Bohren & der Club of Gore

Das war tatsächlich mein Start in diese Welt, leider hat sich auf Langzeit nur wenig bewährt. An vielen der dortigen Releases merkt man, wie schnell derartige Musik tatsächlich in Langeweile und Beliebigkeit kippen kann. Radare kenne ich allerdings noch nicht, glaube ich.
Gestern habe ich dann mal geschaut, welche Bands noch mit Bohren verglichen werden, dabei stolperte ich u.a. über "Dead People's Trails" von Heroin And Your Veins. Auch ein gutes Beispiel dafür, wie man versucht diesen Vibe zu erzeugen und dabei einfach nicht genug Tiefe erlangt, weil Ideen fehlen oder die Inszenierung eben doch nicht so perfekt ist.
 
Ach komm, du hast doch selbst studiert. Was ich nicht leiden kann, sind die Leute, die in den ruhigen Momenten quatschen und ständig zur Bar und zurück rennen, das macht mir immer die Stimmung kaputt.

Dir scheint schon klar zu sein, auf welches Publikum ich anspielte, oder?
 
Dir scheint schon klar zu sein, auf welches Publikum ich anspielte, oder?
Dazu müsste ich Vorurteile gegenüber einer Menschengruppe haben, aber die hab ich ja nicht. :jubel:

Die letzten Jahre hatte ich die Bohren-Konzerte immer ausgelassen, aber jetzt hätte ich schon wieder Lust, sie mal wieder zu sehen. Am liebsten wäre natürlich wieder ein bestuhlter Saal. Edit: Ah, sie spielen nächsten Januar im Funkaus Berlin: https://www.funkhaus.events/produkt...er-club-of-gore-funkhaus-berlin-am-2019-01-25

@echelon Das Saxophon ist da doch das Horrorsoundtrackinstrument schlechthin.
 
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Black Earth läuft grad wieder, inspiriert durch den Thread. So toll! Danach Coltrane - Live in Japan. Etwas die Ruhe aus dem Jazz bringen. <3
Dazu müsste ich Vorurteile gegenüber einer Menschengruppe haben, aber die hab ich ja nicht. :jubel:

Halte ich für ein Gerücht. ;) Ich meine sehr wohl die, für die es zum guten Ton gehört, auf bestimmte angesagte Konzerte zu gehen, und dann halb desinteressiert pathetisch überkritisch während des Sets nicht die Fresse halten können, weil Bourdieu oder Luhmann dies und das gesagt haben. Im Prinzip meine ich Typen wie mich selbst, nur gehe ich nicht auf Konzerte, weil es der Zeitgeist vorgibt, oder gehe raus, wenn ich es doof finde (meist), oder halte zumindest drin das Maul.

Fand Bohren bei den späteren Shows bisweilen exorbitant langweilig und war vom Publikum genervt. Zweimal hab ich das halbe Set verschlafen. Einmal bin ich im Stehen eingepennt. Das muss nicht negativ der Band angerechtnet werden. Trotzdem für mich nur bedingt Livemusik. Ich hab es lieber fetzig und (wenn nicht fetzig, dann) laut. Bohren (ruhigen Jazz, Ulver oder auch die wenigen Post Rock-Bands, die ich noch mag, oder eher ambiente Geschichten bspw. auch) hör ich lieber zuhause. Live kommt das leider kaum noch an mich ran, weil ich auch nicht so in Stimmung komme bei solchen Sounds. Da muss das Ambiente einfach dann auch nahezu perfekt stimmig sein, sonst funzt das schwerlich für mich (ist bei Black Metal btw. nicht anders, deswegen meide ich BM-Konzerte eher).
 
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In einem Interview hieß es auch, dass Bestuhlung erwünscht ist, damit die Leute wegknacken können.:D

Ich meine sehr wohl die, für die es zum guten Ton gehört, auf bestimmte angesagte Konzerte zu gehen, und dann halb desinteressiert pathetisch überkritisch während des Sets nicht die Fresse halten können, weil Bourdieu oder Luhmann dies und das gesagt haben.

