Absagen rund um SARS-CoV2 (COVID 19) und alles drum herum

Endlich spricht es mal jemand aus, dass es aktuell seriös ist zu behaupten, dass die Auswirkungen der Pandemie noch Jahre dauern werden. Nach wie vor wird ja suggeriert nächstes Jahr kommt der Impfstoff-Heiland aus dem All angeflogen und dann ist aller wieder gut. Was dann für die Branche und die Konzertszenerie, Clubs etc. an sich bedeutet...?

https://www.tagesspiegel.de/wissen/...males-leben-erst-in-zwei-jahren/25560996.html
Bin da eh noch skeptisch was Impfstoff und Wiedererkrankte betrifft. Hoffe natürlich das das funktioniert.
 
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Ist bekannt und als Wundheil-Pflaster besser als nix.

Aber mir fehlen nachhaltige Lösungs-Ansätze zum kulturellen Leben MIT Corona.
Rein und raus, bzw. hoch und runter, mit irgendwelchen Maßnahmen, ist zwar für den Moment eine manchmal notwendige und vielleicht auch passende Maßnahme, aber nix für Dauer und immer noch viel zu pauschal.

Viel zu wenig wird der immense Unterschied zwischen drinnen und draußen bedacht. Viele der kleineren Veranstaltungen draußen hätten, mit einigen Anpassungen, ohne Probleme realisiert werden können und könnten auch weiterhin, trotz der steigenden Zahlen, stattfinden.
 
Da stimme ich Dir vollkommen zu! So wie es aussieht, ist es im Moment realistischer, dass man mit dem Driss noch einige Jahre klarkommen muss. Insofern sind dann spätestens ab Spätfrühling 2021 von den Kommunen und insbesondere den größeren Städten Konzepte für umfassende Open-Air-Angebote einzufordern.

Da muss man dann halt den notwendigen politischen Druck aufbauen. Weil da einfach zuviele Jobs dranhängen, wird da hoffentlich auch was passieren. Zumal dauerhafte Kurzarbeiterkohle auch nicht die staatlich günstigste Variante ist.
 
Weil da einfach zuviele Jobs dranhängen, wird da hoffentlich auch was passieren.
Da die Veranstaltungsbranche keine nennenswerte Lobby hat (Ausnahme: Karneval) und die Jobs nicht so hochbezahlt sind wie z.B. in der Automobilindustrie, glaube ich da nicht so recht dran. Das Nötigste wird getan werden.
Anyway, habe nun die erste Kamera verkauft, die nächste folgt, vielleicht gehe ich zum Film.
 
Was hab ich vor kurzem gelesen, sinngemäß:
Die Veranstaltungsbranche verliert mit jedem Monat Lockdown den kompletten Jahresertrag, quasi jeden Monat ein Jahr. Wielange kann man sowas überleben/ mit Hilfen auffangen ? :hmmja:
 
Da die Veranstaltungsbranche keine nennenswerte Lobby hat (Ausnahme: Karneval) und die Jobs nicht so hochbezahlt sind wie z.B. in der Automobilindustrie, glaube ich da nicht so recht dran.

Tja, kann schon sein, dass es in diese Richtung geht, leider. Aber so wie der jetzige Status Quo ist, kann es ja auch nicht bleiben.
 
Da die Veranstaltungsbranche keine nennenswerte Lobby hat (Ausnahme: Karneval) und die Jobs nicht so hochbezahlt sind wie z.B. in der Automobilindustrie, glaube ich da nicht so recht dran. Das Nötigste wird getan werden.
Anyway, habe nun die erste Kamera verkauft, die nächste folgt, vielleicht gehe ich zum Film.

Hinzu kommt, dass die Hürden, um sich für Nothilfen zu qualifizieren, mitunter absurd hoch und verstiegen sind, da viele in der Branche erwerbsbiographisch nicht unbedingt in das enge Raster normierter Ausbildungsmodelle und Berufsbezeichnungen passen und auch die Arbeitsverhältnisse nicht immer den Standards der festangestellten und tariflich geregelten Vollzeitbeschäftigung entsprechen. Wenn ich daran denke, durch welche behördlichen Irrgärten einige meiner Freunde, Bekannten und Kollegen sich da zum Teil kämpfen mussten, wird mir echt übel, da ich darauf eingestellt bin, selbst bald in einer ähnlichen Position zu sein. Momentan komm ich noch einigermaßen klar, aber ich gewöhne mich schonmal an den Gedanken, mir über kurz oder lang was eher "bürgerliches" suchen zu müssen.
 
