Primordial 2018 + Moonsorrow + Weg Einer Freiheit

Tatsächlich "überfordert" mich bei PRIMORDIAL die (für meinen Geschmack) übertriebene Theatralik des Sängers,
Bei Primordial-Gigs hatte ich diesen Punkt schon vor Jahren erreicht. Seitdem stelle ich mich immer möglichst weit rechts vor die Bühne und versuche, überwiegend Gitarrist Ciarán zu fixieren, in Punkto Bühnenaction ja quasi das genaue Gegenteil von Energiebündel Alan, und konzentriere mich auf sein Gitarrenspiel. Nur ab und zu lasse ich meinen Blick dann auch mal über die gesamte Bühnenbreite schweifen mit dem Erfolg, daß ich insgesamt wieder viel mehr Spaß bei Primordial-Konzerten habe. :D
 
Joah, ich war ja auch in Hamburg.

Erste Band war musikalisch top - Doom mit schönen Orthodox Black Metal Riffs. Nur die Stimme war mir ein bisschen zu Ozzy-mäßig, da hätte m.E. etwas ätherischerer Gesang oder halt Harshvocals ein ny besser gepasst.
DWEF klangen irgendwie wie ein paar fachfremde, die nach der Lektüre eines Buches "Musikalische Stilelemente von Black Metal" entschlossen haben, das doch auch mal zu probieren. Wurde im Laufe des Sets ein bisschen runder, aber so richtig übergesprungen is der Funke nicht. Habe dann irgendwo an der Seite gesessen und gepennt :D
Moonsorrow - tja. Ich habe mich bisher noch nie mit denen auseinandergesetzt, aber man liest ja überall, wie mächtig die sein sollen, mit ihren Longtracks und allem pipapo und ich hatte angesichts dessen schon einiges erwartet. Aber manche Faszination durchblickt man wohl einfach nicht, oder das kommt live nicht rüber. Für mich war das nur eine ganze Ecke zu dudeliger Pagan Metal, im Eindruck vmtl. noch befeuert durch die üblichen Publikumsinteraktionen; hätte man die Longtracks einfach in einzelne Songs aufgespalten, wäre mir das auch nicht weiter aufgefallen und auch die üppig eingeflochtenen traditionellen Instrumente und Gesänge konnten mir leider nichts abringen.
Primordial waren aber großartig. Auch ohne einen Song vom neuen Album zu kennen, aber bei denen weiß man halt, dass man immer verlässliche Qualität kriegt. Der Sound wurde leider im Vergleich zu den vorigen Bands gefühlt schlechter, v.a. im Bassgeboller und auch die Vocals gingen anfangs tlw. völlig unter. Gespielt wurde lt. Ansage 2h (hab nicht auf die Uhr geguckt, aber war schon überdurchschnittlich lang), ziemlich viel aus dem neuen Album und die alten Klassiker halt. Und dann ist Alan natürlich schon eine faszinierende Präsenz, der ein Ego- und Stageacting hinlegen kann, was bei jedem anderen vollkommen overload wäre - zu seinem vmtl. Missfallen war das Publikum allerdings irgendwie schon zu fertig, um so komplett abzugehen, wie er sich das wahrscheinlich erwartet hatte. Aber ich halte von diesen ganzen Reckt-eure-Fäuste-Animationen ja eh nicht viel...
Aber war in Summe schon geil. Nur die Bierpreise (4-4,50 f. 0,33) fand ich bisschen krass, zudem mir Astra alles umdreht :D Aber wahrsceinlich gehe ich sonst zu oft in kleine und/oder selbstverwaltete Klitschen ;)
 
Ich auch nicht, ich seh MOONSORROW vom Songwriting und der Atmosphäre her deutlich drüber. Als Einflüsse nennen sie zwar selbst (u.a.) BATHORY, ENSLAVED, SATYRICON oder EMPEROR, aber die MOONSORROW typisch feine, atmosphärische Mischung aus düster-epischem Viking Metal, harschem Black Metal, traditioneller finnischer Folklore und Naturgeräuschen ist äußerst eigenständig, unverwechselbar und in ihrer Intensität unerreicht. Spätestens seit "Verisäkeet" zumindest, denn das Album war schon bißl ein Richtungswechsel, weg vom (teilweisen) Bombast (der auf "Kivenkantaja" mit schon bisweilen trötigen Keyboards fast auf die Spitze getrieben wurde) hin in die rauere, schwarzmetallischere Richtung ihrer Anfangstage.

