B.B. King - Der King des Blues

Egon

Deaf Dealer
In diesem Thread soll, hoffentlich ausgiebig, meinen Lieblingsmusiker gehuldigt werden. Mit ca. 6 Jahren durch meinen Vater zum Blues, vor allem B.B. King, gekommen und knapp 25 Jahre später läuft die Musik des Meisters immer noch jede Woche bei mir.

Und da er über 40 Alben, Live Alben und Compilations nicht mitgezählt, gemacht hat, empfehle ich hier mal ein paar Sachen (4 Alben + 1 Live Album) zum Einstieg.

1. Singin‘ the Blues (1956)
Erstes Album, allein deshalb Pflicht und es sind absolute Klassiker wie "3 O'Clock Blues", "Every Day I Have The Blues" und "Woke Up This Morning" enthalten.

2. Midnight Beliver (1978)
Verträumter, jazziger (dank The Crusaders) und perfekt geeignet zum Nachts Auto fahren.

3. One Kind Favor (2008)
Letztes Studio Album und eines seiner besten. Wer nur ein Album hören möchte und wem die ganz frühen Sachen noch zu rau sind, greift zu diesem Album.

4. Indianola Mississippi Seeds (1970)
Laut King's eigener Aussage sein bestes Album. Etwas rockiger (für B.B. King), mit den für seine 70er Jahre Alben typischen Gospel Einfluss. Außerdem beste Version von "Hummingbird".

5. Live in Cook County Jail (1971)
Live At The Regal (1965) wird zwar allgemein hin als DAS B.B. King Live Album angesehen, ich empfehle aber lieber dieses. Zum einen ist die Atmosphäre von der Anfangs Ansprache bis zum Schluss dichter und es war mein erstes B.B. King Live Album.
 
Ich habe nie wirklich viel Blues gehört, doch als vor 10 oder 11 Jahren der Vater meines besten Kumpels bei ihm ins Zimmer stürzte und meinte "Jungs, nächste Woche, BB King in Offenbach ich gebe aus." musste ich nicht lang überlegen.
Als Gitarrist war mir der Mann natürlich ein Begriff, mein Kumpel war nicht im Bilde um welch eine Koryphäe es sich bei BB handelte.

War dann mein erstes Konzert ohne Matte. Und was für ein Konzert das war. Dieses Charisma war einmalig. Ähnlich einem James Hetfield kam der Mensch auf die Bühne und man hat die nächsten 2 Stunden das Gefühl, er würde nur für einen allein spielen.
 
B.B. King nie live gesehen zu haben bedauere ich sehr. Ich kann mich noch erinnern wie ich einen Tag nach seinem Tod, in der Barnaby’s Blues Bar in Braunschweig war um Ryan Mcgarvey zu sehen. Er hat ein ca 10 minütiges Medley gespielt, sein Vater, ein alter Cowboy wie er im Buche steht, stand mit Tränen in den Augen und einem Whisky an der Bar. Allein das war schon einmalig gut.
 
Mein erstes und leider auch letztes B. B. King Konzert 2009 in Hamburg wird für mich in gleich mehrfacher Hinsicht absolut unvergesslich bleiben.

Bereits beim Ticketkauf hatte ich das große Glück, einen ziemlich mittigen Sitzplatz in der ersten Reihe zu ergattern, und dann wurde kurz vor dem Termin für Hamburg auch noch der von mir ebenfalls geschätzte Henrik Freischlader als Support bekanntgegeben.

Nachdem Freischlader, völlig zu Recht von begeistertem Applaus begleitet, von der Bühne ging, dauerte es noch eine gefühlte Ewigkeit, ehe die Band von B. B. King auf die Bühne kam und gleich ordentlich loslegte.

Und dann wurde ER, zu der Zeit bereits fast 84 Jahre alt, mit langsamen, bedächtigen Schritten auf die Bühne geführt, setzte sich auf seinen Stuhl und ließ seine Lucille singen... Oh Gott, und wie schön sie sang.

Die Stimme des Meisters hatte natürlich nicht mehr die Kraft von früher, aber es war unglaublich, wie viel Leben und Emotionen er den Songs damit trotzdem noch einhauchen konnte.

Zwischen den Songs erzählte er (nicht immer ganz jugendfreie) kleine Geschichten und Anekdoten aus seinem Leben, und seine charmante Art zu sprechen ließ mich jeden Moment davon rundum genießen.

Keine Sekunde dachte ich daran, dass er jetzt auch mal wieder einen Song spielen könnte, denn diese Mischung aus Musik und Geschichten war irgendwie genau das, was ich an diesem Abend brauchte.

