Horror und Gore

Cloverfield fand ich wiederum furchtbar.
10 Cloverfield Lane dafür richtig richtig gut! Natürlich kein Found Footage aber ist ja der Nachfolger... Seltsamerweise wurde der wenig beachtet irgendwie.
 
Zurück zum (nun annähernd sechs Jahre alten) Eingangspost:

Zunächst muss ich meine Initialzündung in Sachen Horrorfilm (und gleichzeitig eine Trash-Perle) anführen:
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Wer ihn noch nicht kennt: mal anschauen (findet man u. a. auf YouTube) und dann die Frage beantworten: Was ist grauenerregender, die Episoden oder die Zwischensequenzen? ;)

Gut anschauen kann ich mir vor allem ältere Filme, bzw. Klassiker. Insbesondere bin ich großer Carpenter-Fan (Halloween, The Fog, Das Ding aus einer anderen Welt, ...) Ebenso stehen die Bruce Campbell-Kultstreifen aus den Achtzigern, "Das Schweigen der Lämmer" und alle Sequels mit Antony Hopkins, die "Alien"-Reihe (Giger! Weaver!) sowie die "Hellraiser"-Reihe (wobei ich Teil 8 etwas schwach finde) bei mir hoch im Kurs.

Mit der neueren/aktuellen Entwicklung des Genres hab ich so meine Probleme. Geschätzt 90% aller Veröffentlichungen halte ich für verzichtbar. Die Suche nach gutem Horror-Stoff gleicht IMO der nach der sprichwörtlichen Nadel im Heuhaufen. Trotzdem gibt es einige Streifen, die mich gepackt (und zum DVD-Kauf verleitet) haben:

- Coppolas Dracula (wunderschöner Film!)
- Event Horizon (Die unendliche Weite des Weltraums, in der es keine Hoffnung gibt. So geht Horror!)
- The Ring (aus heutiger Sicht vielleicht altbacken, damals aber durchaus beunruhigend und nervenaufreibend.)
- Blair Witch Project (Hat im Found-Footage-Subgenre Maßstäbe gesetzt und prinzipiell auch alles gesagt.)
- Paranormal Activity (Achtung: wirkt vielleicht zunächst wie "Teenie-Horror", hat damit aber nichts zu tun und vor allem hat er's in sich! Leuten mit eher schwachen Nerven rate ich vom Konsum an einem netten Abend alleine zuhause ab.)
- Midnight Meat Train (Intelligenter Horror von Clive Barker mit sozialkritischer Aussage.)
- Rigor Mortis (Aus Hongkong. Ein etwas anderer Vampir-Streifen mit Ostasien-Flair.)
- A Lonely Place to Die (eher Thriller als Horrorfilm, jedoch mit harter und düsterer Atmosphäre.)

Mit Horror-Kommödien kann ich i.d.R. nichts anfangen. Ebenso kann ich den aktuellen Zombie-Trend nicht nachvollziehen. Remakes und Sequels stehe ich (wie sich heraus gestellt hat auch völlig berechtigt) äußerst skeptisch gegenüber.

Meinem Geschmack entsprechende Tipps nehme ich sehr gerne entgegen! ;)

Hahaha, an Night Train to Terror kann ich mich auch noch erinnern. Ein ziemliches Trash Spektakel. Da habe ich bei mir sogar noch eine gammelige Laser Paradise DVD mit typisch schlechter Bildqualität zuhause liegen. Könnte ich mir auch mal wieder ansehen :D
Auch den von dir erwähnten Rigor Mortis habe ich auf DVD. Ein sehr düsteres Filmchen. Den lege ich auch gleich mal auf den To Do Stapel.
 
Habe letztens endlich mal "Hereditary - Das Vermächtnis" geschaut.

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Der hat ja unfassbare Lorbeeren eingeheimst, also war ich natürlich neugierig. Am Ende muss man den Film als Gesamtkunstwerk bewerten, denn ein typischer Horrorfilm ist es nicht. Mit über zwei Stunden Laufzeit streckt sich die Geschichte ein bisschen, nach der ersten Stunde nehmen die Geschehnisse etwas Fahrt auf. Die Ausgangssituation erinnert etwas an Stephen King-Stoff a lá "The Shining": Großmmutter stirbt, Mutter ist überfordert, die Familie entgleitet ihrer Kontrolle, die Tochter hat eindeutig psychische Probleme, und eine dunkle Macht scheint im Hintergrund zu wirken.

