Atlantean Kodex

Also ich will jetzt hier nicht detailliert in die EU Diskussion mit einsteigen, aber es ist schon erstaunlich wie man jemand, der ein solches Interview gibt wie im neuen DF als unsympath und arrogant darstellen kann. Endlich mal jemand der zu komplexen Sachverhalten Stellung bezieht und eine Meinung abseits des sonstigen 0815 blablas vertritt. Ich muss diese Meinung im übrigen noch nicht mal 100% ig teilen um das gut zu finden. ;)
 
Ich finde das Thema superspannend, kannst du mir da Literatur/Artikel empfehlen?

Ich bin kein Historiker, aber reicht nicht ein Blick in die Geschichtsbücher, um zu zeigen, dass Europa zumindest seit der Antike, die ja auch gerne als Wiege der europäischen Kultur und Zivilisation begriffen wird, kein geeinter, geographisch streng abgegrenzter und homogener Kulturraum war? Sind solche Gründungsmythen, die diese Ursprungserzählungen ausmachen, nicht schon längst als Fiktionen enttarnt, spätestens seit den Nationalismen des 18., 19. und 20. Jahrhunderts? Und sind nicht seit der Postmoderne jene historische Kontinuitätserzählungen und dichotome Identitätskonstrukte wie Orient und Okzident (die eben auch wesentlich zu einer homogenen Identitätskonstruktion des Westens beitrugen), die kulturelle Einheiten imaginieren, längst dekonstruiert worden? Zeigt uns nicht alleine die Beschäftigung mit der Philosophie der Antike, dass es in diesen vermeintlichen kulturellen Ursprungsplätzen der geistigen Heimat Europa niemals eine einheitliche Tradition gab, sondern parallel verlaufende, sich widersprechende Diskurse?

Literatur? Leider nur soziologische und philosophische im Angebot, die sich im weitesten Sinn mit den oben beschriebenen Topois beschäftigen:

Affirmativ:

Eine geschichtlichsphilosophische Kontinuitätstheorie:
Karl Jaspers: Vom Ursprung und Ziel der Geschichte

Geschichtsphilosophisch als homogen angenommene Kulturcharakteristika finden sich in Geschichtsphilosophien sicherlich zahlreich, so natürlich auch in Spenglers Untergang des Abendlandes.

Kritisch:

Eric Hobsbawm: Nationen und Nationalismus. Mythos und Realität seit 1780
Edward Said: Orientalismus
Theorie der historischen Diskontinuitäten und Brüche:
Foucault: Ordnung der Dinge

Und vielleicht auch interessant:
https://www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-17968

Kulturwissenschafter und Historiker hier wissen aber sicher mehr dazu zu sagen.
 
Mein Gott! Das ist ja wieder höchst hochtrabend hier....Ich habe das Interview mit Manuel noch drei mal gelesen und keine geheimen Sehnsüchte nach einem Ureuropa entdecken können. Stattdessen habe ich die fundierten Gedanken eines jungen Mannes und Vaters gelesen die den meinen weitestgehend enstsprechen. Manuel Trummer ist viel zu sehr Wissenschaftler als das er sich auf diese kruden Gedankenspielereien einlassen würde. Jeden Geschichstwissenschaftler interessiert natürlich die Frage nach Ursprüngen . Das erlaubt es auch unstrittenen Autoren wie Haarmann oder auch Gimbutas ihre Thesen aufzustellen und eventuell damit unseren Horizont und unsere Fantasie zu erweitern. In den letzten zwanzig Jahren wurden so viele neue Erkenntnisse und Entdeckungen gemacht, die unser Bild von der Frühzeit grundlegend verändern müssen und werden (höhlenmalende Neandertaler, nachgewiesene Vermischung von Neandertalern mit Homo Sapiens, Domestizierung des Wolfes, Denisova, Göbekli Tepe, etc...) Für den Althistoriker wird das Fenster der Vergangenheit immer weiter geöffnet und es ist die Suche nach dem Ursprung der viele Historiker leitet und inspiriert. Und ich als Metaller liebe die Verbindung aus epischer Musik und den Geschichten, die diesen Ursprung beschreiben. Es ist einfach ein romantisches Verlangen und eine Faszination für das Geheimnisvolle das diese Musik stets in mir geweckt hat. An erster Stelle stehen da natürlich Manowar mit ihren ersten vier Scheiben, dann kommen Bathory mit Blood Fire Death , Hammerheart und Twillight of The Gods, Manilla Road und Atlantean Kodex.