Dann begann er wieder zu singen, streichelte seine Lucille und entlockte ihr immer wieder diese unfassbar tollen Klänge voller Sehnsucht, Freude, aber auch Schmerz.

Jeden Moment, den er da auf der Bühne verbrachte, schien er genau dort sein zu wollen und genau das tun zu wollen, was er gerade tat, und ich saß einfach nur gebannt da, hörte und sah ihm zu und hatte das Gefühl, dass er all das gerade nur für mich tut.

Die Aura dieses Mannes war einfach unglaublich, und ich denke, dass ich seine Beseeltheit mit diesem Foto sehr gut festgehalten habe...

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Während der Zugabe standen die Leute in den vorderen Reihen auf und gingen an den Bühnenrand, da B. B. King dafür bekannt war, Goodies an das Publikum zu verteilen, und das sollte er auch dieses Mal tun.

Da ich in der ersten Reihe saß, hatte ich natürlich eine sehr gute Ausgangsposition und stand dann keine zwei Meter vom Meister entfernt direkt vor der Bühne.

Mein zuvor gekauftes Tourbook, welches ich nicht einfach auf meinem Platz liegen lassen wollte, nahm ich mit, legte es vor mir auf den Bühnenrand und erinnerte mich plötzlich daran, dass ich ja noch einen CD-Marker in der Jacke hatte, den ich mir vor dem Konzert noch gekauft hatte, also nahm ich den aus der Packung und legte ihn einfach auf das Tourbook.

B. B. King verteilte nun, während seine Band weiter spielte, zahlreiche Ketten, Anstecker und Plektrum-Sets an die Leute vor der Bühne, wovon ich zwei Anstecker und ein Plektrum-Set ergattern konnte.

Als dann alle Goodies verteilt waren, stand er auf und wurde von der Bühne geführt, und dabei kam es dann zu dem Ereignis, welches mir bis heute unvergessen im Gedächtnis eingebrannt ist.

B. B. King sieht mein Tourbook und den CD-Marker auf der Bühne liegen, zeigt darauf, lässt sich beides von seinem Begleiter reichen, setzt sich wieder hin und signiert es mit meinem Marker auf der Bühne.

In den letzten 10 Sekunden dieses Videos ist dieses Ereignis sogar zu sehen...
Danach signierte er dann noch ein paar weitere gereichte Dinge, darunter auch eine Gitarre, und das alles mit meinem Marker.

Ich stand nur völlig benommen da, konnte gar nicht wirklich fassen, dass das gerade wirklich passiert ist, und wartete mit meinem bereits zurückerhaltenen Tourbook in der Hand nur noch auf meinen Marker, der mir dann auch kurz darauf von dem Begleiter zurückgegeben wurde, ehe B. B. King endgültig die Bühne verließ.

Auf dem Heimweg starrte ich immer wieder auf das auf dem Beifahrersitz liegende signierte Tourbook und konnte immer noch nicht so richtig glauben, dass das gerade wirklich passiert war, dass dieser Mann, diese Legende da gerade tatsächlich mein Tourbook signiert hat.

Aber es ist genau so passiert, und das ist das gute Stück...

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Mach es gut, lieber B. B. King, und danke für so vieles... Du warst nicht nur der wahre King of Blues sondern auch ein echter Gentleman und ein Mensch, der den Menschen in seiner Umgebung jederzeit eine schöne Zeit bescheren wollte, sei es mit Deiner wundervollen Musik, den Klängen Deiner Lucille oder auch nur Deiner reinen Anwesenheit.

Hmmm... Vielleicht sollte ich das mal für die "Konzert meines Lebens" Rubrik an die Redaktion schicken, denn @Bexham hat da ja schließlich auch schon Johnny Cash unterbekommen.
 
Dein Erinnerungsbericht beschreibt auch das von mir im Jahre 2009 besuchte Konzert in Offenbach hervorragend.

Vorband war die HR Bigband, ansonsten durfte ich Ähnliches erleben.
 
Die ersten beiden Alben auf Crown Records find ich gut. 'Live At The Regal' ist ein solides Live-Album. 'Completely Well' und 'Indianola Mississippi Seeds' sind meine liebsten Studioalben. Nicht vergessen sollte man die ganz frühen 10" Schellackplatten auf Bullet und RPM Records, die noch besser sind, als die ersten Alben auf Crown. Nur schade, dass die 10"s heutzutage nicht mehr zu bekommen sind und wenn, dann sind sie unbezahlbar. Ab ca. 1975 kann ich mit B.B. King nix mehr anfangen. Sein Blues wird immer glatter und polierter und lässt jegliche Ecken und Kanten vermissen. Nix für mich.

P.S.: Der 'King des Blues' ist er natürlich nicht. :)
 
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