Der wunderbare AUTOPSY Verherrlichungs-Thread

ABSCESS - Tormented (Listenable Records, 2000)

Waren Kot, Pisse und Sperma in den Anfangsjahren von ABSCESS bestimmende Themen, so ist es auf ihren 2000er Güllehaufen eher das allgemeine Elend der Welt. Welche Band kann von sich behaupten, eine so variantenreiche Themenvielfalt zu beherrschen?

Gut, AUTOPSY vielleicht. Ist aber wohl eher Zufall.

Doch widmen wir uns diesem schönen Album namens ''Tormented''. Auf den ersten Blick ein relativ unspektakulärer Titel, doch man wollte vielleicht einfach die Musik sprechen lassen. Und die ist wunderschön.

Wie auf dem Vorgängeralbum ist ein verstärkter Punkanteil zu vermelden. So weit kein Problem damit. Doch auf ''Tormented'' geht es wieder härter zur Sache. Und gleichzeitig auch rockiger. Alleine der Titeltrack weist eine lässig-rotzige Attitüde auf, von der Schulbuben wie ENTMANNT auf ''Wolverine Blues'' nur träumten.

Hier agieren Männer.

Flottes, rotziges Drumming, geile Screams und Growls galore, eine ''Leck mich am ungewaschenen Arsch''-Attitüde und unfassbar coole Leads, wie z.B. beim Titeltrack. Vor allem, wie sie den Song ausklingen lassen, da muss ich immer lachen. Das Ding hier ist der wahre Death 'n' Roll. Ich liebe diese Scheibe so sehr, weil sie Punk, Rock und Death ideal miteinander verbindet. Mit der Platte wird man vermutlich nicht jede Braut flachlegen können, wenn man sie zu einem Glas Rotwein verwöhnen will. Doch dann zeigt es sich eben, ob es die richtige Braut ist oder nicht, wenn sie nicht zu ''Madhouse at the End of the World'' abgeht.

Es ist vielleicht der heavieste Song, den ABSCESS jemals aufgenommen haben. Tonnenschwer wäre untertrieben. Das Ding hat ein Gehänge wie ein Ochse. Doomdeath der beeindruckenden Sorte. Da spielen sie ewig heavy und schwer vor sich hin, dann wird eine scheinbare Phase der Orientierungslosigkeit eingeleitet, mit verkratzten und verschrammelten Lauten und schwupps gibt es heftiges Midtempogeknüppel, bevor es wieder arschig langsam wird. Göttlichkeit geht so.

Die ganze Platte ist enorm abwechslungsreich und versaut. Ich möchte nicht für jeden ABSCESS-Fan sprechen, doch würde ich einem Newbie eine ABSCESS empfehlen müssen, dann wäre es diese Perversion. Also, wer 'ne einminütige Rotznummer wie ''From Bleeding Skies'' nicht mag, dem würde ich kein Bier ausgeben. Es ist eine spielfreudige, harte, geile ''Fuck You all''-Scheibe. Die macht Laune ohne Ende. Einfach ausprobieren. Hier hat Mister Reifert ganze Arbeit geleistet. Man merkt förmlich die Lebensfreude, mit der die Keulen ausgepackt wurden.

8,5/10

@Gott was ist denn los? Hast Du uns verlassen?
 
Ich mach' mir mittlerweile echt Sorgen um Gott. Vielleicht liegt er schon wochenlang tot in seiner Wohnung ...

Irrtum Nietzsche! Ich liege nicht tot in meiner Wohnung. Ich war nur die letzten Monate damit beschäftigt im unwirtlichen unterentwickelten Andalusien mit Feuer, Schwert und Autopsy einen despotischen Gottesstaat zu errichten. Derweil habe ich natürlich trotzdem sehr sehr genau das DF studiert, aber die virtuelle Welt zugegebenermaßen sträflich vernachlässigt.

Aber ihr, meine schwarzen Schäfchen, wart derweil auch nicht untätig, wie ich hier voll Begeisterung lesen darf! Da habe ich ja einiges nachzulesen!
 
Zuletzt bearbeitet:
ABSCESS - Urine Junkies (Relapse Records, 1995)

Es begab sich gleich bei meinem ersten Besuch in der Grenzsstraße. Ich hatte keinen blassen Schimmer, was mich erwarten würde. War noch nie bei einer Domina gewesen. Und Lady Marsha befahl mir, die liegende Position auf dem Rücken einzunehmen, Hände an die Seiten. Ich dachte mir nur ''oh Gott, was hat sie jetzt vor''. Ich blutjunges BDSM-Küken war im Jahre 2000 noch total eingeschüchtert von so einer dominanten Präsenz. Also setzte sie sich mit ihrem Unterleib in Hockeposition über mein Gesicht und sagte nur ''Mund auf''.

Ich sage Euch, sie pisste wie ein Pferd. Und absolut zielsicher direkt in meinen weit geöffneten Mund. Bis er lippenkantig voll war. Dann sagte sie ''schlucken''. Ich gehorchte lieber. Weißte, ich frage mich bis heute, wie sie das geschafft hat, immer so kontrolliert abzubrechen, wenn mein Mund voll war und ich alles geschluckt hatte. Beim vierten Mal sagte sie dann ''tja, Herrin hat eine große Blase''. Ich musste mich beherrschen, nicht loszuprusten. Ja, warum bringt sie so einen Satz, wenn mein Mund voll ist? Sie wollte schon wegspringen, um der Fontäne zu entgehen, doch ich beherrschte mich gerade noch so. Na ja, nach der fünften Ladung war sie dann fertig. Ich sage ja, ein Pferd pisst weniger. Boah ey, seitdem glaube ich, dass Frauen größere Blasen als wie Männer haben müssen. Durstig war ich dann an dem Abend nicht mehr, ich war gut abgefüllt.

Weshalb ich Euch mit so Leckereien verwöhne? Weil es thematisch ideal zum ''Urine Junkies''-Album von ABSCESS passt. Drei Demos wurden auf der ''Urine Junkies'' mit in die Latrine genommen. Namentlich das ''Crawled Up From the Sewer''-Demo, das ''Raw, Sick and Brutal Noize''-Demo und das erste, selbstbetitelte Demo aus dem Jahre 1994.