Wenn es Dir gefällt: wunderbar. Ist ja nur meine Meinung. Traditionell finnische Folklore kann ich bei Moonsorrow aber null ausmachen. Hast Du ein Beispiel dafür? An Atmosphäre sagen mir die anderen genannten Bands deutlich mehr zu. Zu Songwriting: siehe unten.

Kannst du Finnisch? Auch wenn - laut einem Interview von 2005 sind die Texte "aber selbst im Finnischen nur schwer zu verstehen, weil sie auf einer hohen Abstraktionsebene stattfinden". Ich würde mir da kein Urteil erlauben, da ich auch auf die englischen Überstzungen nichts gebe. An der Ernsthaftigkeit, mit der MOONSORROW Einflüsse aus Geschichte, nordischer Mythologie oder der Natur in ihrem lyrischen Konzept verarbeiten, hab ich dennoch keine Zweifel.

Ich kann nicht fließend finnisch, aber genügend, um die mir bekannten Moonsorrow-Texte relativ schwach zu finden. "Ukkosenjumalan Poika" ist etwa eine Vertonung des Satire-Romans "Sohn des Donnergottes" von Arto Paasilinna. Andere Texte bedienen sich romantischer Geschichtsklischees, die historischer Betrachtung kaum standhalten. Für mich als Halbfinnen eher peinlich ist etwa das Video zu "Jumalten Kaupunki": Mal abgesehen davon, dass man sich hier dreist an Bathorys "One rode..." orientierte, tauchen in der Studio-Kulisse die Namen germanischer und finnischer Götter auf. Ich meine: Es gibt genügend Quellen zur wahnsinnig reichen und interessanten finnischen Mythologie. Warum orientiert man sich nicht daran? Weil man dazu Bücher lesen müsste und das Worshiping schwedischen Viking Metals nicht mehr ausreichen würde?


Seit "Verisäkeet" (und das ist jetzt 13 Jahre her), haben MOONSORROW mit einer Ausnahme ("Suden tunti" vom letzten Album) nur Songs geschrieben, die zwischen 11 und 30 Minuten lang sind. "Leicht zugänglich", "mitgröhlbar", "Bathory light" erscheint mir da weder passend noch irgendwie nachvollziehbar. Bei der Musik von MOONSORROW muß man wirklich zuhören, sich konzentrieren, die Welt um sich für die Dauer eines Albums verlassen, um in die unglaubliche Atmosphäre einzutauchen - da passiert so viel, was man bei oberflächlichem Hören verpassen würde...
Tatsächlich "überfordert" mich bei PRIMORDIAL die (für meinen Geschmack) übertriebene Theatralik des Sängers, deshalb hör ich die nicht. Ich kann mich nur erinnern, daß ich "The Coffin Ships" am Anfang ganz cool fand, mit zunehmender Dauer aber etwas monoton und langweilig (vor allem im Vergleich zu MOONSORROW), sodaß mein Bedarf an PRIMORDIAL mit dem einen Song für den Moment dann schon mehr als gedeckt war. ;)

Also: An Songlängen würde ich Progressivität o.ä. nie ausmachen. Burzum, Bathory, Falkenbach usw. haben auch immer Songs in Überlänge und natürlich ist es nicht einfach, über 10+ Minuten Spannung aufzubauen und zu halten. Hier ist aber gutes Songwriting gefragt, kein Frickeltum und auch nicht zwingend Originalität. Diese Songwriting-Qualitäten würde ich Moonsorrow auch nie absprechen, im Gegenteil. Sie basieren aber auf Zugänglichkeit und orientieren sich an Bathory, von daher würde ich bei meiner Aussage bleiben.
 
Joah, ich war ja auch in Hamburg.