Also: versteckte Identitäre! Fickt Euch!
 
Jeden Geschichstwissenschaftler interessiert natürlich die Frage nach Ursprüngen . (...) Für den Althistoriker wird das Fenster der Vergangenheit immer weiter geöffnet und es ist die Suche nach dem Ursprung der viele Historiker leitet und inspiriert.!

Als Althistoriker sage ich: Nein.
Romantiker und Essentialisten fragen vielleicht nach Ursprüngen - Geschichtswissenschaft interessiert sich dagegen für verstreichende Zeit und damit einergehende Veränderungen und Kontinuitäten. Wir sind nicht die Verwalter der Sehnsüchte jener, die der Moderne überdrüssig sind.


Manuel Trummer ist viel zu sehr Wissenschaftler als das er sich auf diese kruden Gedankenspielereien einlassen würde.

Ohne Manuel Trummer zu kennen oder das auf ihn zu beziehen: Die allgemeine Annahme, dass Bildung und Wissenschaft vor kruden gedanklichen Abwegen schützen, ist nicht haltbar. Gegenbeispiele sind leider, leider zahlreich.


Ich habe das Interview mit Manuel noch drei mal gelesen und keine geheimen Sehnsüchte nach einem Ureuropa entdecken können. Stattdessen habe ich die fundierten Gedanken eines jungen Mannes und Vaters gelesen die den meinen weitestgehend enstsprechen.
(...)
Es ist einfach ein romantisches Verlangen und eine Faszination für das Geheimnisvolle das diese Musik stets in mir geweckt hat.

Also Du verspürst "ein romantisches Verlangen und eine Faszination für das Geheimnisvolle" und kannst bei dem Interviewten, dessen "Gedanken (...) den (d)einen weitestgehend enstsprechen" keinen "geheimen Sehnsüchte nach einem Ureuropa entdecken"? Das erscheint mir merkwürdig.
Die deutlichsten Passagen im Interviews scheinen mir in der Hinsicht die von @GordonOverkill zitierte zu sein sowie die unmittelbar darauf folgende zu "The Spell...".

.
 
Wow, ich war nur auf der Baumschule, aber was hier wieder abgeht ist ganz grosses kino, kann man auch die Musik hören ohne gleich jede aussage auf die Goldwaage zu legen? Ich finde es schon ein bisschen Elitär hier.Das bitte aber nicht als Angriff werten.
 
Gestern Abend hatte ich endlich Zeit, das Interview von Manuel zu lesen.

Vorab, auch ich habe ihn für mich, als nicht den symphatischsten gespeichert. Und um das direkt klarzustellen, wir wollen bei der Aussage auch direkt mal die Kirche im Dorf lassen. Wenn man jemanden nicht symphatisch findet, ist das in meiner Welt erstmal nix schlimmes. Es sagt absolut nix über den Menschen aus, weder dass er unfreundlich noch ein schlechter Mensch, noch sonst was wäre. Ich habe ihn 3 x kurz live gesehen/gesprochen und das war halt einfach mein Eindruck. Symphatie zwischen Menschen ist etwas, was da ist oder eben nicht. Ist auch nix schlimmes. Gibt hier bestimmt auch zig Leute die mich nicht symphatisch finden. Ist vollkommen ok. So ist das eben halt, man hat nicht zu allen Menschen den gleichen Draht und nochmal ausdrücklich, das sagt nix über Manuel aus, lediglich über mein Empfinden.