In der Besetzung über die Demos stabil, ergötzten sich die Herren Reifert, Coralles, Bower und Freeway an einer neuen Stilistik. Der des Piss Metals. Da Herr Reifert sein Baby AUTOPSY für unbestimmte Zeit auf Eis legte, jedoch einfach kein Mann ist, der still rumsitzen kann, kam ihm die Idee einer etwas rotzigeren, noch schmutzigeren, dafür weniger doomdeathigen Variante seiner Band. Und was er da entwarf, es wurde gut. Gut und Gelb. Doch wer denkt, Herr Reifert hätte hier ein eindimensionales Album erschaffen, das sich ausschließlich um den gelben Saft drehen würde, der irrt. Schon beim ersten Kracher, dem Opener ''Aching Meat'', der mit einer räudigen Asi-Mentalität durch die verklebten Abflussrohre rauscht, dass es eine helle Freude ist, zeigt er seine Komplexität.

Es geht nämlich auch ums wichsen, bis der Schwanz weh tut, ums kotzen, kacken, Spermapfützen und Exkremente fressen. Man merkt, der Mann ist vielseitig. Musikalisch pendelt man zwischen crustigen Death Metal-Attacken der wohltuend simplen Art, punkigen Fetzern, gegen die THE EXPLOITED zahm wirken und ansonsten einfach nur Lärm.

Der Titeltrack, ein schneller Bastard, bei dem Herr Reifert, trotz der 1:56 Spielzeit seine Vergangenheit nicht leugnen kann und eine Doom-Passage einstreut, mit herrlichem ''Chuck Schuldiner''-Gedenkscream, bietet lyrisch dann vollste Pracht. Hier kommen dann auch endlich Tampons zum Zuge, Nägel durch Vorhaut, Kerzen aus Scheiße und Knoten in den Augen. Geht doch! Spitzensong für meine Beerdigungsfeier.

Bei dem 1:21-Song ''Crawled Up From the Sewer'', der rumpoltert, als stecke ihm irgendwas quer im Hintern, kannte meine Begisterung keine Grenzen mehr.

''I Crawled up from the Sewer in a Quest to Eat Your Brain
Manhole for a Cranium I Bathe in Toilet Rain
Burning Desire Eating Out my Insides
My Jellifed Skin Stinking up the Night''


Ich bin wirklich beeindruckt, wie gut die Lyrics sind, ob ihrer Fähigkeit, dem Zuhörer alles plastisch vor Augen zu führen.

Einer meiner Lieblingstracks dieses wunderbar stinkigen Albums ist der Song ''Zombification'', der ab Mitte des Tracks äußerst eklig klingende Gitarrenspielereien präsentiert, eine Art mutwillig abgehacktes feedbacken, was sich bis zum Ende hält. ''Suicide Fuck'' ist musikalisch dann eine Hommage an GG Allin, reiner Asi-Punk, textlich wieder einmal herausragend eingängig.

''Suicide Fuck, Suicide Fuck
You Took Your Life, Who Cares you Sucked
Suicide Fuck, Suicide Fuck
Fuck You
Suicide Fuck, Suicide Fuck''


Und bei ''Anally Impaled'' wird es dann richtig lustig. :)

Diese drei Demos, auf einen Silberling gepresst, enthalten nur Killersongs. Einer ist asozialer, als wie der andere und man ist zwingend darauf angewiesen, genau hinzuhören. Denn hinter dieser scheinbar einfach drauflosgedroschenen Attitüde versteckt sich viel Können an den Instrumenten. Denn auch ABSCESS können es nicht verbergen, dass es sich um exzellente Musiker handelt, die eben die Sau rauslassen wollten und dies auch eindrucksvoll geschafft haben. Sämtliche Texte sind ein Muss und stellen alles in den Schatten, was die IMPETIGOS oder CANNIBAL CORPSES so auf die Beine gestellt haben.

Das hier ist die Rausschmeisser-CD auf jeder Party. In Scharen verlassen sie fluchtartig Eure Bude, wenn es sich nicht gerade um ebenso perverse Gestalten wie Ihr es seid, handeln sollte. Diese durchgängige Lobhudelei über menschliche Körperflüssigkeiten, Auscheidungen und Gewalt-SM klingt einfach nur zu gut, um wahr zu sein. ''Urine Junkies'' ist wie eine dicke, pulsierende Eiterbeule, in die man mit einem Skalpell hinein sticht und dann spritzt einem alles entgegen. Muss man haben und ich will das Coverartwork als Poster im Deaf Forever. Herr Reifert brauchte dieses ''sich einfach mal gehen lassen'' und es hat sich für uns alle gelohnt.

9/10 Urinsteinen

@Gott kommst Du jetzt wieder zu uns zurück? Ich war artig.

Es ist einfach wunderbar wie du es immer wieder hinbekommst Autopsy irgendwie mit deinem legendären Sexleben zu verbinden. So kommt zusammen was zusammen gehört. Wiedermal finden die 3 Reviews meine begeisterte und ungeteilte Zustimmung!

Obwohl man Abscess auch als eine Fortsetzung der mit Shitfun eingeschlagenen Richtung sehen kann, und obwohl die Band für mich immer eng mit Autopsy zusammengehören wird, finde ich die Umbenennung konsequent und richtig. Der Bruch im Gesamtkonzept war doch zu deutlich um diese Musik unter dem Namen Autopsy laufen zu lassen. Obwohl sich alles ausschließlich aus typischen Autopsy-Stilmitteln speist, die natürlich auch wie immer obergenial arrangiert werden, fehlen andere Autopsy-Elemente völlig. Der beklemmende Grund-Sound ist ganz weg. Stattdessen pimmelt man in einer unbeschwert aggressiven Punk-Heiterkeit durch die Gegend und verbreitet durchgehend krasse Sauflaune. Die gab es zwar auf Shitfun auch schon in Ansätzen, aber bei Abscess ist die Piss-Punk Attitüde noch mal ordentlich hochgepitcht worden: Einfach noch fettere Böller im Arsch, und einfach noch mehr Korn-Cola aus der Plastikflasche auf Ex. Wie eine coole ausgelassene Beach-Party zwischen verwesenden Wasserleichen und fettem Möwenschiss.