Erste Band war musikalisch top - Doom mit schönen Orthodox Black Metal Riffs. Nur die Stimme war mir ein bisschen zu Ozzy-mäßig, da hätte m.E. etwas ätherischerer Gesang oder halt Harshvocals ein ny besser gepasst.
DWEF klangen irgendwie wie ein paar fachfremde, die nach der Lektüre eines Buches "Musikalische Stilelemente von Black Metal" entschlossen haben, das doch auch mal zu probieren. Wurde im Laufe des Sets ein bisschen runder, aber so richtig übergesprungen is der Funke nicht. Habe dann irgendwo an der Seite gesessen und gepennt :D
Moonsorrow - tja. Ich habe mich bisher noch nie mit denen auseinandergesetzt, aber man liest ja überall, wie mächtig die sein sollen, mit ihren Longtracks und allem pipapo und ich hatte angesichts dessen schon einiges erwartet. Aber manche Faszination durchblickt man wohl einfach nicht, oder das kommt live nicht rüber. Für mich war das nur eine ganze Ecke zu dudeliger Pagan Metal, im Eindruck vmtl. noch befeuert durch die üblichen Publikumsinteraktionen; hätte man die Longtracks einfach in einzelne Songs aufgespalten, wäre mir das auch nicht weiter aufgefallen und auch die üppig eingeflochtenen traditionellen Instrumente und Gesänge konnten mir leider nichts abringen.
Primordial waren aber großartig. Auch ohne einen Song vom neuen Album zu kennen, aber bei denen weiß man halt, dass man immer verlässliche Qualität kriegt. Der Sound wurde leider im Vergleich zu den vorigen Bands gefühlt schlechter, v.a. im Bassgeboller und auch die Vocals gingen anfangs tlw. völlig unter. Gespielt wurde lt. Ansage 2h (hab nicht auf die Uhr geguckt, aber war schon überdurchschnittlich lang), ziemlich viel aus dem neuen Album und die alten Klassiker halt. Und dann ist Alan natürlich schon eine faszinierende Präsenz, der ein Ego- und Stageacting hinlegen kann, was bei jedem anderen vollkommen overload wäre - zu seinem vmtl. Missfallen war das Publikum allerdings irgendwie schon zu fertig, um so komplett abzugehen, wie er sich das wahrscheinlich erwartet hatte. Aber ich halte von diesen ganzen Reckt-eure-Fäuste-Animationen ja eh nicht viel...
Aber war in Summe schon geil. Nur die Bierpreise (4-4,50 f. 0,33) fand ich bisschen krass, zudem mir Astra alles umdreht :D Aber wahrsceinlich gehe ich sonst zu oft in kleine und/oder selbstverwaltete Klitschen ;)
Das Verisäkeet Album antesten! Ich finde, Moonsorrow haben es etwas schwer, den Vibe ihrer Platten live rüberzubringen. Gerade die langen Songs sorgen beim Publikum schnell für Langeweile. Wenn man die Songs nicht kennt, wird das umso stärker untermalt.

Ich hatte auch leichte Problemchen bei ihrem Leipziger Gig. Das rührt aber eher daher, dass mir die Setlist nicht sooo zugesagt hat. Einer der beiden 'Sankari' Songs darf gerne dabei sein, auch über Jotunheim wäre ich alles andere als traurig. Ansonsten war der Gig ziemlich gut im Vergleich zu anderen Bands.
 
Das Verisäkeet Album antesten! Ich finde, Moonsorrow haben es etwas schwer, den Vibe ihrer Platten live rüberzubringen. Gerade die langen Songs sorgen beim Publikum schnell für Langeweile. Wenn man die Songs nicht kennt, wird das umso stärker untermalt.

Ich hatte auch leichte Problemchen bei ihrem Leipziger Gig. Das rührt aber eher daher, dass mir die Setlist nicht sooo zugesagt hat. Einer der beiden 'Sankari' Songs darf gerne dabei sein, auch über Jotunheim wäre ich alles andere als traurig. Ansonsten war der Gig ziemlich gut im Vergleich zu anderen Bands.

Moonsorrow haben mir in Bochum auch so gut gefallen, dass ich meine Plattensammlung im Laufe des Jahres komplettieren werde. Zu den Texten kann ich im Übrigen nichts sagen, da ich mich bis dato kaum damit beschäftigt habe.

Es steht also mal wieder einiges auf dem To-Do-Zettel. :D
 
Das Verisäkeet Album antesten! Ich finde, Moonsorrow haben es etwas schwer, den Vibe ihrer Platten live rüberzubringen. Gerade die langen Songs sorgen beim Publikum schnell für Langeweile. Wenn man die Songs nicht kennt, wird das umso stärker untermalt.

Ich hatte auch leichte Problemchen bei ihrem Leipziger Gig. Das rührt aber eher daher, dass mir die Setlist nicht sooo zugesagt hat. Einer der beiden 'Sankari' Songs darf gerne dabei sein, auch über Jotunheim wäre ich alles andere als traurig. Ansonsten war der Gig ziemlich gut im Vergleich zu anderen Bands.