Warum schreibe ich das nun....kann ja quasi erwarten, dass mir die Worte nun zerpflückt werden, oder ich jetzt Gegenwind bekommen. Also, warum will/muss ich das hier jetzt trotzdem schreiben....

Ich hatte bei dem Interview halt was erwartet. Genau kann ich das nicht formulieren, einfach gesagt, habe ich in etwa erwartete, dass ich 50 % des Interviews nicht verstehe :D Ganz einfach weil ich in den den Themen was Historie angeht nicht wirklich bewandert bin und wir reden ja hier schließlich von Themen, die weit tiefer gehen, als das was man in der Schule gelernt hat.

Und dann kommt in der YT Heftvorstellung von @frankthetank auch noch sinngemäß sowas wie "Manuel drückt mit ganz einfachen Sätzen aus, was viele von uns fühlen, so dass es jeder versteht". Bei dem Satz habe ich mir gedacht, "ja genau...."

Ich habe so ziemlich alles erwartet, aber nicht so ein Interview. Ich war wirklich beeindruckt. Nix unverständliches, ein aus meiner Sicht sehr symphatisch rüber kommender Manuel mit intelligenten, nachvollziehbaren und verständlichen Aussagen - als Musiker, als Europäer, als Vater! Seitdem frage ich mich selber, warum kam er mir anders vor....

Ich muss die Tage nochmal alte Interviews lesen, keine Ahnung.
Von daher, Manuel, mea culpa, was mein persönliches Empfinden bzgl. deiner Symphatie angeht. Das Interview hat meine Sicht der Dinge geändert. :top:
 
Meine Kollegen und ich haben vor der Europa-Wahl im Mai 2 größere Veranstaltungen zum Thema Europa/EU durchgeführt. Ein Referent wie Manuel, der - wie @Bexham schrieb - sehr komplexe Sachverhalte verständlich wiedergeben kann und zudem Leidenschaft an den Tag legt, hätte das Ganze perfekt abgerundet. Das Interview werde ich bei nächster Gelegenheit im Seminar mal verwenden. Das sollte reichlich Gesprächsstoff garantieren.
 
Gestern Abend hatte ich endlich Zeit, das Interview von Manuel zu lesen.

Vorab, auch ich habe ihn für mich, als nicht den symphatischsten gespeichert. Und um das direkt klarzustellen, wir wollen bei der Aussage auch direkt mal die Kirche im Dorf lassen. Wenn man jemanden nicht symphatisch findet, ist das in meiner Welt erstmal nix schlimmes. Es sagt absolut nix über den Menschen aus, weder dass er unfreundlich noch ein schlechter Mensch, noch sonst was wäre. Ich habe ihn 3 x kurz live gesehen/gesprochen und das war halt einfach mein Eindruck. Symphatie zwischen Menschen ist etwas, was da ist oder eben nicht. Ist auch nix schlimmes. Gibt hier bestimmt auch zig Leute die mich nicht symphatisch finden. Ist vollkommen ok. So ist das eben halt, man hat nicht zu allen Menschen den gleichen Draht und nochmal ausdrücklich, das sagt nix über Manuel aus, lediglich über mein Empfinden.

Warum schreibe ich das nun....kann ja quasi erwarten, dass mir die Worte nun zerpflückt werden, oder ich jetzt Gegenwind bekommen. Also, warum will/muss ich das hier jetzt trotzdem schreiben....

Ich hatte bei dem Interview halt was erwartet. Genau kann ich das nicht formulieren, einfach gesagt, habe ich in etwa erwartete, dass ich 50 % des Interviews nicht verstehe :D Ganz einfach weil ich in den den Themen was Historie angeht nicht wirklich bewandert bin und wir reden ja hier schließlich von Themen, die weit tiefer gehen, als das was man in der Schule gelernt hat.

Und dann kommt in der YT Heftvorstellung von @frankthetank auch noch sinngemäß sowas wie "Manuel drückt mit ganz einfachen Sätzen aus, was viele von uns fühlen, so dass es jeder versteht". Bei dem Satz habe ich mir gedacht, "ja genau...."