Schön, dass es da jetzt eine Vinylversion gibt! mit von Chris Reifert selber eingestrullter Urinprobe. Kauft euch alle bitte schnell mindestens ein Exemplar davon, sonst bekommt die DEA noch eins ab und testet Reiferts Urin-THC Werte. Für die nächste Autopsy Platte müssten wir ihn dann per Crowdfunding-Kaution aus dem Knast holen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Auch wenn uns unzählige Metal-Bands das Gegenteil erzählt haben: Sooo geil ist das halt doch nicht, wenn sich @Gott von einem abwendet. Merkt man halt erst, wenn's einen selber betrifft. ;)

Schön gesagt! Genau so ist es! Und genau deshalb fährt er auch von Zeit zu Zeit wieder jäh hernieder, um euch zu erbauen!

Kaum öffne ich diesen Thread bestürmt mich das herrlichste Vergnügen, ob all dieser frohen Botschaften! Krasser Scheiß ihr Frostbiter!!

Lieber Gott,
liebe Schäfchen vom lieben Gott,

ich möchte die Bestellung des Werkes Tourniquets, Hacksaws And Graves bekanntgeben.

Die digitale Silberscheibe (tolle Erfindung übrigens, lieber Gott) soll hier (wenn Gott will) am Mittwoch oder Donnerstag materialisieren.


Ende der Bekanntmachung.

Ich bin sicher du wirst es während der letzten Monate keine einzige Sekunde bereut haben!
 
Gott!!!:jubel:
Autopsy is mir wurschd....bis jetzt jedenfalls...aber dass Gott zurück ist freut mich ein zweites Loch in Arsch an diesem verdammten Sonntag! Ganz ehrlich....
 
ABSCESS - Seminal Vampires and Maggot Men (Relapse, 1996)Madhouse at the End of the World

Ein wenig war ich enttäuscht, dass auf diesem Werk der kalifornischen Gourmets kaum noch Texte über Kot und Pisse zu lesen waren. Das war bedauerlich, als Liebhaber solcher Delikatessen. Ich kann es mir nur so erklären, dass man im Hause Reifert vorübergehend eine Variation der sexuellen Vorlieben, hin zu Verwesung, Dreck und Leichnamen vornahm. Was ja auch schön ist, da man dadurch bewies, offen für andere Dinge zu sein.

Musikalisch empfinde ich die ''Seminal...'' auch sehr stark. Vor allem ''Fatfire'', das punkiger ist, als Punk eigentlich sein kann, und herrlich im Mittelteil drauflos klöppelt, um dann wieder im Midtemposumpf zu ... äh ... versumpfen, ist ein Highlight. Das irre Gebrabbel von Meister Chris ist einfach nur göttlich. Eigentlich ist die ganze Scheibe göttlich. Ich meine, wer von uns denkt nicht stündlich ''I don't give a Fuck'' und möchte jemanden umbringen? Diese Scheibe menschelt an allen versifften Klo-Ecken.

''I dont care about your whole fucking life
I dont care if you're tortured, I dont care if you're right
I dont care what you think, I dont care what you say
I dont care if you're depressed I dont care if you're gay''


Ja, ist doch so. Es ist Zeit für etwas mehr Menschlichkeit.

Und all dies drückt sich in speedig-punkig angehauchten Hochgeschwindigkeitsgeschossen aus, die einfach nur mächtig Bock machen, sich auf irgendwen zu stürzen, ihm die Eier abzureißen und sie ihm in seinen Hals zu stopfen. Ja, sie macht schon Laune, die Scheibe. Da sind Hits drauf, wie das neunzigsekündige ''Burn, Die and Fucking Fry'', da verliert man jegliche Lust auf soziales Verhalten.

Und das beste ist ja, dass so ein räudiger Bastard an Album Instinkte in einem weckt, auch den Rasen zu mähen.

''wormified loser, backstabbing fuck
look me in the eye if you've got the guts
you dont even have a spine
gutless shit just wasting my time

out of my way Im gonna mow you down''


Eigentlich fast schon zu sehr nach Gartenidylle klingend.

Kurzum: diese Platte ist ein Tempel an Spaß. Eine halbe Stunde lang wird drauflos gerotzt und ohne Anstand die Mischung aus Punk und Rotzdeath gefunden, dass man vor Freude durchgängig pissen möchte. Völlig zu Unrecht unterbewertete Scheibe. Denn wie bei allen Platten aus Reifertshausen gilt auch hier: man hört, was die Jungs musikalisch drauf haben. Ist es wüstes Geknüppel? Ja. Aber es kommt drauf an, WIE man knüppelt. Kaufempfehlung für jeden Perversen.

8/10

Über dieses subtil kranke Review freue ich mich jetzt tatsächlich sogar noch etwas mehr als über Fenriz Abscess-Nennung im DF Nr. 5 Seite 12. Wo "noch nie jemand mit soviel Schmerz in der Stimme" KALIFORNIAAAAAAAAA!!! gebrüllt hat. Und das will schon was heißen.

ABSCESS - Tormented (Listenable Records, 2000)

Waren Kot, Pisse und Sperma in den Anfangsjahren von ABSCESS bestimmende Themen, so ist es auf ihren 2000er Güllehaufen eher das allgemeine Elend der Welt. Welche Band kann von sich behaupten, eine so variantenreiche Themenvielfalt zu beherrschen?

Gut, AUTOPSY vielleicht. Ist aber wohl eher Zufall.

Doch widmen wir uns diesem schönen Album namens ''Tormented''. Auf den ersten Blick ein relativ unspektakulärer Titel, doch man wollte vielleicht einfach die Musik sprechen lassen. Und die ist wunderschön.

Wie auf dem Vorgängeralbum ist ein verstärkter Punkanteil zu vermelden. So weit kein Problem damit. Doch auf ''Tormented'' geht es wieder härter zur Sache. Und gleichzeitig auch rockiger. Alleine der Titeltrack weist eine lässig-rotzige Attitüde auf, von der Schulbuben wie ENTMANNT auf ''Wolverine Blues'' nur träumten.

Hier agieren Männer.

Flottes, rotziges Drumming, geile Screams und Growls galore, eine ''Leck mich am ungewaschenen Arsch''-Attitüde und unfassbar coole Leads, wie z.B. beim Titeltrack. Vor allem, wie sie den Song ausklingen lassen, da muss ich immer lachen. Das Ding hier ist der wahre Death 'n' Roll. Ich liebe diese Scheibe so sehr, weil sie Punk, Rock und Death ideal miteinander verbindet. Mit der Platte wird man vermutlich nicht jede Braut flachlegen können, wenn man sie zu einem Glas Rotwein verwöhnen will. Doch dann zeigt es sich eben, ob es die richtige Braut ist oder nicht, wenn sie nicht zu ''Madhouse at the End of the World'' abgeht.