Hinzu kommt, dass die Hürden, um sich für Nothilfen zu qualifizieren, mitunter absurd hoch und verstiegen sind, da viele in der Branche erwerbsbiographisch nicht unbedingt in das enge Raster normierter Ausbildungsmodelle und Berufsbezeichnungen passen und auch die Arbeitsverhältnisse nicht immer den Standards der festangestellten und tariflich geregelten Vollzeitbeschäftigung entsprechen. Wenn ich daran denke, durch welche behördlichen Irrgärten einige meiner Freunde, Bekannten und Kollegen sich da zum Teil kämpfen mussten, wird mir echt übel, da ich darauf eingestellt bin, selbst bald in einer ähnlichen Position zu sein. Momentan komm ich noch einigermaßen klar, aber ich gewöhne mich schonmal an den Gedanken, mir über kurz oder lang was eher "bürgerliches" suchen zu müssen.
Vielleicht kann ich dein part time-Sugardaddy sein.

Im Ernst: die Auswirkungen auf die Branche der Kulturschaffenden finde ich entsetzlich. Gegenwärtig, aber auch langfristig gedacht. Am meisten erfüllt mich auch die Gleichgültigkeit mit Wut, mit der dem Ganzen begegnet wird. Warum? Wegen Geld?
 
Das Problem ist halt, das es keine Lösung gibt. Finanzielle Hilfen sind halt eine extreme Hausnummer über so lange (womöglich noch längere und unbestimmte) Zeit. Aber ein Betrieb ist halt auch nicht möglich.
 
Im Ernst: die Auswirkungen auf die Branche der Kulturschaffenden finde ich entsetzlich. Gegenwärtig, aber auch langfristig gedacht. Am meisten erfüllt mich auch die Gleichgültigkeit mit Wut, mit der dem Ganzen begegnet wird. Warum? Wegen Geld?

Womöglich weil Kultur immer noch als immaterieller Wert gilt, der vermeintlich keine unmittelbar sichtbare Rendite abwirft und so zusammen mit Bildung, Soziales, Jugendarbeit, Pflege und ähnlichen eher weniger renditeträchtigen gesellschaftlichen Aufgaben in Notlagen grundsätzlich als erstes auf dem Richtblock landet. Kultur wird wahrscheinlich immer noch häufig als alimentierter Luxus wahrgenommen, was aufgrund der reinen Wirtschaftsleistung, die ja gerade im popkulturellen Bereich und in der Veranstaltungsbranche generiert wird, nicht nur aus soziokultureller Sicht, sondern auch rein ökonomisch betrachtet, absurd ist und mich immer mehr frustriert.

Auf das Angebot komme ich gerne zurück! :D
 
Womöglich weil Kultur immer noch als immaterieller Wert gilt, der vermeintlich keine unmittelbar sichtbare Rendite abwirft und so zusammen mit Bildung, Soziales, Jugendarbeit, Pflege und ähnlichen eher weniger renditeträchtigen gesellschaftlichen Aufgaben in Notlagen grundsätzlich als erstes auf dem Richtblock landet. Kultur wird wahrscheinlich immer noch häufig als alimentierter Luxus wahrgenommen, was aufgrund der reinen Wirtschaftsleistung, die ja gerade im popkulturellen Bereich und in der Veranstaltungsbranche generiert wird, nicht nur aus soziokultureller Sicht, sondern auch rein ökonomisch betrachtet, absurd ist und mich immer mehr frustriert.

Auf das Angebot komme ich gerne zurück! :D
Dabei schaffen doch gerade immaterielle Werte einen Lebensraum in einer Gesellschaft, der über das bloße Existieren hinausgeht und gestalten diesen aktiv mit, tragen ihn, hinterfragen auch. Vom Gefühl her hat bereits jetzt eine Verarmung und Verflachung eingesetzt. Ich spüre das zumindest bei mir selbst oder habe den Eindruck, das dies so wäre. Ein Mangel, der mit Brot und Geld und einer warmen Wohnung und dem ganzen Alltagsluxus nicht aufzufangen ist. Ich bin seltsam rastlos und unausgeglichen auf einer unterschwelligen Ebene.

Wo siehst du Ansatzpunkte, die Sicht auf Kultur zu verändern? Hin zu mehr realistischer Einschätzung ihrer wirtschaftlichen Kraft, vor allem aber auch in Hinblick auf eine ganz grundsätzliche Wertschätzung, und eben auch Fürsorge in Notzeiten (wenn man eh schon so alleine rumkämpft), weg vom gerne-in-Anspruch-nehmen, aber strukturell nichts dafür geben wollen.
 
Wo siehst du Ansatzpunkte, die Sicht auf Kultur zu verändern? Hin zu mehr realistischer Einschätzung ihrer wirtschaftlichen Kraft, vor allem aber auch in Hinblick auf eine ganz grundsätzliche Wertschätzung, und eben auch Fürsorge in Notzeiten (wenn man eh schon so alleine rumkämpft), weg vom gerne-in-Anspruch-nehmen, aber strukturell nichts dafür geben wollen.

