Schweres Thema: Dass die Jungs um dem Harris-Steve sein Precision-Bass nochmal solche Granaten wie Killers, Piece of Mind oder gar Somewhere in Time auf die Kette bekommen, können wir uns mittlerweile wohl getrost abschminken. Natürlich wünsche ich mir insgeheim sowas, aber die Realität sieht anders aus.
Ganz ehrlich, ich habe keine großen Ansprüche. Ein Album von der Qualität eines "No Prayer For The Dying" würde ich schon feiern wie den leibhaftigen Messias. Zum Erscheinen der "The Final Frontier" habe ich mir eine Woche lang den Spaß gemacht, exakt diese beiden Alben intensiv zu hören und vergleichend zu bewerten. Grund: Da ich von "TFF" sehr enttäuscht war, wollte ich einfach mal wissen, wie sich das Album im Vergleich zum in der Regel als schwächsten Dickinson-Maiden-Album gehandelten "NPFTD" hält, und das Ergebnis ist für "TFF" aus meiner Sicht ein völliges Desaster. Es gibt auf der "TFF" für mich einen einzigen Song, den ich ähnlich gut finde, wie das schwächste Material der "NPFTD", und das ist "Coming Home". Der Rest der Scheibe wird sogar von "Hooks In You" und "Tailgunner" pulverisiert, von den Hits der Scheibe ganz zu schweigen. Simple, aber dafür knackig rockige Songs auf "NPFTD" vs. schnarchzapfig verspieltem Schwulst auf der "TFF", und ein Sänger mit Biss und Witz auf "NPFTD" ("Holy Smoke", "Bring Your Daughter") vs. lustloser Valium-Trip auf der "TFF".
Für mich ist im Endeffekt jede Maiden-Scheibe ab 1998 schlechter als jede Maiden-Scheibe vor 1998, mit "Brave New World" als einziger Ausnahme, die aber auch nur wegen "Nomad", "Ghost Of The Navigator" und "The Wicker Man" noch mit den Werken von 1998 mithalten kann.
Ist ja aber nicht so schlimm - auch die älteren Jungfrauen servieren uns immer wieder schnieke Geschosse (von der letzten Scheibe z.B. The Talisman und Starblind).
Auf der letzten Scheibe mag ich eigentlich nur "Coming Home", weil das der einzige Song ist, bei dem Dickinson so klingt als würde ihn das emotional bewegen, was er singt. Die restlichen Songs haben natürlich immer wieder schöne Momente, und vielversprechende Passagen, die Band versäumt es aber m.E. immer, den entscheidenden Twist von coolen Passagen zu einem tollen Song zu erreichen. Statt dessen kommt immer gerade dann, wenn man die ultimative Steigerung erwartet, ein Mäander ins belanglos-repetitive Geseier. Die ganz großen Hooklines, die spannenden Refrains, der letzte Biss... all das fehlt "TFF" an allen Ecken und Enden.
Und ausserdem gibt's da draußen ja einen GEWALTIGEN ARSCHVOLL an neueren Bands, von denen hoffentlich mal eine die "zweiten Maiden" werden...
Würde ich mir ja durchaus wünschen, aber mir ist davon leider noch keine begegnet, der ich das zutrauen würde. Und ich meine jetzt nicht vom kommerziellen Status her (das dürfte völlig unmöglich sein), sondern auch von der musikalischen Qualität und der stilistischen Ausrichtung her.