Es ist vielleicht der heavieste Song, den ABSCESS jemals aufgenommen haben. Tonnenschwer wäre untertrieben. Das Ding hat ein Gehänge wie ein Ochse. Doomdeath der beeindruckenden Sorte. Da spielen sie ewig heavy und schwer vor sich hin, dann wird eine scheinbare Phase der Orientierungslosigkeit eingeleitet, mit verkratzten und verschrammelten Lauten und schwupps gibt es heftiges Midtempogeknüppel, bevor es wieder arschig langsam wird. Göttlichkeit geht so.

Die ganze Platte ist enorm abwechslungsreich und versaut. Ich möchte nicht für jeden ABSCESS-Fan sprechen, doch würde ich einem Newbie eine ABSCESS empfehlen müssen, dann wäre es diese Perversion. Also, wer 'ne einminütige Rotznummer wie ''From Bleeding Skies'' nicht mag, dem würde ich kein Bier ausgeben. Es ist eine spielfreudige, harte, geile ''Fuck You all''-Scheibe. Die macht Laune ohne Ende. Einfach ausprobieren. Hier hat Mister Reifert ganze Arbeit geleistet. Man merkt förmlich die Lebensfreude, mit der die Keulen ausgepackt wurden.

8,5/10

@Gott was ist denn los? Hast Du uns verlassen?

Es ist sehr interessant, dass du gerade 'Madhouse at the End of the World' erwähnst. Ich weiß noch genau wie ich bei dem Song zum ersten mal das Gefühl hatte, irgendwann in ferner Zukunft könnte Chris Reifert doch nochmal erwägen fucking Autopsy wieder aufleben zu lassen. Man wird es nie erfahren, aber ich stelle es mir in der Fantasie immer so vor:
Sie komponieren einen halben Tag an dem Song rum aber kommen nicht zurande. Es stellt sich bald heraus sie brauchen eine kreative Pause, eine kurze Auszeit. Man beschließt mit dem Jeep in die Stadt zu fahren und hinterm Bahnhof einen Obdachlosen zu kidnappen um ihn dann zu Hause gemütlich zu Tode zu foltern; einfach nur um runter zu kommen. Wo sie da gerade im Auto bei Vollgas klebstoffschnüffelnd in Richtung Stadt rasen, fällt es ihnen plötzlich wie Schuppen von den Augen: "Wieso haben wir kranken Sicko-Freaks eigentlich Autopsy aufgelöst?!? Verfickt nochmal!! Was sollte das?!? Wir lieben doch alle diesen menschenverachtenden stinkenden Doom-Brutalo-Mist! Was sollte das??!"
Auf der Rückfahrt hatten sie den Gedanken vor Foltergeilheit schon wieder vergessen, und hatten den Song dann auch tatsächlich mit blutbeschmierten Fingern zu Ende komponiert. Aber im Inneren war genau in diesem Moment ein zartes fleischfressendes Pflänzchen aufgekeimt, welches dann beständig gewachsen ist, bis 2008/2009 oder so. Ich bin mir fast sicher 'Madhouse at the End of the World' war der eigentliche Auslöser des späteren Comebacks!!
 
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Gott!!!:jubel:
Autopsy is mir wurschd....bis jetzt jedenfalls...aber dass Gott zurück ist freut mich ein zweites Loch in Arsch an diesem verdammten Sonntag! Ganz ehrlich....

Von mir gibt es dafür ein Like obwohl dir Autopsy "wurschd" ist.
Aber sag das nachher nochmal genauso in der Kirche und du bekommst für soviel Frömmigkeit sofort eine fette Doppeloblate mit Sahne drauf reingeschoben, haha. Guten Appetit!
 
Von mir gibt es dafür ein Like obwohl dir Autopsy "wurschd" ist.
Aber sag das nachher nochmal genauso in der Kirche und du bekommst für soviel Frömmigkeit sofort eine fette Doppeloblate mit Sahne drauf reingeschoben, haha. Guten Appetit!
Hab ja geschrieben "bis jetzt!"...Steht bei mir auf jeden Fall wieder auf der " unbedingtdamitbeschäftigen-Liste"....
 
BONESAW

AUTOPSY - Mental Funeral

Anhang anzeigen 9541

@Gott : Bitte hilf mir! Ich quäle mich seit langer Zeit mit der Frage, ob "Bonesaw" mit seinen viehisch geilen Riffs genau so richtig ist, wie es ist, oder ob ich traurig sein muss, dass kein "richtiger" Song aus dieser Epiphanie des Rumpelns geworden ist. Weist der Fragmentcharakter des Stückes auf eine dahinter liegende Werkdimension, oder war Reifert einfach zu faul, weiter zu machen? Fragen über Fragen, die mein irdisches Dasein überfordern. Ich brauche einen göttlichen Schiedsspruch, um mein Leben wieder ordnen zu können. Danke!

Ich habe deine Frage mal in diesen Thread hineinzitiert, da die Antwort selbstverständlich nur in einer Autopsy-Verherrlichung bestehen KANN. Denn die Wahrheit ist: Weder noch! Weder "weist der Fragmentcharakter des Stückes auf eine dahinter liegende Werkdimension", noch war "Reifert zu faul".

Ein wichtiger Satz zum Auswendiglernen für alle Autopsy Exegeten: Autopsy-Songs verweisen NIE auf irgendetwas anderes außer sich selbst. Statt dessen stehen sie in einsamer Perfektion isoliert. JEDER Autopsy-Song ist so fesselnd perfekt und intensiv, dass er in jedem Moment unsere ganze Faszination und Aufmerksamkeit bindet und damit jeden Gedanken an irgendwelchen anderen profanen Mist dieser Welt überflüssig und absurd erscheinen lässt.

