Für mich ist die Antwort im Grunde eindeutig: III: Pentecost ist nicht nur das bisher stärkste Album der Band geworden, es ist sogar so stark, dass selbst Prelude und II: Sojourn fast in Vergessenheit geraten. Nicht falsch verstehen, ich finde beide Alben weiterhin großartig. Aber bei Sojourn hatte ich das Gefühl, dass die Band in punkto Songwriting bereits in eine Sackgasse geraten war. Das Album war (in meinen Augen) eine etwas schwächere Kopie von Prelude, die das bekannte Muster zwischen treibenden Hymnen ("Save My Life") und etwas zu kitschigen Balladen ("Barrow Hill") weiterführte. Akzente setzte man höchstens, indem man den Härtegrad etwas anzog und punktuell etwas epischer agierter ("Victory"). Dennoch wirkte das Album auf mich leicht zerfahren, es gab zum Beispiel kein Highlight-Triple wie auf dem Debüt. Wieviel kann man auch aus einer Formel, die auf Thin Lizzy und Wishbone Ash basiert, und die mittlerweile hunderte von Bands anwenden, noch herausholen? Die Befürchtung war also, dass WYTCH HAZEL ihr Potenzial bereits ausgeschöpft haben.
Und wie ich eines Besseren belehrt wurde! Pentecost führt den Band-Sound zu 100% fort, und doch wirkt die Band komplett erneuert. Oben wurde es ja bereits angesprochen: Das gesamte Album ist wie aus einem Guss, Harmonie zwischen Sound, Lyrics, Melodien und Atmosphäre von der ersten bis zur letzten Sekunde. Die schon immer sympathische, aber dennoch (wie Pavlos es ausdrückte) leicht schrullige Band wirkt plötzlich überlebensgroß, selbstbewusst, professionnell wie eine 70er-Stadion-Band und agiert mittlerweile auch qualitativ auf diesem Niveau. Da ich mittlerweile sogar von den Refrains träume (kein Witz!), kann ich mittlerweile mit einiger Bestimmtheit sagen, dass Songs wie "He Is the Fight", "Archangel" und "Dry Bones" ohne Probleme mit den größten Klassikern von Uriah Heep und Co. mithalten können. Ich habe bereits versucht, mich absichtlich an den Songs sattzuhören, damit mich endlich wieder anderen Platten zuwenden kann. Aber es hilft nichts: die Refrains sind zu gut, die Melodien zu ansteckend, die (etwas düster-melancholischere) Atmosphäre zu schön, die Platte zu perfekt (Lediglich der vergleichsweise unspektakuläre Refrain von "Spirit and Fire" und der erste Teil von "Reap the Harvest" kratzen minimal an der vollen Punktzahl).
Leider weiß ich jetzt wirklich nicht mehr, wie sie das noch toppen sollen. Aber zumindest im Moment sind WYTCH HAZEL wirklich eine der besten Bands überhaupt. Amen!