Ich kann's mir vorstellen, dachte aber immer, in der Form kämen die nur in Rainald Goetz-Erzählungen vor (genauer: hauptsächlich in Form des dortigen Erzählers). Gruseliger Gedanke, dass ein ganzer Konzertsaal so drauf sein könnte.

Erster Ton erklingt, Sitznachbar zu seinem Nachbarn (mit absichtlich viel zu lauter Stimme): "Das ist mal wieder typisch abgedroschen, in der Postmoderne kann man sowas echt nicht mehr bringen. Das hat Diederichsen schon ganz richtig erkannt, der Zerfall blablablabla...!"

Träumchen. ♥ Ich will trotzdem hin.
 
Dazu müsste ich Vorurteile gegenüber einer Menschengruppe haben, aber die hab ich ja nicht. :jubel:

Die letzten Jahre hatte ich die Bohren-Konzerte immer ausgelassen, aber jetzt hätte ich schon wieder Lust, sie mal wieder zu sehen. Am liebsten wäre natürlich wieder ein bestuhlter Saal. Edit: Ah, sie spielen nächsten Januar im Funkaus Berlin: https://www.funkhaus.events/produkt...er-club-of-gore-funkhaus-berlin-am-2019-01-25

@echelon Das Saxophon ist da doch das Horrorsoundtrackinstrument schlechthin.

Ja, Saxophon kann wirklich der Horror sein.
Mir gefällt die Midnight Radio tatsächlich am besten.
Als ich zur ersten Platte mit Clöser mal ein Konzert mit denen machte und er was von wegen: "Ey, das Saxophon muss so richtig schmierig klingen, ey...Rotlicht und so, du weißt schon..." dem Mischer auftrug und das dargebotene anschließend auch nicht so der bringer war, hatten sich Bohren damit für mich erledigt.
 
Ich kann's mir vorstellen, dachte aber immer, in der Form kämen die nur in Rainald Goetz-Erzählungen vor (genauer: hauptsächlich in Form des dortigen Erzählers). Gruseliger Gedanke, dass ein ganzer Konzertsaal so drauf sein könnte.

Erster Ton erklingt, Sitznachbar zu seinem Nachbarn (mit absichtlich viel zu lauter Stimme): "Das ist mal wieder typisch abgedroschen, in der Postmoderne kann man sowas echt nicht mehr bringen. Das hat Diederichsen schon ganz richtig erkannt, der Zerfall blablablabla...!"

Genau sowas in der Art. Wenn Du mal zu Sunn (oder eine andere Band, die so ein vermeintlich intellektuelles Gerüst mitliefert, gibt es ja auch im Metal zuhauf) gehen solltest, achte drauf, wie schnell sich der Konzertsaal leert und wieviele draußen stehen und quatschen. Ist bemerkenswert. Da kann ich Wolfs Studentenmusik-Bashing schon irgendwo nachvollziehen. Ich denke, mein Punkt ist klar, damit müssen wir den Thread nicht weiter verseuchen.

Ich würd mir Bohren, sofern in der Nähe, auch wieder anschaun.
 
Es ist denn jetzt an Sunn intellektuell ?! Das ist pure Instinkt“Musik“ und funktioniert für mich vor allem über Atmosphäre.
 
Ich mag die Band wirklich gern, aber eine Sache stört mich doch je nach Stimmungslage mehr oder weniger erheblich: Der atmosphärisch-gemeinte Synthie-Hintergrund-Teppich. Das ist für mich unnötiger Kitsch, der die Sache unnötig zukleistert. Wenn's doch nur Saxophone, Klavier, Bass und Schlagzeug wäre (besser auch ein akustisches/Live-Schlagzeug)! ... dann wären sie für mich absolut großartig. Mir kommt's vor, als würden sie der Kraft ihres Minimalismus nicht so ganz trauen und müßten ihren Sound um ein paar Klischees anreichern, damit's auch ja seine "richtige" Zielgruppe findet.