Auch dass Reifert keinen Bock mehr hatte, wäre ein Irrtum. Der Song Bonesaw und alle seine Teile hätten keine einzige verfickte Sekunde länger sein dürfen! Das Timing ist bei Autopsy IMMER absolut PERFEKT. Wie alle Autopsy Songs enthält Bonesaw nicht nur verschiedene Riffs, Melodien, Breaks usw. sondern ein ganzes Universum intensivster existentieller musikalischer Stimmungen die in unerreicht genial treffsicherer Balance arrangiert sind. Zum Beispiel:

Würde der Song mit NUR DREI von diesen kaskadenartigen gefräßigen Rasereien mit bedrohlich zuckend sich intensivierenden Variationen beginnen, dann wäre es in der Tat ein unerfreulich enttäuschendes unfertiges Fragment. Und man müsste bis in alle Ewigkeit rätseln womit wir diese kompositorische Nachlässigkeit wohl verdient hätten.

ABER so ist es natürlich nicht!!! Es sind VIER, denn nach GENAU vier solcher aufpeitschenden nekrophagen Rülpser, also nach ca. 12 Sekunden, genau dann sind wir erst bereit für den unverschämt punkigen Dance-Beat, der den Höhepunkt des Songs genauso vorbereitet wie er dann später wiederum seine endgültige Selbstverdauung im giftigen Gitarren-Gedärm-Maelstrom der letzten 10 Sekunden vorbereitet.

Beweis:

 
:verehr:

Ich werde heute vor dem Schlafengehen zehn rostige Knochensägen, fünf "Ok, I'll do it! und drei "Huch, ich hab Urin verschluckt" für Dich rezitieren. @Gott (und Mr. Reifert) sei's gedankt!
 
ABSCESS - Through the Cracks of Death (2002, Peaceville Records)

Mir zu unterstellen, dass ich gerne am Arschloch von Chris Reifert schnüffeln würde, wäre untertrieben. Ich würde ihm gerne meine ganze Zunge reinstecken, aus Dankbarkeit, was der Mann über all die Jahrzehnte für den verrottendsten aller Death Metal-Stile getan hat. Feces Death Metal würde ohne ihn gar nur schwer existieren. Sie zockten auch auf ''Through the Cracks of Death'' krassen Deathpunk. Und wie gut!

Allerdings: sie wurden thrashiger. Man höre nur den Titeltrack. Da höre ich auch eine Verneigung vor NUCLEAR ASSAULT zu ''Handle With Care''-Zeiten, bevor der Song umkippt, um TYPE O-Slowness an den Tag zu legen, mit Südstaaten-Feeling. Wah wah, macht's da.

Mit ''Escalation of Violence'' gibt es dann so richtig auf die Glocke. Sich langsam im Tempo steigernd, bis zur Speedorgie, um wieder zu drosseln, hatte man hier einen Song, der auch gut auf das Debüt von CARNIVORE gepasst hätte. Der Bass-Übergang bei 00:52 zu einer Boogie Death Metal-Nummer bei ''Serpents of Dementia'', bevor er zu einer Highspeed-Granate wird, nur um eine Minute später in einen vertrackten Midtempo-Part überzugehen, der aber auch nicht lange anhält, da die Knüppel-Lust stets zum Vorschein kommt, der hat auch was.

Gerade dieser Song zeigt die ganze Klasse von Meister Reifert. So viele unterschiedliche Stimmungsschwankungen über gut fünf Minuten in einen Song zu packen und es homogen-räudig zu halten, das ist Klasse. Ja, diese Scheibe ist anspruchsvoll. Sie ist vollgepackt mit tödlichen Harmonien, klingt bedrohlich, ist äußerst verspielt und wechselt abrupt die Stimmung, wie sie will. Man muss bei ihr am Ball bleiben, denn sie ist fordernd. Glauben nicht alle, denn wer denkt bei ABSCESS an Progressivität? Doch, das ist schon beinahe Progressive Sick Fuckin' Death Metal Punk.

Mir ist sie für ABSCESS-Verhältnisse fast schon zu komplex. Jedenfalls kann man Herrn Reifert nicht vorwerfen, stets die gleiche Scheibe veröffentlicht zu haben. Herrlich sabbern darf man auch bei ''Tomb of the Unknown Junkie'', einem einzigen radikalen Gemetzel, der so abgefuckt wie der Titel vermuten lässt klingt und über einen mitreissenden Refrain verfügt. Bis er dann halt in irrsinnigen Soli und Drumwirbeln völlig in den Wahnsinn gleitet.

Textlich ist die Platte etwas entäuschend. Erstaunlich blutleer und fast schon sozialkritisch kommen die Lyrics daher. Wie z.B. bei ''Die For Today'', in dem es um Chicks geht, die sich zu Tode hungern und schminken, um zu gefallen. What's up, Chris? Aber 'ne schön schwere Doom-Nummer ist er dennoch.

Es ist nicht die stärkste ABSCESS, vor allem, weil sie zum Ende hin etwas abfällt. Und weil sie im Vergleich zu den Vorgängerwerken lyrisch die ganz großen Abartigkeiten vermissen lässt. Musikalisch jedoch ist sie sehr unterhaltsam und verdient mehr als die 65 Prozent bei MA. Ich höre sie gerne, denn trotz der etwas zahmeren Ausrichtung macht es einfach Spaß dabei zuzuhören, was die Sickos so alles auf dem Kasten haben. Es blieb dabei: Herr Reifert und Co. können keine schwache Scheibe veröffentlichen. Die hier war eben etwas komplexer. Darf der Meister.

8/10
 
ABSCESS - Through the Cracks of Death (2002, Peaceville Records)

Mir zu unterstellen, dass ich gerne am Arschloch von Chris Reifert schnüffeln würde, wäre untertrieben. Ich würde ihm gerne meine ganze Zunge reinstecken, aus Dankbarkeit, was der Mann über all die Jahrzehnte für den verrottendsten aller Death Metal-Stile getan hat. Feces Death Metal würde ohne ihn gar nur schwer existieren. Sie zockten auch auf ''Through the Cracks of Death'' krassen Deathpunk. Und wie gut!

Allerdings: sie wurden thrashiger. Man höre nur den Titeltrack. Da höre ich auch eine Verneigung vor NUCLEAR ASSAULT zu ''Handle With Care''-Zeiten, bevor der Song umkippt, um TYPE O-Slowness an den Tag zu legen, mit Südstaaten-Feeling. Wah wah, macht's da.

