des Wortes somit nicht nur stimmlich, sondern auch optisch zu glänzen.
Weitere Erkenntnisse:
Erkenntnis 1: Das Zahlenalbum läuft bei mir unter dem Radar, werde ich wohl ändern müssen.
Erkenntnis 2: Brittney Slayes wird eine Lücke füllen, die Doro wohl irgendwann dereinst altersbedingt hinterlassen wird. Vocals großartig, Performance in weiten Teilen derart Doro-influenced, dass man wahlweise schmunzeln oder staunen konnte. Fast schon traurig, dass die mit ihren Bogeschützen solch (für mich) grausame Musik produziert.
Erkenntnis 3:
John Jaycee Cuijpers ist so eine Art (Sanges-)Gott - kein Wunder, dass Arjen diesen Mann immer und immer wieder für seine Projekte holt, gleich, ob ins Studio oder wie am Samstag auf die Bühne. Meine Frau und ich haben später das Alter des Praying-Mantis-Sängers googeln wollen - ohne Erfolg. Es ist absolut unfassbar, was dieser Mann an Power in seiner Stimme hat, welche Leistung er abzurufen vermag. Ich glaube, ein Herr Dio wird das auf seiner Wolke gesehen haben und ich denke, er dürfte ein breites Lächeln im Gesicht gehabt haben.
Gesanglich waren ohnehin (fast) alle an diesem Abend ganz weit vorne, nur die Fraktion Krefeld schien ein klein wenig mit angezogener Handbremse zu agieren (wohl um die Stimmbänder für Tour der Hauptband zu schonen).
Arjen...ist Arjen! Sympathisch as Fuck, Perfektionist in allen Bereichen. Der Merch-Stand hat mir noch einmal in Erinnerung gerufen, wie lange mich der Schlacks nun begleitet, ab von "Transitus" (trotz Cammie) hat er mich nie (wirklich) enttäuscht. Auf der Bühne trotz seiner Größe auf sympathische Weise verloren wirkend, wie ein großes Kind, das seine selbst gebaute Lego-Burg einem staunenden Publikum präsentiert. Das Publikum feiert die geilste Burg, die es je gesehen hat - und ich wette, Arjen denkt schon darüber nach, was man hätte besser machen können - ob nun jetzt oder in Zukunft.
Die Kritikpunkte von
@Herr_U sind nachvollziehbar, die Durchlüftung des Popodiums hatte ich vom letzten Mal auch besser in Erinnerung - und das Anstehen am Merch-Stand war schon eine Sache für sich, wobei sich beobachten ließ, dass man das Warten hier auch prima zum Fachsimpeln mit dem Nebenmann/der Nebenfrau nutzen konnte - und ein wenig Humor hatten auch die Damen hinter dem Tresen: auf mein PoS-Shirt angesprochen wurde mir kaltlächelnd mitgeteilt: "Right Singer - wrong Band" - dann ein Handschlag.
Die Kneipenmeile von Tilburg indes war bestens gefüllt mit "Ayreonauten" aus aller Welt, dazu großartiges Wetter outside (zumindest bis zum frühen Abend - aber da mussten wir ohnehin in die Halle) - auch das gehörte schon beim "Schloss" damals für mich mit dazu, eine ganz eigene Atmospähre.
Um es mal zum Ende zu bringen und ein Fazit zu ziehen: jederzeit wieder (naja, sogar im Falle einer "Transitus"-Aufführung - wegen Arjen und wegen Cammie), ein ganz großer Dank an einen unglaublich sympathischem Musiker, dem man seine Leidenschaft sofort und ohne Umschweife abnimmt - und der erneut alles getan hat, um seine komplexen Stories auf bestmögliche Art und Weise live zu präsentieren - mit allem Drum und Dran. Arjen, Du bist schon der Geilste.