Live gefällt mir auch sehr der Humor der Band. Die Ansagen sind zum wegschmeißen. Ich hab den Eindruck, die haben da in Mührheim an der Ruhr irgendwas im Wasser und ich höre eine Humor-Verwandtschaft zu Helge Schneider.raus.
 
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Oh yeah! Da hab' ich auch noch einen meiner Beiträge der Duftmarke "DIE GEFALLEN MIR AUCH!!!1" im Ärmel. Aber halt tatsächlich :)

Ich kenne auch nur drei Alben, nämlich "Black Earth", "Piano Nights" und die "Sunset Mission". Letztere thront da für mich recht deutlich über den anderen, der Vibe schlägt schon sehr konkret etwas in mir an... eigentlich eh das, was das Covermotiv bereits aussagt. Das passt so ungemein gut, sowas hab' ich selten bei Alben-Covern erlebt bislang.
Richtig mächtig, ein Album, das ich am Vormittag im Sommer genauso gern höre wie zum Einschlafen im Winter.
Live war ich noch nie dabei und müsste mich da auch erst einfinden und wüsste wohl erst nach dem Konzert endgültig, ob das ganze auf der Bühne etwas für mich ist oder nicht. Jedenfalls eine irre gute Band mit überdeutlichen musikalischen Alleinstellungsmerkmalen, macht schwer Bock die zu hören und für die Alben muss ich wie gesagt auch nicht erst groß in Stimmung sein, irgendwie passt das einfach immer. Ist ja irgendwie auch recht sexy, der Sound. Und wann passt sowas schon nicht :)
 
Ich mag die Band wirklich gern, aber eine Sache stört mich doch je nach Stimmungslage mehr oder weniger erheblich: Der atmosphärisch-gemeinte Synthie-Hintergrund-Teppich. Das ist für mich unnötiger Kitsch, der die Sache unnötig zukleistert. Wenn's doch nur Saxophone, Klavier, Bass und Schlagzeug wäre (besser auch ein akustisches/Live-Schlagzeug)! ... dann wären sie für mich absolut großartig. Mir kommt's vor, als würden sie der Kraft ihres Minimalismus nicht so ganz trauen und müßten ihren Sound um ein paar Klischees anreichern, damit's auch ja seine "richtige" Zielgruppe findet.

Jetzt, wo ich gerade "Beileid" höre, stört mich das auch wieder enorm. Bei den älteren VÖs ist das nicht so, aber ich finde "Beileid" und "Geisterfaust" i.A. nicht so toll.
 
Ich finde BOHREN auch großartig!
Die sind für mich ein Paradebeispiel dafür, dass (sehr) langsame, ruhige Musik nicht langweilig sein muss. Da erzeugt bei mir manchmal fast jeder Ton Gänsehaut! Ist aber Musik, die ich am ehesten spät abends oder nachts höre, wenn meine Freundin schon schläft (das stört sie dann auch beim Einschlafen nicht, obwohl man in unserem Schlafzimmer mitbekommt, wenn ich im Arbeitszimmer Musik höre). Da passt es dann auch perfekt zur Stimmung.
Bin noch nicht so bewandert in der Diskografie, hab bisher nur "Sunset Mission", "Black Earth", "Dolores" und "Piano Nights", wovon ich die letzten beiden am häufigsten gehört und auch schon verinnerlicht habe. Denke, die anderen Alben brauche ich auch noch...
 
Hab mir gerade mal ein paar Stücke vom Debüt angehört - eigentlich auch schon ganz cool, aber die Timingschwankungen machen mich kirre! Dann brauch ich von den Alben wohl nur noch "Midnight Radio" (wenn das da besser ist) und "Geisterfaust".
 