Mit ''Escalation of Violence'' gibt es dann so richtig auf die Glocke. Sich langsam im Tempo steigernd, bis zur Speedorgie, um wieder zu drosseln, hatte man hier einen Song, der auch gut auf das Debüt von CARNIVORE gepasst hätte. Der Bass-Übergang bei 00:52 zu einer Boogie Death Metal-Nummer bei ''Serpents of Dementia'', bevor er zu einer Highspeed-Granate wird, nur um eine Minute später in einen vertrackten Midtempo-Part überzugehen, der aber auch nicht lange anhält, da die Knüppel-Lust stets zum Vorschein kommt, der hat auch was.

Gerade dieser Song zeigt die ganze Klasse von Meister Reifert. So viele unterschiedliche Stimmungsschwankungen über gut fünf Minuten in einen Song zu packen und es homogen-räudig zu halten, das ist Klasse. Ja, diese Scheibe ist anspruchsvoll. Sie ist vollgepackt mit tödlichen Harmonien, klingt bedrohlich, ist äußerst verspielt und wechselt abrupt die Stimmung, wie sie will. Man muss bei ihr am Ball bleiben, denn sie ist fordernd. Glauben nicht alle, denn wer denkt bei ABSCESS an Progressivität? Doch, das ist schon beinahe Progressive Sick Fuckin' Death Metal Punk.

Mir ist sie für ABSCESS-Verhältnisse fast schon zu komplex. Jedenfalls kann man Herrn Reifert nicht vorwerfen, stets die gleiche Scheibe veröffentlicht zu haben. Herrlich sabbern darf man auch bei ''Tomb of the Unknown Junkie'', einem einzigen radikalen Gemetzel, der so abgefuckt wie der Titel vermuten lässt klingt und über einen mitreissenden Refrain verfügt. Bis er dann halt in irrsinnigen Soli und Drumwirbeln völlig in den Wahnsinn gleitet.

Textlich ist die Platte etwas entäuschend. Erstaunlich blutleer und fast schon sozialkritisch kommen die Lyrics daher. Wie z.B. bei ''Die For Today'', in dem es um Chicks geht, die sich zu Tode hungern und schminken, um zu gefallen. What's up, Chris? Aber 'ne schön schwere Doom-Nummer ist er dennoch.

Es ist nicht die stärkste ABSCESS, vor allem, weil sie zum Ende hin etwas abfällt. Und weil sie im Vergleich zu den Vorgängerwerken lyrisch die ganz großen Abartigkeiten vermissen lässt. Musikalisch jedoch ist sie sehr unterhaltsam und verdient mehr als die 65 Prozent bei MA. Ich höre sie gerne, denn trotz der etwas zahmeren Ausrichtung macht es einfach Spaß dabei zuzuhören, was die Sickos so alles auf dem Kasten haben. Es blieb dabei: Herr Reifert und Co. können keine schwache Scheibe veröffentlichen. Die hier war eben etwas komplexer. Darf der Meister.

8/10

Da haben wir uns gefühlte Jahrzehnte nach deinem schon vor Ewigkeiten angekündigten Urine Junkies Review gesehnt und die Hoffnung fast schon aufgegeben, und jetzt hagelt es fast täglich geniale sachkundige Kommentare zu diesen ganzen bezaubernd ekelhaften Auskotzungen die nun schon seit vielen Jahren unter dem Namen Abscess unserem empfindsamen Gehör schmeicheln! Schön!

Eine wunderbare Lektüre! Es sei zwar mal dahingestellt, ob es wirklich gerechtfertigt ist einem Abscess Album weniger als 9 Punkte zu geben, oder geschmäcklerisch von "etwas abfallen" zu reden, aber das wichtigste ist denke ich mal wieder allen klar geworden:

Wenn ein irrer Drogen-Freak wie Chris Reifert mit reichlich Kerosin im Arsch völlig hysterisch ein krankes Fäkal-Punk-Krach-Album eintrümmert, ...ja dann MUSS man es einfach lieben!!!
 
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Regelmäßige Gäste des Forums und insbesondere dieses Threads wissen es eh schon lange: Die Leser des DF sind sogar NOCH einen Tacken cooler als das DF selber! Aber heute werde ich es mal mit Zahlen belegen. Bekanntlich lese ich das DF am Zustellungstag stets einmal komplett durch, um schon mal anhand der Anzahl der Autopsy-Nennungen die Qualität der aktuellen Ausgabe zu prüfen. Dabei fällt mir langsam auf, dass überproportional viele Nennungen gar nicht auf das Konto der Redaktion gehen, sondern von "externen" Interviewten usw. kommen.
Den Anfang hat in DF Nr.2 ein Musiker der Band Drowned (habe ich in diesem Thread schon oft erwähnt) gemacht indem er Autopsy geilsterweise auf Platz EINS seiner Playlist hatte!
In DF3 hat die Redaktion dann selber nur beschämende ZWEI Autopsy-Nennungen auf die Reihe bekommen (@wrm und @M.T. Quatermass in den Reviews). Aaaaber fucking Hart Schindler hat es rausgerissen!! mit gleich zwei weiteren Nennungen auf Seite 65! Die Bandauswahl seines Labels belegt ja sowieso schon seinen hervorragenden Musikgeschmack (habe mir nach dem Interview übrigens einen Stapel Barbarian Wrath-Veröffentlichungen zugelegt). Vermutlich hat er bei Dr. Trummer an der Universität seiner Heimatstadt Regensburg Heavy Metal studiert.
Nachdem die Redaktion dann in DF Nr.4 wieder selbständig 4 Autopsy Nennungen zusammenbekommen hat (Tante Fenriz, @Leimy, @wrm ZWEImal = Held der Ausgabe), bringt @Deathscent in DF Nr.5 (S. 122) DEN Hammer schlechthin und gibt auf die Frage nach dem besten Album aller Zeiten unter anderem Mental fucking Funeral zu Protokoll!!!! Fucking Hell!! Das nenne ich mal Stilkompetenz! Was für ein schöner Moment, als ich das gelesen hab! Erstmal ein Pernod-Cola eingeschenkt und Twisted Mass of Burnt Decay DERBE aufgedreht! Wo ich jetzt gerade dran denke, mach ich genau das jetzt einfach nochmal! Danke @Deathscent, dass du dem DF da musikalisch mal auf die Sprünge geholfen hast :feierei::feierei::feierei:
 
Wo @kylie gerade im Heft-Thread zurecht die Verspottungspoesie von @M.T.Quatermass gelobt hat, möchte ich ergänzen, dass das nicht nur für Verrisse gilt. Auch viele seiner Empfehlung sind kleine Kunstwerke, und dabei noch maximal informativ und präzise. Z.B. das knackige 7-Zeilen Review von "Of Terror and the Supernatural" von TEMPLE OF VOID. Das enthält nämlich eine der zwei Autopsy-Nennungen der DF Ausgabe Nr. 3. Während Autopsy bei sonst allen anderen Nennungen in allen DF Ausgaben immer als allgemeine Stilreferenz für eine Platte oder Band dient, bezieht sich das hier nur auf einen einzelnen Song. Und das ist auch sehr wichtig, da "Of Terror and the Supernatural" Songs von SEHR unterschiedlicher Qualität und Machart enthält.