Da bin ich überfragt, denn ich empfinde die gesellschaftliche und hier vor allem politische Wertschätzung von Kultur als ganz merkwürdig ambivalent. Sie wird zugleich als Luxus wahrgenommen, soll aber nach Möglichkeit besonders niedrigschwellig verfügbar sein. Sie wird in Notzeiten für verzichtbar gehalten, doch gerade wenn es ihnen schlecht geht, scharen sich die Menschen um die Lagerfeuer, die ihnen die Kultur bereiten kann, um sich Geschichten zu erzählen, abzulenken oder neue Sichtweisen zu erproben. Sie erfordert absolute Hingabe und Selbstausbeutung der Schaffenden, verunmöglicht jenen aufgrund der Verknappung der Mittel jedoch zu weiten Teilen von ihrer Arbeit zu leben. Vielleicht zeichnet dies aber auch die Kultur aus, nämlich, dass sie sich nicht so einfach merkantil bemessen lässt.

Im Bereich der Popkultur und in der Veranstaltungsbranche sieht dies natürlich anders aus, denn da wird ganz real in harter Währung ein enormes Volumen erwirtschaftet, weswegen mich die fast schon an Fahrlässigkeit grenzende Gleichgültigkeit, mit der den erschütternden Verwerfungen in jenem Bereich von politischer Seite begegnet wird, umso ratloser macht. Ganz zu schweigen von der Funktion eines gesunden Kulturbertriebes als gesellschaftlichen Kitts, erscheint mir dieses Laufenlassen zumindest im Bereich der massenwirksamen, populären und eben ökonomisch enorm zugkräftigen Kultur als regelrecht verantwortungslos.

Ich mochte immer das Bonmot über das ganz alte Hollywood während des Goldenen Zeitalters des Films. Dort wurden Ideen zu Licht gemacht, Licht wurde zu Geld gemacht und dieses Geld wurde wiederum in neue Ideen investiert. Dies lässt sich, denke ich, auf viele Bereiche des Kulturschaffens übertragen, an dessen Ende der Schöpfungskette ein wie auch immer geartetes Publikum steht. Nur wird momentan vergessen, dass auch das schönste Licht einen Brennstoff und ein Gefäß braucht, um zu leuchten und den Menschen den Weg an einen Ort zu weisen, an dem sie im besten Fall gemeinsam über das Menschsein nachdenken, oder besser diesem gemeinsam nachspüren können, um daran zu wachsen. Oder einfach mal nur zu fühlen, abzuschalten, zu atmen, Katharsis zu finden.

Insgesamt bin ich sicher, dass es neue Wege geben wird, dass die Kreativität sich weiter Bahn brechen wird, dass Künstler und Kulturschaffende natürlich weiter arbeiten, weil es einfach aus ihnen raus muss, denn sonst gehen sie in ihrem eigenen Inneren unter. Die Verwertungsmodelle, die Strukturen, die Budgets werden sich ändern, die Medien in Teilen bestimmt auch. Leider auch das Personal, denn viele werden es nicht schaffen, wenn es so weitergeht. Und das entsetzt mich, macht mich traurig, wütend und momentan noch ratlos.
 
Ok, spät am Abend noch ein wenig akademisch rumgesülzt. Theoretisch vorgedacht ist das schon längst, am besten nachzulesen im Klassiker Economies of Signes and Spaces von Lash und Urry bereits aus dem Jahre 1984. Im Deutschen dann als die "Globale Kulturindustrie" modifiziert 2000 erschienen. Ist halt so ne Adorno Verlängerung, vereinfacht gesagt.

Eine Ökonomin namens Mazzucato macht sich über die Neuvermessung von Wert und Kulturproduktion geradezu revolutionär Gedanken. Warning: Zum Lesen ist das eher ultra-Deathmetal: https://www.freitag.de/produkt-der-woche/buch/wie-kommt-der-wert-in-die-welt

Letztlich ist das bei Fragen in der praktischen politischen Umsetzung doch stark von der Macht der Lobbygruppen abhängig (schreibt ne miese Bitch, die ihr Geld eher direkt als indirekt von der Autoindustrie bekommt).
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Aber ein Betrieb ist halt auch nicht möglich.

Das sehe ich anders.

Sehr viel wäre im Sommer möglich gewesen und auch jetzt noch. Man muss nur GENAU hinschauen und überlegen und die Feinheiten erkennen. Ob ein Ticket oder ein Einkaufswagen abkassiert werden, macht virologisch doch KEINEN Unterschied. Lange wurde es aber so behandelt. Im ersten Moment war der Einkaufswagen evtl., "systemrelevanter". Auf Dauer, die mittlerweile längst eingetreten ist, aber nicht.

Hessen schafft nun, zum Glück die 3 qm-Regel ab. Nutzt natürlich den Bayern, u.s.w. nichts...

Ich sehe hier auch nicht nur die "künstlerische, evtl. gar feingeistige" Kultur, sondern die ganze "Veranstaltungsbranche", über Kino, Messe, Jahrmarkt, bis zum Rummelplatz. Alle sind es wert, erhalten zu werden.
 
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