Ich habe so ziemlich alles erwartet, aber nicht so ein Interview. Ich war wirklich beeindruckt. Nix unverständliches, ein aus meiner Sicht sehr symphatisch rüber kommender Manuel mit intelligenten, nachvollziehbaren und verständlichen Aussagen - als Musiker, als Europäer, als Vater! Seitdem frage ich mich selber, warum kam er mir anders vor....

Ich muss die Tage nochmal alte Interviews lesen, keine Ahnung.
Von daher, Manuel, mea culpa, was mein persönliches Empfinden bzgl. deiner Symphatie angeht. Das Interview hat meine Sicht der Dinge geändert. :top:
Genau so sehe ich das auch. Spannendes, interessantes Interview, ist halt mal was anderes, als die zigtausendste "neues Album ist unser bestes bisher, weil..."-Selbstbeweihräucherung. Und was manche hier im Forum da reininterpretieren finde ich stellenweise arg übertrieben.
 
"SPIEGEL ONLINE: Herr Trummer, Ihr aktuelles Album "The White Goddess" ist damals in Deutschland auf Platz 65 der Media-Control-Charts eingestiegen. Wie haben Sie das eigentlich gefeiert?

Trummer:
Nachdem wir die Nachricht vom Charteinstieg erhalten hatten, traf sich die Band mit einer Flasche Graf-Artos-Jahrgangssekt im Lieferwagen eines befreundeten Klempners. Dort quetschten wir den Abend über Ketchup-Tüten aus und diskutierten über Wittgenstein und Darwins Affentheorie."


Göttlich :D:D:D
 
Dieses Interview hingegen ist kaum erwähnenswert, enthält aber die beste jemals gegebene Antwort in der Geschichte des Interviews, nämlich direkt auf die erste Frage:

https://www.spiegel.de/kultur/musik/amtlich-atlantean-kodex-im-interview-a-959066.html

"SPIEGEL ONLINE: Herr Trummer, Ihr aktuelles Album "The White Goddess" ist damals in Deutschland auf Platz 65 der Media-Control-Charts eingestiegen. Wie haben Sie das eigentlich gefeiert?

Trummer:
Nachdem wir die Nachricht vom Charteinstieg erhalten hatten, traf sich die Band mit einer Flasche Graf-Artos-Jahrgangssekt im Lieferwagen eines befreundeten Klempners. Dort quetschten wir den Abend über Ketchup-Tüten aus und diskutierten über Wittgenstein und Darwins Affentheorie."


Göttlich :D:D:D

In der Tat ne Mega Antwort. Nochmal ein Smphatie Punkt mehr für Herrn Trummer. Der hat wohl gerade nen Lauf bei mir :D

Die Antwort des Fragenden darauf "passt zu ihrem Image" ist aber auch göttlich :jubel:


Aber was lese ich da unter dem Interview.... geführt von Boris Kaiser ..... des Hessen-Kaiser ausm RH o_O
 
Passend hierzu ein altes Interview aus Bardo Methodology von 2017 - fand/finde ich auch sehr gelungen - genau so wie das aktuelle Interview in der DF

http://www.bardomethodology.com/articles/2017/01/04/atlantean-kodex-interview/

Da sagt er's doch sehr deutlich:
"There’s no denying that I don’t really feel at home in the modern world and long for a higher, nobler and more spiritual era“
und
„our connection with the metaphysical is increasingly suffocated by the rational demands of modernity.
Western civilisation has become spiritually illiterate, he says, blind to its own soul and roots.“

Von mir aus soll er ruhig seine persönlichen Sehnsüchte pflegen (Zumal er ja auch eine Menge anderer - in meinen Augen deutlich sinnvollere - Dinge sagt). Wenn er sie aber öffentlich ausbreitet, ist es doch wohl völlig angemessen, sie zu problematisieren.
 
Zurück
Oben Unten