Da die Alben hier ja momentan durchlaufen, mal ein paar Gedanken zur Diskografie.
Die ersten drei Alben in der "Project Strato"-Besetzung sind eine Geschichte für sich und untereinander eher nicht miteinander zu vergleichen. "Fright Night" ist vielleicht das kauzigste, eigenwilligste Album der Bandgeschichte und würde heute, wäre die Band danach in der Versenkung verschwunden, sicherlich ähnlich wie Drysill, Artch oder Biscaya als Kleinod des Skandinavien-Metals der 80er gehandelt werden. "Twilight Time" dagegen ist viel krasser, härter und frickeliger (vergleichbar etwa mit den Savatage Mitte der 80er), obgleich es auf der anderen Seite sehr melodische Songs wie "The Hands Of Time" oder "Lead Us Into The Light" gibt. "Dreamspace" dagegen lässt mich eher kalt, hier werden die Songs etwas einseitiger und gesetzter, und am Ende ist das Album vor allem viel zu lang.
Mit dem Einstieg von Timo Kotipelto zu "Fourth Dimension" gab's dann personell und stilistisch Bewegung. Jenes Album kehrt ein wenig zum experimentierenden Stil von "Twilight Time" zurück, sodass hier kein Song dem anderen ähnelt. Das ist ein wenig heterogen, aber die meisten Songs treffen eben trotzdem. "Episode" brachte dann ja das "klassische" Line-Up mit Jens Johansson und Jörg Michael und etablierte dann den Stil mit einer Mischung aus Speed ("Father Time", "Will The Sun Rise?", "Speed Of Light"), Stampfern, Balladen und Epen, aber das folgende "Visions" setzte hier natürlich in jeder Hinsicht noch einen drauf. "Destiny" dagegen sehe ich als einen Dämpfer, denn ein Gutteil der Songs geht eher als Abklatsch der Klassiker auf den beiden Vorgängern durch und alles wirkt hier wie Nummer sicher / Dienst nach Vorschrift.
Immerhin: Auf "Infinite" hat die Band dann wieder alle Stärken gebündelt bzw. sich überraschenderweise vorwiegend auf die schnellen Sachen (neben "Mother Gaia" und "Infinite" als ausladende Epen) konzentriert, was das Album dann angenehm zwingend macht. Anscheinend waren danach aber die Batterien erst mal erschöpft, denn nach der Sendepause ("Intermission" lief bei mir allerdings nicht) kam "Elements Pt. 1" dann eher verzettelt daher und wirkt rückblickend eher wie Stratos gezwungener Beitrag zur damaligen Bombast-/Orchesteralben-Welle. "Elements Pt. 2" mit ausschließlich B-Ware war danach ein regelrechter Tiefpunkt, und es ist bezeichnend, dass der Bonustrack "Ride Like The Wind" hier das Albenmaterial samt und sonders in den Schatten gestellt hat. Dass die Band das Album nur herausgebracht haben will, um aus dem Plattenvertrag bei Nuclear Blast herauszukommen, ist natürlich eine lustige Geschichte - sowas hat Mike Oldfield mit "Amarok" ja auch schon gemacht.
Das folgende "Stratovarius"-Album von 2005 hatte mich heute überrascht. Zwar hört man dem Album seine schwierige Entstehung (sprich: Timo Tolkkis Geisteszustand) an und in seiner Konzentration auf langsame bis schleppende Stücke ist es fast das Gegenstück zu "Infinite", aber trotzdem spielt die Band hier mit Power, und die Songs wie eben "Back To Madness", "Götterdämmerung" und "Leave The Tribe" sind ebenso schlüssig wie intelligent aufgebaut. Diese Platte kommt in der Rückschau also doch etwas zu schlecht weg. Nun müsste ich eigentlich noch das Revolution-Renaissance-Debüt hören, aber das steht natürlich nicht in der Playlist. Ich erinnere mich da ansonsten dunkel daran, dass das Material alles zwar vertraut - aber irgendwie wird damit wiederum das deutlich, was schon auf "Destiny" zu erahnen war: Viel mehr hatte Tolkki als Songwriter offenbar doch nicht drauf.
Die Alben mit Matias Kupiainen ab 2009 empfand ich dann entsprechend auch als mehr oder weniger dringend nötige Auffrischung des Stils mit allerlei modernen Instrumenten, was sich vor allem in den bei aller gebliebenen Härte umso Synth-lastigeren Arrangements und insbesondere den weitaus weniger klassisch bis neobarock ausgerichteten Instrumentalparts und Soli bemerkbar macht. "Polaris" war dabei der starke, wenn auch etwas inkonsistente Auftakt ("Fairness Justified" unterbricht den Fluss des Albums etwas zu jäh, und die "Emancipation Suite" wirkt anfangs auch etwas zu gewollt), aber ab "Elysium" wuchs das dann alles auf natürliche Weise zusammen. So, und zu den noch fehlenden drei Alben werde ich dann wohl demnächst noch was kommentieren.