Der Opener "The Embalmer's Art" ist laut @M.T.Quatermass eine "Autopsy Huldigung". In der Tat wird hier eines der ganz wichtigen Folterinstrumente von Autopsy in beachtlicher Perfektion zelebriert. Bei einigen (nicht vielen, aber wichtigen) Autopsy Songs dienen die treibenden rockigen Knüppelpassagen (so geil und perfekt sie auch in sich sind) einzig und allein dem Zweck, die ausgedehnten zähen langsamen Hohlräume im Zentrum des Songs zu flankieren und noch beängstigender und intensiver erscheinen zu lassen. @kylie weiß welcher Autopsy Song z.B. so funktioniert ;)

Und genau diese Masche kultivieren TEMPLE OF VOID in The Embalmer's Art bis zum Exzess. Eine ganze Weile breitet sich erstmal konventionelle rockige Wohlfühl-Power aus, bis bei GENAU 0:59 der Punkt gekommen ist, wo eine Vollbremsung Irritation, Orientierungslosigkeit und ein gewisses Unwohlsein erzeugt. Und zwar so ein Unwohlsein in dem man ganz besonders empfänglich ist für den süßlich bitteren Gestank langsam in der Dunkelheit von der Decke tropfenden Leichenwassers. Eine wunderschöne und tatsächlich an AUTOPSY erinnernde Atmosphäre.

Aber leider wird diese Atmosphäre keinesfalls in allen Songs aus Of Terror and the Supernatural erzeugt und ausgewalzt. Ganz im Gegenteil: Einige Songs strotzen nur so vor erbärmlichem Melodic-Epic-Pseudodeath. Die langsamen Parts wirken stellenweise so schwül und gefällig wie karibischer Gitarrenpop. Zärtliche Synthesizer verbreiten da zu romantischen Melodien klebrige Rotweinstimmung, was wirklich manchmal in UNGLAUBLICHEN Kitsch-Terror ausartet. Es hört sich teilweise an, als ob Dir En Grey ihre kleinen Japaner-Pimmelchen an einem Airbrush-Gemälde von Doro Pesch rubbeln. Ich übertreibe nicht!! Zum Beweis: Spielt mal den letzten Song "Bargain in Death" bei so ungefähr 7:00 an und schließt die Augen. Ihr werdet sofort unwillkürlich an Axel Rudi Pell denken müssen, wie er mit feuchter Muschi durch ein rosa Pappmaschee-Gebirge Richtung Sonnenuntergang schwebt und dabei "gefühlvoll" Gitarre spielt. Schlimm! Sowas auf einem Death Metal Album von einer Band die sich eigentlich mit Autopsy auskennt. Nicht zu fassen!

Kaufen und hören muss man das Album natürlich trotzdem! Allein der Song The Embalmer's Art ist besser als ca. 98% der andern in Ausgabe 3 gereviewten Platten. Das Cover wurde leider nicht abgedruckt, aber dafür habt ihr ja mich:
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Ich leg die Platte einfach mal jetzt gleich direkt wieder auf. Spiele aber nicht alle Songs durch.
 
Naja, Franks 'Verpiss dich!' ging ja an Ted.

Ja, da hast du recht. Aber bei der üblichen Sippenhaft in Fascho-Fragen war Fenriz damit natürlich auch lange disqualifiziert. Wenn ich mich recht erinnere, hatte @frankthethank im RockHard Mania Buch zum Wiederabdruck kommentiert, dass er um Dark Thrones Popularität zu steigern, das Interview "nachgewürzt" hatte. In Wirklichkeit hatte er gar nicht "Verpiss dich!" gesagt, sondern irgendetwas anderes. Vielleicht ein liebevolles "Friss Hundescheiße und stirb, du Nazischwein!" oder etwas ähnlich verbindliches? Man wird es wohl nie erfahren…

Anyway, schön jedenfalls, dass Fenriz wiederentdeckt wurde. Denn er tut sich im DF in Sachen Autopsy-Nennungen hervor wie kein zweiter. Und das obwohl er am wenigsten Platz zur Verfügung hat. Und außerdem kann man sich auf seinen Geschmack stets verlassen. Vor allem was Autopsy Vergleiche angeht.

Wenn jemand im Review sinngemäß scheibt: "Mit den Typen saufe ich zwar dauernd, wusste aber gar nicht, dass die eine Band haben. Jetzt musst ich die Platte reviewen und finde sie total toll, geb gleich mal eine 9, und vergleiche sie mit Autopsy und Repulsion." Dann kann man sich eigentlich darauf verlassen, dass die Musik totaler Mist ist, aber der Rezensent eben von seinen Kumpels später nichts aufs Maul haben will.

Nicht so bei Fenriz! Die im DF4, S. 108 empfohlenen Gouge sind wirklich so großartig wie von ihm angepriesen, und hören sich tatsächlich teilweise wie Autopsy an. Oder eher gesagt wie eine Mischung aus Abscess, der ersten Autopsy Severed Survival, und Headless Ritual. Also ganz bezaubernd. Da Fenriz erwähnt, die Single wäre vom Sound her noch assiger, bin ich gerade auf der Suche nach der.

@cpoetter hat Beyond Death von Gouge ja auch bereits angeschafft, wie ich im "Welche Scheibe läuft jetzt?" Thread erfahren durfte. (Diesmal hab ichs nicht verwechselt, oder?)
 
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Und @Gott sieht das richtig. Tolles Werk! Und ja, die Doomed to Death ist auch sehr gut. Habe ich als Tape.
Ach ja, Gouge, nicht Gauge, oder "O" wie Gott halt. :D
 
Ha! Vielen Dank für den Hinweis @cpoetter habe ich sogleich korrigiert!