War ja ebenfalls hier zu Hause in der Markthalle.
Die erste Band habe ich sausen gelassen, bin zur Hälfte vom Freiheitsweg gekommen, aber das war nicht so meines.
Also draußen rumgelungert und Mädels angesehen (die süße Blonde im Ledermini von der Parallelveranstaltung im Marx gefiel mir ;)).
Also erst rein, bevor Moonsoorow begannen.
Ich kenne nix von Moonsorrow, aber gerade der erste Songs (der ja ziemlich lang war) und ich glaube der letzte Song (auch länger) gefielen mir gut.
Grundsätzlich muß ich sagen, daß die Band bei mir gut ankam, in welcher Sprache die singen, ist zumeist in Anbetracht der Lautstärke und des Gelabers des Publikums
(kotzt mich sooo an, wenn eine Band spielt und sich die Leute unterhalten und ich Gemurmel 10 Meter entfernt vernehmen kann) eh selten zu verstehen.
Ob Finnisch, isländisch, schwedisch, norwegisch, deutsch oder englisch, Hauptsache, der Gesang passt und erzeugt eine gewisse Stimmung.

Tja, ich fand Primordial auch Klasse.
War zum, ersten Mal da, hatte das 13 Jahre lang irgendwie immer verpeilt, vergessen oder weil die Termine zeitlich zu ungüstig lagen, einfach sausen gelassen.
Aber Samstag sollte und durfte es nun endlich sein.
Kannte und erkannte nahezu alle gespielten Songs, fand es aber auch schade und blöd, daß viele Fans währenddessen gegangen sind.
Ey, es war Samstag, Wochenende, die U- und S-Bahn fährt durchgehend, aufm Kiez ist auch immer was los, da muß man ja wohl nicht um 23 Uhr oder 23.30 Uhr nach Hause.
Oder fuhr die Bahn gen Irgendwo oder lag ein längerer Rückfahrweg an?
Mit dem Auto sollten aber 30 min. mehr keine Rolle spielen, oder? Nun ja, egal, deren Sache.
Und ja, das Publikum war bei Primordial etwas lahm, fiel auch mir auf, aber selbst Schuld, wenn vor einem drei Bands spielen, die die Masse mobilisiert und quasi
kaputt spielt (ausdauertechnisch gesprochen).
War ´ne nette Geste der Band, ihre Landsleute als erste Band spielen zu lassen, machte aber dadurch den Abend einen Ticken zu lang.
Waren die meisten Leute nur wegen dem Weg einer Freiheit und da und sind danach abgezogen?
Nun denn, egal, Primordial waren gut, nur daß es bis zur Hälfte gedauert hatte, bis daß die Soundleute das Bassgeboller und die zu leisen Gitarren in den Griff bekamen
(Sitzohren oder was?) und daß die Stimmung ab da auch erst besser wurde.
Kann auch sein, daß einigen, abgewanderten Fans zu viele neue Songs gespielt wurden und die auf etliche Klassiker gewartet und gehofft hatten
und denen zu viel neuer Kram gespielt wurde. Ich fand das Konzert super. Und das allein zählt für mich.
 
Waren die meisten Leute nur wegen dem Weg einer Freiheit und da und sind danach abgezogen?
Die Frage habe ich mir auch gestellt.

Und ja, das (laute, um die Musik zu übertönen) Gequatsche während des Sets, v.a. vorne rechts, hat mich auch massiv angepisst. Mann, dann geht doch inne Kneipe :thumbsdown:

Die Bahnverbindung war btw sogar ganz ordentlich. Kam aus 200 km Entfernung und musste nur ca. 2h irgendwo rumkriegen. Da habe ich schon ganz andere Konzerte erlebt. Z.B. 6h in Bad Oeynhausen in verqualmten Kneipen mit lauter zwielichten besoffenen alten Säcken zu verbringen - immerhin war sich der Inhaber nicht zu schade, uns um 4 Uhr morgens frische Pizza in den Ofen zu schieben :D
 
Traditionell finnische Folklore kann ich bei Moonsorrow aber null ausmachen. Hast Du ein Beispiel dafür?

Bei MOONSORROW kommen z.B. die traditionellen finnischen Instrumente Kantele und Jouhikko zum Einsatz, oder Fiddle und Akkordeon, die zwar keine speziell finnischen Instrumente sind, aber doch fester Bestandteil traditioneller finnischer Volksmusik.


