Statement zum Auftritt der Band TYR im Viper Room
Viele von euch werden in den letzten Wochen mitbekommen haben, dass immer wieder Postings und Bewertungen auf unserer Facebookseite in Zusammenhang mit einem Auftritt der Band TYR erscheinen. Der Hintergrund ist der, dass die Band einen Supportslot auf der Tour der Band SIRENIA belegt und dem Sänger der Band vorgeworfen wird, an der Waljagd auf den Färöern beteiligt zu sein, die dort seit hunderten von Jahren stattfindet und bei der Wale in eine Bucht getrieben und dort getötet werden.
Ich habe mir zum Thema TYR mittlerweile wochenlang Gedanken gemacht und die Entscheidung, das Konzert abzusagen, oder stattfinden zu lassen, nicht auf die leichte Schulter genommen. Schließlich bin ich - auch nach vielen Gesprächen mit Gästen, meinem Personal und unzähligen anderen Leuten - zu der Entscheidung gelangt, das Konzert nicht abzusagen.
Mir ist vollkommen klar, dass das Abschlachten der Wale ein Ende haben muss, auch wenn sich mein Optimismus in diese Richtung eher in Grenzen hält. Ich selbst spende seit über 20 Jahren an Greenpeace für die Rettung der Wale. So grausam diese Jagd auf jeden Fall ist, und von unserer Seite auch keinerlei Befürwortung findet, sollte der Aufschrei in Relation gesetzt werden. Der WWF gab auf seiner Seite bekannt, dass jährlich 300 000 Wale und Delfine allein als Beifang der internationalen, offiziellen Fischerei zum Opfer fallen. Damit sterben täglich so viele Wale, wie auf den Färöern pro Jahr getötet werden. Der gravierende Unterschied ist jedoch, dass das Fleisch der Wale auf den Färöern als Nahrung verwertet wird, während im anderen Fall die toten Tiere meist einfach wieder ins Meer zurückgeschmissen werden. Auch handelt es sich bei diesen Walen um keine bedrohte Walart.
Ich bin der Überzeugung, dass ein Ende der Waljagd auf den Färöern nicht durch ein Auftrittsverbot einer unbedeutenden Band, die auch nur einen geringen Anteil an der Jagd einnimmt, zustande kommen wird. Hier kann nur ein Vorgehen der internationalen Gemeinschaft etwas bewirken.
Da ich persönlich nie auf den Färöern war, weiß ich nicht, wieviele Leute der Bevölkerung an der Jagd beteiligt sind, die Aktivisten haben auf ihrer Seite auch veröffentlicht, dass z.B. die Fussballnationalmannschaft der Färöer daran teilnimmt.
Würde man der Logik der Tierschützer folgen, dass man ein Ende der Jagd durch ein Auftrittsverbot der Band erzwingen könnte, müsste praktisch alles, was von den Färöern kommt, verboten werden. Ich denke, ein derartiges Gegeneinander kann nicht in unserem Interesse sein.
Wir sehen tagtäglich, wie ein Gegeneinander nur Hass und Misstrauen in unserer Gesellschaft verankert, aktuelle Beispiele sind Themen wie Flüchtlinge in Europa oder die politische Einstellung.
Ich bin nicht bereit, mit meinem Club diesen Weg zu unterstützen.
Ich denke, die meisten von euch wissen, dass ich versuche, den Viper Room auch für soziale Veranstaltungen zu nutzen, so finden regelmässig Benefizveranstaltungen für Tierschutzorganisationen, aber auch für Flüchtlingshilfe und das St. Anna Kinderspital statt.
Auch für den VGT haben wir eine Benefizveranstaltung abgehalten. Ebenso steht der Club für ein stressfreies Miteinander, das zieht sich durch das gesamte Personal, u.a. werden die Securities nach dem Kriterium der Freundlichkeit ausgewählt, was viele Gäste sehr zu schätzen wissen.
Natürlich können das die Aktivisten nicht wissen, handelt es sich doch grösstenteils um Personen aus Deutschland, die 24 Stunden am Tag ihre Zeit vorm Computer mit dem Posten grausamer Tierbilder verbringen und dabei nur den Weg des Gegeneinanders gehen und gleichzeitig mit Unwahrheiten arbeiten. Weder tötet der Sänger Wale, noch haben wir jemals gesagt, diese Tradition zu unterstützen, wie auf diversen Seiten behauptet wird.
Ebenso ist deren Vorgangsweise, Clubs dazu zu bringen, das Konzert abzusagen, mehr als fragwürdig.
Zuerst werden die Clubs schlecht bewertet und dann darum "gebeten", das Konzert abzusagen. Das fällt unter Erpressung, deren Druck mittlerweile einige Clubs nachgegeben haben, nachdem sie massiv runterbewertet wurden.
Eine derartige Vorgangsweise würde mir selbst nie in den Sinn kommen und findet bei mir auch keine Befürwortung.
Erpressung, Verbote und ein Gegeneinander können nie die Lösung sein. Würden wir dem Druck nachgeben, hätten Internetaktivisten zwar einen Sieg errungen, die Menschlichkeit würde aber verlieren. Und kein einziger Wal wäre gerettet.
In diesem Sinn hoffe ich, dass ihr meinen Standpunkt versteht und nachvollziehen könnt und weiterhin viele coole Bands auf unserer Bühne willkommen heißt,
Keep on rockin',
Martin
P.S. Ihr könnt ab nun unter diesem Statement gern eure Meinung dazu posten, alles andere zu diesem Thema wird ab jetzt gelöscht.