Jumpscare-Schockmomente gibt es nicht, dafür eine durchweg bedrückende, unangenehme Atmosphäre. Ich hatte zwischendrin wirklich gut Lust, einfach auszumachen, weil der Film schwierig zu schauen ist - normalerweise gruselt man sich bei solchen Streifen ja etwas und kann u.U. nicht schlafen, weil man erwartet, dass gleich der Butzemann aus dem Schrank gesprungen kommt, während im Hintergrund die Violinen schief fiedeln. "Hereditary" belastet auf eine andere Art und Weise, mit einer Ungemütlichkeit, der man durch den Konsum von Horrorfilmen eigentlich entkommen will. Ereignisse, über die man nicht nachdenken mag, weil sie zu dicht am echten Leben sind.

Und dennoch ist es am Ende noch ein Gruselfilm, mit dem ganzen creepy Shit.

Auch wenn das Ende etwas enttäuscht.

Pluspunkt ist auf jeden Fall die hervorragende Schauspielerei, besonders von Mutter und Tochter. Ebenso die Kameraführung, die manchmal viel zu lang und stoisch durch den Raum schwenkt, und dadurch eine spannende Atmosphäre kreiert. Die Musik fügt sich auch gut ein, die Soundeffekte springen dir nicht ins Gesicht, sind stimmig platziert.

Meine Holde mochte den Film nicht, für mich ist er bestimmt eine 8.5./10, wenn nicht eine 9/10.
 
Auch wenn das Ende etwas enttäuscht.
jo leider:hmmja:

Recht gut ist der Film schon aber weit entfernt von Meisterwerk oder was ihm noch alles angedichtet wird. Die schauspielerischen Leistungen sind gut, da kann man nicht meckern und auch atmosphärisch hat der Film was zu bieten. Aber gruselig oder erschreckend fand ich auch diesen Horrorfilm wieder nicht aber das geht mir leider bei ziemlich vielen Filmen dieses Genres so. Ich weiß das diese Filme alle zu diesem Genre gehören und es ist absolut logisch sie da einzuordnen, wo auch sonst? Für mich sind viele sogenannte Horrofilme aber irgendwie auch nur düstere oder abgedrehte Dramen/Thriller. Und wie schon geschrieben bzw. zugestimmt, ist das Ende irgendwie ziemlich unterwältigender Bullshit:thumbsdown:
 
jo leider:hmmja:

Recht gut ist der Film schon aber weit entfernt von Meisterwerk oder was ihm noch alles angedichtet wird. Die schauspielerischen Leistungen sind gut, da kann man nicht meckern und auch atmosphärisch hat der Film was zu bieten. Aber gruselig oder erschreckend fand ich auch diesen Horrorfilm wieder nicht aber das geht mir leider bei ziemlich vielen Filmen dieses Genres so. Ich weiß das diese Filme alle zu diesem Genre gehören und es ist absolut logisch sie da einzuordnen, wo auch sonst? Für mich sind viele sogenannte Horrofilme aber irgendwie auch nur düstere oder abgedrehte Dramen/Thriller. Und wie schon geschrieben bzw. zugestimmt, ist das Ende irgendwie ziemlich unterwältigender Bullshit:thumbsdown:

Gut ausgedrückt. Ich finde dieses
Dämonen-Gedöns
immer irgendwie billig. Das wirkt wie der "easy way out". Habe da auch mehr erwartet.

Das Problem bei vielen neuen Horrorfilmen ist, dass es einfach super ausgelutscht ist. Wenn mir jemand kleine Indie-Filme empfehlen kann, oder Geheimtipps großer Studios, die wirklich etwas bieten, dann bin ich sehr dankbar! Ich gucke mir ja gerne mal Horror-Filme an, doch bei den meisten läuft das so ab: Atmosphäre ist schön dicht, langweilige Story kommt hinzu, man kackt sich einmal bei einem Jumpscare in die Hose, dann kommt die unterwätigende Auflösung des Ganzen. Gähn.
 
