Screaming Trees:
Grandiose Band, meiner Meinung nach das beste, was in den 80ern/90ern aus dem Nordwesten der USA kam. Die passten für mich trotz Flanellhemden eigentlich nie in diese Seattle-Grungeszene (kamen ja auch aus nem weiter entfernten Kaff in Washington DC und haben bis auf eine EP auch nix auf Subpop veröffentlicht), und ich habe sie erst einmal nur wegen des Plattenlabels (SST Records! also Sonic Youth, Hüsker Dü, St. Vitus, Dinosaur jr, Meat Puppets usw usf.) wahrgenommen und mich nach dem Blindkauf, ich glaube "Invisible Lantern" wars, verliebt. Ich habe die Band damals eher im Kontext und in Geistesverwandschaft zu anderen großer 80er Psychedelic-/Garagenpunkbands gesehen, etwa Bevis Frond, Dinosaur Jr, Beasts of Bourbon und div. andere Australier, und weniger im Zusammenhang mit den aufkommenden Grungebands (von denen ich mit Ausnahme der frühen Soundgarden eigentlich nur Mudhoney so richtig super finde und fand, aber das ist ne andere Geschichte). Hab sie leider nie live gesehen.
Das Gesamtwerk der Trees lässt sich grob in zwei Phasen teilen: die garagige, undergroundig-psychedelische Wahwah-Gitarren-Zeit in den 80'ern auf SST und die 90'er auf dem Majorlabel mit den ausgearbeiteten, satter produzierten Hymnen. Allgemein kann man zur klanglichen Entwicklung der Band ab 1986 feststellen: der schraddelig sixties-garagenrockige Anteil wurde immer weniger und ist spätestens mit Uncle Anesthesia völlig verschwunden. Und die Stimme von Mark Lanegan wurde im Laufe der Jahre tiefer und tiefer und brummeliger bis zur heutigen leehazlewoodigen Tomwaitsigkeit.
Mir gefällt insgesamt die rauhe Frühphase klar besser, trotzdem ist aus der Majorphase die "Uncle Anesthesia" das absolute Meisterwerk der Bandgeschichte und gehört zu meinen 10 liebsten und meistgehörten Platten überhaupt.
Neben ein paar Bootlegs kenne und besitze ich folgendes von der Band:
Other Worlds EP (86)
Even if And Especially When (87)
Invisible Lantern (88)
Buzz Factory (89)
Change Has Come EP (89)
Uncle Anesthesia (91)
Sweet Oblivion (93)
Dust (96)
Last Words (unveröffentlichtes Nachfolgealbum, kam dann 2011 doch noch raus)
Die erste LP, Clairvoyance von 1986, fehlt mir noch aus unerklärlichen Gründen.
Meine Tipps zum Kennenlernen:
Buzz Factory (falls man keine Wahwah-Allergie hat ... aber Songs wie "Black Sun Mornung" und "Wishbringer" rechtfertigen allein die Erfindung des Wahwah-Pedals!)
Uncle Anesthesia ("rund" produziert, die abwechsungsreichste, luftig-psychedelischste Platte voller vernebelter Hits. Nicht so bratzgitarrig und vordergründig wie die allseits bekannte Nachfolgescheibe Sweet Oblivion)