Ein paar Eindrücke vom Tourauftakt in Flörsheim gestern:
Das Moshpit in Flörsheim befindet sich im alten Güterschuppen des Flörsheimer Bahnhofs, also perfekt gelegen für die saufkompatible Anreise per S-Bahn. Der Laden entpuppt sich als sehr überschaubar (laut Betreiber passen 80 Leute rein), sehr gemütlich und überzeugt mit einer gediegenen Bierauswahl zu fairen Preisen (z.B. 0,33 l Flens für zwei Euro). Ein echtes Schnäppchen ist der Eintrittspreis: an der Abendkasse werden an diesem Abend 9 (in Worten: neun) Euro verlangt. (Zum Vergleich: das Turock in Essen ruft für dasselbe Package an der Abendkasse 25 Euro auf.)
Die familiäre Atmosphäre färbt auch auf die Bands ab und Blind Illusion-Mastermind Marc Biedermann lässt es sich nicht nehmen, den Opener Hateful Agony persönlich anzusagen. Die Münchner spielen wilden, hektischen Thrash, bei dem Tempo wichtiger ist als Präzision. Dem Publikum gefällt's und am Ende des Sets spielen Hateful Agony noch Cover von "Merciless Death" und "Black Magic", damit kann man bekanntlich nicht viel falsch machen.
Um einiges tighter und auch druckvoller kommen danach Fusion Bomb rüber. Das Energielevel ist hoch, die Breaks sitzen wie angegossen und die Songs bieten genügend Abwechslung, um nicht langweilig zu werden. In dieser Form können es die Luxemburger jedenfalls auch mit bekannteren Thrash-Bands durchaus aufnehmen. Nächstes Jahr spielen sie auf dem Taunus Metal wieder in der Region und sind dort dann eine der Bands, die man nicht auslassen sollte.
Bleiben also noch Blind Illusion und schon beim Opener "Vengeance Is Mine" wird klar: Die alten Hasen haben es immer noch drauf - und sie haben an diesem Abend richtig Bock. Ebenso souverän wie locker zocken sich Biedermann & Co. durch ihr Set und geben neben den Klassikern vom Debüt auch den ein oder anderen (gelungenen) neuen Song zum besten. Die Stimmung ist prächtig und auch die Fusion Bomb-Jungs moshen und bangen begeistert vor der Bühne herum.
Einziger Wermutstropfen: Blind Illusion spielen nicht ihre komplette Setlist, und "Kamakazi", "Ice Sage" und das Led Zeppelin-Cover "Immigrant Song" fallen dem vorgezogenen Feierabend zum Opfer. Wenn ich Basser Tom Gears richtig verstanden habe, müssen sie mit Rücksicht auf Drummer Erik Cruze früher Schluss machen. Schon während des Gigs hat Erik immer wieder irgendwas aus einer Spraydose inhaliert und die Luft im Moshpit ist mittlerweile zum Schneiden dick. Schade, dem exzellenten Eindruck tut das aber keinen Abbruch und Blind Illusion sollte man auf jeden Fall im Auge behalten. Vielleicht sitzt ja doch noch ein neues Album drin?