Auch wenn das Ende etwas enttäuscht.
ist das Ende irgendwie ziemlich unterwältigender Bullshit:thumbsdown:
Ihr seid seltsam.
Aber gruselig oder erschreckend fand ich auch diesen Horrorfilm wieder nicht aber das geht mir leider bei ziemlich vielen Filmen dieses Genres so.
Über den Begriff Horror lässt sich sicher diskutieren, vielleicht funktioniert der Film eher als Drama mit Horrorelementen, aber ...
Ich finde dass der Film eher eine Form realen Grauen darbringt, nicht in der vermeintlich übernatürlichen, wahrscheinlicher jedoch psychotischen, Auflösung liegt der Horror. Im Gegenteil. Das Ende bietet eine einfache Befreiung und Abschiebung von Schuld und ein Ende für die Figuren und den Zuschauer, eine auf den ersten Blick simple übernatürliche Lösung und Auflösung des Grauens. Trotz des enthaltenen übersinnlichen/psychotischen Horrors ist das wirklich Grauenerregende das davor. Das qualvolle Leben miteinander mit den Schuldgefühlen und Ängsten, mit dem Unbehagen und der Entfremdung. Das wirklich erschreckende ist das Unaussprechliche in dieser dysfunktionalen Familie - die Liebe unter dem Hass und der Hass unter der Liebe, die tragisch-schmerzverzerrten Beziehungen in dieser auf brutalste geprüften Familien, die nicht in der Lage ist gemeinsam zu trauern - wobei selbst das im unklaren bleibt, wenn man Mal anfängt die dargestellte Handlung auf Basis der Psychosen und Störungen der Figuren zu hinterfragen. Natürlich ist das über weite Strecken ein Drama dass mit Horrorelementen erzählt wird, ähnlich zB dem ebenso großartigen und artverwandtem Babadook, nur mit einer schauspielerischen und visuellen Kraft die dieser nicht erreichen konnte. Für mich immer noch ein perfekter Film.
 
Ihr seid seltsam.

Über den Begriff Horror lässt sich sicher diskutieren, vielleicht funktioniert der Film eher als Drama mit Horrorelementen, aber ...
Ich finde dass der Film eher eine Form realen Grauen darbringt, nicht in der vermeintlich übernatürlichen, wahrscheinlicher jedoch psychotischen, Auflösung liegt der Horror. Im Gegenteil. Das Ende bietet eine einfache Befreiung und Abschiebung von Schuld und ein Ende für die Figuren und den Zuschauer, eine auf den ersten Blick simple übernatürliche Lösung und Auflösung des Grauens. Trotz des enthaltenen übersinnlichen/psychotischen Horrors ist das wirklich Grauenerregende das davor. Das qualvolle Leben miteinander mit den Schuldgefühlen und Ängsten, mit dem Unbehagen und der Entfremdung. Das wirklich erschreckende ist das Unaussprechliche in dieser dysfunktionalen Familie - die Liebe unter dem Hass und der Hass unter der Liebe, die tragisch-schmerzverzerrten Beziehungen in dieser auf brutalste geprüften Familien, die nicht in der Lage ist gemeinsam zu trauern - wobei selbst das im unklaren bleibt, wenn man Mal anfängt die dargestellte Handlung auf Basis der Psychosen und Störungen der Figuren zu hinterfragen. Natürlich ist das über weite Strecken ein Drama dass mit Horrorelementen erzählt wird, ähnlich zB dem ebenso großartigen und artverwandtem Babadook, nur mit einer schauspielerischen und visuellen Kraft die dieser nicht erreichen konnte. Für mich immer noch ein perfekter Film.

Also, ich bleibe dabei, dass ich das Ende nicht mag, aber alles andere hast du sehr passend ausgedrückt. Es folgt Schicksalsschlag auf Schicksalsschlag und das wirklich bedrückende ist, wie die Figuren damit umgehen.
Für mich die schlimmste Szene war die, in der die Mutter die Leiche der Tochter findet. Das wird mich so schnell nicht loslassen, und an dem Punkt wollte ich den Film wirklich ausmachen.
 
Hereditary-Das Vermächtnis (2018):
https://ssl.ofdb.de/film/308429,Hereditary---Das-Vermächtnis

Annie lebt mit ihrem Ehemann und ihren beiden Kindern eigentlich ein recht beschauliches Leben. Nach dem Tod ihrer Mutter ändert sich dies jedoch alles. Zwar ist sie nicht sonderlich betroffen vom Tod ihrer entfremdeten Mutter, jedoch fangen daraufhin seltsame Dinge innerhalb der Familie an zu passieren, die auf etwas Übernatürliches schließen lassen.