Ich kann nicht fließend finnisch, aber genügend, um die mir bekannten Moonsorrow-Texte relativ schwach zu finden.

Sorry, aber das reicht mir nicht für eine verläßliche Einschätzung der Qualität der Texte.


An Songlängen würde ich Progressivität o.ä. nie ausmachen. Burzum, Bathory, Falkenbach usw. haben auch immer Songs in Überlänge und natürlich ist es nicht einfach, über 10+ Minuten Spannung aufzubauen und zu halten. Hier ist aber gutes Songwriting gefragt, kein Frickeltum und auch nicht zwingend Originalität. Diese Songwriting-Qualitäten würde ich Moonsorrow auch nie absprechen, im Gegenteil. Sie basieren aber auf Zugänglichkeit und orientieren sich an Bathory, von daher würde ich bei meiner Aussage bleiben.

Von "progressiv" war nicht die Rede (können MOONSORROW aber auch, mal "Tulimyrsky" hören, der Mittelteil ist feinster 70er Prog). Sicher sind bei MOONSORROW auch eingängige Parts zu hören ( für meine Ohren haben Finnen eh ein spezielles Gespür für geile Melodien), aber daß diese Brocken von Songs z.B. auf "Viides luku - Hävitetty" oder auch "Verisäkeet" und "Varjoina kuljemme kuolleiden maassa" "leicht zugänglich" sind bzw. sogar auf "Zugänglichkeit basieren", kann man meiner Meinung nach nicht behaupten. Auf den ersten 3 Alben sind sicher noch hier und da paar Songs drauf, auf die das einigermaßen zutreffen könnte (z.B. das von dir erwähnte "Jumalten kaupunki"), aber das ist auch lange her.
 
Bei MOONSORROW kommen z.B. die traditionellen finnischen Instrumente Kantele und Jouhikko zum Einsatz, oder Fiddle und Akkordeon, die zwar keine speziell finnischen Instrumente sind, aber doch fester Bestandteil traditioneller finnischer Volksmusik.

Sorry, aber das reicht mir nicht für eine verläßliche Einschätzung der Qualität der Texte.

Von "progressiv" war nicht die Rede (können MOONSORROW aber auch, mal "Tulimyrsky" hören, der Mittelteil ist feinster 70er Prog). Sicher sind bei MOONSORROW auch eingängige Parts zu hören ( für meine Ohren haben Finnen eh ein spezielles Gespür für geile Melodien), aber daß diese Brocken von Songs z.B. auf "Viides luku - Hävitetty" oder auch "Verisäkeet" und "Varjoina kuljemme kuolleiden maassa" "leicht zugänglich" sind bzw. sogar auf "Zugänglichkeit basieren", kann man meiner Meinung nach nicht behaupten. Auf den ersten 3 Alben sind sicher noch hier und da paar Songs drauf, auf die das einigermaßen zutreffen könnte (z.B. das von dir erwähnte "Jumalten kaupunki"), aber das ist auch lange her.

Also über Geschmack kann man sich ja schwer streiten. Ich verstehe aber dennoch nicht, warum die Musik von Moonsorrow auf Dich so gänzlich anders wirkt, als auf mich (und finde das halt einfach interessant). Bist Du das auf Deinem Avatarbild? Sprich: Spielst Du Gitarre? Mein Eindruck ist doch, dass Moonsorrows Lieder sehr Dur-lastig sind. Nehmen wir ruhig das 2016er Album Jumaltan Aika und hier das Titellied: Das sind doch primär Dur-Folgen. Für mich klingen daher Lied und Album vom Grundton her sehr fröhlich. Die Band behauptet, mehr Black Metal-Einflüsse als früher zu haben. Gut, der Gesang mag harscher sein, aber unter Black Metal verstehe ich schon was anderes.

Für mich ist Moonsorrow auf jeden Fall Feel-Good und Easy-Listening-Musik. Das lege ich am Freitagabend auf, bevor ich auf die Piste gehe oder morgens nach dem Aufstehen, um mit Kaffee und Moonsorrow Energie fürs Büro zu tanken. Ich würde Moonsorrow hingegen nie auflegen, wenn ich grübele oder einen Hals habe. Und erst Recht nicht, wenn es mich in die Natur oder zu historischen Stätten zieht oder ich Kontakt zu meinen Ahnen suche.

