Nachdem ich hier mitgelesen, manch einen Quatsch beigetragen und während des Handballspiels das ein oder andere Bier in den Kopf gekippt habe, habe ich Lust, einen ähnlichen pathosschwangeren Post zu schreiben.
Als ich vor über 10 Jahren studiumsbedingt nach Würzburg gezogen bin, kannte ich genau eine Person. So, wie ich nunmal bin, habe ich auch wenig Anschluss gefunden. Über die bösen, bösen modernen Kanäle habe ich erfahren, dass es ein Metalfestival in der Stadt gab - das Hammer of Doom. Ich kannte keine einzige Band. Vorher habe ich aber trotzdem in Manilla Road reingehört und mich auf den Pflock verliebt. Auf dem Festival selbst bin ich etwas verpeilt, biertrinkenden und Amorphissummerbreezeshirttragend herumgesteuert. Als ich dann von einem eher skeptischen Veteranen angesprochen wurde, warum ich eigentlich hier sei, und Manilla Road antwortete, gab es ein breites Grinsen, ein Freibier und ein "geil, dass ihr jungen Leute endlich merkt, was das für eine geile Band ist". Auch wenn ich mich anfangs komisch gefühlt habe, nur fünf Konzerte auf dem Buckel und etwas skeptisch, wie es bei so obskuren Veranstaltungen abgeht, nach dem Wochenende war ich hooked on metal. Danach bin ich auf allerhand Konzerte und Festivals, am wichtigsten haben sich die Dinger von Oli und im mächtigen Immerhin erwiesen.
Verrückte Tage und Abende, an die ich immer noch gerne zurück denke, wunderbare Menschen, die ich kennengelernt habe, vor allem den mächtigen @GrandMarkus, der einfach mal so ziemlich der coolste Dude ist, den ich kenne. Ohne Metalassault'sche Sozialisierung wäre ich wahrscheinlich nicht an einem Mittwochabend zu Speedtrap in den kuschligsten Bunker der Welt gepilgert. Ein paar Jahre und tolle Erfahrungen später kam dann Corona und ein persönlicher Tiefschlag, der mich nicht nur auf den Boden, sondern in die Tiefen der Hölle befördert hat. Dann kam das KIT Rising. Meine ewige Lieblingsband spielt vor der Tür. Dass sie das Old-school-Set nicht gespielt haben (ich bin immer noch der Meinung, wenn sie mit Banish From Sanctuary eröffnet hätten, wäre der Tenor anders), geschenkt. Aber das war ein denkwürdiges Wochenende, an dem ich viele liebe Menschen, die ich sonst nicht getroffen hätte, wieder getroffen habe, an dem ich so oft wie noch nie vorne eskaliert bin, an dem ich einfach mal von der ganzen Kacke abschalten konnte. Dafür bin ich dankbar, ohne irgendeinen der Verantwortlichen persönlich zu kennen. Die Veranstaltungen von Oli haben ein Drittel meines Lebens signifikant geprägt. Und alleine dafür verdient er alles. Dass Menschen Signale unterschiedlich wahrnehmen und interpretieren, siehe Nocturnal, dass man nicht jeden mag und von jedem gemocht wird, passiert, das ist einfach, na ja, menschlich. Und das ist es für mich, was diese Szene so besonders macht. Wenn sich die Szene dadurch definieren will, möglichst exklusiv, möglichst asozial zu sein, dann will ich nicht Teil dieser Szene sein. Wie gesagt, ich bin auch öfter hackedicht, bin beknackt unterwegs, aber sich darüber zu definieren - was soll die Scheiße? Die Szene, die ich kennen und lieben gelernt habe, hat einfach Bock auf die Musik und wenn du geil bist, biste halt geil, wenn nicht, dann halt nicht. Was solls?
Was ich unterm Strich sagen will: Nur weil man ein verqueres Bild hat, muss man Menschen, die für viele wichtig sind, nicht die Relevanz absprechen. Nur weil man Kanäle, die viele, die es vielleicht nicht auf dem Schirm haben, erreichen, nutzt, ist es nicht schlecht. Im Gegenteil.