Jetzt freue ich mich gleich doppelt drauf mir baldigst Doomed to Death zu Gemüte zu führen!

Außerdem ist mir noch ein niedlicher Fun-fact zum Nazi-Interview mit Dark Throne aufgefallen: Unter dem Erstabdruck des Dark Throne Interview Artikels im Rock Hard damals war ein grauer "News" Kasten zu sehen in dem es so losging: "Die erste News des Monats kommt natürlich mal wieder aus Norwegen" Es wurde da ausführlich über die Untaten von BURZUM berichtet. Heute nicht mehr denkbar...:)
 
ABSCESS - Damned and Mummified (Red Stream Inc, 2004)


Auch wenn der liebe @Gott der sicherlich gültigen Meinung sei, dass man jedes Werk von Herrn Reifert mit zehn Punkten zu bewerten hätte, so ist ''Damned and Mummified'' dann vielleicht die Platte, bei der er mich enthauptet, nach lesen der Kritik.

Man begab sich in Gewölbe des Midtempo-Death Metals, rockiger Ausrichtung. Ungewohnt brav klingend. Die Punkanteile wurden zwar nicht komplett weggewischt, denn man hatte immerhin noch so Nummern, wie das genial-chaotische ''Swallow the Venom'' am Start, was so eine Mischung aus Motörhead, GG Allin und ... na ja, Autopsy darstellt. Doch größtenteils spielten die Herrschaften sauberen, meiner Meinung nach dem damaligen Zeitgeist zu sehr angepassten Midtempo-DM, mit gelegentlichen Doom-Anleihen und leider auch ebenso zeitgemässen Entombed-Schrammelrock-Fotzereien, wie bei ''Caverns of Hades''.

Zwar immer mit einem kleinen und feinen Twist in den Kompositionen, der so diese ''Aha-Erlebnisse'' in einem auslöst, wie tribalartige Bass-Passagen. Doch das waren nicht mehr meine ABSCESS. Ich sehe die Scheibe auch eher weniger als ABSCESS, denn es war zu artig. Die hier gefällt garantiert Entombed-Fans zu deren ''Wolverine Blues''-Zeiten. Ich will so was nicht hören, wie das Modern Rock-Geholze wie bei ''Lust For the Grave''. Nicht von ABSCESS!

Es ist nicht schlecht, doch wo sind das Blut, der Eiter, das Sperma und die frisch aus dem Mutterleib gezogenen Föten geblieben? Die Scheibe ist zu blutlos und teilweise sogar nervig, wie bei ''The Dream is Dead'', wo man sich völlig ins Aus schiesst, mit krawalligem Gegröle. Und zum Ende hin wird es gar noch rock'n'rolliger, mit dem völlig unsäglichen ''Inferno of Perverse Creation''. Da betätigt man dann den Aus-Button.

Das war nichts, Meister!

6.5/10
 
Auch wenn der liebe @Gott der sicherlich gültigen Meinung sei, dass man jedes Werk von Herrn Reifert mit zehn Punkten zu bewerten hätte, ...
Lese ich da etwa einen Anflug von Ironie bzw. Scheinheiligkeit heraus?!:acute:

Da ich heute mal wieder in neutestamentarischer Laune bin, gibt es anstatt Enthauptung einige erleuchtende Erklärungen.

In der Tat habe ich mit der Forderung nach 9,5 für jede Abscess-Platte ein wenig übertrieben, und werde das oben in 9 editieren. Ich hatte da eher irdische Maßstäbe angesetzt. So wie hienieden von manch einem mit Bestnoten für jedwede Aftermusik herumgeschmissen wird (ja auch im DF, und auch gelegentlich im Forum), erschien mir bereits leichte Kritik an Abscess geschmäcklerisch.
In meiner Welt hingegen sieht es so aus: Insgesamt ist erst genau siebenmal in der Geschichte der Musik eine 10-Punkte Platte veröffentlicht worden. Was dabei allerdings das Erstaunliche ist: Die 10 Punkte Platten kommen alle von ein und derselben Band: Autopsy. 9,5 Punkte Platten sind bisher insgesamt 12 bis 14 erschienen. Da bin ich mir immer nicht so ganz sicher. Die letzte übrigens erst 2012. Tatsächlich sind sogar 3 von den 9,5ern von Abscess veröffentlicht worden. Aber zugegebenermaßen gehört Damned and Mummified nicht dazu. 6,5 wären aber natürlich gnadenlos katastrophal unterbewertet!!

Vielleicht zuerst nochmal was Grundsätzliches: Irgendwie finde ich es ja sympathisch, dass du sogar noch intolerantere Fundamentalisten-Scheuklappen trägst als ich selber!
Doch irrst du in einer Sache. Ja, Hardcore-Crossover-HipHop, Bähmullen-Gruftie-Gothic und Techno-Industrial sind wirklich entsetzliche Unmusiken die in den 90ern den Heavy Metal zerstört haben. Aber Death 'n' Roll gehört nicht dazu, sondern ist gut! Eine der ganz wenigen Innovationen nach 1990 die wirklich gut waren. Warum? Weil Rock 'n' Roll schon immer Teil des Heavy Metals war z.B. bei Motörhead und diversen Mentors-ähnlichen Assi-Kapellen. Deshalb sind Death Metal und Rock 'n' Roll Dinge die zusammengehören, und ich hoffe, dass es dieses Unter-Genre für immer geben wird. Ich weiß, du siehst es anders, weshalb Damned and Mummified für dich eine wirklich herbe Enttäuschung gewesen sein muss.

Aber die Wahrheit ist natürlich: Damed and Mummified ist absolut großartig und ist definitiv die beste Platte des Jahres 2004. Und nun sag bitte keiner 2004 war ja eh ein furchtbares Gurkenjahr. Stimmt nicht. Im Underground begann man schon wieder echten Metal zu machen und Motörhead haben Infernö rausgebracht, nur so als Beispiel. Und genau deshalb sehe ich mich in der Pflicht @Black Pearl s Review hier bei Gelegenheit nochmal zu ergänzen und euch genau zu erklären, warum es sich bei Damned and Mummified wie bei allen anderen Abscess Platten um ein anbetungswürdiges Meisterwerk handelt.

Aber zunächst mache ich mich weiter auf die Suche nach dem Bösen (systematisches Durchhören und Auswerten der Platten im Böse Thread).
 
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