Zu den Texten: Sorry, wenn ich jetzt polemisch werde, aber die Texte sind eine reine Ansammlung von Buzz-Wörtern (iron, steel, fire, wind, blood). Da einen tieferen Sinn hinter zu suchen, ist vergebene Liebesmüh‘. Wenn die (oder allgemein: eine) Band in Interviews behauptet, die Interpretation solle der Hörer übernehmen, das wäre zu abstrakt etc., dann hat eine solche Band erfahrungsgemäß schlicht nichts zu sagen. Sonst wäre sie froh, über die Lyrics reden zu können, statt über Biertrinken, Tourerfahrungen etc. Das sind aber genau die Themen, auf die sich Interviews mit Moonsorrow oftmals erschöpfen.

In einem alten Interview gaben Moonsorrow „Bier und Würstchen“ als Hauptinspiration an. Klingt nach einem hammerharten, durchdachten Konzept. In diesem Zwiegespräch konnte der Interviewer der Band dann doch etwas mehr entlocken:

http://powermetal.de/content/artikel/show-MOONSORROW_-_Interview_mit_Ville_Sorvali,8885-1.html

"Wir waren schon immer mehr durch die Edda inspiriert als durch die Kalevala. Das liegt daran, dass die Edda älter ist als die Kalevala, die erst im 19. Jahrhundert aufgeschrieben wurde. Außerdem hat AMORPHIS die Geschichten aus der Kalevala schon alle mindestens dreimal vertont, da müssen wir das nicht auch noch tun." Dem ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen, doch wir vertiefen uns noch etwas in eine Diskussion über die Kalevala und Mythologie im Allgemeinen. "Die Kalevala ist mehr eine Konstruktion als eine repräsentative Darstellung der finnischen Sagen. Ihr Sammler war ein finnischer Schwede (Matias Lönnroth). Wie alle Intellektuellen in dieser Zeit gehörte er zu den finnischen Schweden. Vor der Vereinigung Finnlands als Nationalstaat gab es viele Stämme, die nur wenig miteinander zu tun hatten und deren Mythen sich in vielen Details unterschieden. Auch innerhalb einer Gruppe änderten sich die Details der Mythen von Generation zu Generation und da die wenigsten Finnen damals schreiben konnten, sind diese Sagen nicht wirklich erhalten."

Ich übersetze mal: Es ist der Band zu kompliziert, sich mit der eigenen Tradition auseinanderzusetzen, weil man sich mit unterschiedlichen Traditionen der finnischen Völker beschäftigen müsste. Die Edda sei da einfacher. Außerdem hätten Amorphis die finnische Mythologie schon abgedeckt.

Die Aussage lässt sich einfach zerpflücken:

- Wie viele Bands haben sich schon mit germanischer Mythologie beschäftigt, wie viele mit finnischer? Das Ungleichgewicht fällt doch auf. Aber gut, jeder wie er will. Sich selbst bei diesem Ansatz aber quasi als originell zu bezeichnen, finde ich jedenfalls hänebüchen.

- Herr Sorvali spricht an, dass es in Finnland bzw. in den von finno-ugrischen Völker bewohnten Gebieten ganz unterschiedliche Erzähltraditionen, Götternamen etc. gibt. Das ist vollkommen korrekt. Nur: Das ist bzw. war bei den Germanen genauso und deshalb ist die Edda nicht authentischer als die Kalevala: Die Edda hält nur fest, was im 13. Jahrhundert vom Glauben der altwestnordischen Germanen, eigentlich der Isländer, bekannt war. Was in der Edda steht, sagt uns also wenig bis nichts über den Glauben der alten Schweden und Goten, ganz zu schweigen vom alten Glauben der Angeln, Sachsen, Jüten oder gar der Wandalen oder Alemannen. Ein Mensch, der sich mit seinem heidnischen Glauben beschäftigt, sollte das wissen.

- Moonsorrow sagen, dass die Kalevala das Werk eines Autoren und Intellektuellen Elias Lönnrot, sei. Das stimmt. Das ist die Edda aber auch: Sie wurde von Snorri Sturluson verfasst. Ebenfalls ein Intellektueller, ebenfalls kein praktizierender Heide. Und auch die Edda wurde Jahrhunderte nach der Christianisierung verfasst. Das Zeitargument gilt also nicht. Siehe auch nächster Punkt.