So, jetzt habe ich den Film auch endlich einmal gesehen. Und ich kann mich den ganzen Lorbeeren die der Film haufenweise kassiert nur anschließen. Dieses Familiendrama mit einigen Horrorelementen bedrückt ungemein. Ich liebe es ja, wenn sich Horrorfilme mit den Urängsten vom Menschen auseinandersetzen und nicht nur durch Übernatürliches (Geister, Dämonen, etc. ) einem eine heiden Angst einjagen. Hier ist es der Zerfall einer Familie, die trotz aller Bemühungen es nicht schafft, diesen aufzuhalten und der nichts anderes übrig bleibt, als dabei zuzuschauen. Das tut richtig weh beim Zuschauen und es hat mich alles ziemlich traurig gestimmt.

Von den Horrorszenen gibt es nicht so viele, aber wenn sie kommen, hauen sie einmal so richtig zu und lassen einen komplett schockiert zurück. Besonders in der zweiten Filmhälfte gibt es einige richtig heftige Szenen.

Ich fand das Ende jetzt auch gar nicht so schlimm, wie alle es anderen immer machen. Da war die Erklärung eigentlich recht schlüssig für mich und es hat auch irgendwie alles gut zusammengepasst.

Ein riesiges Lob möchte ich übrigens noch für Toni Collette aussprechen. Die schauspielerische Leistung von ihr ist nämlich zum :verehr::verehr::verehr::verehr: Diese Mischung aus angehenden Wahnsinn und Verzweiflung über das auseinanderfallen der Familie ist einfach meisterhaft gespielt.

Am Sonntag hab ich Hereditary gesehen und er beschäftigt mich nach wie vor. Und ich werde sicher noch einige weitere Tagen über den Film und das Gesehene nachdenken. Er hat mich berührt und gegruselt zur selben Zeit. Das ist ein Spagat den nicht viele Filme schaffen.

9/10
 
Den muss ich natürlich auch noch anführen:

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Wenn man es genau nimmt, auch nicht wirklich Horror. Der Film nähert sich der Geschichte der „Blutgräfin“ Elisabeth Báthory aus historischer Sicht. Sehr schöne Bilder (Fans von Coppola‘s Dracula kann er eigentlich nur gefallen) und teilweise eine sehr düstere Atmosphäre und makabre Details. Spricht mich als Horror-Fan jedenfalls in hohem Maße an, thematisch und von der Machart!
 
Den muss ich natürlich auch noch anführen:

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Wenn man es genau nimmt, auch nicht wirklich Horror. Der Film nähert sich der Geschichte der „Blutgräfin“ Elisabeth Báthory aus historischer Sicht. Sehr schöne Bilder (Fans von Coppola‘s Dracula kann er eigentlich nur gefallen) und teilweise eine sehr düstere Atmosphäre und makabre Details. Spricht mich als Horror-Fan jedenfalls in hohem Maße an, thematisch und von der Machart!


Den habe ich auch auf meinen Corona Stapel liegen.
 
Wer A sagt muss bekanntlich auch B sagen. Daher heute 28 Weeks Later angeschaut. Hat mir im Prinzip sehr gut gefallen, vielleicht nicht ganz so gut wie Teil 1. Story ist auch ein bisschen Gaga, aber wen stört das schon bei so einem Film?
Habe mich jedenfalls bestens unterhalten und das ist ja das wichtigste. Bei der Heli Szene hab ich sogar noch mal zurück laufen lassen. Vergleicht man den Film mit der Realität sind wir mit unseren Virus ja noch gut bedient.;)

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Für mich ist Hereditary tatsächlich das Meisterwerk zu dem er immer gemacht wird. Das Grauen vor dem Finale ist sowas greifbar, fast schon körperlich spürbar... das ist nicht einfach umzusetzen.

Das Ende fand ich großartig. Offen für Interpretationen und im Kontext schlüssig. Die dezente Andeutung des Übernatürlichen ist für mich immer das I-Tüpfelchen. Mal mehr (Shining), mal weniger (Halloween).
Schau ja keine Nachrichten :D

Das gilt auch für Midsommar. Einfach großartig, wenn auch völlig anders ausgelegt.
 
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