Das ist überhaupt nicht so selten. Ein Freund von mir hat sie mal auf einem kleinen Festival gesehen und behauptet immer noch dies sei das fürchterlichste gewesen was er jemals i.S. Konzert ertragen musste. Ist halt für viele Ohren auch eine ganz spezielle Form von "radikaler Musik", auch wenn man sich das selbst nicht wirklich vorstellen kann... ;>
 
Leute die Bohren mögen, sollten vielleicht auch ... mal das australische Klavier/Bass/Schlagzeug-Trio The Necks anhören. Die drei Musiker spielen seit 32 Jahren zusammen. Ihre Konzerte bestehen meist aus zwei ca. 45-minütigen Improvisationen, wie beispielsweise hier im Londoner Cafe Oto: Auf ihren Platten erweitern sie ihre Klangpalette durch ein paar overgedubbte Instrumente. Ein schöner Einstieg ist die 2-LP Unfold von 2017 mit einem Stück je Plattenseite:
https://www.youtube.com/watch?v=LkLnyvNS-GM
Gerade neue erschienen ist das Album Body: https://www.youtube.com/watch?v=qE8g2W0mWOY

Bei The Necks geht's nicht so sehr um Langsamtkeit im doomigen Sinne (wie man sie bei Bohren möglicherweise ausmachen kann), aber doch sehr stark um Entschleunigung oder nennen wir es eine strukturelle Langsamkeit. Ihre Musik setzt vorrangig auf Repetition und eine sehr langsame, fast unmerkliche Entwicklung.

Ich habe sie wohl ein gutes Duzent mal live gehört und zuletzt am Samstag im Funkhaus in Berlin. Es ist immer wieder eine Freude.
 
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Das ist überhaupt nicht so selten. Ein Freund von mir hat sie mal auf einem kleinen Festival gesehen und behauptet immer noch dies sei das fürchterlichste gewesen was er jemals i.S. Konzert ertragen musste. Ist halt für viele Ohren auch eine ganz spezielle Form von "radikaler Musik", auch wenn man sich das selbst nicht wirklich vorstellen kann... ;>
Davon kann ich auch berichten: Als ich vor gut zehn Jahren das erste Mal zu Bohren gegangen bin, war ich spät dran und sie hatten schon angefangen zu spielen. Ich wollte gerade beim Kassenmann den Eintritt bezahlen, da kam ein deutlich irritierter Konzertbesucher raus und wollte sein Geld zurück, weil er sich das alles völlig anders vorgestellt hatte. Bekam auch sein Geld zurück und ist abgezogen. Der Kassenmann wandte sich mir zu und fragte "Du weißt, was dich erwartet?" Konnte ich bejahen.

Ich hatte allerdings die letzten Jahre nur noch wenig Lust auf Bohren und fand auch, dass sich die (beim ersten Mal echt witzigen) trockenen Ansagen nach ein paar Live-Sichtungen etwas abnutzen. Jetzt mit etwas Abstand könnte ich eigentlich mal wieder was von denen einlegen, mindestens mal wieder die "Black Earth". Die "Geisterfaust" liegt auch noch in einem nicht einsortierten Stapel - hat, glaube ich, bisher tatsächlich nur einen einzigen Durchlauf bekommen. Im Vergleich zu "Geisterfaust" rocken die anderen Bohren-Sachen, die ich kenne, auch regelrecht nach vorne...
 
Sehe gerade, Bohren spielen am Freitag, den 25.01.19 im Funkhaus, Berlin. Könnte sie mir eigentlich auch nochmal anhören. Hab sie bisher nur einmal vor ca. 4 Jahren gehört, als ich sie gerade frisch für mich entdeckt hatte.
 
Sehe gerade, Bohren spielen am Freitag, den 25.01.19 im Funkhaus, Berlin. Könnte sie mir eigentlich auch nochmal anhören. Hab sie bisher nur einmal vor ca. 4 Jahren gehört, als ich sie gerade frisch für mich entdeckt hatte.
Karten sind bestellt und im Telefon gespeichert. Genau wie für 65daysofstatic, da werde ich am Samstag erstmals das Funkhaus ausprobieren.
 
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