- Schwerer wirkt für mich dann doch wieder das Argument der Band, es sei einfacher, sich mit der Edda zu beschäftigen. Wie schon oben erwähnt: Wenn mich etwas wirklich interessiert, scheue ich auch nicht die Arbeit, mich damit ernsthaft zu beschäftigen. Im Falle von Moonsorrow (und einigen anderen finnischen Bands) finde ich diese Denkfaulheit tragisch, denn: Es gibt noch ein lebendiges finno-ugrisches Heidentum: Einfach nach Russland fahren (konnten Finnen zumindest lange visafrei) und die einschlägigen Völker (Mari etc.) besuchen. Ernsthafte Folkbands wie Värtinnä oder Hedningarna zum Beispiel pilgern regelmäßig zu den Runensängern und Sängerinnen des alten Kareliens, einen Steinwurf von der finnischen Grenze entfernt. Warum scheuen finnische Pagan Metal-Bands diesen Kontakt? Stattdessen sitzen Moonsorrow in ihren Proberaum in Helsinki, trinken Dosenbier und arbeiten sich an einem isländischen Buch ab, vergessend, dass Heidentum keine Buchreligion, sondern primär mündliche Überlieferung ist. Das finde ich als Halbfinne schlicht schade.

- Interessant der Hinweis, dass Lönnrot Finnlandschwede war. Mein Eindruck ist, dass mit diesem Argument unterstellt wird, er habe keinen rechten Zugang zum finnischen Heidentum fassen können. Aber warum beschäftigen sich die Finnen Moonsorrow dann mit germanischer Mythologie? Naja, das ist fast schon egal.
 
@Tom Pariah

Nee, mein Avatarbild ist, wie @Albi schon festgestellt hat, Jesse Pintado (TERRORIZER, NAPALM DEATH, LOCK UP). Ich bin kein Musiker, ich gebe nur das wieder, was ich von der Substanz zwischen meinen Ohren beim Musikhören als Rückmeldung bekomme. ;)
Das ist im Fall MOONSORROW offenbar was anderes als bei dir. Ob Musik fröhlich oder schwermütig wirkt, ist zunächst unabhängig vom Tongeschlecht, der emotionale Charakter wird durch Melodie und Rhythmus bestimmt. Also nicht jede Musik in Dur ist automatisch fröhlich und in Moll das Gegenteil. Man kann mit dem Tongeschlecht den Eindruck in die eine oder andere Richtung verschieben, z.B. klingt eine traurige Melodie in Moll halt noch trauriger, in Dur etwas weniger betrübt. Auf mich wirkt "Jumalten Aika" halt nicht "sehr fröhlich", nur weil es Dur-lastig ist, sondern immer noch düster, wobei es schon insgesamt wieder etwas optimistischer ausgefallen ist, als die 3 direkten Vorgänger. Bißl 'nen Rückgriff auf die ersten 3 Alben haben MOONSORROW auch selber angesprochen, ich würde sagen, es klingt wie 'ne Mischung aus "Verisäkeet" und "Voimasta ja Kunniasta".

Das Interview von powermetal.de kenn ich, ich hab verschiedenste Interviews (nicht nur zum letzten Album) griffbereit. Zu den Texten äußern sie sich selbst mal mehr, mal weniger detailliert, z.B. die Texte bzw. die Geschichte von "Varjoina Kuljemme Kuolleiden Maassa" hat Ville damals im Legacy sehr ausführlich geschildert (mir fällt da grad auf, daß das Interview offenbar @kingrandy geführt hat, der auch im Deaf Forever etwas mehr Hintergrund zum letzten Album aus Ville rausgeholt hat). Ich hab übrigens die Texte von "Jumalten Aika" nur mal nach deinen oben genannten Schlagwörtern abgeklopft, fand deine Aussage dazu jedoch nicht bestätigt. Ebenso wenig wie deine Behauptung, Interviews mit MOONSORROW würden sich hauptsächlich ums Biertrinken und Touren drehen, ganz im Gegenteil. Mag sein, daß es solche gegeben hat, aber dann war der Interviewer 'ne Pflaume.

Deine letzten Ausführungen zu Kalevala und Edda sind interessant (du bist ja auch Historiker), mir scheint jedoch, daß du viel zuviel in den Auszug aus dem verlinkten Interview reininterpretierst. Aber dazu kann ich natürlich nichts sagen, ich bin ja nicht Ville. Immerhin hat er wohl keinen Mist erzählt... :D
 
Zuletzt bearbeitet:
Zurück
Oben Unten